Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
Cörper herzu bringen liessen, damit sienicht vergessen möchten, daß sie auch sterben müsten, und diesen Bildern der- mahleins ebenfalls würden gleich und ähnlich werden. Eben diese Egyptier wendeten noch Diese Götzenbilder oder Pagoden Wann hernach die Todenkisten zu- Hieraus kan man abnehmen, was Uber diese dafür ausgegebenen Mu- Allein diese Mumien sind nicht im Sehet also, was die weissen Mu- Nunmehr wollen wir die Schelme-Falsche Mu- pflegen, G g
Hauptbeſchreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
Coͤrper herzu bringen lieſſen, damit ſienicht vergeſſen moͤchten, daß ſie auch ſterben muͤſten, und dieſen Bildern der- mahleins ebenfalls wuͤrden gleich und aͤhnlich werden. Eben dieſe Egyptier wendeten noch Dieſe Goͤtzenbilder oder Pagoden Wann hernach die Todenkiſten zu- Hieraus kan man abnehmen, was Uber dieſe dafuͤr ausgegebenen Mu- Allein dieſe Mumien ſind nicht im Sehet alſo, was die weiſſen Mu- Nunmehr wollen wir die Schelme-Falſche Mu- pflegen, G g
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Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
Coͤrper herzu bringen lieſſen, damit ſie
nicht vergeſſen moͤchten, daß ſie auch
ſterben muͤſten, und dieſen Bildern der-
mahleins ebenfalls wuͤrden gleich und
aͤhnlich werden.
Eben dieſe Egyptier wendeten noch
ſehr viel andere Unkoſten auf die Erhal-
tung ihrer Todencoͤrper: denn nach-
dem ſie dieſelben balſamiret, und nichts
deſto minder mit den koͤſtlichſten Spe-
zereyen ausgetrucknet, bewickelten ſie
dieſelben mit groſſen Tuͤchern von zar-
ter Leinwand uͤber und uͤber; hernechſt
uͤberwunden ſie ſie oftmahls mit mehr
denn 200. Ellen Band, ſo daß man
nichts davon, als das Geſichte, iezuwei-
len auch wohl nichts davon zu ſehen be-
kame. Ehe denn ſie ſie aber einſchar-
reten, waren ſie beſorget, daß ihnen die
Naͤgel an Haͤnden uñ Fuͤſſen mit Alkan-
nen Blaͤttern gefaͤrbet wurden. Wann
ſie nun dergeſtalt beſchicket waren, wur-
den ſie in die Todenkiſten von koͤſtlichen
Holtze, welche ihnen die Verſtorbenen
ſelbſt machen laſſen, verſchloſſen, und
mit ihnen zugleich das Goͤtzenbild, das
ſie in ihrem Leben angebetet.
Dieſe Goͤtzenbilder oder Pagoden
waren von Gold und Silber, oder von
einem andern Metalle, doch meiſten-
theils von der Erde des Landes ge-
macht, mit allerhand Bilderzeichen,
welche des Verſtorbenen Stand und
Beſchaffenheit, die Koſten der Balſa-
mirung und die Zeit derſelben, wie auch
die Stadt, daraus er buͤrtig, bemercke-
ten.
Wann hernach die Todenkiſten zu-
geſchlagen waren, wurden ſie mit groſ-
ſer Pracht nach denenjenigen Orten
hingebracht, welche ſie ſich gleicher ge-
ſtalt bey ihrem Leben erbauen laſſen,
welches noch heut zu Tage an den Egy-
ptiſchen Pyramiden zu erſehen, die
zwey oder drey Meilen weit von Gros
Cairo ſtehen. Von dieſen melden die
Geſchichtſchreiber, daß Chamis, ein
Egyptiſcher Koͤnig, eine ſolche Pyrami-
de erbauen laſſen, dazu hundert tau-
ſend Mann gantzer fuͤnff und zwantzig
Jahre lang waͤren gebrauchet worden:
ſie war viereckt, in der Tieffe ohngefehr
funffzehn Fuß: die Geſichtslinie auf
iedweder Seite hielt am Grunde acht
hundert Schuhe in der Breite, und
auch ſo viel in der Hoͤhe; inwendig war
eine ewigbrennende Lampe.
Siehe Fig. 326.
Hieraus kan man abnehmen, was
fuͤr Sorge dieſe Voͤlcker vor ihre Toden
getragen, und darff niemand ferner
glauben, daß diejenigen Mumien, die
uns uͤberbracht werden, wahrhafte
Mumien ſeyen; denn man wuͤrde ſich
nimmermehr ſo viel Muͤhe machen,
und ſie hernach ſo wohlfeil hingeben;
ſondern es ſind mit Pech uͤberzogene
Coͤrper, gleichwie wir hiernechſt erſehen
werden.
Uber dieſe dafuͤr ausgegebenen Mu-
mien, und die nur erſtermeldeten, findet
ſich noch eine andere Gattung, naͤmlich
die aus Libien, welche die weiſſen
Mumien genennet werden. Dieſe
ſind nichts anders, als die Coͤrper derer-
jenigen, die im Meer ertruncken, her-
nach an dem Lybiſchen Seeſtrande ans
Land geworffen, und von dem uͤber alle
maſſen heiſſen Sande begraben und
ausgetrocknet worden ſind: dergeſtalt,
daß die ſtaͤrckſten Perſonen, wenn ſie
nur einige wenige Zeit allda gelegen,
kaum dreyßig Pfund waͤgen, und ewig
koͤnnen aufbehalten werden. Zu Pa-
ris auf der Straſſen S. Croix de la
Bretonnerie ſiehet man eine in der
Raritaͤtenkammer des Herrn Bou-
det/ welcher des Herrn Boudets, des
koͤniglichen Medici Sohn iſt.
Weiſſe Mu-
mien.
Allein dieſe Mumien ſind nicht im
Gebrauch, theils weil ſie zu rar, theils
aber, weil ſie von aller Kraft entbloͤſet,
und nichts anders ſind, als ein Perga-
ment auf die Beine geleimet.
Sehet alſo, was die weiſſen Mu-
mien ſeyn, welcher Name ihnen doch
keines weges mit Rechte zukommt, all-
dieweil der Name Mumie einen Coͤrper
bedeutet, der mit allerhand Gewuͤꝛtz und
Spezereyen einbalſamiret und vor der
Verweſung verwahret worden iſt: wel-
ches aber an dieſen ausgedoͤrrten Coͤr-
pern nicht zu befinden. Derowegen
darff man auch nicht glauben, daß die
Mumien, die wir zu verkauffen haben,
ſolche im Waſſer erſoffene, und im San-
de ausgetreugte Coͤrper ſind.
Nunmehr wollen wir die Schelme-
rey der Juden/ die ſie mit den Mumi-
en begehen, und hernach auch den Be-
trug, den die Chriſten damit zu veruͤben
pflegen,
Falſche Mu-
mien.
G g
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