Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Und darum hat man keine Ursache Wir bekommen auch, ohne den Hol- Es giebt ingleichen noch eine dritte Man soll den Zibet erwehlen, wel- Jhrer viel wollen behaupten, daß, Den Zibet braucht man sehr selten Das
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Und darum hat man keine Urſache Wir bekommen auch, ohne den Hol- Es giebt ingleichen noch eine dritte Man ſoll den Zibet erwehlen, wel- Jhrer viel wollen behaupten, daß, Den Zibet braucht man ſehr ſelten Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0374"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/> <cb n="487"/> <p>Und darum hat man keine Urſache<lb/> zu glauben, daß der Zibet dieſes Thie-<lb/> res Miſt oder Schweiß ſey, wie ihrer<lb/> etliche geglaubet haben, auch wohl gar<lb/> geſchrieben, daß es keinen <hi rendition="#fr">Zibet</hi> von ſich<lb/> gebe, wenn es nicht wacker zerblaͤuet<lb/> werde: ie zorniger es nun wuͤrde, ie<lb/> mehr Zibet gaͤbe es unter dem Bauche<lb/> und zwiſchen den Beinen von ſich, wel-<lb/> ches aber der Wahrheit entgegen iſt, wie<lb/> aus demjenigen, was ich davon erzeh-<lb/> let, abzunehmen. Was die weiſſe Far-<lb/><note place="left">Hollaͤndiſcher<lb/> Zibet.</note>be betrifft, welche der <hi rendition="#fr">Hollaͤndiſche<lb/> Zibet</hi> hat, dieſelbe entſtehet daher, daß<lb/> ſie, die <hi rendition="#fr">Hollaͤnder/</hi> welche ſehr ſtarck<lb/> damit zu handeln pflegen, dieſe Thiere<lb/> mit Milch und Eyerdottern fuͤttern.</p><lb/> <p>Wir bekommen auch, ohne den <hi rendition="#fr">Hol-</hi><lb/><note place="left">Braſiliani-<lb/> ſcher Zibet,<lb/> oder Zibet<lb/> aus Guinea.</note><hi rendition="#fr">laͤndiſchen/ Zibet aus Braſilien/</hi><lb/> welcher braun ſiehet, und an Farbe und<lb/> Geruch demjenigen, den ich von meiner<lb/> Zibetkatze uͤberkommen, gantz und gar<lb/> gleich iſt: man koͤnte ihm den Namen<lb/><hi rendition="#fr">Braſilianiſcher Zibet,</hi> oder <hi rendition="#fr">Zibet aus<lb/> Guinea,</hi> geben.</p><lb/> <p>Es giebt ingleichen noch eine dritte<lb/><note place="left">Occidentali-<lb/> ſcher Zibet.</note>Sorte, der <hi rendition="#fr">Occidentaliſche Zibet</hi> ge-<lb/> nennet, von dem ich aber nichts nicht<lb/> melden will, weil er gar zu gemeine iſt,<lb/> und ſich in dieſes Capitel durchaus nicht<lb/> ſchicket, den Leſer aber will ich zu den<lb/> vielen Scribenten weiſen, die davon ge-<lb/> ſchrieben haben.</p><lb/> <p>Man ſoll den <hi rendition="#fr">Zibet</hi> erwehlen, wel-<lb/> cher friſch iſt, und eine gute Conſiſtentz<lb/> hat, das iſt, der weder zu harte noch zu<lb/> weich iſt, weiß von Farbe, und eines<lb/> ſtarcken unangenehmen Geruchs. Die-<lb/> ſe Waare kan man eben ſo ſchwerlich<lb/> erkennen, als wie den Biſam. Daher<lb/> ſind die <hi rendition="#fr">Hollaͤnder</hi> ſo ſorgfaͤltig, und<lb/> kleben kleine in ihrer Sprache bedruck-<lb/> te oder geſchriebene Zettel an die Zibet-<lb/> toͤpfe, zu mehrer Beglaubigung, daß er<lb/> pur und unverfaͤlſchet, auch ſo ſey, wie<lb/> er aus den Saͤcklein der Zibetkatzen<lb/> gekommen. Allein der ſicherſte Weg<lb/> iſt der; man erkauffe ihn bey redlichen<lb/> Leuten, und kehre ſich weder an die<lb/> Zettel, noch an die Farbe, weil er wohl<lb/> eine Goldfarbe haben, und dennoch gut<lb/> ſeyn kan: denn, wenn man ihn nur ei-<lb/> ne kleine Zeit aufbehaͤlt, ob auch gleich<lb/><cb n="488"/> die Toͤpfe niemahls waͤren eroͤffnet wor-<lb/> den, dennoch wird der oberſte, ſo weiß<lb/> als er immer war, gelb und goldfar-<lb/> ben werden, daß er allezeit braͤuner<lb/> wird, ie aͤlter er wird.</p><lb/> <p>Jhrer viel wollen behaupten, daß,<lb/> wenn man ein Papier mit Zibet be-<lb/> ſtriche, und dem unerachtet, doch noch<lb/> drauf ſchreiben koͤnne, ſey ſolches ein<lb/> ohnfehlbares Zeichen, daß der Zibet na-<lb/> tuͤrlich: welches ich aber vielmahls<lb/> verſuchet, und unwahr befunden habe.<lb/> Dehero muß man nicht alleine Sorge<lb/> tragen, daß man ihn von aufrichtigen<lb/> Leuten kauffe, ſondern man ſoll auch<lb/> Achtung geben, ob er, wenn man ihn<lb/> aufbehaͤlt, nicht etwa ſchimmle oder<lb/> ſonſten verderbe: denn wenn er vermi-<lb/> ſchet iſt, wird er oben und unten<lb/> ſchimmlicht werden, inſonderheit, wenn<lb/> er nicht dichte auf einander gedrucket<lb/> iſt, ſondern hier und da Raum dazwi-<lb/> ſchen geblieben; er bekommt auch ei-<lb/> nen haͤßlichen Geruch. Wann dieſes<lb/> denenjenigen wiederfaͤhret, die ihn ver-<lb/> faͤlſchet haben, und er dienet nicht zu<lb/> verkauffen, weil er eine ſo garſtige Far-<lb/> be hat, und gantz anders riechet als Zie-<lb/> bet, ſo faͤrben ſie ihn mit einer oder<lb/> andern Materie an, und vertreiben ihn<lb/> unter dem Titel des <hi rendition="#fr">Zibets aus Gui-<lb/> nea.</hi> Solches aber mag an der roͤth-<lb/> lichten Farbe, die ſie ihm insgemein zu<lb/> geben pflegen, ſtracks erkennet werden,<lb/> auch, wenn man denen auf Hollaͤndiſch<lb/> oder Frantzoͤſiſch gedruckten Zetteln, die<lb/> ſie dran kleiben, nicht trauet, denn die-<lb/> ſe dienen zu nichts, als zu Bedeckung<lb/> ihrer Betruͤgerey, ingleichen, daß ſie<lb/> aus einer Untze ſolcher Waare wohl<lb/> 20. oder 22. Pfund loͤſen moͤgen, da ſie<lb/> ihnen doch nicht 40. Sols gekoſtet.</p><lb/> <p>Den Zibet braucht man ſehr ſelten<lb/> zur Artzney, hauptſaͤchlich aber dienet<lb/> er den Zuckerbeckern und Parfumi-<lb/> rern, welche vielerley Dinge damit<lb/> wohlriechend zu machen wiſſen. Doch<lb/> muß man dieſe Waare mit ſonderba-<lb/> rer Maͤßigkeit anwenden, denn wo<lb/> man der Sache nur ein klein wenig zu<lb/> viel thut, wird man an ſtatt des liebli-<lb/> chen Geruchs, alles mit einander ver-<lb/> ſtaͤnckern.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0374]
Der Spezereyen und Materialien
Und darum hat man keine Urſache
zu glauben, daß der Zibet dieſes Thie-
res Miſt oder Schweiß ſey, wie ihrer
etliche geglaubet haben, auch wohl gar
geſchrieben, daß es keinen Zibet von ſich
gebe, wenn es nicht wacker zerblaͤuet
werde: ie zorniger es nun wuͤrde, ie
mehr Zibet gaͤbe es unter dem Bauche
und zwiſchen den Beinen von ſich, wel-
ches aber der Wahrheit entgegen iſt, wie
aus demjenigen, was ich davon erzeh-
let, abzunehmen. Was die weiſſe Far-
be betrifft, welche der Hollaͤndiſche
Zibet hat, dieſelbe entſtehet daher, daß
ſie, die Hollaͤnder/ welche ſehr ſtarck
damit zu handeln pflegen, dieſe Thiere
mit Milch und Eyerdottern fuͤttern.
Hollaͤndiſcher
Zibet.
