Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Spezereyen und Materialien
Das neunte Capitel.
Vom Cameel.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 341.

DAs Cameel ist eines von denenje-
nigen Thieren, welche man dome-
stica
zu nennen pfleget, und gantz zahm.
Es giebt ihrer die Menge durch gantz
Africa/ absonderlich in der Barbarey,
in Lybien/
und in dem wüsten Getu-
lien
: so haben auch die Araber sonst
keinen grössern Reichthum. Die aus
Africa sind unter allen denen andern
die besten, weil sie gantzer sechs bis sie-
ben Wochen keine Gerste fressen, auch
zehen bis zwölff Tage lang ungegessen
und ungetruncken bleiben können.
Das Weiblein trägt eilff Monate: so-
bald das Junge geworffen worden, bie-
get man ihm alle viere unter den Bauch
zusammen, legt ihm eine Decke über den
Rücken, rund herum mit Steinen be-
schweret, daß es in 20. Tagen nicht auf-
zustehen vermag. Wann sie nun alt
genug worden, werden sie, als wie bey
uns die Pferde gebraucht.

Wenn die Cameele mit den Cara-
vanen oder ins Feld ziehen müssen, so
singt ihr Führer, oder pfeifft, soviel
ihm immer möglich, denn ie mehr man
diese Thiere erlustiget, ie besser gehen sie:
man bedarff auch keiner andern War-
tung für sie, als daß man ihnen unter-
weilen mit einem kleinen Rüthlein den
Staub aus dem Felle und von dem
Rücken klopfe, und Stroh oder Tep-
pichte unter die Füsse breite, wenn sie
auf glatten Boden gehen sollen, damit
sie sich nicht zersprengen oder zerreissen;
welches sonsten gar leichte angehet.
Wenn sie abgeladen, werden sie auf
die Felder und in die Weide getrieben,
da sie dann das Gras, Dornen und die
Aeste von den Bäumen abfressen, und
die gantze Nacht hindurch wiederkäuen,
was sie des Tages über eingefressen.

Es giebt aber drey Geschlechte der
Hegin.Cameele. Diejenigen, welche Hegin
genennet werden, sind die dicksten und
grössesten, und tragen biß tausend
Bechet.Pfund. Die zweyte Sorte wird Bechet
genennet, und haben zwey Hocker auf
dem Rücken, welche man allebeyde be-
laden kan: sind überdiß bequem zum
reiten, allein es giebt ihrer nirgends
[Spaltenumbruch] denn in Asien. Die dritte Gattung
heissen sie Dromedarien: sind sehrDromeda-
rien.

klein, und zart, und dienen nur zum
reiten. Sie sind so geschwind, daß sie
in einem Tage 35. bis 40. Meilen lauf-
fen, und dergestalt acht bis zehn Tage,
in der Wüsten, bey gar wenigem Fut-
ter aushalten können. Wann man
sie beladen will, darff man sie nur mit
einer Spiesruthe bey den Knien und
am Halse berühren, so fallen sie stracks
zur Erde/ und bleiben in solchem Stan-
de, bis sie beladen: wiederkäuen stets,
und schreyen, wenn sie noch jung sind.
Wenn sie vermercken, daß sie beladen,
und der Hüter nimmt ihnen den Ring
ab, an welchen ein Strick gebunden, da-
mit sie, als mit einem Zaume, geleitet
werden, so erheben sie sich alsobald zu-
samt der Last. Die Cameele leiden
Hunger und Durst gedultig, und wer-
den aller drey Tage aufs höchste geträn-
cket: andere sagen, daß sie das Wasser
sehr lange im Magen behalten könten,
sich damit zu erfrischen, und dieses ver-
mittelst eines grossen Schlauches, den
sie haben, um welchen rund herum eine
ziemliche Anzahl Säcklein, zwischen
seinen Häuten stecken, in welchen, allem
Vermuthen nach, das Wasser von die-
sen Thieren aufbehalten würde; wel-
ches denn auch einige veranlasset zu sa-
gen, daß die Türcken, wenn sie mit ei-
ner Caravana, oder nach Mecha reisen
wolten, und aber an Wasser Mangel
litten, die Cameele tödteten, damit sie
das Wasser, welches sie in ihren Wän-
sten hätten, zu trincken bekämen.

