Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
mahls von einigen Menschen wegender Dienste, die ich ihm erweisen kön- nen, etwas genommen. Doch gab ich ihnen zu verstehen, wie ich ihnen in künfftiger Zeit noch weiter dienen kön- te, sie würden mich aber auch ihrer seits verbindlich machen, wenn sie mir drey oder vier Bezoar Geisen verschaffen wolten, versprach ihnen dabey, sie ih- nen zu bezahlen, was sie kosten würden. Uber diesem Begehren, das ich an sie that, schienen sie sehr betroffen zu seyn, und gaben mir zur Antwort, das Ver- bot sey so scharff, daß derjenige, der sich unterstünde dergleichen Ziegen aus dem Lande zu führen, und darüber be- treten würde, ohnfehlbar sterben mü- ste. Jch sahe wohl, daß es ihnen nahe gieng, denn eines theils fürchteten sie sich vor der Strafe, andern theils aber besorgeten sie, ich möchte ihnen an ei- nem andern Kauffe hinderlich seyn, wel- ches ihnen grossen Schaden bringen dürffte, angesehen die guten Leute dem Könige 6000. alte Pagoden, welche 45000. Pfund, oder 15000. Thaler unserer Müntze betragen, Pacht erle- gen müssen, sie mögen nun etwas ver- kauffen oder nicht. Ohngefehr vier- zehn Tage drauf, da ich schon nicht mehr dran gedachte, kam jemand drey Stund vor Tage, und klopfte an meine Thür. So bald als sie in meine Kam- mer getreten, da ich noch auf dem Bet- te lag, fragten sie mich, ob alle meine Leute Ausländer wären? Weil ich nun keinen eintzigen aus der Stadt hatte, sondern eitel Persianer, sagte ich wie- der sie, sie wären allezusammen Frem- de, worauf sie, ohne drauf zu antwor- ten, hinweg giengen. Eine Stunde hernach kamen sie wieder, und brach- ten sechs Ziegen, die ich mit Vergnügen betrachtete. Es sind in Wahrheit, sehr schöne Thiere, ziemlich hoch, und haben ein Haar, wie Seide. Alsbald diese Geisen allezusammen in meinem Saa- le waren, nahm der älteste unter den drey Kauffleuten, die mir die Ziegen ge- bracht hatten, das Wort, machte mir ein Compliment, und sagte, weil ich dasjenige Geschencke nicht annehmen wollen, das sie mir neulich zu verehren gesonnen gewesen, um willen ich ihnen dazu verholffen, daß sie eine so grosse [Spaltenumbruch] Party Bezoar verkauffet hätten, so solte ich zum wenigsten diese sechs Gei- sen nicht ausschlagen, die sie mir hiemit von Hertzen gern und willigst verehre- ten. Allein ich wolte sie nicht als ein bloses Geschencke annehmen, sondern fragte, was sie wohl werth wären, und wurde, nachdem sie viel Schwierigkeit solches zu sagen, gemacht, ziemlich be- stürtzt, meinete auch, sie spotteten mei- ner, als sie sagten, daß eine von diesen Ziegen, die sie mir zugleich wiesen, drey, die zwey folgenden vier, und die übri- gen dreye 43/4 Roupien werth wären. Jch befragte sie wegen der Ursache, warum unter diesen Ziegen die einen theuerer wären, als die andern, und mu- ste vernehmen, daß die einen nur einen Bezoar im Leibe hätten, die andern aber hätten derer zwey, drey oder viere, welches sie mir auch zur Stunde sehen liessen, da sie auf obgemeldte Weise den Ziegen an die Wänste klopften. Sie hatten zusammen 17. Bezoarsteine und einen halben, als eine halbe Haselnuß groß. Jnwendig war es, wie weicher Ziegenkoth, indem die Bezoarsteine/ wie bereits erwähnet, in dem Miste, der in dem Bauche der Geisen ist, zu wach- sen pflegen. Einige sagten mir, der Bezoar wüchse gegen der Leber zu, an- dere aber behaupteten, daß es um die Gegend des Hertzens geschehe, allein die eigentliche Wahrheit habe ich nie erfahren können. Es giebt sowohl in Orient/ als in Der Bezoar aber, der nach einigerAffen-Bezoar. der
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
mahls von einigen Menſchen wegender Dienſte, die ich ihm erweiſen koͤn- nen, etwas genommen. Doch gab ich ihnen zu verſtehen, wie ich ihnen in kuͤnfftiger Zeit noch weiter dienen koͤn- te, ſie wuͤrden mich aber auch ihrer ſeits verbindlich machen, wenn ſie mir drey oder vier Bezoar Geiſen verſchaffen wolten, verſprach ihnen dabey, ſie ih- nen zu bezahlen, was ſie koſten wuͤrden. Uber dieſem Begehren, das ich an ſie that, ſchienen ſie ſehr betroffen zu ſeyn, und gaben mir zur Antwort, das Ver- bot ſey ſo ſcharff, daß derjenige, der ſich unterſtuͤnde dergleichen Ziegen aus dem Lande zu fuͤhren, und daruͤber be- treten wuͤrde, ohnfehlbar ſterben muͤ- ſte. Jch ſahe wohl, daß es ihnen nahe gieng, denn eines theils fuͤrchteten ſie ſich vor der Strafe, andern theils aber beſorgeten ſie, ich moͤchte ihnen an ei- nem andern Kauffe hinderlich ſeyn, wel- ches ihnen groſſen Schaden bringen duͤrffte, angeſehen die guten Leute dem Koͤnige 6000. alte Pagoden, welche 45000. Pfund, oder 15000. Thaler unſerer Muͤntze betragen, Pacht erle- gen muͤſſen, ſie moͤgen nun etwas ver- kauffen oder nicht. Ohngefehr vier- zehn Tage drauf, da ich ſchon nicht mehr dran gedachte, kam jemand drey Stund vor Tage, und klopfte an meine Thuͤr. So bald als ſie in meine Kam- mer getreten, da ich noch auf dem Bet- te lag, fragten ſie mich, ob alle meine Leute Auslaͤnder waͤren? Weil ich nun keinen eintzigen aus der Stadt hatte, ſondern eitel Perſianer, ſagte ich wie- der ſie, ſie waͤren allezuſammen Frem- de, worauf ſie, ohne drauf zu antwor- ten, hinweg giengen. Eine Stunde hernach kamen ſie wieder, und brach- ten ſechs Ziegen, die ich mit Vergnuͤgen betrachtete. Es ſind in Wahrheit, ſehr ſchoͤne Thiere, ziemlich hoch, und haben ein Haar, wie Seide. Alsbald dieſe Geiſen allezuſammen in meinem Saa- le waren, nahm der aͤlteſte unter den drey Kauffleuten, die mir die Ziegen ge- bracht hatten, das Wort, machte mir ein Compliment, und ſagte, weil ich dasjenige Geſchencke nicht annehmen wollen, das ſie mir neulich zu verehren geſonnen geweſen, um willen ich ihnen dazu verholffen, daß ſie eine ſo groſſe [Spaltenumbruch] Party Bezoar verkauffet haͤtten, ſo ſolte ich zum wenigſten dieſe ſechs Gei- ſen nicht ausſchlagen, die ſie mir hiemit von Hertzen gern und willigſt verehre- ten. Allein ich wolte ſie nicht als ein bloſes Geſchencke annehmen, ſondern fragte, was ſie wohl werth waͤren, und wurde, nachdem ſie viel Schwierigkeit ſolches zu ſagen, gemacht, ziemlich be- ſtuͤrtzt, meinete auch, ſie ſpotteten mei- ner, als ſie ſagten, daß eine von dieſen Ziegen, die ſie mir zugleich wieſen, drey, die zwey folgenden vier, und die uͤbri- gen dreye 4¾ Roupien werth waͤren. Jch befragte ſie wegen der Urſache, warum unter dieſen Ziegen die einen theuerer waͤren, als die andern, und mu- ſte vernehmen, daß die einen nur einen Bezoar im Leibe haͤtten, die andern aber haͤtten derer zwey, drey oder viere, welches ſie mir auch zur Stunde ſehen lieſſen, da ſie auf obgemeldte Weiſe den Ziegen an die Waͤnſte klopften. Sie hatten zuſammen 17. Bezoarſteine und einen halben, als eine halbe Haſelnuß groß. Jnwendig war es, wie weicher Ziegenkoth, indem die Bezoarſteine/ wie bereits erwaͤhnet, in dem Miſte, der in dem Bauche der Geiſen iſt, zu wach- ſen pflegen. Einige ſagten mir, der Bezoar wuͤchſe gegen der Leber zu, an- dere aber behaupteten, daß es um die Gegend des Hertzens geſchehe, allein die eigentliche Wahrheit habe ich nie erfahren koͤnnen. Es giebt ſowohl in Orient/ als in Der Bezoar aber, der nach einigerAffen-Bezoar. der
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Der Spezereyen und Materialien
mahls von einigen Menſchen wegen
der Dienſte, die ich ihm erweiſen koͤn-
nen, etwas genommen. Doch gab
ich ihnen zu verſtehen, wie ich ihnen in
kuͤnfftiger Zeit noch weiter dienen koͤn-
te, ſie wuͤrden mich aber auch ihrer ſeits
verbindlich machen, wenn ſie mir drey
oder vier Bezoar Geiſen verſchaffen
wolten, verſprach ihnen dabey, ſie ih-
nen zu bezahlen, was ſie koſten wuͤrden.
Uber dieſem Begehren, das ich an ſie
that, ſchienen ſie ſehr betroffen zu ſeyn,
und gaben mir zur Antwort, das Ver-
bot ſey ſo ſcharff, daß derjenige, der ſich
unterſtuͤnde dergleichen Ziegen aus
dem Lande zu fuͤhren, und daruͤber be-
treten wuͤrde, ohnfehlbar ſterben muͤ-
ſte. Jch ſahe wohl, daß es ihnen nahe
gieng, denn eines theils fuͤrchteten ſie
ſich vor der Strafe, andern theils aber
beſorgeten ſie, ich moͤchte ihnen an ei-
nem andern Kauffe hinderlich ſeyn, wel-
ches ihnen groſſen Schaden bringen
duͤrffte, angeſehen die guten Leute dem
Koͤnige 6000. alte Pagoden, welche
45000. Pfund, oder 15000. Thaler
unſerer Muͤntze betragen, Pacht erle-
gen muͤſſen, ſie moͤgen nun etwas ver-
kauffen oder nicht. Ohngefehr vier-
zehn Tage drauf, da ich ſchon nicht
mehr dran gedachte, kam jemand drey
Stund vor Tage, und klopfte an meine
Thuͤr. So bald als ſie in meine Kam-
mer getreten, da ich noch auf dem Bet-
te lag, fragten ſie mich, ob alle meine
Leute Auslaͤnder waͤren? Weil ich nun
keinen eintzigen aus der Stadt hatte,
ſondern eitel Perſianer, ſagte ich wie-
der ſie, ſie waͤren allezuſammen Frem-
de, worauf ſie, ohne drauf zu antwor-
ten, hinweg giengen. Eine Stunde
hernach kamen ſie wieder, und brach-
ten ſechs Ziegen, die ich mit Vergnuͤgen
betrachtete. Es ſind in Wahrheit, ſehr
ſchoͤne Thiere, ziemlich hoch, und haben
ein Haar, wie Seide. Alsbald dieſe
Geiſen allezuſammen in meinem Saa-
le waren, nahm der aͤlteſte unter den
drey Kauffleuten, die mir die Ziegen ge-
bracht hatten, das Wort, machte mir
ein Compliment, und ſagte, weil ich
dasjenige Geſchencke nicht annehmen
wollen, das ſie mir neulich zu verehren
geſonnen geweſen, um willen ich ihnen
dazu verholffen, daß ſie eine ſo groſſe
Party Bezoar verkauffet haͤtten, ſo
ſolte ich zum wenigſten dieſe ſechs Gei-
ſen nicht ausſchlagen, die ſie mir hiemit
von Hertzen gern und willigſt verehre-
ten. Allein ich wolte ſie nicht als ein
bloſes Geſchencke annehmen, ſondern
fragte, was ſie wohl werth waͤren, und
wurde, nachdem ſie viel Schwierigkeit
ſolches zu ſagen, gemacht, ziemlich be-
ſtuͤrtzt, meinete auch, ſie ſpotteten mei-
ner, als ſie ſagten, daß eine von dieſen
Ziegen, die ſie mir zugleich wieſen, drey,
die zwey folgenden vier, und die uͤbri-
gen dreye 4¾ Roupien werth waͤren.
Jch befragte ſie wegen der Urſache,
warum unter dieſen Ziegen die einen
theuerer waͤren, als die andern, und mu-
ſte vernehmen, daß die einen nur einen
Bezoar im Leibe haͤtten, die andern
aber haͤtten derer zwey, drey oder viere,
welches ſie mir auch zur Stunde ſehen
lieſſen, da ſie auf obgemeldte Weiſe den
Ziegen an die Waͤnſte klopften. Sie
hatten zuſammen 17. Bezoarſteine und
einen halben, als eine halbe Haſelnuß
groß. Jnwendig war es, wie weicher
Ziegenkoth, indem die Bezoarſteine/
wie bereits erwaͤhnet, in dem Miſte, der
in dem Bauche der Geiſen iſt, zu wach-
ſen pflegen. Einige ſagten mir, der
Bezoar wuͤchſe gegen der Leber zu, an-
dere aber behaupteten, daß es um die
Gegend des Hertzens geſchehe, allein
die eigentliche Wahrheit habe ich nie
erfahren koͤnnen.
Es giebt ſowohl in Orient/ als in
Occident/ ſehr viel Bezoarſteine/
die von Kuͤhen kommen, unter wel-
chen ſolche zu finden, die 17. und 18. Un-
tzen waͤgen, maſſen ich ſelbſt einen ge-
habt, den der Großhertzog von Toſcana
bekommen. Allein von dieſem Bezoar
wird kein groß Weſen gemacht, indem
ſechs Gran von jenem mehr thun als
dreyßig von dieſem.
Kuh-Bezoar.
Der Bezoar aber, der nach einiger
Beduͤncken, von den Affen kommt, iſt
ſo ſtarck, daß zwey Gran davon eben ſo-
viel verrichten, als ſechs Gran von dem
Bezoar von Ziegen. Allein er iſt ſehr
ſeltſam, und dieſer Affen finden ſich in-
ſonderheit auf der Jnſel Makaſſer.
Der Stein iſt rund, da doch der andere
allerley Figuren hat, nachdem er naͤm-
lich nach den Knoſpen oder Spitzlein
der
Affen-Bezoar.
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