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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils erstes Buch.
[Spaltenumbruch] ähnlich sehen, nur daß sie viel kleiner.
Sie werden so wohl in Portugall, als
auch in Spanien, Provence und Lan-
guedoc
in grosser Menge gefunden.

Jch will mich nicht lange mit Be-
schreibung dieses Bäumleins aufhal-
ten, dieweil es bereits von gar viel Scri-
benten sattsam beschrieben worden, son-
dern nur dieses melden, daß dasjenige,
was wir Scharlachkörner heissen, auf
und unter den Blättern wachse und
hange: auch, wann die Ernde gut, den
armen Leuten in selbigen Landen, ab-
sonderlich in Provence und Langue-
doc,
trefflich zu statten komme, indem
sie diese Körner nur sammlen und den Apo-
theckern bey Pfunden verkauffen dürf-
fen. Diese nehmen das inwendige da-
von, und machen den Alkermessyrup
daraus, verkauffen hernach, was im
Siebe zurücke bleibt, den Färbern eben
so theuer, als ihnen das gantze Wesen
zu stehen kommen. Welche aber die
Beeren verführen, oder anders wohin
schicken wollen, dieselben treugen sie, so
wohl zum Gebrauch der Artzney, als
auch für die Färber, welche sie gantz
häuffig verbrauchen, dazu dann die
dicksten und frischesten, das ist, die nur
ein Jahr alt, und voll Pulver, überdiß
recht roth und reine sind, müssen ausge-
suchet werden. Denn so bald sie älter
werden, wachsen Würme drinnen, wel-
che das Pulver verzehren, und Löcher
drein beissen, dahero werden sie löchricht
und leichte, bleibt auch nichts über, als
die blosse Haut, und wird also ihre Güte
gar sehr verringert. Die in Langue-
doc
wachsen, werden für die besten ge-
halten, weil sie insgemein groß und sehr
schön roth sind, hingegen werden, die in
Portugall wachsen, weit geringer ge-
achtet, indem sie viel kleiner, dürre und
schwartz sind.

Diese Beeren werden für ein herr-
lich cardiacum und sonderliche Hertzstär-
ckung gehalten, so den Schwangern
Weibern, wenn sie gefallen, vortreff-
lich dienen soll, massen ihnen ein halbes
Quintlein schwer dieses Pulvers in ei-
nem Ey gegeben wird. Die Conzenil-
le
aber soll durchaus nicht dafür gege-
ben werden, ob sie gleich unterschiedliche
Personen, die beyde für einerley halten,
zu verordnen pflegen.

[Spaltenumbruch]
Pastel d'Ecarlatte.

Dieses ist das Pulver, das in denen
annoch frischen Beeren befindlich ist,
und fein roth sehen soll, muß aber nicht
mit Weineßig besprenget seyn, als wie
das, so aus Portugall kommt, damit
es desto schwerer wiege, und denn auch
eine höhere Farbe bekomme. Allein,
solcher Betrug wird gar leicht gemer-
cket, wenn es feuchte ist, und einen star-
cken unangenehmen Geruch hat.

Dennoch aber wird es nicht zur Artz-
ney gebrauchet, ob es schon das beste von
den Beeren ist, weil seine Kraft unbe-
kannt: hingegen brauchen es die Schön-
färber desto häuffiger.

[Ende Spaltensatz]
Vom Alkermes Syrup.

Der Alkermes Syrup ist das
Marck oder inwendige der frischen
Scharlachbeeren; wird mit dem
Brasilianischen Kastenzucker, oder mit
den kleinen Zuckerbroden, vorher gestos-
sen, vermischet, und bey gelindem Feuer
untereinander geschmoltzen, darauf in
kleine weisse Fäßlein gethan, und in sol-
cher Gestalt von Nimes und Mont-
pellier
zu uns gebracht; denn daselbst
wird er in grosser Menge bereitet, und
theils auf den Marckt nach Beaucaire
geschickt, theils aber an andere Orte
verführet.

