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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] der von Vallemont diesen Magnet
beschrieben, und gewiesen, wie die Na-
tur denselbigen zu öberst auf dem Glo-
ckenthurme zu Chartres erzeuget, als
mag der Leser seine Zuflucht dahin neh-
men, und alles, was er nachdenckliches
davon hat angeführet, selbst nachsehen.

Es giebt noch ferner eine dritte Art
des Magnetsteins/ wiewohl sehr sel-
ten, den wir Calamite blanche, oder
Weisser Ma-
gnet.
Aimant blanc, den weissen Magnet zu
nennen pflegen. Uber diese aber ist noch
die vierte Art, welche gantz gemeine,
auch schier nichts anders ist als Eisen-
schlacken, so wie wir ihn insgemein ver-
kauffen; dieweil der wahrhaft schwar-
tze Magnet aus Ethiopien wegen sei-
ner vortrefflichen Eigenschaften gar
sehr begehret wird, und man seiner
nicht wohl entrathen kan, insonderheit
diejenigen, welche zur See reisen, denn
er zeiget allezeit nach Norden, und wei-
set den Steuerleuten, wo sie sich befin-
den. Den weissen Magnet betreffend,
so verursachet dessen Seltsamkeit, und
die trefflich grossen Tugenden, die man
ihm beyleget, doch aber allhier anzufüh-
ren nicht nöthig sind, daß er überaus
gesuchet, und von den meisten la Marne,
die weisse Erde, die an dem gemeinem
Magnete hanget, dafür eingeschoben
wird: dergestalt verkauffen sie eine Sa-
che, die, kurtz zu sagen, gar nichts taug,
über die massen theuer; welches man
dennoch gar balde mercken kan, alldie-
weil der weisse Magnet graulicht
weiß, und schwer ist, und ebenfalls als
wie der schwartze Ethiopische das Eisen
an sich zeucht. Dieses alles aber be-
[Spaltenumbruch] findet sich gar nicht an demjenigen, den
etliche verkauffen: so giebt auch der
wohlfeile Preiß, darum sie ihn hinge-
ben, sattsam zu erkennen, daß er nicht
aufrichtig sey. Derowegen müssen
wir vergnügt, und mit demjenigen zu
frieden seyn, den wir hie und daher
bringen lassen, sonderlich aus Auver-
gne/
und ihn denenselbigen verkauffen,
die mit Mühe und Noth ein Pfund um
viertzig Sols bezahlen wollen, und folg-
lich ihn noch weniger um eine so grosse
Summe, dafür der rechte schwartze
Mohrische verkauffet wird, bezahlen
dürfften, denn für diesen bekommt man
manchmahl eben so schwer Gold.

Ob ich nun gleich den Magnet, den
wir verkauffen, nicht loben kan, den-
noch befindet sich unterweilen etwas
gutes drunter, wiewohl so selten, daß
man auch unter tausend Pfunden
kaum zehen Pfund guten findet. Da-
mit aber, diesem ohnerachtet, ein Mit-
tel möchte getroffen werden, so könten
diejenigen, die ihn zur Artzney nöthig
haben, endlich noch mit dem vergnüget
seyn, der sich unter demjenigen, den wir
verkauffen, befindet, und kleine Na-
deln aufzuheben, auch den Feilstaub zu
bewegen vermag, wenn man ihn, den
Teller unberühret, unten herum führt,
oder wenn man Eisenfeile drauf wirfft,
dann wann sich dieselbe in die Höhe rich-
tet, und an dem Magnet behangen
bleibt, ist es ein Zeichen, daß noch et-
was gutes drunter sey, welches zu dem
also genannten Emplastro divino könte
genommen werden, denn dazu wird er
am meisten gebraucht.

[Ende Spaltensatz]
Das siebenzehende Capitel.
Vom Gallmey.
[Spaltenumbruch]

PIerre calamine ou calaminaire, lapis cala-
minaris, Cadmia,
Gallmey oder
Galmeystein, ist ein Mineral, dessen
man zwey Sorten hat, grauen und ro-
then.

Der erste und graue, kommt an Ge-
stalt dem Bolus ziemlich nahe, ausge-
nommen, daß er viel härter ist, und wird
in Teutschland und in England/ um
die Bleybergwercke, wie auch nahe bey
Lüttig/ gefunden.

Die andere Art, welche roth ist, ist
[Spaltenumbruch] gleichfalls als ein Stein, welcher röth-
licht und mit weissen Adern durchstri-
chen, hart und schwer, und voll harter
runder Körner ist, die so groß sind als
wie die Pfefferkörner. Diese Steine
wachsen in Menge in Berry/ nahe bey
Bourge und Saumur, denn daselbst
giebt es gantze Brüche dieser Steine,
die dermassen wohlfeil sind, daß es wei-
ter nichts als sie heraus zuziehen kostet.
Sie kommen zwar auch von andern
Orten her, allein, weil die aus Berry

eben

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] der von Vallemont dieſen Magnet
beſchrieben, und gewieſen, wie die Na-
tur denſelbigen zu oͤberſt auf dem Glo-
ckenthurme zu Chartres erzeuget, als
mag der Leſer ſeine Zuflucht dahin neh-
men, und alles, was er nachdenckliches
davon hat angefuͤhret, ſelbſt nachſehen.

Es giebt noch ferner eine dritte Art
des Magnetſteins/ wiewohl ſehr ſel-
ten, den wir Calamite blanche, oder
Weiſſer Ma-
gnet.
Aimant blanc, den weiſſen Magnet zu
nennen pflegen. Uber dieſe aber iſt noch
die vierte Art, welche gantz gemeine,
auch ſchier nichts anders iſt als Eiſen-
ſchlacken, ſo wie wir ihn insgemein ver-
kauffen; dieweil der wahrhaft ſchwar-
tze Magnet aus Ethiopien wegen ſei-
ner vortrefflichen Eigenſchaften gar
ſehr begehret wird, und man ſeiner
nicht wohl entrathen kan, inſonderheit
diejenigen, welche zur See reiſen, denn
er zeiget allezeit nach Norden, und wei-
ſet den Steuerleuten, wo ſie ſich befin-
den. Den weiſſen Magnet betreffend,
ſo verurſachet deſſen Seltſamkeit, und
die trefflich groſſen Tugenden, die man
ihm beyleget, doch aber allhier anzufuͤh-
ren nicht noͤthig ſind, daß er uͤberaus
geſuchet, und von den meiſten la Marne,
die weiſſe Erde, die an dem gemeinem
Magnete hanget, dafuͤr eingeſchoben
wird: dergeſtalt verkauffen ſie eine Sa-
che, die, kurtz zu ſagen, gar nichts taug,
uͤber die maſſen theuer; welches man
dennoch gar balde mercken kan, alldie-
weil der weiſſe Magnet graulicht
weiß, und ſchwer iſt, und ebenfalls als
wie der ſchwartze Ethiopiſche das Eiſen
an ſich zeucht. Dieſes alles aber be-
[Spaltenumbruch] findet ſich gar nicht an demjenigen, den
etliche verkauffen: ſo giebt auch der
wohlfeile Preiß, darum ſie ihn hinge-
ben, ſattſam zu erkennen, daß er nicht
aufrichtig ſey. Derowegen muͤſſen
wir vergnuͤgt, und mit demjenigen zu
frieden ſeyn, den wir hie und daher
bringen laſſen, ſonderlich aus Auver-
gne/
und ihn denenſelbigen verkauffen,
die mit Muͤhe und Noth ein Pfund um
viertzig Sols bezahlen wollen, und folg-
lich ihn noch weniger um eine ſo groſſe
Summe, dafuͤr der rechte ſchwartze
Mohriſche verkauffet wird, bezahlen
duͤrfften, denn fuͤr dieſen bekommt man
manchmahl eben ſo ſchwer Gold.

Ob ich nun gleich den Magnet, den
wir verkauffen, nicht loben kan, den-
noch befindet ſich unterweilen etwas
gutes drunter, wiewohl ſo ſelten, daß
man auch unter tauſend Pfunden
kaum zehen Pfund guten findet. Da-
mit aber, dieſem ohnerachtet, ein Mit-
tel moͤchte getroffen werden, ſo koͤnten
diejenigen, die ihn zur Artzney noͤthig
haben, endlich noch mit dem vergnuͤget
ſeyn, der ſich unter demjenigen, den wir
verkauffen, befindet, und kleine Na-
deln aufzuheben, auch den Feilſtaub zu
bewegen vermag, wenn man ihn, den
Teller unberuͤhret, unten herum fuͤhrt,
oder wenn man Eiſenfeile drauf wirfft,
dann wann ſich dieſelbe in die Hoͤhe rich-
tet, und an dem Magnet behangen
bleibt, iſt es ein Zeichen, daß noch et-
was gutes drunter ſey, welches zu dem
alſo genannten Emplaſtro divino koͤnte
genommen werden, denn dazu wird er
am meiſten gebraucht.

[Ende Spaltensatz]
Das ſiebenzehende Capitel.
Vom Gallmey.
[Spaltenumbruch]

PIerre calamine ou calaminaire, lapis cala-
minaris, Cadmia,
Gallmey oder
Galmeyſtein, iſt ein Mineral, deſſen
man zwey Sorten hat, grauen und ro-
then.

Der erſte und graue, kommt an Ge-
ſtalt dem Bolus ziemlich nahe, ausge-
nommen, daß er viel haͤrter iſt, und wird
in Teutſchland und in England/ um
die Bleybergwercke, wie auch nahe bey
Luͤttig/ gefunden.

Die andere Art, welche roth iſt, iſt
[Spaltenumbruch] gleichfalls als ein Stein, welcher roͤth-
licht und mit weiſſen Adern durchſtri-
chen, hart und ſchwer, und voll harter
runder Koͤrner iſt, die ſo groß ſind als
wie die Pfefferkoͤrner. Dieſe Steine
wachſen in Menge in Berry/ nahe bey
Bourge und Saumur, denn daſelbſt
giebt es gantze Bruͤche dieſer Steine,
die dermaſſen wohlfeil ſind, daß es wei-
ter nichts als ſie heraus zuziehen koſtet.
Sie kommen zwar auch von andern
Orten her, allein, weil die aus Berry

eben
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[0524] Der Spezereyen und Materialien der von Vallemont dieſen Magnet beſchrieben, und gewieſen, wie die Na- tur denſelbigen zu oͤberſt auf dem Glo- ckenthurme zu Chartres erzeuget, als mag der Leſer ſeine Zuflucht dahin neh- men, und alles, was er nachdenckliches davon hat angefuͤhret, ſelbſt nachſehen. Es giebt noch ferner eine dritte Art des Magnetſteins/ wiewohl ſehr ſel- ten, den wir Calamite blanche, oder Aimant blanc, den weiſſen Magnet zu nennen pflegen. Uber dieſe aber iſt noch die vierte Art, welche gantz gemeine, auch ſchier nichts anders iſt als Eiſen- ſchlacken, ſo wie wir ihn insgemein ver- kauffen; dieweil der wahrhaft ſchwar- tze Magnet aus Ethiopien wegen ſei- ner vortrefflichen Eigenſchaften gar ſehr begehret wird, und man ſeiner nicht wohl entrathen kan, inſonderheit diejenigen, welche zur See reiſen, denn er zeiget allezeit nach Norden, und wei- ſet den Steuerleuten, wo ſie ſich befin- den. Den weiſſen Magnet betreffend, ſo verurſachet deſſen Seltſamkeit, und die trefflich groſſen Tugenden, die man ihm beyleget, doch aber allhier anzufuͤh- ren nicht noͤthig ſind, daß er uͤberaus geſuchet, und von den meiſten la Marne, die weiſſe Erde, die an dem gemeinem Magnete hanget, dafuͤr eingeſchoben wird: dergeſtalt verkauffen ſie eine Sa- che, die, kurtz zu ſagen, gar nichts taug, uͤber die maſſen theuer; welches man dennoch gar balde mercken kan, alldie- weil der weiſſe Magnet graulicht weiß, und ſchwer iſt, und ebenfalls als wie der ſchwartze Ethiopiſche das Eiſen an ſich zeucht. Dieſes alles aber be- findet ſich gar nicht an demjenigen, den etliche verkauffen: ſo giebt auch der wohlfeile Preiß, darum ſie ihn hinge- ben, ſattſam zu erkennen, daß er nicht aufrichtig ſey. Derowegen muͤſſen wir vergnuͤgt, und mit demjenigen zu frieden ſeyn, den wir hie und daher bringen laſſen, ſonderlich aus Auver- gne/ und ihn denenſelbigen verkauffen, die mit Muͤhe und Noth ein Pfund um viertzig Sols bezahlen wollen, und folg- lich ihn noch weniger um eine ſo groſſe Summe, dafuͤr der rechte ſchwartze Mohriſche verkauffet wird, bezahlen duͤrfften, denn fuͤr dieſen bekommt man manchmahl eben ſo ſchwer Gold. Weiſſer Ma- gnet. Ob ich nun gleich den Magnet, den wir verkauffen, nicht loben kan, den- noch befindet ſich unterweilen etwas gutes drunter, wiewohl ſo ſelten, daß man auch unter tauſend Pfunden kaum zehen Pfund guten findet. Da- mit aber, dieſem ohnerachtet, ein Mit- tel moͤchte getroffen werden, ſo koͤnten diejenigen, die ihn zur Artzney noͤthig haben, endlich noch mit dem vergnuͤget ſeyn, der ſich unter demjenigen, den wir verkauffen, befindet, und kleine Na- deln aufzuheben, auch den Feilſtaub zu bewegen vermag, wenn man ihn, den Teller unberuͤhret, unten herum fuͤhrt, oder wenn man Eiſenfeile drauf wirfft, dann wann ſich dieſelbe in die Hoͤhe rich- tet, und an dem Magnet behangen bleibt, iſt es ein Zeichen, daß noch et- was gutes drunter ſey, welches zu dem alſo genannten Emplaſtro divino koͤnte genommen werden, denn dazu wird er am meiſten gebraucht. Das ſiebenzehende Capitel. Vom Gallmey. PIerre calamine ou calaminaire, lapis cala- minaris, Cadmia, Gallmey oder Galmeyſtein, iſt ein Mineral, deſſen man zwey Sorten hat, grauen und ro- then. Der erſte und graue, kommt an Ge- ſtalt dem Bolus ziemlich nahe, ausge- nommen, daß er viel haͤrter iſt, und wird in Teutſchland und in England/ um die Bleybergwercke, wie auch nahe bey Luͤttig/ gefunden. Die andere Art, welche roth iſt, iſt gleichfalls als ein Stein, welcher roͤth- licht und mit weiſſen Adern durchſtri- chen, hart und ſchwer, und voll harter runder Koͤrner iſt, die ſo groß ſind als wie die Pfefferkoͤrner. Dieſe Steine wachſen in Menge in Berry/ nahe bey Bourge und Saumur, denn daſelbſt giebt es gantze Bruͤche dieſer Steine, die dermaſſen wohlfeil ſind, daß es wei- ter nichts als ſie heraus zuziehen koſtet. Sie kommen zwar auch von andern Orten her, allein, weil die aus Berry eben

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/524>, abgerufen am 21.11.2024.