Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
gossen, das heißt so viel, es wird auf eineTafel geschüttet, in welcher ein Hauf- fen runde Löcher sind, in Form der klei- nen runden weissen Wachsscheiben, darein vorher frisch Wasser gegossen worden, damit das Wachs nicht an dem Holtze behangen bleibe. Nach diesem wird es abermahls noch ein Paar Tage und Nächte auf die Tücher geleget, da- mit es noch durchscheinender und tru- cken werde. Das Wachs aus Bretagne läßt Von diesem schönen Wachse werden Man mag sich aber auch vorsehen, ne Sorten weiß Wachs. Nach dem Wachse von Chateau Nicht allein aber muß man trachten Uber alle diese Sachen, die aus dem Das allermeiste granirte Wachs, Vom M m 2
Hauptbeſchreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
goſſen, das heißt ſo viel, es wird auf eineTafel geſchuͤttet, in welcher ein Hauf- fen runde Loͤcher ſind, in Form der klei- nen runden weiſſen Wachsſcheiben, darein vorher friſch Waſſer gegoſſen worden, damit das Wachs nicht an dem Holtze behangen bleibe. Nach dieſem wird es abermahls noch ein Paar Tage und Naͤchte auf die Tuͤcher geleget, da- mit es noch durchſcheinender und tru- cken werde. Das Wachs aus Bretagne laͤßt Von dieſem ſchoͤnen Wachſe werden Man mag ſich aber auch vorſehen, ne Sorten weiß Wachs. Nach dem Wachſe von Chateau Nicht allein aber muß man trachten Uber alle dieſe Sachen, die aus dem Das allermeiſte granirte Wachs, Vom M m 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0413"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung zweyter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="549"/> goſſen, das heißt ſo viel, es wird auf eine<lb/> Tafel geſchuͤttet, in welcher ein Hauf-<lb/> fen runde Loͤcher ſind, in Form der klei-<lb/> nen runden weiſſen Wachsſcheiben,<lb/> darein vorher friſch Waſſer gegoſſen<lb/> worden, damit das Wachs nicht an dem<lb/> Holtze behangen bleibe. Nach dieſem<lb/> wird es abermahls noch ein Paar Tage<lb/> und Naͤchte auf die Tuͤcher geleget, da-<lb/> mit es noch durchſcheinender und tru-<lb/> cken werde.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#fr">Wachs aus Bretagne</hi> laͤßt<lb/> ſich am allerbeſten und am fuͤglichſten<lb/> bleichen. Wenn es denn recht ſchoͤne<lb/> weiß iſt, als wie insgemein das von<lb/><hi rendition="#fr">Chateau-Gontier,</hi> einer Stadt, acht<lb/> Meilen von <hi rendition="#fr">Angers</hi> gelegen, woſelbſt,<lb/> wie man ſagt, die beſte Bleiche in gantz<lb/><hi rendition="#fr">Franckreich</hi> ſeyn ſoll, und iſt, ſo muß es<lb/> ſchoͤn weiß, hell und durchſichtig ſeyn,<lb/> feine dicke Scheiben, die, wenn man ſie<lb/> zerbricht, nicht garſtig ſchmecken, noch<lb/> an den Zaͤhnen bekleben bleiben: denn<lb/> ſodann iſt es mit nichts nicht vermi-<lb/> ſchet.</p><lb/> <p>Von dieſem ſchoͤnen Wachſe werden<lb/> auch ſchoͤne Sachen gemacht, Kertzen,<lb/> duͤnner Zug, Fackeln, Bilder und an-<lb/> dere dergleichen Wachsarbeit.</p><lb/> <p>Man mag ſich aber auch vorſehen,<lb/> daß es kein verlegenes weiſſes Wachs<lb/> ſey, welches wieder angerichtet und<lb/> umgeſchmoltzen, indeſſen aber ſtets mit<lb/> einem Spatel umgeruͤhret, und darauf<lb/> ins Waſſer geſchuͤttet, und zu Scheiben<lb/> gemachet worden iſt. Doch kan man<lb/> ſolches gar leichtlich erkennen, weil die-<lb/> ſes alſo zugerichtete Wachs niemahls<lb/> recht helle, ſondern allezeit matt ſiehet,<lb/> auch ſo bald es geſchmoltzen und verar-<lb/> beitet worden, zur Stunde ſo gelb als<lb/> Urin wird. Dieſes wiederfaͤhrt dem<lb/> andern nicht; Dieſes iſt auch die Urſa-<lb/> che, warum einige Kauffleute das weiſ-<lb/> ſe Wachs wohlfeiler geben, denn die<lb/> andern.</p><lb/> <note place="left">Unterſchiede-<lb/> ne Sorten<lb/> weiß Wachs.</note> <p>Nach dem Wachſe von <hi rendition="#fr">Chateau<lb/> Gontier</hi> folgt das von <hi rendition="#fr">Angers,</hi> drit-<lb/> tens, das von <hi rendition="#fr">Mans/</hi> und viertens,<lb/> das <hi rendition="#fr">Hollaͤndiſche,</hi> welches wir gemei-<lb/> niglich in Kiſten zu vier bis fuͤnff Cent-<lb/> nern ſchwer, bekommen, darunter das<lb/> vornehmſte iſt, welches wir <hi rendition="#fr">koͤniglich<lb/> Wachs aus Holland</hi> zu heiſſen pfle-<lb/> gen: die fuͤnffte Gattung iſt das von<lb/><cb n="550"/> <hi rendition="#fr">Amboiſe,</hi> die ſechſte von <hi rendition="#fr">Chaumont,</hi><lb/> nahe bey <hi rendition="#fr">Troyes,</hi> die ſiebende und letz-<lb/> te iſt das von <hi rendition="#fr">Rouan/</hi> alldieweil ſie gar<lb/> zuviel Schmaltz unter das weiſſe Wachs<lb/> thun: denn es iſt beſſer oder ſchlechter,<lb/> nachdem ſie naͤmlich mehr oder weniger<lb/> Bockunſchlit oder Ziegen- und Schoͤp-<lb/> ſenfett darunter gemenget. Jm uͤbri-<lb/> gen giebt es ſehr wenig Orte, an denen<lb/> nicht allerhand Arten weiß Wachs be-<lb/> reitet wuͤrde, ausgenommen zu <hi rendition="#fr">Anjou/</hi><lb/> daher es auch am theuerſten iſt, und<lb/> nur zu ſchoͤner Arbeit dienlich gehalten<lb/> wird.</p><lb/> <p>Nicht allein aber muß man trachten<lb/> ſchoͤn Wachs zu haben, ſondern man<lb/> ſoll auch zuſehen, daß die Dachte in<lb/> den Kertzen und Wachslichtern von<lb/> reiner Baumwolle; die aber zu dem<lb/> gezogenen Wachſe, das man in Buͤch-<lb/> ſen thut, oder aufwindet, von Garn<lb/> von Guibray, zum Venediſchen Wachs-<lb/> ſtock aus Coͤllniſchen Garn oder auch<lb/> von Garn von Guibray, und zu den<lb/> Wachslampen von Cotton gemachet<lb/> ſeyn: den die zu denen letzteren von Gar-<lb/> ne bereitet werden, brennen nicht lange,<lb/> ſondern loͤſchen bald aus. Die Wachs-<lb/> fackeln, es ſeyen nun weiſſe oder gelbe,<lb/> ſollen weiſſe Dachte haben, denn ſie<lb/> ſind viel beſſer, auch ehender zu ver-<lb/> kauffen. Wir machen auch noch uͤber-<lb/> diß Schneiderlichtlein, welche die<lb/> Schneider zum verwaͤchſen gebrau-<lb/> chen.</p><lb/> <p>Uber alle dieſe Sachen, die aus dem<lb/> weiſſen Wachſe gemachet und bereitet<lb/> werden, laſſen wir es auch noch ſchmel-<lb/> tzen, und machen es vermittelſt eines<lb/> Feimloͤffels oder einer Handvoll Ru-<lb/> then, in kaltem Waſſer, zu gantz kleinen<lb/> Koͤrnern, und pflegen es hernachmahls<lb/><hi rendition="#fr">granuliret</hi> oder <hi rendition="#fr">gekoͤrnet Wachs</hi> zu<note place="right">Gekoͤrnet<lb/> oder granu-<lb/> liret Wachs.</note><lb/> nennen. Dieſes Wachs dienet zu nichts<lb/> anders, denn zu Pomaden und<lb/> Schmincke fuͤrs Frauenzimmer, wenn<lb/> Wallrath, Borrax, Venediſcher Talck<lb/> und andere dergleichen Dinge darunter<lb/> geruͤhret werden.</p><lb/> <p>Das allermeiſte granirte Wachs,<lb/> das wir verkauffen, iſt auch allhier ge-<lb/> macht, indem der wenige Gebrauch<lb/> nicht lohnet, daß man es anderswoher<lb/> bringen laſſe.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">M m 2</hi> </fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Vom</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0413]
Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
goſſen, das heißt ſo viel, es wird auf eine
Tafel geſchuͤttet, in welcher ein Hauf-
fen runde Loͤcher ſind, in Form der klei-
nen runden weiſſen Wachsſcheiben,
darein vorher friſch Waſſer gegoſſen
worden, damit das Wachs nicht an dem
Holtze behangen bleibe. Nach dieſem
wird es abermahls noch ein Paar Tage
und Naͤchte auf die Tuͤcher geleget, da-
mit es noch durchſcheinender und tru-
cken werde.
Das Wachs aus Bretagne laͤßt
ſich am allerbeſten und am fuͤglichſten
bleichen. Wenn es denn recht ſchoͤne
weiß iſt, als wie insgemein das von
Chateau-Gontier, einer Stadt, acht
Meilen von Angers gelegen, woſelbſt,
wie man ſagt, die beſte Bleiche in gantz
Franckreich ſeyn ſoll, und iſt, ſo muß es
ſchoͤn weiß, hell und durchſichtig ſeyn,
feine dicke Scheiben, die, wenn man ſie
zerbricht, nicht garſtig ſchmecken, noch
an den Zaͤhnen bekleben bleiben: denn
ſodann iſt es mit nichts nicht vermi-
ſchet.
Von dieſem ſchoͤnen Wachſe werden
auch ſchoͤne Sachen gemacht, Kertzen,
duͤnner Zug, Fackeln, Bilder und an-
dere dergleichen Wachsarbeit.
Man mag ſich aber auch vorſehen,
daß es kein verlegenes weiſſes Wachs
ſey, welches wieder angerichtet und
umgeſchmoltzen, indeſſen aber ſtets mit
einem Spatel umgeruͤhret, und darauf
ins Waſſer geſchuͤttet, und zu Scheiben
gemachet worden iſt. Doch kan man
ſolches gar leichtlich erkennen, weil die-
ſes alſo zugerichtete Wachs niemahls
recht helle, ſondern allezeit matt ſiehet,
auch ſo bald es geſchmoltzen und verar-
beitet worden, zur Stunde ſo gelb als
Urin wird. Dieſes wiederfaͤhrt dem
andern nicht; Dieſes iſt auch die Urſa-
che, warum einige Kauffleute das weiſ-
ſe Wachs wohlfeiler geben, denn die
andern.
Nach dem Wachſe von Chateau
Gontier folgt das von Angers, drit-
tens, das von Mans/ und viertens,
das Hollaͤndiſche, welches wir gemei-
niglich in Kiſten zu vier bis fuͤnff Cent-
nern ſchwer, bekommen, darunter das
vornehmſte iſt, welches wir koͤniglich
Wachs aus Holland zu heiſſen pfle-
gen: die fuͤnffte Gattung iſt das von
Amboiſe, die ſechſte von Chaumont,
nahe bey Troyes, die ſiebende und letz-
te iſt das von Rouan/ alldieweil ſie gar
zuviel Schmaltz unter das weiſſe Wachs
thun: denn es iſt beſſer oder ſchlechter,
nachdem ſie naͤmlich mehr oder weniger
Bockunſchlit oder Ziegen- und Schoͤp-
ſenfett darunter gemenget. Jm uͤbri-
gen giebt es ſehr wenig Orte, an denen
nicht allerhand Arten weiß Wachs be-
reitet wuͤrde, ausgenommen zu Anjou/
daher es auch am theuerſten iſt, und
nur zu ſchoͤner Arbeit dienlich gehalten
wird.
Nicht allein aber muß man trachten
ſchoͤn Wachs zu haben, ſondern man
ſoll auch zuſehen, daß die Dachte in
den Kertzen und Wachslichtern von
reiner Baumwolle; die aber zu dem
gezogenen Wachſe, das man in Buͤch-
ſen thut, oder aufwindet, von Garn
von Guibray, zum Venediſchen Wachs-
ſtock aus Coͤllniſchen Garn oder auch
von Garn von Guibray, und zu den
Wachslampen von Cotton gemachet
ſeyn: den die zu denen letzteren von Gar-
ne bereitet werden, brennen nicht lange,
ſondern loͤſchen bald aus. Die Wachs-
fackeln, es ſeyen nun weiſſe oder gelbe,
ſollen weiſſe Dachte haben, denn ſie
ſind viel beſſer, auch ehender zu ver-
kauffen. Wir machen auch noch uͤber-
diß Schneiderlichtlein, welche die
Schneider zum verwaͤchſen gebrau-
chen.
Uber alle dieſe Sachen, die aus dem
weiſſen Wachſe gemachet und bereitet
werden, laſſen wir es auch noch ſchmel-
tzen, und machen es vermittelſt eines
Feimloͤffels oder einer Handvoll Ru-
then, in kaltem Waſſer, zu gantz kleinen
Koͤrnern, und pflegen es hernachmahls
granuliret oder gekoͤrnet Wachs zu
nennen. Dieſes Wachs dienet zu nichts
anders, denn zu Pomaden und
Schmincke fuͤrs Frauenzimmer, wenn
Wallrath, Borrax, Venediſcher Talck
und andere dergleichen Dinge darunter
geruͤhret werden.
Gekoͤrnet
oder granu-
liret Wachs.
Das allermeiſte granirte Wachs,
das wir verkauffen, iſt auch allhier ge-
macht, indem der wenige Gebrauch
nicht lohnet, daß man es anderswoher
bringen laſſe.
Vom
M m 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |