Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
werde, der endlich, wenn er alt worden,steinharte wird. Es gebrauchen ihn die Miniaturarbeiter: in der Artzney aber hat er keinen Nutzen. Wann er nun recht schön ist, so muß er frisch und wohl bereitet seyn, und eine schöne grü- ne Farbe geben, wenn er auf weiß Pa- pier gestrichen wird. Allein seit eini- gen Jahren her, und nachdem man ge- lernet, daß das Gummi Gutt und der Jndich ein viel schöners Grün geben, wird es nicht mehr so viel gebraucht. Hieraus ist demnach leicht abzuneh- Wer derohalben dieses Grün berei- Sonst giebt es noch ein Hauffen Was die solida betrift, welche die Ende des Ersten Theils von Vegetabilien. Der
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
werde, der endlich, wenn er alt worden,ſteinharte wird. Es gebrauchen ihn die Miniaturarbeiter: in der Artzney aber hat er keinen Nutzen. Wann er nun recht ſchoͤn iſt, ſo muß er friſch und wohl bereitet ſeyn, und eine ſchoͤne gruͤ- ne Farbe geben, wenn er auf weiß Pa- pier geſtrichen wird. Allein ſeit eini- gen Jahren her, und nachdem man ge- lernet, daß das Gummi Gutt und der Jndich ein viel ſchoͤners Gruͤn geben, wird es nicht mehr ſo viel gebraucht. Hieraus iſt demnach leicht abzuneh- Wer derohalben dieſes Gruͤn berei- Sonſt giebt es noch ein Hauffen Was die ſolida betrift, welche die Ende des Erſten Theils von Vegetabilien. Der
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Der Spezereyen und Materialien
werde, der endlich, wenn er alt worden,
ſteinharte wird. Es gebrauchen ihn
die Miniaturarbeiter: in der Artzney
aber hat er keinen Nutzen. Wann er
nun recht ſchoͤn iſt, ſo muß er friſch und
wohl bereitet ſeyn, und eine ſchoͤne gruͤ-
ne Farbe geben, wenn er auf weiß Pa-
pier geſtrichen wird. Allein ſeit eini-
gen Jahren her, und nachdem man ge-
lernet, daß das Gummi Gutt und der
Jndich ein viel ſchoͤners Gruͤn geben,
wird es nicht mehr ſo viel gebraucht.
Hieraus iſt demnach leicht abzuneh-
men, daß dieſes Gruͤn gantz ungereimt
Blaſengruͤn genennet werde, weil es
der bloſe Saft der Creutzbeeren iſt, wel-
cher dicke gemachet worden: nicht aber
aus den Blaſen ein und anderer Thiere
bereitet wird, wie etliche vermeinen.
Wer derohalben dieſes Gruͤn berei-
ten will, mag Acht haben, daß er die
rechten Creutzbeeren bekomme, denn
die meiſten Bauern, welche ſie uns brin-
gen, pflegen an ſtatt der Creutzbeeren,
die ſie Bourge-Epine nennen, und um die
Weinleſe nach Paris bꝛingen, zu geben.
Aus dieſen Beeren machen die Apothe-
cker den Creutzbeerenſaft, den ſie gemei-
niglich Syrupum rhamni cathartici zu nen-
nen pflegen, und ein unvergleichlich
Mittel wider die Waſſerſucht iſt, daher
er auch den Namen ſyrupus hydragogus,
Waſſerabfuͤhrender Syrup bekom-
men: denn hydor heißt nach dem Grie-
chiſchen Waſſer. Die Saͤmiſchgerber
faͤrben das Saͤmiſche Leder gruͤn mit
dieſem Safte: und die das gruͤne Pa-
pier machen, brauchen ihn anietzo an
ſtatt des Gruͤnſpans, dieweil er nicht ſo
viel als dieſer koſtet.
Sonſt giebt es noch ein Hauffen
Extracta, ſolida und fluida, dicke und duͤn-
ne, die wir alle verkauffen duͤrfften, wenn
man ſie nur bey uns ſuchte. Durch
liquida verſtehe diejenigen, welche ſo lan-
ge muͤſſen gekochet werden, bis ſie, als
wie eine Lattwerge dicke worden, z. E.
Extractum hellebori nigri, pæoniæ, cucu-
meris ſylveſtris, das die Apothecker Elate-
rium nennen, und wenn es noch friſch
oder neu, ſehr ſchaͤdlich iſt: wie denn al-
le gute Autores ſagen, man ſolle es nicht
gebrauchen, es ſey denn gar alt, und
ſehr glaͤntzend ſchwartz, wenn mans ans
Licht haͤlt, und ſchmecke dabey ſehr bit-
ter. Desgleichen wird aus dieſen Fruͤch-
ten eine Fecula gemacht, und Elaterium
album genennet. Und andere derglei-
chen Extracte noch mehr.
Was die ſolida betrift, welche die
ſind, die ſich forttragen laſſen, z. E. der
Suͤßholtzſaft oder der Succus hypociſti-
dis, da finden ſich ihrer gleichfalls noch
gar viel, die wir ebenmaͤßig verkauffen
duͤrfften, wenn ſie uns nur auch ſo ge-
meine waͤren, z. E. das Lycium aus Jn-
dien und Candien, ſamt andern mehr.
Ende des Erſten Theils von Vegetabilien.
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