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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch.
[Spaltenumbruch] lich, wenn sie lange ausgezogen gelegen,
oder von verdorbener Caßia bereitet
worden ist. Will zugleich, als im vor-
beygehen, jederman gewarnet haben,
daß ja niemand dergleichen Caßia bey den
meisten Apotheckern kauffe; denn viele,
wenn sie die Caßia ausgezogen, lassen
dieselbe mit Zucker sieden, und machen
sie also recht ein, auf daß sie dergestalt
dieselbige zu aller Zeit fertig haben kön-
nen, welches aber ein gräulicher Betrug
ist, indem diese im Zucker gekochte Caßia
gar wenig kostet, und eigentlich zu re-
den, blos eine confectio und Eingemach-
tes ist, welches viel ehe erhitzet als erfri-
[Spaltenumbruch] schet, da es doch purgiren solte. Darum
soll man keine ausgezogene Caßia weder
bey Spezereyhändlern, noch Apothe-
ckern kauffen sondern sie in seinem Bey-
seyn ausziehen lassen; nicht zwar, daß
man befürchten müsse, die Spezerey-
händler möchten mit Zucker eingesotte-
ne Caßia verkauffen, denn sie dieses
Stückgen nie im Gebrauch haben, son-
dern, weil sie die längst ausgezogene Cas-
sia für frische verkauffen dürfften.

Die Caßia ist in Franckreich so we-
nig bräuchlich, daß ausser die composi-
tiones,
dazu sie genommen wird, keine
hundert Pf. des Jahres verthan werden.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und dreyßigste Capitel.
Von Tamarinden.
[Spaltenumbruch]

DJe Tamarinden sind säuerliche
Früchte, welche uns aus Levante/
bald als wie Trauben, bald aber von
den Kämmen abgenommen, und ohne
dieselben, überbracht werden.

[Siehe]Fig. 223.

Der Baum, der sie bringt, hat gantz
kleine Blätter, nach welchen die weissen
Blüten, den Pomerantzenblüten nicht
ungleich, kommen: aus diesen entstehen
die Schote, welche zu anfangs grün sind,
und braun werden, wenn sie zeitig wor-
den, da sie dann die Einwohner also trau-
benweise einsammlen, und ein wenig trock-
nen lassen, ehe sie dieselben zu uns senden.

Man soll aber die Tamarinden er-
wehlen, welche feiste und frisch sind,
schwartz wie Agat sehen, und einen lieb-
lichen säuerlichen Geschmack haben; die
auch nicht im Keller gelegen, welches
gar leichtlich daran zu erkennen, wenn
sie gar zu feuchte sind, und nach dem
[Spaltenumbruch] Keller riechen, ingleichen, wenn die
Kerne geqvollen haben. Sie müssen
auch nicht mit Syrup, Zucker und
Weineßig angemacht, und verfälschet
seyn. Zur Artzney werden sie oft ge-
braucht, dieweil sie eine kühlende und
purgirende Kraft haben.

Die Tamarindenbäume wachsen zu
Senega sehr häuffig: dererselben Früch-
te machen die Neger zu Kuchen, wenn
sie zuvor die Kerne und das fasichte We-
sen heraus gethan, und bedienen sich ih-
rer gemeiniglich zu Löschung des Dur-
stes. Diese Tamarindenkuchen sind
röthlicht, und in Franckreich sehr rar.

Man richtet die Tamarinden eben
als wie die Caßia zu, und bereitet davon,
mit Zucker, eine Gattung Eingemachtes,
welches in Warheit nicht unangenehm:
desselben könte man sich auch in Franck-
reich,
als wie die Jndianer, bedienen.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und dreyßigste Capitel.
Von den gelben Mirobalanen.
[Spaltenumbruch]

MIrobalani citrini, die gelben Miro-
balanen/
sind Früchte, die in Jn-
dien, an vielen Orten, sonderlich zu Ba-
tacala
und Goa auf gewissen Bäu-
men wachsen, deren Blätter so, wie die
[Siehe] Fig. 224.Figur weiset, sehen. Wenn diese Früch-
te reiff sind, vergleichen sie sich unsern
Mirabellpflaumen, und beschliessen ei-
nen Stein, darinne ein Kern steckt, den
weissen Pinien nicht unähnlich.

Die Jndianer machen diese Früchte,
wenn sie noch grün sind, ein, als wie wir
die Pflaumen, und bedienen sich derer-
[Spaltenumbruch] selben zu Eröffnung des Leibes. Die
Portugiesen und Holländer bringen
sie eingemacht zu uns, die man alsdann
eben zu solchem Ende gebrauchen könnte.
Meistentheils aber werden sie getreugt
zu uns gebracht, und von den Apothe-
ckern zu den Galenischen compositionen
gebrauchet, wenn sie den Kern zuvor her-
aus genommen.

Die gelben Mirobalanen sollen
gelbroth sehen, lang und völlig, gleich-
sam aus eitel Ribben zusammen gesetzet,
anbey auch wichtig seyn, und schwerlich

zu zer-

Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
[Spaltenumbruch] lich, wenn ſie lange ausgezogen gelegen,
oder von verdorbener Caßia bereitet
worden iſt. Will zugleich, als im vor-
beygehen, jederman gewarnet haben,
daß ja niemand dergleichẽ Caßia bey den
meiſten Apotheckern kauffe; denn viele,
wenn ſie die Caßia ausgezogen, laſſen
dieſelbe mit Zucker ſieden, und machen
ſie alſo recht ein, auf daß ſie dergeſtalt
dieſelbige zu aller Zeit fertig haben koͤn-
nen, welches aber ein graͤulicher Betrug
iſt, indem dieſe im Zucker gekochte Caßia
gar wenig koſtet, und eigentlich zu re-
den, blos eine confectio und Eingemach-
tes iſt, welches viel ehe erhitzet als erfri-
[Spaltenumbruch] ſchet, da es doch purgiren ſolte. Darum
ſoll man keine ausgezogene Caßia weder
bey Spezereyhaͤndlern, noch Apothe-
ckern kauffen ſondern ſie in ſeinem Bey-
ſeyn ausziehen laſſen; nicht zwar, daß
man befuͤrchten muͤſſe, die Spezerey-
haͤndler moͤchten mit Zucker eingeſotte-
ne Caßia verkauffen, denn ſie dieſes
Stuͤckgen nie im Gebrauch haben, ſon-
dern, weil ſie die laͤngſt ausgezogene Caſ-
ſia fuͤr friſche verkauffen duͤrfften.

Die Caßia iſt in Franckreich ſo we-
nig braͤuchlich, daß auſſer die compoſi-
tiones,
dazu ſie genommen wird, keine
hundert Pf. des Jahres verthan werden.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und dreyßigſte Capitel.
Von Tamarinden.
[Spaltenumbruch]

DJe Tamarinden ſind ſaͤuerliche
Fruͤchte, welche uns aus Levante/
bald als wie Trauben, bald aber von
den Kaͤmmen abgenommen, und ohne
dieſelben, uͤberbracht werden.

[Siehe]Fig. 223.

Der Baum, der ſie bringt, hat gantz
kleine Blaͤtter, nach welchen die weiſſen
Bluͤten, den Pomerantzenbluͤten nicht
ungleich, kommen: aus dieſen entſtehen
die Schote, welche zu anfangs gruͤn ſind,
und braun werden, wenn ſie zeitig wor-
den, da ſie dann die Einwohner alſo trau-
benweiſe einſam̃len, und ein wenig trock-
nen laſſen, ehe ſie dieſelbẽ zu uns ſenden.

Man ſoll aber die Tamarinden er-
wehlen, welche feiſte und friſch ſind,
ſchwartz wie Agat ſehen, und einen lieb-
lichen ſaͤuerlichen Geſchmack haben; die
auch nicht im Keller gelegen, welches
gar leichtlich daran zu erkennen, wenn
ſie gar zu feuchte ſind, und nach dem
[Spaltenumbruch] Keller riechen, ingleichen, wenn die
Kerne geqvollen haben. Sie muͤſſen
auch nicht mit Syrup, Zucker und
Weineßig angemacht, und verfaͤlſchet
ſeyn. Zur Artzney werden ſie oft ge-
braucht, dieweil ſie eine kuͤhlende und
purgirende Kraft haben.

Die Tamarindenbaͤume wachſen zu
Senega ſehr haͤuffig: dererſelben Fruͤch-
te machen die Neger zu Kuchen, wenn
ſie zuvor die Kerne und das faſichte We-
ſen heraus gethan, und bedienen ſich ih-
rer gemeiniglich zu Loͤſchung des Dur-
ſtes. Dieſe Tamarindenkuchen ſind
roͤthlicht, und in Franckreich ſehr rar.

Man richtet die Tamarinden eben
als wie die Caßia zu, und bereitet davon,
mit Zucker, eine Gattung Eingemachtes,
welches in Warheit nicht unangenehm:
deſſelben koͤnte man ſich auch in Franck-
reich,
als wie die Jndianer, bedienen.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und dreyßigſte Capitel.
Von den gelben Mirobalanen.
[Spaltenumbruch]

MIrobalani citrini, die gelben Miro-
balanen/
ſind Fruͤchte, die in Jn-
dien, an vielen Orten, ſonderlich zu Ba-
tacala
und Goa auf gewiſſen Baͤu-
men wachſen, deren Blaͤtter ſo, wie die
[Siehe] Fig. 224.Figur weiſet, ſehen. Wenn dieſe Fruͤch-
te reiff ſind, vergleichen ſie ſich unſern
Mirabellpflaumen, und beſchlieſſen ei-
nen Stein, darinne ein Kern ſteckt, den
weiſſen Pinien nicht unaͤhnlich.

Die Jndianer machen dieſe Fruͤchte,
wenn ſie noch gruͤn ſind, ein, als wie wir
die Pflaumen, und bedienen ſich derer-
[Spaltenumbruch] ſelben zu Eroͤffnung des Leibes. Die
Portugieſen und Hollaͤnder bringen
ſie eingemacht zu uns, die man alsdann
eben zu ſolchem Ende gebꝛauchen koͤnnte.
Meiſtentheils aber werden ſie getreugt
zu uns gebracht, und von den Apothe-
ckern zu den Galeniſchen compoſitionen
gebrauchet, wenn ſie den Kern zuvor her-
aus genommen.

Die gelben Mirobalanen ſollen
gelbroth ſehen, lang und voͤllig, gleich-
ſam aus eitel Ribben zuſammen geſetzet,
anbey auch wichtig ſeyn, und ſchwerlich

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[0243] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. lich, wenn ſie lange ausgezogen gelegen, oder von verdorbener Caßia bereitet worden iſt. Will zugleich, als im vor- beygehen, jederman gewarnet haben, daß ja niemand dergleichẽ Caßia bey den meiſten Apotheckern kauffe; denn viele, wenn ſie die Caßia ausgezogen, laſſen dieſelbe mit Zucker ſieden, und machen ſie alſo recht ein, auf daß ſie dergeſtalt dieſelbige zu aller Zeit fertig haben koͤn- nen, welches aber ein graͤulicher Betrug iſt, indem dieſe im Zucker gekochte Caßia gar wenig koſtet, und eigentlich zu re- den, blos eine confectio und Eingemach- tes iſt, welches viel ehe erhitzet als erfri- ſchet, da es doch purgiren ſolte. Darum ſoll man keine ausgezogene Caßia weder bey Spezereyhaͤndlern, noch Apothe- ckern kauffen ſondern ſie in ſeinem Bey- ſeyn ausziehen laſſen; nicht zwar, daß man befuͤrchten muͤſſe, die Spezerey- haͤndler moͤchten mit Zucker eingeſotte- ne Caßia verkauffen, denn ſie dieſes Stuͤckgen nie im Gebrauch haben, ſon- dern, weil ſie die laͤngſt ausgezogene Caſ- ſia fuͤr friſche verkauffen duͤrfften. Die Caßia iſt in Franckreich ſo we- nig braͤuchlich, daß auſſer die compoſi- tiones, dazu ſie genommen wird, keine hundert Pf. des Jahres verthan werden. Das ein und dreyßigſte Capitel. Von Tamarinden. DJe Tamarinden ſind ſaͤuerliche Fruͤchte, welche uns aus Levante/ bald als wie Trauben, bald aber von den Kaͤmmen abgenommen, und ohne dieſelben, uͤberbracht werden. Der Baum, der ſie bringt, hat gantz kleine Blaͤtter, nach welchen die weiſſen Bluͤten, den Pomerantzenbluͤten nicht ungleich, kommen: aus dieſen entſtehen die Schote, welche zu anfangs gruͤn ſind, und braun werden, wenn ſie zeitig wor- den, da ſie dann die Einwohner alſo trau- benweiſe einſam̃len, und ein wenig trock- nen laſſen, ehe ſie dieſelbẽ zu uns ſenden. Man ſoll aber die Tamarinden er- wehlen, welche feiſte und friſch ſind, ſchwartz wie Agat ſehen, und einen lieb- lichen ſaͤuerlichen Geſchmack haben; die auch nicht im Keller gelegen, welches gar leichtlich daran zu erkennen, wenn ſie gar zu feuchte ſind, und nach dem Keller riechen, ingleichen, wenn die Kerne geqvollen haben. Sie muͤſſen auch nicht mit Syrup, Zucker und Weineßig angemacht, und verfaͤlſchet ſeyn. Zur Artzney werden ſie oft ge- braucht, dieweil ſie eine kuͤhlende und purgirende Kraft haben. Die Tamarindenbaͤume wachſen zu Senega ſehr haͤuffig: dererſelben Fruͤch- te machen die Neger zu Kuchen, wenn ſie zuvor die Kerne und das faſichte We- ſen heraus gethan, und bedienen ſich ih- rer gemeiniglich zu Loͤſchung des Dur- ſtes. Dieſe Tamarindenkuchen ſind roͤthlicht, und in Franckreich ſehr rar. Man richtet die Tamarinden eben als wie die Caßia zu, und bereitet davon, mit Zucker, eine Gattung Eingemachtes, welches in Warheit nicht unangenehm: deſſelben koͤnte man ſich auch in Franck- reich, als wie die Jndianer, bedienen. Das zwey und dreyßigſte Capitel. Von den gelben Mirobalanen. MIrobalani citrini, die gelben Miro- balanen/ ſind Fruͤchte, die in Jn- dien, an vielen Orten, ſonderlich zu Ba- tacala und Goa auf gewiſſen Baͤu- men wachſen, deren Blaͤtter ſo, wie die Figur weiſet, ſehen. Wenn dieſe Fruͤch- te reiff ſind, vergleichen ſie ſich unſern Mirabellpflaumen, und beſchlieſſen ei- nen Stein, darinne ein Kern ſteckt, den weiſſen Pinien nicht unaͤhnlich. Siehe Fig. 224. Die Jndianer machen dieſe Fruͤchte, wenn ſie noch gruͤn ſind, ein, als wie wir die Pflaumen, und bedienen ſich derer- ſelben zu Eroͤffnung des Leibes. Die Portugieſen und Hollaͤnder bringen ſie eingemacht zu uns, die man alsdann eben zu ſolchem Ende gebꝛauchen koͤnnte. Meiſtentheils aber werden ſie getreugt zu uns gebracht, und von den Apothe- ckern zu den Galeniſchen compoſitionen gebrauchet, wenn ſie den Kern zuvor her- aus genommen. Die gelben Mirobalanen ſollen gelbroth ſehen, lang und voͤllig, gleich- ſam aus eitel Ribben zuſammen geſetzet, anbey auch wichtig ſeyn, und ſchwerlich zu zer-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/243>, abgerufen am 21.11.2024.