Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung ersten Theils achtes Buch. [Spaltenumbruch]
Zibet zu thun pflegen. Etliche dage-gen, die sich nicht groß um den Geruch bekümmern, thun Myrrhe drunter, weil dieselbe, wie sie sagen, gut seyn soll, [Spaltenumbruch] die Kupferflecken im Gesichte zu vertrei- ben. Allein diese Milch muß recht schön Das zwantzigste Capitel. [Spaltenumbruch]
Von der Myrrhe. DJe Myrrhe ist ein Hartz, rinnet Diese kleinen Bäumlein, deren Blät- Man soll aber dieselbige Myrrhe er- Dagegen darff man nicht glauben, Weil aber dieser Myrrhe gar wenig Auch ist zu mercken, daß wir die Myr- Die Myrrhe wird sehr starck zur Artz- Aus der Myrrhe wird vermittelst sichts
Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch. [Spaltenumbruch]
Zibet zu thun pflegen. Etliche dage-gen, die ſich nicht groß um den Geruch bekuͤmmern, thun Myrrhe drunter, weil dieſelbe, wie ſie ſagen, gut ſeyn ſoll, [Spaltenumbruch] die Kupferflecken im Geſichte zu vertrei- ben. Allein dieſe Milch muß recht ſchoͤn Das zwantzigſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Von der Myrrhe. DJe Myrrhe iſt ein Hartz, rinnet Dieſe kleinen Baͤumlein, deren Blaͤt- Man ſoll aber dieſelbige Myrrhe er- Dagegen darff man nicht glauben, Weil aber dieſer Myrrhe gar wenig Auch iſt zu mercken, daß wir die Myr- Die Myrrhe wird ſehr ſtarck zur Artz- Aus der Myrrhe wird vermittelſt ſichts
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Dazu kauffen ja die Apothe-<lb/> cker alle die Myrrhe, die ſie wiederum<lb/> verkauffen, ſamt allen denen andern<lb/> Spezereyen, die ſie zu ihren Sachen<lb/> noͤthig haben, bey den Spezereyhaͤnd-<lb/> lern, welches iederman zur Gnuͤge be-<lb/> kannt iſt, und wenig Muͤhe brauchte,<lb/> es zu beweiſen.</p><lb/> <p>Weil aber dieſer <hi rendition="#fr">Myrrhe</hi> gar wenig<lb/> zu finden, deshalben muß man mit der-<lb/> jenigen zu frieden ſeyn, welche in klei-<lb/> nen Stuͤcklein, oder als wie dicke rothe<lb/><cb n="382"/> Tropfen iſt, welche helle und durchſchei-<lb/> nend ſind; die, wenn man ſie zerbricht,<lb/> inwendig kleine weiſſe rothe Striemen<lb/> hat, gleich als ob ſie mit dem Nagel<lb/> waͤre geritzet worden: daher auch der<lb/> Name <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Myrrhe onglée</hi>,</hi> gekommen: inglei-<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Myrrhe onglée</hi>.</hi></note><lb/> chen muß ein weiſſer ſchmierichter Saft<lb/> darinne ſeyn, welcher die von den Alten<lb/> ſo hochgeruͤhmte <hi rendition="#fr">Stacte</hi> iſt. 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Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.
Zibet zu thun pflegen. Etliche dage-
gen, die ſich nicht groß um den Geruch
bekuͤmmern, thun Myrrhe drunter,
weil dieſelbe, wie ſie ſagen, gut ſeyn ſoll,
die Kupferflecken im Geſichte zu vertrei-
ben.
Allein dieſe Milch muß recht ſchoͤn
roth und klar ſeyn, und ſtarck, iedoch
nicht nach dem Weinſpiritus riechen.
Das zwantzigſte Capitel.
Von der Myrrhe.
DJe Myrrhe iſt ein Hartz, rinnet
aus dem aufgeritzten Stamme ei-
nes ſtachlichten kleinen Baͤumgens, wie
helle durchſichtige Tropfen, welche weiß
ſind, und dunckelroth, wenn ſie aͤl-
ter werden.
Dieſe kleinen Baͤumlein, deren Blaͤt-
ter dem Ulmenlaube gleich ſehen, wach-
ſen in Menge in dem gluͤcklichen Ara-
bien, in Egypten und Africa, ſonder-
lich bey den Trogloditen/ daher auch
ihr Zuname entſtanden: wie ſie denn
um gleicher Urſache willen die Abyßi-
niſche Myrrhe genennet wird, weil ih-
rer gar viel in Abyßinien und des Prie-
ſter Johannis Lande geſammlet
wird.
Man ſoll aber dieſelbige Myrrhe er-
wehlen, welche als wie ſchoͤne goldgelbe
Tropfen, hell und durchſichtig iſt, ſich
leicht zerdruͤcken laͤßt, und leichte iſt, an-
bey einen bittern Geſchmack und einen
ſtarcken ziemlich unangenehmen Ge-
ruch hat: denn alſo muß die rechte
Myrrhe oder Stacte in Tropfen ſe-
hen.
Stacte in
Tropfen.
Dagegen darff man nicht glauben,
wenn ein neuer Scribente vorgiebt/ er
muͤſte geſtehen, daß alle die Myrrhe,
welche die Spezereyhaͤndler verkauffen,
nicht wie ſichs gebuͤhre, beſchaffen ſey.
Es muß demnach nie keine gute Myrrhe
geweſen ſeyn, denn ſie die Spezerey-
haͤndler von langen Zeiten her verkauf-
fet haben; das wenige aber, das die
Apothecker verkauffen, kaum der Rede
werth iſt. Dazu kauffen ja die Apothe-
cker alle die Myrrhe, die ſie wiederum
verkauffen, ſamt allen denen andern
Spezereyen, die ſie zu ihren Sachen
noͤthig haben, bey den Spezereyhaͤnd-
lern, welches iederman zur Gnuͤge be-
kannt iſt, und wenig Muͤhe brauchte,
es zu beweiſen.
Weil aber dieſer Myrrhe gar wenig
zu finden, deshalben muß man mit der-
jenigen zu frieden ſeyn, welche in klei-
nen Stuͤcklein, oder als wie dicke rothe
Tropfen iſt, welche helle und durchſchei-
nend ſind; die, wenn man ſie zerbricht,
inwendig kleine weiſſe rothe Striemen
hat, gleich als ob ſie mit dem Nagel
waͤre geritzet worden: daher auch der
Name Myrrhe onglée, gekommen: inglei-
chen muß ein weiſſer ſchmierichter Saft
darinne ſeyn, welcher die von den Alten
ſo hochgeruͤhmte Stacte iſt. Und die-
ſe Gattung mag zu den allerbeſten com-
poſitionibus genommen werden, denn ſie
mit allen denenjenigen herrlichen Be-
ſchaffenheiten, die ihr die Scribenten
beylegen, ausgeruͤſtet iſt.
Myrrhe onglée.
Auch iſt zu mercken, daß wir die Myr-
rhe unſortiret in ledernen Ballen, zu
vier bis fuͤnffhundert Pfund ſchwer, von
Marſeille bekommen. Allein, darun-
ter befindet ſich nicht wenig Unrath,
Baumrinden und ander unnuͤtze Zeug;
und dieſes geſchieht gar oͤfters. Nicht
weniger wird die beſte heraus geſucht,
inſonderheit, wenn ſie in ſolcher Leute
Haͤnde gerathen, welche die Waaren
auszuleſen gewohnt ſind. Und die-
ſes mag, allem Anſehen nach, unſern
Autor zu ſagen bewogen haben, daß bey
den Spezereyhaͤndlern keine gute Myr-
rhe zu finden waͤre; denn er wuͤrde ſol-
ches gewißlich nicht gethan haben, wenn
ihm ſo viele rechtſchaffene Kauffleute
waͤren bekannt geweſen, welche ſie laſ-
ſen, wie ſie aus dem Lande kommt, und
noch nicht ausgeleſen worden iſt.
Die Myrrhe wird ſehr ſtarck zur Artz-
ney gebraucht, denn ſie vortrefflich die-
net die Wunden zu heilen: auch iſt ſie
eine der vornehmſten Spezereyen, deren
man ſich zu Balſamirung der Coͤrper
groſſer Herren bedienet.
Aus der Myrrhe wird vermittelſt
hartgeſottener Eyer, aus denen das
Gelbe genommen worden, ein ſonder-
licher liquor gemacht, gleichwie aus der
Chymie des Herrn Lemery zu erſehen,
welcher oleum Myrrhæ per deliquium, im
Keller gefloſſenes Myrrhenoͤl ge-
nennet wird, und die Flecken des Ange-
ſichts
Jm Keller
gefloßnes
Myrthenoͤl.
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