Wir bekommen auch, ohne den Hol-
laͤndiſchen/ Zibet aus Braſilien/
welcher braun ſiehet, und an Farbe und
Geruch demjenigen, den ich von meiner
Zibetkatze uͤberkommen, gantz und gar
gleich iſt: man koͤnte ihm den Namen
Braſilianiſcher Zibet, oder Zibet aus
Guinea, geben.
Braſiliani-
ſcher Zibet,
oder Zibet
aus Guinea.
Es giebt ingleichen noch eine dritte
Sorte, der Occidentaliſche Zibet ge-
nennet, von dem ich aber nichts nicht
melden will, weil er gar zu gemeine iſt,
und ſich in dieſes Capitel durchaus nicht
ſchicket, den Leſer aber will ich zu den
vielen Scribenten weiſen, die davon ge-
ſchrieben haben.
Occidentali-
ſcher Zibet.
Man ſoll den Zibet erwehlen, wel-
cher friſch iſt, und eine gute Conſiſtentz
hat, das iſt, der weder zu harte noch zu
weich iſt, weiß von Farbe, und eines
ſtarcken unangenehmen Geruchs. Die-
ſe Waare kan man eben ſo ſchwerlich
erkennen, als wie den Biſam. Daher
ſind die Hollaͤnder ſo ſorgfaͤltig, und
kleben kleine in ihrer Sprache bedruck-
te oder geſchriebene Zettel an die Zibet-
toͤpfe, zu mehrer Beglaubigung, daß er
pur und unverfaͤlſchet, auch ſo ſey, wie
er aus den Saͤcklein der Zibetkatzen
gekommen. Allein der ſicherſte Weg
iſt der; man erkauffe ihn bey redlichen
Leuten, und kehre ſich weder an die
Zettel, noch an die Farbe, weil er wohl
eine Goldfarbe haben, und dennoch gut
ſeyn kan: denn, wenn man ihn nur ei-
ne kleine Zeit aufbehaͤlt, ob auch gleich
die Toͤpfe niemahls waͤren eroͤffnet wor-
den, dennoch wird der oberſte, ſo weiß
als er immer war, gelb und goldfar-
ben werden, daß er allezeit braͤuner
wird, ie aͤlter er wird.
Jhrer viel wollen behaupten, daß,
wenn man ein Papier mit Zibet be-
ſtriche, und dem unerachtet, doch noch
drauf ſchreiben koͤnne, ſey ſolches ein
ohnfehlbares Zeichen, daß der Zibet na-
tuͤrlich: welches ich aber vielmahls
verſuchet, und unwahr befunden habe.
Dehero muß man nicht alleine Sorge
tragen, daß man ihn von aufrichtigen
Leuten kauffe, ſondern man ſoll auch
Achtung geben, ob er, wenn man ihn
aufbehaͤlt, nicht etwa ſchimmle oder
ſonſten verderbe: denn wenn er vermi-
ſchet iſt, wird er oben und unten
ſchimmlicht werden, inſonderheit, wenn
er nicht dichte auf einander gedrucket
iſt, ſondern hier und da Raum dazwi-
ſchen geblieben; er bekommt auch ei-
nen haͤßlichen Geruch. Wann dieſes
denenjenigen wiederfaͤhret, die ihn ver-
faͤlſchet haben, und er dienet nicht zu
verkauffen, weil er eine ſo garſtige Far-
be hat, und gantz anders riechet als Zie-
bet, ſo faͤrben ſie ihn mit einer oder
andern Materie an, und vertreiben ihn
unter dem Titel des Zibets aus Gui-
nea. Solches aber mag an der roͤth-
lichten Farbe, die ſie ihm insgemein zu
geben pflegen, ſtracks erkennet werden,
auch, wenn man denen auf Hollaͤndiſch
oder Frantzoͤſiſch gedruckten Zetteln, die
ſie dran kleiben, nicht trauet, denn die-
ſe dienen zu nichts, als zu Bedeckung
ihrer Betruͤgerey, ingleichen, daß ſie
aus einer Untze ſolcher Waare wohl
20. oder 22. Pfund loͤſen moͤgen, da ſie
ihnen doch nicht 40. Sols gekoſtet.
Den Zibet braucht man ſehr ſelten
zur Artzney, hauptſaͤchlich aber dienet
er den Zuckerbeckern und Parfumi-
rern, welche vielerley Dinge damit
wohlriechend zu machen wiſſen. Doch
muß man dieſe Waare mit ſonderba-
rer Maͤßigkeit anwenden, denn wo
man der Sache nur ein klein wenig zu
viel thut, wird man an ſtatt des liebli-
chen Geruchs, alles mit einander ver-
ſtaͤnckern.
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |