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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] gehabt hätte, welches viel länger und
dicker gewesen wäre, als das zu S. De-
nis.
Und dieses sind die Stücken von
diesem Horne, welche wir zu Paris/
eben als wie anderswo, für das wahr-
hafte Einhorn verkauffen, deme von ih-
rer vielen gar grosse Eigenschaften zu-
geschrieben werden, welche zu wider-
sprechen, ich mich nicht unterstehe, weil
ich es nicht versucht habe, auch keine Ge-
legenheit gefunden, sattsame Proben
davon zu nehmen.

Siehe Fig. 372.

Es findet sich auch noch ein anderer
Fisch, dem der Name See-Einhorn
ist beygeleget worden, welcher sich an
unterschiedenen Orten aufhält. Der
Herr Dumantel berichtet, daß er in
dem Flusse der Jnsel Tortuga, nahe
bey S. Domingo, im Jahr 1644. ei-
nen solchen Fisch von ungeheurer Grös-
se gesehen. Dieses See-Einhorn/
vermeldet er, verfolgte eine Carague/
oder einen andern Fisch von mittelmäßi-
ger Grösse, mit solchem Ungestüm, daß
er nicht beobachtend, wie er mehr Was-
sers zum schwimmen nöthig hätte, mit
dem halben Leibe aufs trockne und auf
eine grosse Sandbanck gerieth, von dar
er nicht wieder in die Tieffe gelangen
konte, sondern ward von den Ein-
Siehe Fig. 373.wohnern tod geschlagen. Er hatte sechs
grosse Floßfedern, welche am Ende
schier wie die Ruder an den Galeren
sahen: zwey derselben stunden, wo die
Ohren zu sitzen pflegen, die andern viere
aber zur Seiten am Bauche, in gleicher
Weite von einander. Der gantze obe-
re Theil seines Leibes war mit grossen
Schuppen bedecket, die so breit waren,
als ein Stücke von 58. Sols, und gantz
blau, schienen gleich als ob sie mit silber-
nen Flittern besetzet wären. Hinten
am Halse stunden sie weit enger bey-
sammen, und waren braun, als ob er
ein Halsband umgehabt. Die Schup-
pen am Bauche sahen gelbe. Der
Kopf war ein wenig dicker, als ein Roß-
kopf, auch schier also gestalt. Dieser,
der Kopf, war mit Haaren bedeckt und
mit einer braunen harten Haut überzo-
gen; und gleichwie das Einhorn sein
Horn auf der Stirne trägt, also hatte
auch dieses See-Einhorn ein über alle
massen schönes Horn vor dem Kopfe,
welches neun und einen halben Schuh
[Spaltenumbruch] lang war. Es war vollkommen gera-
de, und von der Stirne an, da es seinen
Anfang nahme, wurde es immer dün-
ner, bis es also spitzig ward, daß es auch
die härtesten Dinge damit durchstossen
können. Das dicke Ende, das am Kopfe
stund, hielt sechs zehen Zoll im Umfang:
von da an war dieses wunderbarliche
Horn bis auf zwey Drittheil seiner Län-
ge, wie eine Kelterschraube gestalt, oder
besser zu sagen, Wellenweis, und wie
eine gedrehete Säule, ausser daß die
Holkehlen gegen das Ende zu, immer
schlechter wurden, bis sie sich endlich
gantz und gar in einer angenehmen Ebe-
ne verlohren, welche sich zwey Zoll über
dem vierten Schuh endigte. Dieses
gantze untere Theil war mit einer asch-
farbenen Haut überzogen, welche über
und über mit sanften kurtzen Härlein,
als wie mit Sammet, von abgeschosse-
ner gelber Farbe, bedecket, darunter
aber ware es so weiß als Elffenbein.
Belangend das andere Theil, welches
gantz blos erschien, dasselbe war von Na-
tur spiegelglatt und gläntzendschwartz,
mit etlichen weiß- und gelben sehr zar-
ten Strichlein durchzogen, und dermas-
sen veste, daß man mit schwerer Mühe
ein wenig zartes Pulver, mit einer gu-
ten Feile, herabbringen kunte. Er hat-
te keine erhabene Ohren, sondern zwey
grosse Fischohren, wie die andern Fische.
Die Augen waren so groß, als wie Hü-
nereyer. Der Augapfel, welche Him-
melblau, mit gelb gezieret, war mit ei-
nem hochrothen Ringe umgeben, auf
den ein anderer heller, und wie ein Cry-
stall gläntzender folgete. Das Maul
war ziemlich weit aufgespalten, und
voller Zähne, unter denen die ersten und
vordersten scharff und spitzig waren, die
hintersten aber, in beyden Kieffeln,
breit, und wie kleine Buckel erhaben.
Die Zunge war von rechter Länge und
Dicke, mit einer rauhen zinnoberrothen
Haut überzogen. Jm übrigen hatte
dieser seltzame Fisch noch etwas auf sei-
nem Kopfe, als wie eine Krone, welche
ohngefehr zwey Zoll hoch über der
Haut hervorragete, länglicht rund war,
und spitzige Enden hatte. Mehr als
dreyhundert Personen haben von die-
sem Fische gegessen, und ihn überaus
delicat und niedlich befunden. Das

Fleisch

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] gehabt haͤtte, welches viel laͤnger und
dicker geweſen waͤre, als das zu S. De-
nis.
Und dieſes ſind die Stuͤcken von
dieſem Horne, welche wir zu Paris/
eben als wie anderswo, fuͤr das wahr-
hafte Einhorn verkauffen, deme von ih-
rer vielen gar groſſe Eigenſchaften zu-
geſchrieben werden, welche zu wider-
ſprechen, ich mich nicht unterſtehe, weil
ich es nicht verſucht habe, auch keine Ge-
legenheit gefunden, ſattſame Proben
davon zu nehmen.

Siehe Fig. 372.

Es findet ſich auch noch ein anderer
Fiſch, dem der Name See-Einhorn
iſt beygeleget worden, welcher ſich an
unterſchiedenen Orten aufhaͤlt. Der
Herr Dumantel berichtet, daß er in
dem Fluſſe der Jnſel Tortuga, nahe
bey S. Domingo, im Jahr 1644. ei-
nen ſolchen Fiſch von ungeheurer Groͤſ-
ſe geſehen. Dieſes See-Einhorn/
vermeldet er, verfolgte eine Carague/
oder einen andern Fiſch von mittelmaͤßi-
ger Groͤſſe, mit ſolchem Ungeſtuͤm, daß
er nicht beobachtend, wie er mehr Waſ-
ſers zum ſchwimmen noͤthig haͤtte, mit
dem halben Leibe aufs trockne und auf
eine groſſe Sandbanck gerieth, von dar
er nicht wieder in die Tieffe gelangen
konte, ſondern ward von den Ein-
Siehe Fig. 373.wohnern tod geſchlagen. Er hatte ſechs
groſſe Floßfedern, welche am Ende
ſchier wie die Ruder an den Galeren
ſahen: zwey derſelben ſtunden, wo die
Ohren zu ſitzen pflegen, die andern viere
aber zur Seiten am Bauche, in gleicher
Weite von einander. Der gantze obe-
re Theil ſeines Leibes war mit groſſen
Schuppen bedecket, die ſo breit waren,
als ein Stuͤcke von 58. Sols, und gantz
blau, ſchienen gleich als ob ſie mit ſilber-
nen Flittern beſetzet waͤren. Hinten
am Halſe ſtunden ſie weit enger bey-
ſammen, und waren braun, als ob er
ein Halsband umgehabt. Die Schup-
pen am Bauche ſahen gelbe. Der
Kopf war ein wenig dicker, als ein Roß-
kopf, auch ſchier alſo geſtalt. Dieſer,
der Kopf, war mit Haaren bedeckt und
mit einer braunen harten Haut uͤberzo-
gen; und gleichwie das Einhorn ſein
Horn auf der Stirne traͤgt, alſo hatte
auch dieſes See-Einhorn ein uͤber alle
maſſen ſchoͤnes Horn vor dem Kopfe,
welches neun und einen halben Schuh
[Spaltenumbruch] lang war. Es war vollkommen gera-
de, und von der Stirne an, da es ſeinen
Anfang nahme, wurde es immer duͤn-
ner, bis es alſo ſpitzig ward, daß es auch
die haͤrteſten Dinge damit durchſtoſſen
koͤnnen. Das dicke Ende, das am Kopfe
ſtund, hielt ſechs zehen Zoll im Umfang:
von da an war dieſes wunderbarliche
Horn bis auf zwey Drittheil ſeiner Laͤn-
ge, wie eine Kelterſchraube geſtalt, oder
beſſer zu ſagen, Wellenweis, und wie
eine gedrehete Saͤule, auſſer daß die
Holkehlen gegen das Ende zu, immer
ſchlechter wurden, bis ſie ſich endlich
gantz und gar in einer angenehmen Ebe-
ne verlohren, welche ſich zwey Zoll uͤber
dem vierten Schuh endigte. Dieſes
gantze untere Theil war mit einer aſch-
farbenen Haut uͤberzogen, welche uͤber
und uͤber mit ſanften kurtzen Haͤrlein,
als wie mit Sammet, von abgeſchoſſe-
ner gelber Farbe, bedecket, darunter
aber ware es ſo weiß als Elffenbein.
Belangend das andere Theil, welches
gantz blos erſchien, daſſelbe war von Na-
tur ſpiegelglatt und glaͤntzendſchwartz,
mit etlichen weiß- und gelben ſehr zar-
ten Strichlein durchzogen, und dermaſ-
ſen veſte, daß man mit ſchwerer Muͤhe
ein wenig zartes Pulver, mit einer gu-
ten Feile, herabbringen kunte. Er hat-
te keine erhabene Ohren, ſondern zwey
groſſe Fiſchohren, wie die andern Fiſche.
Die Augen waren ſo groß, als wie Huͤ-
nereyer. Der Augapfel, welche Him-
melblau, mit gelb gezieret, war mit ei-
nem hochrothen Ringe umgeben, auf
den ein anderer heller, und wie ein Cry-
ſtall glaͤntzender folgete. Das Maul
war ziemlich weit aufgeſpalten, und
voller Zaͤhne, unter denen die erſten und
vorderſten ſcharff und ſpitzig waren, die
hinterſten aber, in beyden Kieffeln,
breit, und wie kleine Buckel erhaben.
Die Zunge war von rechter Laͤnge und
Dicke, mit einer rauhen zinnoberrothen
Haut uͤberzogen. Jm uͤbrigen hatte
dieſer ſeltzame Fiſch noch etwas auf ſei-
nem Kopfe, als wie eine Krone, welche
ohngefehr zwey Zoll hoch uͤber der
Haut hervorꝛagete, laͤnglicht rund war,
und ſpitzige Enden hatte. Mehr als
dreyhundert Perſonen haben von die-
ſem Fiſche gegeſſen, und ihn uͤberaus
delicat und niedlich befunden. Das

Fleiſch
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[0436] Der Spezereyen und Materialien gehabt haͤtte, welches viel laͤnger und dicker geweſen waͤre, als das zu S. De- nis. Und dieſes ſind die Stuͤcken von dieſem Horne, welche wir zu Paris/ eben als wie anderswo, fuͤr das wahr- hafte Einhorn verkauffen, deme von ih- rer vielen gar groſſe Eigenſchaften zu- geſchrieben werden, welche zu wider- ſprechen, ich mich nicht unterſtehe, weil ich es nicht verſucht habe, auch keine Ge- legenheit gefunden, ſattſame Proben davon zu nehmen. Es findet ſich auch noch ein anderer Fiſch, dem der Name See-Einhorn iſt beygeleget worden, welcher ſich an unterſchiedenen Orten aufhaͤlt. Der Herr Dumantel berichtet, daß er in dem Fluſſe der Jnſel Tortuga, nahe bey S. Domingo, im Jahr 1644. ei- nen ſolchen Fiſch von ungeheurer Groͤſ- ſe geſehen. Dieſes See-Einhorn/ vermeldet er, verfolgte eine Carague/ oder einen andern Fiſch von mittelmaͤßi- ger Groͤſſe, mit ſolchem Ungeſtuͤm, daß er nicht beobachtend, wie er mehr Waſ- ſers zum ſchwimmen noͤthig haͤtte, mit dem halben Leibe aufs trockne und auf eine groſſe Sandbanck gerieth, von dar er nicht wieder in die Tieffe gelangen konte, ſondern ward von den Ein- wohnern tod geſchlagen. Er hatte ſechs groſſe Floßfedern, welche am Ende ſchier wie die Ruder an den Galeren ſahen: zwey derſelben ſtunden, wo die Ohren zu ſitzen pflegen, die andern viere aber zur Seiten am Bauche, in gleicher Weite von einander. Der gantze obe- re Theil ſeines Leibes war mit groſſen Schuppen bedecket, die ſo breit waren, als ein Stuͤcke von 58. Sols, und gantz blau, ſchienen gleich als ob ſie mit ſilber- nen Flittern beſetzet waͤren. Hinten am Halſe ſtunden ſie weit enger bey- ſammen, und waren braun, als ob er ein Halsband umgehabt. Die Schup- pen am Bauche ſahen gelbe. Der Kopf war ein wenig dicker, als ein Roß- kopf, auch ſchier alſo geſtalt. Dieſer, der Kopf, war mit Haaren bedeckt und mit einer braunen harten Haut uͤberzo- gen; und gleichwie das Einhorn ſein Horn auf der Stirne traͤgt, alſo hatte auch dieſes See-Einhorn ein uͤber alle maſſen ſchoͤnes Horn vor dem Kopfe, welches neun und einen halben Schuh lang war. Es war vollkommen gera- de, und von der Stirne an, da es ſeinen Anfang nahme, wurde es immer duͤn- ner, bis es alſo ſpitzig ward, daß es auch die haͤrteſten Dinge damit durchſtoſſen koͤnnen. Das dicke Ende, das am Kopfe ſtund, hielt ſechs zehen Zoll im Umfang: von da an war dieſes wunderbarliche Horn bis auf zwey Drittheil ſeiner Laͤn- ge, wie eine Kelterſchraube geſtalt, oder beſſer zu ſagen, Wellenweis, und wie eine gedrehete Saͤule, auſſer daß die Holkehlen gegen das Ende zu, immer ſchlechter wurden, bis ſie ſich endlich gantz und gar in einer angenehmen Ebe- ne verlohren, welche ſich zwey Zoll uͤber dem vierten Schuh endigte. Dieſes gantze untere Theil war mit einer aſch- farbenen Haut uͤberzogen, welche uͤber und uͤber mit ſanften kurtzen Haͤrlein, als wie mit Sammet, von abgeſchoſſe- ner gelber Farbe, bedecket, darunter aber ware es ſo weiß als Elffenbein. Belangend das andere Theil, welches gantz blos erſchien, daſſelbe war von Na- tur ſpiegelglatt und glaͤntzendſchwartz, mit etlichen weiß- und gelben ſehr zar- ten Strichlein durchzogen, und dermaſ- ſen veſte, daß man mit ſchwerer Muͤhe ein wenig zartes Pulver, mit einer gu- ten Feile, herabbringen kunte. Er hat- te keine erhabene Ohren, ſondern zwey groſſe Fiſchohren, wie die andern Fiſche. Die Augen waren ſo groß, als wie Huͤ- nereyer. Der Augapfel, welche Him- melblau, mit gelb gezieret, war mit ei- nem hochrothen Ringe umgeben, auf den ein anderer heller, und wie ein Cry- ſtall glaͤntzender folgete. Das Maul war ziemlich weit aufgeſpalten, und voller Zaͤhne, unter denen die erſten und vorderſten ſcharff und ſpitzig waren, die hinterſten aber, in beyden Kieffeln, breit, und wie kleine Buckel erhaben. Die Zunge war von rechter Laͤnge und Dicke, mit einer rauhen zinnoberrothen Haut uͤberzogen. Jm uͤbrigen hatte dieſer ſeltzame Fiſch noch etwas auf ſei- nem Kopfe, als wie eine Krone, welche ohngefehr zwey Zoll hoch uͤber der Haut hervorꝛagete, laͤnglicht rund war, und ſpitzige Enden hatte. Mehr als dreyhundert Perſonen haben von die- ſem Fiſche gegeſſen, und ihn uͤberaus delicat und niedlich befunden. Das Fleiſch Siehe Fig. 373.

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/436>, abgerufen am 22.11.2024.