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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung zweyter Theil.
Das neun und viertzigste Capitel.
Von den Porzellanschnecken.
[Spaltenumbruch]

WAs wir Porcelaines en coquillage, und
die Lateiner Concha venerea nen-
nen, das sind kleine weisse Schnecken-
häuslein, die uns von unterschiedlichen
Orten, aus Ost- und Westindien
überbracht werden, und als wie Pater-
noster angereihet oder angehencket sind;
so daß in einem Paquet, darinne viel
dergleichen Gehencke liegen, mehr als
tausend dergleichen Schneckenhäuslein
befindlich sind. Die Siammer,
Arouarger
und die Einwohner in
Neuspanien bedienen sich dieser klei-
nen Schneckenschalen, als wie wir der
Müntze. Diese Häuslein haben in
der Artzney keinen andern Nutzen, als
daß sie zu ein und andern Galenischen
[Spaltenumbruch] Artzneyen genommen werden, und
man braucht sie, wenn sie zuvor, als
wie die Perlen, wohl abgerieben wor-
den sind.

Was ihre Wahl betrifft, da muß
man die kleinest- und weissesten ausle-
sen.

Es giebt zwar noch mehr Schnecken-
schalen, welche auch Porzellanschne-
cken
genennet, und von Jonston sehr
wohl beschrieben werden: allein, weil
man keine andere gebrauchen soll, als
welche bey den Perlen abgebildet zu se-Siehe Fig. 393.
hen sind, so habe ich auch nicht nöthig
der andern Beschreibung hieher zu se-
tzen.

[Ende Spaltensatz]
Das funfftzigste Capitel.
Von den Zahn-Schnecken.
[Spaltenumbruch]

DJe wahrhafte Zahnschnecke/ Den-
talium,
und nicht Dentalis, wie ei-
nige wollen, ist ein kleines Röhrlein,
ohngefehr drey Zoll lang, an dem einen
Ende dicke, am andern aber dünne, und
wie ein Hundszahn gestalt. Dieses
Röhrlein siehet weißlicht grün, und
gläntzet, ist mit Strichen besetzet, die
von dem einen Ende bis zum andern
lauffen: es ist hol, leichte, und so dicke,
wie ein Federkiel, am obern Ende, und
wird von da an immer spitziger.

Die wahrhaften Zahnschnecken
sind dermassen rar, daß sie noch von nie-
mand beschrieben worden. Dafern
auch der Herr Tournefort mir nicht
eine verehret hätte, deren Figur nebst
andern Schneckenarten bey den Per-
Siehe Fig. 394.len abgezeichnet stehen, würde ich sie
mit Stillschweigen haben müssen über-
gehen, und allein mit den Herren
Renou/ Schröder und andern sagen,
daß das kleine hole Röhrlein, von un-
[Spaltenumbruch] terschiedenen Farben, welches insge-
mein an dem Seestrande gefunden, undSiehe Fig. 395.
in den Läden verkauffet wird, das wahr-
hafte Dentalium sey, so die Apothecker,
obschon wieder die Billichkeit, zu etli-
chen Galenischen compositionen zu neh-
men pflegen, als da ist unguentum citri-
num, &c.
Wiewohl ich dennoch sagen
dürffte, daß sie deswegen eben nicht zu
schelten, dieweil sie bisanher keine rech-
te Kundschaft davon gehabt, und sie
auch gar seltsam zu haben.

Jhrer etliche nehmen auch an statt
der wahrhaften Zahnschnecken, das
Bein von dem Kopfe eines Seefisches,Siehe Fig. 396.
dessen Namen ich so eigentlich nicht er-
fahren können. Dieses Bein ist aus-
und inwendig weiß, und rund umher
ausgezackt, kommt an Gestalt und
Grösse den Kellereseln durchaus gleich.

Seine Kräste belangend, so soll es ein
treffliches Alkali seyn, wenn es fein klar
gerieben worden.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und funfftzigste Capitel.
Von den Purpurschnecken.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 397.
und 398.

DJe wahrhaften Entalia sind eben so
unbekannt, als wie die vorherge-
henden, dieweil die Apothecker, an statt
der rechten Purperschnecken, allezeit
[Spaltenumbruch] ein holes Röhrlein gebraucht, von un-
terschiedener Farbe und Gestalt, wie-
wohl sie niemahls dicker sind, als eine
Federkiele. Diese kleine Röhrlein be-

finden
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Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
Das neun und viertzigſte Capitel.
Von den Porzellanſchnecken.
[Spaltenumbruch]

WAs wir Porcelaines en coquillage, und
die Lateiner Concha venerea nen-
nen, das ſind kleine weiſſe Schnecken-
haͤuslein, die uns von unterſchiedlichen
Orten, aus Oſt- und Weſtindien
uͤberbracht werden, und als wie Pater-
noſter angereihet oder angehencket ſind;
ſo daß in einem Paquet, darinne viel
dergleichen Gehencke liegen, mehr als
tauſend dergleichen Schneckenhaͤuslein
befindlich ſind. Die Siammer,
Arouarger
und die Einwohner in
Neuſpanien bedienen ſich dieſer klei-
nen Schneckenſchalen, als wie wir der
Muͤntze. Dieſe Haͤuslein haben in
der Artzney keinen andern Nutzen, als
daß ſie zu ein und andern Galeniſchen
[Spaltenumbruch] Artzneyen genommen werden, und
man braucht ſie, wenn ſie zuvor, als
wie die Perlen, wohl abgerieben wor-
den ſind.

Was ihre Wahl betrifft, da muß
man die kleineſt- und weiſſeſten ausle-
ſen.

Es giebt zwar noch mehr Schnecken-
ſchalen, welche auch Porzellanſchne-
cken
genennet, und von Jonſton ſehr
wohl beſchrieben werden: allein, weil
man keine andere gebrauchen ſoll, als
welche bey den Perlen abgebildet zu ſe-Siehe Fig. 393.
hen ſind, ſo habe ich auch nicht noͤthig
der andern Beſchreibung hieher zu ſe-
tzen.

[Ende Spaltensatz]
Das funfftzigſte Capitel.
Von den Zahn-Schnecken.
[Spaltenumbruch]

DJe wahrhafte Zahnſchnecke/ Den-
talium,
und nicht Dentalis, wie ei-
nige wollen, iſt ein kleines Roͤhrlein,
ohngefehr drey Zoll lang, an dem einen
Ende dicke, am andern aber duͤnne, und
wie ein Hundszahn geſtalt. Dieſes
Roͤhrlein ſiehet weißlicht gruͤn, und
glaͤntzet, iſt mit Strichen beſetzet, die
von dem einen Ende bis zum andern
lauffen: es iſt hol, leichte, und ſo dicke,
wie ein Federkiel, am obern Ende, und
wird von da an immer ſpitziger.

Die wahrhaften Zahnſchnecken
ſind dermaſſen rar, daß ſie noch von nie-
mand beſchrieben worden. Dafern
auch der Herr Tournefort mir nicht
eine verehret haͤtte, deren Figur nebſt
andern Schneckenarten bey den Per-
Siehe Fig. 394.len abgezeichnet ſtehen, wuͤrde ich ſie
mit Stillſchweigen haben muͤſſen uͤber-
gehen, und allein mit den Herren
Renou/ Schroͤder und andern ſagen,
daß das kleine hole Roͤhrlein, von un-
[Spaltenumbruch] terſchiedenen Farben, welches insge-
mein an dem Seeſtrande gefunden, undSiehe Fig. 395.
in den Laͤden verkauffet wird, das wahr-
hafte Dentalium ſey, ſo die Apothecker,
obſchon wieder die Billichkeit, zu etli-
chen Galeniſchen compoſitionen zu neh-
men pflegen, als da iſt unguentum citri-
num, &c.
Wiewohl ich dennoch ſagen
duͤrffte, daß ſie deswegen eben nicht zu
ſchelten, dieweil ſie bisanher keine rech-
te Kundſchaft davon gehabt, und ſie
auch gar ſeltſam zu haben.

Jhrer etliche nehmen auch an ſtatt
der wahrhaften Zahnſchnecken, das
Bein von dem Kopfe eines Seefiſches,Siehe Fig. 396.
deſſen Namen ich ſo eigentlich nicht er-
fahren koͤnnen. Dieſes Bein iſt aus-
und inwendig weiß, und rund umher
ausgezackt, kommt an Geſtalt und
Groͤſſe den Kellereſeln durchaus gleich.

Seine Kraͤſte belangend, ſo ſoll es ein
treffliches Alkali ſeyn, wenn es fein klar
gerieben worden.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und funfftzigſte Capitel.
Von den Purpurſchnecken.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 397.
und 398.

DJe wahrhaften Entalia ſind eben ſo
unbekannt, als wie die vorherge-
henden, dieweil die Apothecker, an ſtatt
der rechten Purperſchnecken, allezeit
[Spaltenumbruch] ein holes Roͤhrlein gebraucht, von un-
terſchiedener Farbe und Geſtalt, wie-
wohl ſie niemahls dicker ſind, als eine
Federkiele. Dieſe kleine Roͤhrlein be-

finden
R r 2
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[0465] Hauptbeſchreibung zweyter Theil. Das neun und viertzigſte Capitel. Von den Porzellanſchnecken. WAs wir Porcelaines en coquillage, und die Lateiner Concha venerea nen- nen, das ſind kleine weiſſe Schnecken- haͤuslein, die uns von unterſchiedlichen Orten, aus Oſt- und Weſtindien uͤberbracht werden, und als wie Pater- noſter angereihet oder angehencket ſind; ſo daß in einem Paquet, darinne viel dergleichen Gehencke liegen, mehr als tauſend dergleichen Schneckenhaͤuslein befindlich ſind. Die Siammer, Arouarger und die Einwohner in Neuſpanien bedienen ſich dieſer klei- nen Schneckenſchalen, als wie wir der Muͤntze. Dieſe Haͤuslein haben in der Artzney keinen andern Nutzen, als daß ſie zu ein und andern Galeniſchen Artzneyen genommen werden, und man braucht ſie, wenn ſie zuvor, als wie die Perlen, wohl abgerieben wor- den ſind. Was ihre Wahl betrifft, da muß man die kleineſt- und weiſſeſten ausle- ſen. Es giebt zwar noch mehr Schnecken- ſchalen, welche auch Porzellanſchne- cken genennet, und von Jonſton ſehr wohl beſchrieben werden: allein, weil man keine andere gebrauchen ſoll, als welche bey den Perlen abgebildet zu ſe- hen ſind, ſo habe ich auch nicht noͤthig der andern Beſchreibung hieher zu ſe- tzen. Siehe Fig. 393. Das funfftzigſte Capitel. Von den Zahn-Schnecken. DJe wahrhafte Zahnſchnecke/ Den- talium, und nicht Dentalis, wie ei- nige wollen, iſt ein kleines Roͤhrlein, ohngefehr drey Zoll lang, an dem einen Ende dicke, am andern aber duͤnne, und wie ein Hundszahn geſtalt. Dieſes Roͤhrlein ſiehet weißlicht gruͤn, und glaͤntzet, iſt mit Strichen beſetzet, die von dem einen Ende bis zum andern lauffen: es iſt hol, leichte, und ſo dicke, wie ein Federkiel, am obern Ende, und wird von da an immer ſpitziger. Die wahrhaften Zahnſchnecken ſind dermaſſen rar, daß ſie noch von nie- mand beſchrieben worden. Dafern auch der Herr Tournefort mir nicht eine verehret haͤtte, deren Figur nebſt andern Schneckenarten bey den Per- len abgezeichnet ſtehen, wuͤrde ich ſie mit Stillſchweigen haben muͤſſen uͤber- gehen, und allein mit den Herren Renou/ Schroͤder und andern ſagen, daß das kleine hole Roͤhrlein, von un- terſchiedenen Farben, welches insge- mein an dem Seeſtrande gefunden, und in den Laͤden verkauffet wird, das wahr- hafte Dentalium ſey, ſo die Apothecker, obſchon wieder die Billichkeit, zu etli- chen Galeniſchen compoſitionen zu neh- men pflegen, als da iſt unguentum citri- num, &c. Wiewohl ich dennoch ſagen duͤrffte, daß ſie deswegen eben nicht zu ſchelten, dieweil ſie bisanher keine rech- te Kundſchaft davon gehabt, und ſie auch gar ſeltſam zu haben. Siehe Fig. 394. Siehe Fig. 395. Jhrer etliche nehmen auch an ſtatt der wahrhaften Zahnſchnecken, das Bein von dem Kopfe eines Seefiſches, deſſen Namen ich ſo eigentlich nicht er- fahren koͤnnen. Dieſes Bein iſt aus- und inwendig weiß, und rund umher ausgezackt, kommt an Geſtalt und Groͤſſe den Kellereſeln durchaus gleich. Siehe Fig. 396. Seine Kraͤſte belangend, ſo ſoll es ein treffliches Alkali ſeyn, wenn es fein klar gerieben worden. Das ein und funfftzigſte Capitel. Von den Purpurſchnecken. DJe wahrhaften Entalia ſind eben ſo unbekannt, als wie die vorherge- henden, dieweil die Apothecker, an ſtatt der rechten Purperſchnecken, allezeit ein holes Roͤhrlein gebraucht, von un- terſchiedener Farbe und Geſtalt, wie- wohl ſie niemahls dicker ſind, als eine Federkiele. Dieſe kleine Roͤhrlein be- finden R r 2

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/465>, abgerufen am 22.11.2024.