Und diese sind die Thiere, deren HaarCameelhaar.
zu uns gebracht wird, und auch dersel-
ben Namen führet, daraus gar schöne
Zeuge gemachet werden. Das beste
ist, das vom Rumpfe kommt, und unter
dem gar wenig weisses ist.

Kürtzlich: das Cameel ist das aller-
zahmeste Thier, welches seinem Herrn
sehr wenig kosten macht, und doch viel
Nutzen schaffet.

Vom natürlichen Sale Armoniaco.

Das natürliche Sal Armoniacum,Das natütli-
che Salmiac

oder vielmehr Sal Ammoniacum, ist ein

Saltz
Der Spezereyen und Materialien
Das neunte Capitel.
Vom Cameel.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 341.

DAs Cameel iſt eines von denenje-
nigen Thieren, welche man dome-
ſtica
zu nennen pfleget, und gantz zahm.
Es giebt ihrer die Menge durch gantz
Africa/ abſonderlich in der Barbarey,
in Lybien/
und in dem wuͤſten Getu-
lien
: ſo haben auch die Araber ſonſt
keinen groͤſſern Reichthum. Die aus
Africa ſind unter allen denen andern
die beſten, weil ſie gantzer ſechs bis ſie-
ben Wochen keine Gerſte freſſen, auch
zehen bis zwoͤlff Tage lang ungegeſſen
und ungetruncken bleiben koͤnnen.
Das Weiblein traͤgt eilff Monate: ſo-
bald das Junge geworffen worden, bie-
get man ihm alle viere unter den Bauch
zuſammen, legt ihm eine Decke uͤber den
Ruͤcken, rund herum mit Steinen be-
ſchweret, daß es in 20. Tagen nicht auf-
zuſtehen vermag. Wann ſie nun alt
genug worden, werden ſie, als wie bey
uns die Pferde gebraucht.

Wenn die Cameele mit den Cara-
vanen oder ins Feld ziehen muͤſſen, ſo
ſingt ihr Fuͤhrer, oder pfeifft, ſoviel
ihm immer moͤglich, denn ie mehr man
dieſe Thiere erluſtiget, ie beſſer gehen ſie:
man bedarff auch keiner andern War-
tung fuͤr ſie, als daß man ihnen unter-
weilen mit einem kleinen Ruͤthlein den
Staub aus dem Felle und von dem
Ruͤcken klopfe, und Stroh oder Tep-
pichte unter die Fuͤſſe breite, wenn ſie
auf glatten Boden gehen ſollen, damit
ſie ſich nicht zerſprengen oder zerreiſſen;
welches ſonſten gar leichte angehet.
Wenn ſie abgeladen, werden ſie auf
die Felder und in die Weide getrieben,
da ſie dann das Gras, Dornen und die
Aeſte von den Baͤumen abfreſſen, und
die gantze Nacht hindurch wiederkaͤuen,
was ſie des Tages uͤber eingefreſſen.

Es giebt aber drey Geſchlechte der
Hegin.Cameele. Diejenigen, welche Hegin
genennet werden, ſind die dickſten und
groͤſſeſten, und tragen biß tauſend
Bechet.Pfund. Die zweyte Sorte wiꝛd Bechet
genennet, und haben zwey Hocker auf
dem Ruͤcken, welche man allebeyde be-
laden kan: ſind uͤberdiß bequem zum
reiten, allein es giebt ihrer nirgends
[Spaltenumbruch] denn in Aſien. Die dritte Gattung
heiſſen ſie Dromedarien: ſind ſehrDromeda-
rien.

klein, und zart, und dienen nur zum
reiten. Sie ſind ſo geſchwind, daß ſie
in einem Tage 35. bis 40. Meilen lauf-
fen, und dergeſtalt acht bis zehn Tage,
in der Wuͤſten, bey gar wenigem Fut-
ter aushalten koͤnnen. Wann man
ſie beladen will, darff man ſie nur mit
einer Spiesruthe bey den Knien und
am Halſe beruͤhren, ſo fallen ſie ſtracks
zur Erde/ und bleiben in ſolchem Stan-
de, bis ſie beladen: wiederkaͤuen ſtets,
und ſchreyen, wenn ſie noch jung ſind.
Wenn ſie vermercken, daß ſie beladen,
und der Huͤter nimmt ihnen den Ring
ab, an welchen ein Strick gebunden, da-
mit ſie, als mit einem Zaume, geleitet
werden, ſo erheben ſie ſich alſobald zu-
ſamt der Laſt. Die Cameele leiden
Hunger und Durſt gedultig, und wer-
den aller drey Tage aufs hoͤchſte getraͤn-
cket: andere ſagen, daß ſie das Waſſer
ſehr lange im Magen behalten koͤnten,
ſich damit zu erfriſchen, und dieſes ver-
mittelſt eines groſſen Schlauches, den
ſie haben, um welchen rund herum eine
ziemliche Anzahl Saͤcklein, zwiſchen
ſeinen Haͤuten ſtecken, in welchen, allem
Vermuthen nach, das Waſſer von die-
ſen Thieren aufbehalten wuͤrde; wel-
ches denn auch einige veranlaſſet zu ſa-
gen, daß die Tuͤrcken, wenn ſie mit ei-
ner Caravana, oder nach Mecha reiſen
wolten, und aber an Waſſer Mangel
litten, die Cameele toͤdteten, damit ſie
das Waſſer, welches ſie in ihren Waͤn-
ſten haͤtten, zu trincken bekaͤmen.

Und dieſe ſind die Thiere, deren HaarCameelhaar.
zu uns gebracht wird, und auch derſel-
ben Namen fuͤhret, daraus gar ſchoͤne
Zeuge gemachet werden. Das beſte
iſt, das vom Rumpfe kommt, und unter
dem gar wenig weiſſes iſt.

Kuͤrtzlich: das Cameel iſt das aller-
zahmeſte Thier, welches ſeinem Herrn
ſehr wenig koſten macht, und doch viel
Nutzen ſchaffet.

Vom natuͤrlichen Sale Armoniaco.

Das natuͤrliche Sal Armoniacum,Das natuͤtli-
che Salmiac

oder vielmehr Sal Ammoniacum, iſt ein

Saltz
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0384"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das neunte Capitel.<lb/>
Vom Cameel.</hi> </head><lb/>
              <cb n="503"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 341.</note>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>As <hi rendition="#fr">Cameel</hi> i&#x017F;t eines von denenje-<lb/>
nigen Thieren, welche man <hi rendition="#aq">dome-<lb/>
&#x017F;tica</hi> zu nennen pfleget, und gantz zahm.<lb/>
Es giebt ihrer die Menge durch gantz<lb/><hi rendition="#fr">Africa/</hi> ab&#x017F;onderlich in der <hi rendition="#fr">Barbarey,<lb/>
in Lybien/</hi> und in dem wu&#x0364;&#x017F;ten <hi rendition="#fr">Getu-<lb/>
lien</hi>: &#x017F;o haben auch die <hi rendition="#fr">Araber</hi> &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
keinen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Reichthum. Die aus<lb/><hi rendition="#fr">Africa</hi> &#x017F;ind unter allen denen andern<lb/>
die be&#x017F;ten, weil &#x017F;ie gantzer &#x017F;echs bis &#x017F;ie-<lb/>
ben Wochen keine Ger&#x017F;te fre&#x017F;&#x017F;en, auch<lb/>
zehen bis zwo&#x0364;lff Tage lang ungege&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und ungetruncken bleiben ko&#x0364;nnen.<lb/>
Das Weiblein tra&#x0364;gt eilff Monate: &#x017F;o-<lb/>
bald das Junge geworffen worden, bie-<lb/>
get man ihm alle viere unter den Bauch<lb/>
zu&#x017F;ammen, legt ihm eine Decke u&#x0364;ber den<lb/>
Ru&#x0364;cken, rund herum mit Steinen be-<lb/>
&#x017F;chweret, daß es in 20. Tagen nicht auf-<lb/>
zu&#x017F;tehen vermag. Wann &#x017F;ie nun alt<lb/>
genug worden, werden &#x017F;ie, als wie bey<lb/>
uns die Pferde gebraucht.</p><lb/>
              <p>Wenn die Cameele mit den Cara-<lb/>
vanen oder ins Feld ziehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ingt ihr Fu&#x0364;hrer, oder pfeifft, &#x017F;oviel<lb/>
ihm immer mo&#x0364;glich, denn ie mehr man<lb/>
die&#x017F;e Thiere erlu&#x017F;tiget, ie be&#x017F;&#x017F;er gehen &#x017F;ie:<lb/>
man bedarff auch keiner andern War-<lb/>
tung fu&#x0364;r &#x017F;ie, als daß man ihnen unter-<lb/>
weilen mit einem kleinen Ru&#x0364;thlein den<lb/>
Staub aus dem Felle und von dem<lb/>
Ru&#x0364;cken klopfe, und Stroh oder Tep-<lb/>
pichte unter die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e breite, wenn &#x017F;ie<lb/>
auf glatten Boden gehen &#x017F;ollen, damit<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich nicht zer&#x017F;prengen oder zerrei&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
welches &#x017F;on&#x017F;ten gar leichte angehet.<lb/>
Wenn &#x017F;ie abgeladen, werden &#x017F;ie auf<lb/>
die Felder und in die Weide getrieben,<lb/>
da &#x017F;ie dann das Gras, Dornen und die<lb/>
Ae&#x017F;te von den Ba&#x0364;umen abfre&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
die gantze Nacht hindurch wiederka&#x0364;uen,<lb/>
was &#x017F;ie des Tages u&#x0364;ber eingefre&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Es giebt aber drey Ge&#x017F;chlechte der<lb/><note place="left">Hegin.</note><hi rendition="#fr">Cameele.</hi> Diejenigen, welche <hi rendition="#fr">Hegin</hi><lb/>
genennet werden, &#x017F;ind die dick&#x017F;ten und<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten, und tragen biß tau&#x017F;end<lb/><note place="left">Bechet.</note>Pfund. Die zweyte Sorte wi&#xA75B;d <hi rendition="#fr">Bechet</hi><lb/>
genennet, und haben zwey Hocker auf<lb/>
dem Ru&#x0364;cken, welche man allebeyde be-<lb/>
laden kan: &#x017F;ind u&#x0364;berdiß bequem zum<lb/>
reiten, allein es giebt ihrer nirgends<lb/><cb n="504"/>
denn in <hi rendition="#fr">A&#x017F;ien.</hi> Die dritte Gattung<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Dromedarien</hi>: &#x017F;ind &#x017F;ehr<note place="right">Dromeda-<lb/>
rien.</note><lb/>
klein, und zart, und dienen nur zum<lb/>
reiten. Sie &#x017F;ind &#x017F;o ge&#x017F;chwind, daß &#x017F;ie<lb/>
in einem Tage 35. bis 40. Meilen lauf-<lb/>
fen, und derge&#x017F;talt acht bis zehn Tage,<lb/>
in der Wu&#x0364;&#x017F;ten, bey gar wenigem Fut-<lb/>
ter aushalten ko&#x0364;nnen. Wann man<lb/>
&#x017F;ie beladen will, darff man &#x017F;ie nur mit<lb/>
einer Spiesruthe bey den Knien und<lb/>
am Hal&#x017F;e beru&#x0364;hren, &#x017F;o fallen &#x017F;ie &#x017F;tracks<lb/>
zur Erde/ und bleiben in &#x017F;olchem Stan-<lb/>
de, bis &#x017F;ie beladen: wiederka&#x0364;uen &#x017F;tets,<lb/>
und &#x017F;chreyen, wenn &#x017F;ie noch jung &#x017F;ind.<lb/>
Wenn &#x017F;ie vermercken, daß &#x017F;ie beladen,<lb/>
und der Hu&#x0364;ter nimmt ihnen den Ring<lb/>
ab, an welchen ein Strick gebunden, da-<lb/>
mit &#x017F;ie, als mit einem Zaume, geleitet<lb/>
werden, &#x017F;o erheben &#x017F;ie &#x017F;ich al&#x017F;obald zu-<lb/>
&#x017F;amt der La&#x017F;t. Die <hi rendition="#fr">Cameele</hi> leiden<lb/>
Hunger und Dur&#x017F;t gedultig, und wer-<lb/>
den aller drey Tage aufs ho&#x0364;ch&#x017F;te getra&#x0364;n-<lb/>
cket: andere &#x017F;agen, daß &#x017F;ie das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;ehr lange im Magen behalten ko&#x0364;nten,<lb/>
&#x017F;ich damit zu erfri&#x017F;chen, und die&#x017F;es ver-<lb/>
mittel&#x017F;t eines gro&#x017F;&#x017F;en Schlauches, den<lb/>
&#x017F;ie haben, um welchen rund herum eine<lb/>
ziemliche Anzahl Sa&#x0364;cklein, zwi&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;einen Ha&#x0364;uten &#x017F;tecken, in welchen, allem<lb/>
Vermuthen nach, das Wa&#x017F;&#x017F;er von die-<lb/>
&#x017F;en Thieren aufbehalten wu&#x0364;rde; wel-<lb/>
ches denn auch einige veranla&#x017F;&#x017F;et zu &#x017F;a-<lb/>
gen, daß die Tu&#x0364;rcken, wenn &#x017F;ie mit ei-<lb/>
ner Caravana, oder nach Mecha rei&#x017F;en<lb/>
wolten, und aber an Wa&#x017F;&#x017F;er Mangel<lb/>
litten, die Cameele to&#x0364;dteten, damit &#x017F;ie<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er, welches &#x017F;ie in ihren Wa&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten ha&#x0364;tten, zu trincken beka&#x0364;men.</p><lb/>
              <p>Und die&#x017F;e &#x017F;ind die Thiere, deren Haar<note place="right">Cameelhaar.</note><lb/>
zu uns gebracht wird, und auch der&#x017F;el-<lb/>
ben Namen fu&#x0364;hret, daraus gar &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Zeuge gemachet werden. Das be&#x017F;te<lb/>
i&#x017F;t, das vom Rumpfe kommt, und unter<lb/>
dem gar wenig wei&#x017F;&#x017F;es i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Ku&#x0364;rtzlich: das <hi rendition="#fr">Cameel</hi> i&#x017F;t das aller-<lb/>
zahme&#x017F;te Thier, welches &#x017F;einem Herrn<lb/>
&#x017F;ehr wenig ko&#x017F;ten macht, und doch viel<lb/>
Nutzen &#x017F;chaffet.</p><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Vom natu&#x0364;rlichen <hi rendition="#aq">Sale Armoniaco.</hi></hi> </head><lb/>
                <p>Das <hi rendition="#fr">natu&#x0364;rliche</hi> <hi rendition="#aq">Sal Armoniacum,</hi><note place="right">Das natu&#x0364;tli-<lb/>
che Salmiac</note><lb/>
oder vielmehr <hi rendition="#aq">Sal Ammoniacum,</hi> i&#x017F;t ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Saltz</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0384] Der Spezereyen und Materialien Das neunte Capitel. Vom Cameel. DAs Cameel iſt eines von denenje- nigen Thieren, welche man dome- ſtica zu nennen pfleget, und gantz zahm. Es giebt ihrer die Menge durch gantz Africa/ abſonderlich in der Barbarey, in Lybien/ und in dem wuͤſten Getu- lien: ſo haben auch die Araber ſonſt keinen groͤſſern Reichthum. Die aus Africa ſind unter allen denen andern die beſten, weil ſie gantzer ſechs bis ſie- ben Wochen keine Gerſte freſſen, auch zehen bis zwoͤlff Tage lang ungegeſſen und ungetruncken bleiben koͤnnen. Das Weiblein traͤgt eilff Monate: ſo- bald das Junge geworffen worden, bie- get man ihm alle viere unter den Bauch zuſammen, legt ihm eine Decke uͤber den Ruͤcken, rund herum mit Steinen be- ſchweret, daß es in 20. Tagen nicht auf- zuſtehen vermag. Wann ſie nun alt genug worden, werden ſie, als wie bey uns die Pferde gebraucht. Wenn die Cameele mit den Cara- vanen oder ins Feld ziehen muͤſſen, ſo ſingt ihr Fuͤhrer, oder pfeifft, ſoviel ihm immer moͤglich, denn ie mehr man dieſe Thiere erluſtiget, ie beſſer gehen ſie: man bedarff auch keiner andern War- tung fuͤr ſie, als daß man ihnen unter- weilen mit einem kleinen Ruͤthlein den Staub aus dem Felle und von dem Ruͤcken klopfe, und Stroh oder Tep- pichte unter die Fuͤſſe breite, wenn ſie auf glatten Boden gehen ſollen, damit ſie ſich nicht zerſprengen oder zerreiſſen; welches ſonſten gar leichte angehet. Wenn ſie abgeladen, werden ſie auf die Felder und in die Weide getrieben, da ſie dann das Gras, Dornen und die Aeſte von den Baͤumen abfreſſen, und die gantze Nacht hindurch wiederkaͤuen, was ſie des Tages uͤber eingefreſſen. Es giebt aber drey Geſchlechte der Cameele. Diejenigen, welche Hegin genennet werden, ſind die dickſten und groͤſſeſten, und tragen biß tauſend Pfund. Die zweyte Sorte wiꝛd Bechet genennet, und haben zwey Hocker auf dem Ruͤcken, welche man allebeyde be- laden kan: ſind uͤberdiß bequem zum reiten, allein es giebt ihrer nirgends denn in Aſien. Die dritte Gattung heiſſen ſie Dromedarien: ſind ſehr klein, und zart, und dienen nur zum reiten. Sie ſind ſo geſchwind, daß ſie in einem Tage 35. bis 40. Meilen lauf- fen, und dergeſtalt acht bis zehn Tage, in der Wuͤſten, bey gar wenigem Fut- ter aushalten koͤnnen. Wann man ſie beladen will, darff man ſie nur mit einer Spiesruthe bey den Knien und am Halſe beruͤhren, ſo fallen ſie ſtracks zur Erde/ und bleiben in ſolchem Stan- de, bis ſie beladen: wiederkaͤuen ſtets, und ſchreyen, wenn ſie noch jung ſind. Wenn ſie vermercken, daß ſie beladen, und der Huͤter nimmt ihnen den Ring ab, an welchen ein Strick gebunden, da- mit ſie, als mit einem Zaume, geleitet werden, ſo erheben ſie ſich alſobald zu- ſamt der Laſt. Die Cameele leiden Hunger und Durſt gedultig, und wer- den aller drey Tage aufs hoͤchſte getraͤn- cket: andere ſagen, daß ſie das Waſſer ſehr lange im Magen behalten koͤnten, ſich damit zu erfriſchen, und dieſes ver- mittelſt eines groſſen Schlauches, den ſie haben, um welchen rund herum eine ziemliche Anzahl Saͤcklein, zwiſchen ſeinen Haͤuten ſtecken, in welchen, allem Vermuthen nach, das Waſſer von die- ſen Thieren aufbehalten wuͤrde; wel- ches denn auch einige veranlaſſet zu ſa- gen, daß die Tuͤrcken, wenn ſie mit ei- ner Caravana, oder nach Mecha reiſen wolten, und aber an Waſſer Mangel litten, die Cameele toͤdteten, damit ſie das Waſſer, welches ſie in ihren Waͤn- ſten haͤtten, zu trincken bekaͤmen. Hegin. Bechet. Dromeda- rien. Und dieſe ſind die Thiere, deren Haar zu uns gebracht wird, und auch derſel- ben Namen fuͤhret, daraus gar ſchoͤne Zeuge gemachet werden. Das beſte iſt, das vom Rumpfe kommt, und unter dem gar wenig weiſſes iſt. Cameelhaar. Kuͤrtzlich: das Cameel iſt das aller- zahmeſte Thier, welches ſeinem Herrn ſehr wenig koſten macht, und doch viel Nutzen ſchaffet. Vom natuͤrlichen Sale Armoniaco. Das natuͤrliche Sal Armoniacum, oder vielmehr Sal Ammoniacum, iſt ein Saltz Das natuͤtli- che Salmiac

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/384
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/384>, abgerufen am 22.11.2024.