Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch. [Spaltenumbruch]
Was er aber durch die Jndiani- Das sechzehende Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 196.Von den Vanilien. und 197. DJe Vanilien, sind nach des Herrn Die grossen Herren in Mexico lie- Man erwehle aber diejenigen Vani- Die Vanilien sind in Franckreich Was den Vanilien-Balsam belan- Das
Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. [Spaltenumbruch]
Was er aber durch die Jndiani- Das ſechzehende Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 196.Von den Vanilien. und 197. DJe Vanilien, ſind nach des Herrn Die groſſen Herren in Mexico lie- Man erwehle aber diejenigen Vani- Die Vanilien ſind in Franckreich Was den Vanilien-Balſam belan- Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0231"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.</hi> </fw><lb/> <cb n="269"/> <p>Was er aber durch die <hi rendition="#fr">Jndiani-<lb/> ſchen</hi> oder <hi rendition="#fr">Americaniſchen kleinen<lb/> Nuͤſſe</hi> verſtehet, weiß ich nicht, habe ihn<lb/> auch nicht drum fragen moͤgen, aus<lb/> Beyſorge, er duͤrfte mir eben wieder ei-<lb/> ne ſolche Antwort geben, als da ich ihn<lb/> wegen der Blume Orejevalla befragte.<lb/> Jndeſſen will ich gedencken, daß wir un-<lb/><cb n="270"/> ter dem Titel der <hi rendition="#fr">Jndianiſchen Nuß,</hi><lb/> Cocos-Areca- und Mußcat-Nuͤſſe, ſo<lb/> Maͤnnlein, als Weiblein, verkauffen.<lb/> Doch will ich eben auch nicht ſagen, daß<lb/> er die Cacaomandeln, welche unter die<lb/> andern zur Chocolate gehoͤrigen Sachen<lb/> kommen, dadurch verſtehe, alldieweil<lb/> ichs nicht verſichert bin.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das ſechzehende Capitel.<lb/><hi rendition="#g">Von den Vanilien</hi>.</hi> </head><lb/> <cb n="269"/> <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 196.<lb/> und 197.</note> <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#fr">Vanilien,</hi> ſind nach des Herrn<lb/><hi rendition="#fr">Rouſſeau</hi> Berichte, Schoten,<lb/> ohngefehr des halben Fuſſes lang, und ſo<lb/> dicke, als der kleine Finger eines Kindes,<lb/> hangen an einer Staude, die zwoͤlff bis<lb/> funffzehen Fuß hoch iſt, und wie unſre<lb/> gemeinen Bohnen muß geſtengelt wer-<lb/> den; darum ſie auch zum oͤftern an der<lb/> Mauer hin, oder unten an den Stamm<lb/> eines Baumes, oder aber an Pfaͤle und<lb/> andere dergleichen Dinge, daran ſie ſich<lb/> halten kan, gepflantzet wird. Der Sten-<lb/> gel iſt rund, voller Knoten, wie die Zu-<lb/> ckerrohr: daran hangen, an iedem Kno-<lb/> ten oder Gelencke, breite, dicke, Fingers-<lb/> lange Blaͤtter, die eben ſo gruͤn ſind als<lb/> wie der Stengel, und dem groſſen Weg-<lb/> breit nahe genug kommen. Nach die-<lb/> ſen folgen die Schoten, die anfangs<lb/> gruͤn, und hernach gelb ſind, endlich a-<lb/> ber immer braͤuner werden, ie mehr ſie<lb/> reiffen. Wenn ſie nun reiff worden,<lb/> ſammlen ſie die Leute zu <hi rendition="#fr">Mexico, Gua-<lb/> timalo</hi> und <hi rendition="#fr">S. Domingo</hi> ein, binden<lb/> ſie mit den Enden zuſammen, und legen<lb/> ſie in den Schatten, damit ſie trucken<lb/> werden. Nachdem, als ſie trucken wor-<lb/> den, und gut aufzuheben ſind, reiben<lb/> ſie ſie mit Oele, daß ſie nicht allzutrucken<lb/> werden, und zerbrechen; machen 50.<lb/> 100. bis 150. Stuͤck in ein Paͤcklein, und<lb/> uͤberſenden ſie uns. Andere aber, die<lb/> ſich mehr um den Profit, als um das Ge-<lb/> wiſſen bekuͤmmern, laſſen ſie ſo lang am<lb/> Stocke, bis ſie uͤberreiff worden, und auf-<lb/> ſpringen: vorher aber ſetzen ſie kleine ir-<lb/> dene Geſchirr, oder Becherlein unter die<lb/> Gewaͤchſe, den ſchwartzen wohlriechen-<lb/> den Balſam, der herausrinnet, aufzu-<lb/> fangen. Wann dann nichts mehr her-<lb/> auslauft, leſen ſie die Schoten zuſam-<lb/> men, und thun an ſtatt des Balſams<lb/> kleine Reislein und dergleichen Dinge<lb/> drein, naͤhen ſie wieder zu, und machen<lb/><cb n="270"/> Paͤcklein davon, die ſie dergeſtalt zurich-<lb/> ten, daß ſie den vorgedachten gantz und<lb/> gar gleich ſehen: Dannenhero findet<lb/> man zuweilen einige zuſammengenaͤhe-<lb/> te drunter, welche ausgedorret und ohn<lb/> alle Kraͤfte ſind.</p><lb/> <p>Die groſſen Herren in <hi rendition="#fr">Mexico</hi> lie-<lb/> ben dieſes Gewaͤchſe uͤberaus, theils we-<lb/> gen des lieblichen Geruchs derer Scho-<lb/> ten, und denn, weil ſie dieſelben ſo haͤuf-<lb/> fig unter die Chocolate thun. Die an-<lb/> dern aber handeln gern damit, weil ſie<lb/> ſehr groſſen Gewinn davon ziehen. Und<lb/> dieſe ſind die <hi rendition="#fr">Spanier,</hi> die uns dieſe<lb/> koͤſtliche Waare zuſenden, der ſie den<lb/> Namen <hi rendition="#fr">Vanilla</hi> gegeben, welches dem<lb/> Spaniſchen nach eine kleine <hi rendition="#fr">Scheide</hi><lb/> heißt, weil dieſe Schoten, als wie Schei-<lb/> den formiret ſind. Sie haben einen<lb/> angenehmen Geruch und Geſchmack.</p><lb/> <p>Man erwehle aber diejenigen <hi rendition="#fr">Vani-<lb/> lien,</hi> die fein voͤllig, dicke, lang, friſch,<lb/> wichtig, nicht runtzlicht oder mit Bal-<lb/> ſam angerieben ſind, die auch nicht an<lb/> einem feuchten Orte gelegen; denn,<lb/> wenn ſie gut, muͤſſen ſie feiſt und ſehr<lb/> zaͤhe ſeyn, und dazu angenehme riechen.<lb/> Jngleichen mag man ſich in Acht neh-<lb/> men, daß ſie fein gleich ſeyn, eine wie die<lb/> andere, denn manchmahl ſind mitten<lb/> in den Paͤcklein lauter kleine ausgedoͤrr-<lb/> te Vanilien, die gar keinen Geruch ha-<lb/> ben. Der Samen darinne, der uͤber<lb/> alle maſſen klein, muß ſchwaͤrtzlich und<lb/> glaͤntzend ſeyn.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Vanilien</hi> ſind in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi><lb/> ſehr gebraͤuchlich, denn ſie werden unter<lb/> die Chocolate gethan: andere aber ma-<lb/> chen den Tabac damit wohlriechend.<lb/> Man wil, daß ſie innerlich gebꝛaucht, den<lb/> Magen zu ſtaͤrcken, gar dienlich ſeyen.</p><lb/> <p>Was den <hi rendition="#fr">Vanilien-Balſam</hi> belan-<lb/> get, denſelben behalten die <hi rendition="#fr">Spanier</hi> fuͤr<lb/> ſich, und kommt gar keiner zu uns.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0231]
Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
Was er aber durch die Jndiani-
ſchen oder Americaniſchen kleinen
Nuͤſſe verſtehet, weiß ich nicht, habe ihn
auch nicht drum fragen moͤgen, aus
Beyſorge, er duͤrfte mir eben wieder ei-
ne ſolche Antwort geben, als da ich ihn
wegen der Blume Orejevalla befragte.
Jndeſſen will ich gedencken, daß wir un-
ter dem Titel der Jndianiſchen Nuß,
Cocos-Areca- und Mußcat-Nuͤſſe, ſo
Maͤnnlein, als Weiblein, verkauffen.
Doch will ich eben auch nicht ſagen, daß
er die Cacaomandeln, welche unter die
andern zur Chocolate gehoͤrigen Sachen
kommen, dadurch verſtehe, alldieweil
ichs nicht verſichert bin.
Das ſechzehende Capitel.
Von den Vanilien.
DJe Vanilien, ſind nach des Herrn
Rouſſeau Berichte, Schoten,
ohngefehr des halben Fuſſes lang, und ſo
dicke, als der kleine Finger eines Kindes,
hangen an einer Staude, die zwoͤlff bis
funffzehen Fuß hoch iſt, und wie unſre
gemeinen Bohnen muß geſtengelt wer-
den; darum ſie auch zum oͤftern an der
Mauer hin, oder unten an den Stamm
eines Baumes, oder aber an Pfaͤle und
andere dergleichen Dinge, daran ſie ſich
halten kan, gepflantzet wird. Der Sten-
gel iſt rund, voller Knoten, wie die Zu-
ckerrohr: daran hangen, an iedem Kno-
ten oder Gelencke, breite, dicke, Fingers-
lange Blaͤtter, die eben ſo gruͤn ſind als
wie der Stengel, und dem groſſen Weg-
breit nahe genug kommen. Nach die-
ſen folgen die Schoten, die anfangs
gruͤn, und hernach gelb ſind, endlich a-
ber immer braͤuner werden, ie mehr ſie
reiffen. Wenn ſie nun reiff worden,
ſammlen ſie die Leute zu Mexico, Gua-
timalo und S. Domingo ein, binden
ſie mit den Enden zuſammen, und legen
ſie in den Schatten, damit ſie trucken
werden. Nachdem, als ſie trucken wor-
den, und gut aufzuheben ſind, reiben
ſie ſie mit Oele, daß ſie nicht allzutrucken
werden, und zerbrechen; machen 50.
100. bis 150. Stuͤck in ein Paͤcklein, und
uͤberſenden ſie uns. Andere aber, die
ſich mehr um den Profit, als um das Ge-
wiſſen bekuͤmmern, laſſen ſie ſo lang am
Stocke, bis ſie uͤberreiff worden, und auf-
ſpringen: vorher aber ſetzen ſie kleine ir-
dene Geſchirr, oder Becherlein unter die
Gewaͤchſe, den ſchwartzen wohlriechen-
den Balſam, der herausrinnet, aufzu-
fangen. Wann dann nichts mehr her-
auslauft, leſen ſie die Schoten zuſam-
men, und thun an ſtatt des Balſams
kleine Reislein und dergleichen Dinge
drein, naͤhen ſie wieder zu, und machen
Paͤcklein davon, die ſie dergeſtalt zurich-
ten, daß ſie den vorgedachten gantz und
gar gleich ſehen: Dannenhero findet
man zuweilen einige zuſammengenaͤhe-
te drunter, welche ausgedorret und ohn
alle Kraͤfte ſind.
Die groſſen Herren in Mexico lie-
ben dieſes Gewaͤchſe uͤberaus, theils we-
gen des lieblichen Geruchs derer Scho-
ten, und denn, weil ſie dieſelben ſo haͤuf-
fig unter die Chocolate thun. Die an-
dern aber handeln gern damit, weil ſie
ſehr groſſen Gewinn davon ziehen. Und
dieſe ſind die Spanier, die uns dieſe
koͤſtliche Waare zuſenden, der ſie den
Namen Vanilla gegeben, welches dem
Spaniſchen nach eine kleine Scheide
heißt, weil dieſe Schoten, als wie Schei-
den formiret ſind. Sie haben einen
angenehmen Geruch und Geſchmack.
Man erwehle aber diejenigen Vani-
lien, die fein voͤllig, dicke, lang, friſch,
wichtig, nicht runtzlicht oder mit Bal-
ſam angerieben ſind, die auch nicht an
einem feuchten Orte gelegen; denn,
wenn ſie gut, muͤſſen ſie feiſt und ſehr
zaͤhe ſeyn, und dazu angenehme riechen.
Jngleichen mag man ſich in Acht neh-
men, daß ſie fein gleich ſeyn, eine wie die
andere, denn manchmahl ſind mitten
in den Paͤcklein lauter kleine ausgedoͤrr-
te Vanilien, die gar keinen Geruch ha-
ben. Der Samen darinne, der uͤber
alle maſſen klein, muß ſchwaͤrtzlich und
glaͤntzend ſeyn.
Die Vanilien ſind in Franckreich
ſehr gebraͤuchlich, denn ſie werden unter
die Chocolate gethan: andere aber ma-
chen den Tabac damit wohlriechend.
Man wil, daß ſie innerlich gebꝛaucht, den
Magen zu ſtaͤrcken, gar dienlich ſeyen.
Was den Vanilien-Balſam belan-
get, denſelben behalten die Spanier fuͤr
ſich, und kommt gar keiner zu uns.
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |