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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
Das andere Capitel.
Vom geschmoltznen Spiesglas.
[Spaltenumbruch]

DAs geschmoltzne Spiesglas nen-
nen wir, obschon gantz unrecht,
rohes Antimonium, denn es ist bereits
im Feuer gewesen, damit es zu solchen
Kegeln, und so spießicht werde, gleich-
wie wir es zu sehen bekommen. Wann
diejenigen, die mit dem Ertz umgehen,
das Spiesglas schmeltzen wollen, so
nähmen sie zwey irdene Töpfe, und
füllen den einen mit gestossenem Spies-
glasertz gantz an, den ledigen aber setzen
sie mitten in eine grosse Glut, und be-
decken ihn mit einem Eisen, das schier
wie ein Schaumlöffel siehet; auf dieses
stürtzen sie den gefüllten Topf, und
wenn sie beyde mit Feuer umgeben sind,
schmeltzet das Antimonium, laufft
durch die Löcher, und fällt in den ledi-
gen Topf, da es dann zu solchen Stü-
cken wird, dergleichen uns zu Gesichte
kommen.

Diese Gattung des Schaumlöffels,
oder die durchlöcherte Platte, welche
zwischen die Töpfe geleget wird, dienet
dazu, daß das Gesteine, das bey dem
Spiesglas sich befindet, zurücke bleiben
muß. Wann dann das Spiesglas
zerschmoltzen, nimmt man es vom Feu-
er, und versendet es dahin, da es ver-
langet worden, wenn man es vorher
erkühlen lassen, und die Töpfe zerschla-
gen hat.

Hungarisch
Spiesglas.

Vor diesen bekam man in Franck-
reich Hungarisch Spiesglas
zu se-
hen, in Stücken zu drey und vier Pfun-
den, von Farbe gelb, auf Gold sich zie-
hend, daran die Spiesse in einander ver-
wirret waren, auf einem silberweissen
Grunde. Dasselbe Spiesglas wird in
den Bergwercken, die nach Preß-
burg/
der Hauptstadt in Nieder-Hun-
garn, gehören, gefunden, woselbst es
geschmoltzen und dergestalt formiret
wird, wie man es dazumahl zu sehen
bekame. Anietzo aber ist es dermassen
rar worden, daß man es bey nahe gar
nicht mehr finden kan. Die dergleichen
Antimonium verarbeitet haben, ha-
ben mich versichert, daß es sich viel bes-
ser zu denenjenigen Sachen schicke, die
wir aus dem Frantzösischen Spiesglase
machen; so könne man auch aus iedem
[Spaltenumbruch] Pfunde desselben zwey Untzen Queck-
silber ziehen, welches weit schöner sey,
denn das Spanische.

Wir haben zwar vielerley Arten
Spiesglas in Franckreich, alleine
dieselben sind blos darinne von einan-
der unterschieden, daß sie die Leute bes-
ser oder weniger zu schmeltzen und zu
reinigen gewust. Das beste Spies-
glas/
nach dem Ungrischen, ist dasje-
nige, welches wir von Saumur/ in
Anjou gelegen, bekommen, dahin es,
allbereit geschmoltzen, aus Poictou ge-
bracht wird.

Es muß aber das AntimoniumSpiesglas
aus Poictou.

aus Poictou feine, schöne, gerade, lan-
ge, weisse, breite und gläntzende Spies-
se haben, leichte seyn, und sich alsofort
zerschlagen lassen: auch muß es gar we-
nig halbgeschmoltzen Spiesglas bey
sich haben, welches, als wie Schlacken,
sich oben auf den Kegeln befindet, und
der Fuß oder der Kopf des Spiesglases
geheissen wird. Dergleichen Mangel
findet sich an dem Spiesglase aus
Poictou
bey nahe gar nicht, denn sie
wissen es gar zu wohl zu schmeltzen.
Und dieses Antimonium soll man zu
aller unten beschriebenen Arbeit und
opetationen nehmen, und gebrauchen,
denn es hält weniger Schwefel, und
giebt in kurtzer Zeit viel König. ManSpiesglas
aus Bre-
tagne.

sendet uns wohl auch aus Bretagne
eine Gattung Spiesglas/ welches
kleine, sehr reine Spieslein hat, und zu
eben den Sachen, dazu das Spies-
glas aus Poictou
gebraucht wird,
gantz füglich könte genommen werden;
alleine, weil es noch nicht gar zu sehr
bekannt ist, derowegen mag man sich
nur an das Spiesglas aus Poictou
halten.

Die dritte Art kommt aus Auverg-
ne,
und ist, mit wenigen zu sagen, zu
gar nichts nutze, bis etwa die Leute, die
es bereiten, dasselbe werden besser
schmeltzen und reinigen lernen. Denn
alles Antimonium, das aus Auver-Spiesglas
aus Auver-
gne.

gne kommt, ist über die massen harte,
voller Schlacken und kleinspießicht, gelb
und blaulicht, welches gnugsam zu er-
kennen giebet, daß es nicht zur Helfte

gerei-
Der Spezereyen und Materialien
Das andere Capitel.
Vom geſchmoltznen Spiesglas.
[Spaltenumbruch]

DAs geſchmoltzne Spiesglas nen-
nen wir, obſchon gantz unrecht,
rohes Antimonium, denn es iſt bereits
im Feuer geweſen, damit es zu ſolchen
Kegeln, und ſo ſpießicht werde, gleich-
wie wir es zu ſehen bekommen. Wann
diejenigen, die mit dem Ertz umgehen,
das Spiesglas ſchmeltzen wollen, ſo
naͤhmen ſie zwey irdene Toͤpfe, und
fuͤllen den einen mit geſtoſſenem Spies-
glasertz gantz an, den ledigen aber ſetzen
ſie mitten in eine groſſe Glut, und be-
decken ihn mit einem Eiſen, das ſchier
wie ein Schaumloͤffel ſiehet; auf dieſes
ſtuͤrtzen ſie den gefuͤllten Topf, und
wenn ſie beyde mit Feuer umgeben ſind,
ſchmeltzet das Antimonium, laufft
durch die Loͤcher, und faͤllt in den ledi-
gen Topf, da es dann zu ſolchen Stuͤ-
cken wird, dergleichen uns zu Geſichte
kommen.

Dieſe Gattung des Schaumloͤffels,
oder die durchloͤcherte Platte, welche
zwiſchen die Toͤpfe geleget wird, dienet
dazu, daß das Geſteine, das bey dem
Spiesglas ſich befindet, zuruͤcke bleiben
muß. Wann dann das Spiesglas
zerſchmoltzen, nimmt man es vom Feu-
er, und verſendet es dahin, da es ver-
langet worden, wenn man es vorher
erkuͤhlen laſſen, und die Toͤpfe zerſchla-
gen hat.

Hungariſch
Spiesglas.

Vor dieſen bekam man in Franck-
reich Hungariſch Spiesglas
zu ſe-
hen, in Stuͤcken zu drey und vier Pfun-
den, von Farbe gelb, auf Gold ſich zie-
hend, daran die Spieſſe in einander ver-
wirret waren, auf einem ſilberweiſſen
Grunde. Daſſelbe Spiesglas wird in
den Bergwercken, die nach Preß-
burg/
der Hauptſtadt in Nieder-Hun-
garn, gehoͤren, gefunden, woſelbſt es
geſchmoltzen und dergeſtalt formiret
wird, wie man es dazumahl zu ſehen
bekame. Anietzo aber iſt es dermaſſen
rar worden, daß man es bey nahe gar
nicht mehr finden kan. Die dergleichen
Antimonium verarbeitet haben, ha-
ben mich verſichert, daß es ſich viel beſ-
ſer zu denenjenigen Sachen ſchicke, die
wir aus dem Frantzoͤſiſchen Spiesglaſe
machen; ſo koͤnne man auch aus iedem
[Spaltenumbruch] Pfunde deſſelben zwey Untzen Queck-
ſilber ziehen, welches weit ſchoͤner ſey,
denn das Spaniſche.

Wir haben zwar vielerley Arten
Spiesglas in Franckreich, alleine
dieſelben ſind blos darinne von einan-
der unterſchieden, daß ſie die Leute beſ-
ſer oder weniger zu ſchmeltzen und zu
reinigen gewuſt. Das beſte Spies-
glas/
nach dem Ungriſchen, iſt dasje-
nige, welches wir von Saumur/ in
Anjou gelegen, bekommen, dahin es,
allbereit geſchmoltzen, aus Poictou ge-
bracht wird.

Es muß aber das AntimoniumSpiesglas
aus Poictou.

aus Poictou feine, ſchoͤne, gerade, lan-
ge, weiſſe, breite und glaͤntzende Spieſ-
ſe haben, leichte ſeyn, und ſich alſofort
zerſchlagen laſſen: auch muß es gar we-
nig halbgeſchmoltzen Spiesglas bey
ſich haben, welches, als wie Schlacken,
ſich oben auf den Kegeln befindet, und
der Fuß oder der Kopf des Spiesglaſes
geheiſſen wird. Dergleichen Mangel
findet ſich an dem Spiesglaſe aus
Poictou
bey nahe gar nicht, denn ſie
wiſſen es gar zu wohl zu ſchmeltzen.
Und dieſes Antimonium ſoll man zu
aller unten beſchriebenen Arbeit und
opetationen nehmen, und gebrauchen,
denn es haͤlt weniger Schwefel, und
giebt in kurtzer Zeit viel Koͤnig. ManSpiesglas
aus Bre-
tagne.

ſendet uns wohl auch aus Bretagne
eine Gattung Spiesglas/ welches
kleine, ſehr reine Spieslein hat, und zu
eben den Sachen, dazu das Spies-
glas aus Poictou
gebraucht wird,
gantz fuͤglich koͤnte genommen werden;
alleine, weil es noch nicht gar zu ſehr
bekannt iſt, derowegen mag man ſich
nur an das Spiesglas aus Poictou
halten.

Die dritte Art kommt aus Auverg-
ne,
und iſt, mit wenigen zu ſagen, zu
gar nichts nutze, bis etwa die Leute, die
es bereiten, daſſelbe werden beſſer
ſchmeltzen und reinigen lernen. Denn
alles Antimonium, das aus Auver-Spiesglas
aus Auver-
gne.

gne kommt, iſt uͤber die maſſen harte,
voller Schlacken und kleinſpießicht, gelb
und blaulicht, welches gnugſam zu er-
kennen giebet, daß es nicht zur Helfte

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[0516] Der Spezereyen und Materialien Das andere Capitel. Vom geſchmoltznen Spiesglas. DAs geſchmoltzne Spiesglas nen- nen wir, obſchon gantz unrecht, rohes Antimonium, denn es iſt bereits im Feuer geweſen, damit es zu ſolchen Kegeln, und ſo ſpießicht werde, gleich- wie wir es zu ſehen bekommen. Wann diejenigen, die mit dem Ertz umgehen, das Spiesglas ſchmeltzen wollen, ſo naͤhmen ſie zwey irdene Toͤpfe, und fuͤllen den einen mit geſtoſſenem Spies- glasertz gantz an, den ledigen aber ſetzen ſie mitten in eine groſſe Glut, und be- decken ihn mit einem Eiſen, das ſchier wie ein Schaumloͤffel ſiehet; auf dieſes ſtuͤrtzen ſie den gefuͤllten Topf, und wenn ſie beyde mit Feuer umgeben ſind, ſchmeltzet das Antimonium, laufft durch die Loͤcher, und faͤllt in den ledi- gen Topf, da es dann zu ſolchen Stuͤ- cken wird, dergleichen uns zu Geſichte kommen. Dieſe Gattung des Schaumloͤffels, oder die durchloͤcherte Platte, welche zwiſchen die Toͤpfe geleget wird, dienet dazu, daß das Geſteine, das bey dem Spiesglas ſich befindet, zuruͤcke bleiben muß. Wann dann das Spiesglas zerſchmoltzen, nimmt man es vom Feu- er, und verſendet es dahin, da es ver- langet worden, wenn man es vorher erkuͤhlen laſſen, und die Toͤpfe zerſchla- gen hat. Vor dieſen bekam man in Franck- reich Hungariſch Spiesglas zu ſe- hen, in Stuͤcken zu drey und vier Pfun- den, von Farbe gelb, auf Gold ſich zie- hend, daran die Spieſſe in einander ver- wirret waren, auf einem ſilberweiſſen Grunde. Daſſelbe Spiesglas wird in den Bergwercken, die nach Preß- burg/ der Hauptſtadt in Nieder-Hun- garn, gehoͤren, gefunden, woſelbſt es geſchmoltzen und dergeſtalt formiret wird, wie man es dazumahl zu ſehen bekame. Anietzo aber iſt es dermaſſen rar worden, daß man es bey nahe gar nicht mehr finden kan. Die dergleichen Antimonium verarbeitet haben, ha- ben mich verſichert, daß es ſich viel beſ- ſer zu denenjenigen Sachen ſchicke, die wir aus dem Frantzoͤſiſchen Spiesglaſe machen; ſo koͤnne man auch aus iedem Pfunde deſſelben zwey Untzen Queck- ſilber ziehen, welches weit ſchoͤner ſey, denn das Spaniſche. Wir haben zwar vielerley Arten Spiesglas in Franckreich, alleine dieſelben ſind blos darinne von einan- der unterſchieden, daß ſie die Leute beſ- ſer oder weniger zu ſchmeltzen und zu reinigen gewuſt. Das beſte Spies- glas/ nach dem Ungriſchen, iſt dasje- nige, welches wir von Saumur/ in Anjou gelegen, bekommen, dahin es, allbereit geſchmoltzen, aus Poictou ge- bracht wird. Es muß aber das Antimonium aus Poictou feine, ſchoͤne, gerade, lan- ge, weiſſe, breite und glaͤntzende Spieſ- ſe haben, leichte ſeyn, und ſich alſofort zerſchlagen laſſen: auch muß es gar we- nig halbgeſchmoltzen Spiesglas bey ſich haben, welches, als wie Schlacken, ſich oben auf den Kegeln befindet, und der Fuß oder der Kopf des Spiesglaſes geheiſſen wird. Dergleichen Mangel findet ſich an dem Spiesglaſe aus Poictou bey nahe gar nicht, denn ſie wiſſen es gar zu wohl zu ſchmeltzen. Und dieſes Antimonium ſoll man zu aller unten beſchriebenen Arbeit und opetationen nehmen, und gebrauchen, denn es haͤlt weniger Schwefel, und giebt in kurtzer Zeit viel Koͤnig. Man ſendet uns wohl auch aus Bretagne eine Gattung Spiesglas/ welches kleine, ſehr reine Spieslein hat, und zu eben den Sachen, dazu das Spies- glas aus Poictou gebraucht wird, gantz fuͤglich koͤnte genommen werden; alleine, weil es noch nicht gar zu ſehr bekannt iſt, derowegen mag man ſich nur an das Spiesglas aus Poictou halten. Spiesglas aus Poictou. Spiesglas aus Bre- tagne. Die dritte Art kommt aus Auverg- ne, und iſt, mit wenigen zu ſagen, zu gar nichts nutze, bis etwa die Leute, die es bereiten, daſſelbe werden beſſer ſchmeltzen und reinigen lernen. Denn alles Antimonium, das aus Auver- gne kommt, iſt uͤber die maſſen harte, voller Schlacken und kleinſpießicht, gelb und blaulicht, welches gnugſam zu er- kennen giebet, daß es nicht zur Helfte gerei- Spiesglas aus Auver- gne.

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/516>, abgerufen am 21.11.2024.