Wann dieser Syrup oder Saft recht
gut ist, dann hat er eine hochrothe Far-
be, ist frisch, mittelmäßiger Consistentz
und dicke; nicht zu dicke, noch zu dünne;
nicht grümplicht oder candisiret, auch
nicht sauer. Es soll auch nicht zuviel
Zucker dazu genommen worden seyn,
welches man an der bleichrothen Farbe,
und wenn er nicht bitterlich, sondern
zuckersüsse schmeckt, abnehmen kan;
denn welcher recht bereitet ist, sieht hoch-
roth, und schmeckt ziemlich bitter.

[Ende Spaltensatz]
Confectio Alkermes.

Der Alkermes Syrup wird selten
zur Artzney gebraucht, wenn er aber
mit dem Syrup, der aus süssem Apfel-
safte, Rosenwasser, roher Seide, weis-
sem Zucker, präparirten orientalischen
Perlen, gelben Sandel, dem besten
Zimmt, präparirten Asurstein und
Goldblättlein gemacht ist, incorporiret
und vermischet worden, alsdann wird
daraus ein Opiatum oder Electuarium li-
quidum,
unter dem Titel Confectio Al-

kermes.
C 3

Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch.
[Spaltenumbruch] aͤhnlich ſehen, nur daß ſie viel kleiner.
Sie werden ſo wohl in Portugall, als
auch in Spanien, Provence und Lan-
guedoc
in groſſer Menge gefunden.

Jch will mich nicht lange mit Be-
ſchreibung dieſes Baͤumleins aufhal-
ten, dieweil es bereits von gar viel Scri-
benten ſattſam beſchrieben worden, ſon-
dern nur dieſes melden, daß dasjenige,
was wir Scharlachkoͤrner heiſſen, auf
und unter den Blaͤttern wachſe und
hange: auch, wann die Ernde gut, den
armen Leuten in ſelbigen Landen, ab-
ſonderlich in Provence und Langue-
doc,
trefflich zu ſtatten komme, indem
ſie dieſe Koͤrner nur ſam̃len und den Apo-
theckern bey Pfunden verkauffen duͤrf-
fen. Dieſe nehmen das inwendige da-
von, und machen den Alkermesſyrup
daraus, verkauffen hernach, was im
Siebe zuruͤcke bleibt, den Faͤrbern eben
ſo theuer, als ihnen das gantze Weſen
zu ſtehen kommen. Welche aber die
Beeren verfuͤhren, oder anders wohin
ſchicken wollen, dieſelben treugen ſie, ſo
wohl zum Gebrauch der Artzney, als
auch fuͤr die Faͤrber, welche ſie gantz
haͤuffig verbrauchen, dazu dann die
dickſten und friſcheſten, das iſt, die nur
ein Jahr alt, und voll Pulver, uͤberdiß
recht roth und reine ſind, muͤſſen ausge-
ſuchet werden. Denn ſo bald ſie aͤlter
werden, wachſen Wuͤrme drinnen, wel-
che das Pulver verzehren, und Loͤcher
drein beiſſen, dahero werden ſie loͤchricht
und leichte, bleibt auch nichts uͤber, als
die bloſſe Haut, und wird alſo ihre Guͤte
gar ſehr verringert. Die in Langue-
doc
wachſen, werden fuͤr die beſten ge-
halten, weil ſie insgemein groß und ſehr
ſchoͤn roth ſind, hingegen werden, die in
Portugall wachſen, weit geringer ge-
achtet, indem ſie viel kleiner, duͤrre und
ſchwartz ſind.

Dieſe Beeren werden fuͤr ein herr-
lich cardiacum und ſonderliche Hertzſtaͤr-
ckung gehalten, ſo den Schwangern
Weibern, wenn ſie gefallen, vortreff-
lich dienen ſoll, maſſen ihnen ein halbes
Quintlein ſchwer dieſes Pulvers in ei-
nem Ey gegeben wird. Die Conzenil-
le
aber ſoll durchaus nicht dafuͤr gege-
ben werden, ob ſie gleich unterſchiedliche
Perſonen, die beyde fuͤr einerley halten,
zu verordnen pflegen.

[Spaltenumbruch]
Paſtel d’Ecarlatte.

Dieſes iſt das Pulver, das in denen
annoch friſchen Beeren befindlich iſt,
und fein roth ſehen ſoll, muß aber nicht
mit Weineßig beſprenget ſeyn, als wie
das, ſo aus Portugall kommt, damit
es deſto ſchwerer wiege, und denn auch
eine hoͤhere Farbe bekomme. Allein,
ſolcher Betrug wird gar leicht gemer-
cket, wenn es feuchte iſt, und einen ſtar-
cken unangenehmen Geruch hat.

Dennoch aber wird es nicht zur Artz-
ney gebrauchet, ob es ſchon das beſte von
den Beeren iſt, weil ſeine Kraft unbe-
kannt: hingegen brauchen es die Schoͤn-
faͤrber deſto haͤuffiger.

[Ende Spaltensatz]
Vom Alkermes Syrup.

Der Alkermes Syrup iſt das
Marck oder inwendige der friſchen
Scharlachbeeren; wird mit dem
Braſilianiſchen Kaſtenzucker, oder mit
den kleinen Zuckerbroden, vorher geſtoſ-
ſen, vermiſchet, und bey gelindem Feuer
untereinander geſchmoltzen, darauf in
kleine weiſſe Faͤßlein gethan, und in ſol-
cher Geſtalt von Nimes und Mont-
pellier
zu uns gebracht; denn daſelbſt
wird er in groſſer Menge bereitet, und
theils auf den Marckt nach Beaucaire
geſchickt, theils aber an andere Orte
verfuͤhret.

Wann dieſer Syrup oder Saft recht
gut iſt, dann hat er eine hochrothe Far-
be, iſt friſch, mittelmaͤßiger Conſiſtentz
und dicke; nicht zu dicke, noch zu duͤnne;
nicht gruͤmplicht oder candiſiret, auch
nicht ſauer. Es ſoll auch nicht zuviel
Zucker dazu genommen worden ſeyn,
welches man an der bleichrothen Farbe,
und wenn er nicht bitterlich, ſondern
zuckerſuͤſſe ſchmeckt, abnehmen kan;
denn welcher recht bereitet iſt, ſieht hoch-
roth, und ſchmeckt ziemlich bitter.

[Ende Spaltensatz]
Confectio Alkermes.

Der Alkermes Syrup wird ſelten
zur Artzney gebraucht, wenn er aber
mit dem Syrup, der aus ſuͤſſem Apfel-
ſafte, Roſenwaſſer, roher Seide, weiſ-
ſem Zucker, praͤparirten orientaliſchen
Perlen, gelben Sandel, dem beſten
Zimmt, praͤparirten Aſurſtein und
Goldblaͤttlein gemacht iſt, incorporiret
und vermiſchet worden, alsdann wird
daraus ein Opiatum oder Electuarium li-
quidum,
unter dem Titel Confectio Al-

kermes.
C 3
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[0053] Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. aͤhnlich ſehen, nur daß ſie viel kleiner. Sie werden ſo wohl in Portugall, als auch in Spanien, Provence und Lan- guedoc in groſſer Menge gefunden. Jch will mich nicht lange mit Be- ſchreibung dieſes Baͤumleins aufhal- ten, dieweil es bereits von gar viel Scri- benten ſattſam beſchrieben worden, ſon- dern nur dieſes melden, daß dasjenige, was wir Scharlachkoͤrner heiſſen, auf und unter den Blaͤttern wachſe und hange: auch, wann die Ernde gut, den armen Leuten in ſelbigen Landen, ab- ſonderlich in Provence und Langue- doc, trefflich zu ſtatten komme, indem ſie dieſe Koͤrner nur ſam̃len und den Apo- theckern bey Pfunden verkauffen duͤrf- fen. Dieſe nehmen das inwendige da- von, und machen den Alkermesſyrup daraus, verkauffen hernach, was im Siebe zuruͤcke bleibt, den Faͤrbern eben ſo theuer, als ihnen das gantze Weſen zu ſtehen kommen. Welche aber die Beeren verfuͤhren, oder anders wohin ſchicken wollen, dieſelben treugen ſie, ſo wohl zum Gebrauch der Artzney, als auch fuͤr die Faͤrber, welche ſie gantz haͤuffig verbrauchen, dazu dann die dickſten und friſcheſten, das iſt, die nur ein Jahr alt, und voll Pulver, uͤberdiß recht roth und reine ſind, muͤſſen ausge- ſuchet werden. Denn ſo bald ſie aͤlter werden, wachſen Wuͤrme drinnen, wel- che das Pulver verzehren, und Loͤcher drein beiſſen, dahero werden ſie loͤchricht und leichte, bleibt auch nichts uͤber, als die bloſſe Haut, und wird alſo ihre Guͤte gar ſehr verringert. Die in Langue- doc wachſen, werden fuͤr die beſten ge- halten, weil ſie insgemein groß und ſehr ſchoͤn roth ſind, hingegen werden, die in Portugall wachſen, weit geringer ge- achtet, indem ſie viel kleiner, duͤrre und ſchwartz ſind. Dieſe Beeren werden fuͤr ein herr- lich cardiacum und ſonderliche Hertzſtaͤr- ckung gehalten, ſo den Schwangern Weibern, wenn ſie gefallen, vortreff- lich dienen ſoll, maſſen ihnen ein halbes Quintlein ſchwer dieſes Pulvers in ei- nem Ey gegeben wird. Die Conzenil- le aber ſoll durchaus nicht dafuͤr gege- ben werden, ob ſie gleich unterſchiedliche Perſonen, die beyde fuͤr einerley halten, zu verordnen pflegen. Paſtel d’Ecarlatte. Dieſes iſt das Pulver, das in denen annoch friſchen Beeren befindlich iſt, und fein roth ſehen ſoll, muß aber nicht mit Weineßig beſprenget ſeyn, als wie das, ſo aus Portugall kommt, damit es deſto ſchwerer wiege, und denn auch eine hoͤhere Farbe bekomme. Allein, ſolcher Betrug wird gar leicht gemer- cket, wenn es feuchte iſt, und einen ſtar- cken unangenehmen Geruch hat. Dennoch aber wird es nicht zur Artz- ney gebrauchet, ob es ſchon das beſte von den Beeren iſt, weil ſeine Kraft unbe- kannt: hingegen brauchen es die Schoͤn- faͤrber deſto haͤuffiger. Vom Alkermes Syrup. Der Alkermes Syrup iſt das Marck oder inwendige der friſchen Scharlachbeeren; wird mit dem Braſilianiſchen Kaſtenzucker, oder mit den kleinen Zuckerbroden, vorher geſtoſ- ſen, vermiſchet, und bey gelindem Feuer untereinander geſchmoltzen, darauf in kleine weiſſe Faͤßlein gethan, und in ſol- cher Geſtalt von Nimes und Mont- pellier zu uns gebracht; denn daſelbſt wird er in groſſer Menge bereitet, und theils auf den Marckt nach Beaucaire geſchickt, theils aber an andere Orte verfuͤhret. Wann dieſer Syrup oder Saft recht gut iſt, dann hat er eine hochrothe Far- be, iſt friſch, mittelmaͤßiger Conſiſtentz und dicke; nicht zu dicke, noch zu duͤnne; nicht gruͤmplicht oder candiſiret, auch nicht ſauer. Es ſoll auch nicht zuviel Zucker dazu genommen worden ſeyn, welches man an der bleichrothen Farbe, und wenn er nicht bitterlich, ſondern zuckerſuͤſſe ſchmeckt, abnehmen kan; denn welcher recht bereitet iſt, ſieht hoch- roth, und ſchmeckt ziemlich bitter. Confectio Alkermes. Der Alkermes Syrup wird ſelten zur Artzney gebraucht, wenn er aber mit dem Syrup, der aus ſuͤſſem Apfel- ſafte, Roſenwaſſer, roher Seide, weiſ- ſem Zucker, praͤparirten orientaliſchen Perlen, gelben Sandel, dem beſten Zimmt, praͤparirten Aſurſtein und Goldblaͤttlein gemacht iſt, incorporiret und vermiſchet worden, alsdann wird daraus ein Opiatum oder Electuarium li- quidum, unter dem Titel Confectio Al- kermes. C 3

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/53>, abgerufen am 24.11.2024.