Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung dritter Theil.
[Spaltenumbruch] sterben darinne. Der meiste Agtstein,
den wir zu sehen bekommen, wird in ge-
wissen kleinen Flüssen, am Baltischen
Meer, im Hertzoglichen Pommern/
an den Ufern gefunden: auch findet
man ihn in dein Sande, der von dem
Winde dahin geführet worden ist, und
diese Waare trägt dem Churfürsten
von Brandenburg nichts geringes ein;
denn von denenjenigen Orten, allwo
der Agtstein gefunden wird, ziehet er
des Jahres mehr denn 20000. Thaler,
die Unkosten, welche die Pachter auf die
Unterhaltung derjenigen Leute, welche
verwehren, daß ihn niemand wegneh-
me, aufwenden müssen, ungerechnet:
daß demnach der Agtstein mehr als
100000. Thaler trägt.

Dieses, was ich anietzo vermeldet ha-
be, dürffte denenjenigen doch wohl frem-
de deuchten, welche nicht wissen, wie
sehr gebräuchlich der Agtstein in Chi-
na/
unter den Wilden, und selbst in
Europa sey: doch wird er mehrern-
theils in Oesterreich, Teutschland
und Polen, und um Venedig her-
um vertrieben, denn an diesem letzten
Orte haben ihn die Venediger in
Schwang gebracht, so daß wenig Leu-
te in der Lombardey und langs dem
Po hin zu finden, welche nicht eine
Schnure Agtsteinkörner um den Hals
tragen solten, denn sie glauben, der Agt-
stein sey vor die bösen Hälse gut, wel-
chem Unfall sie, wegen des bösen Was-
sers, das sie trincken, gar sehr unter-
worffen sind. So melden auch die Hi-
storien, daß die Römer dermassen viel
darauf gehalten, daß Nero eine grosse
Menge desselbigen dahin bringen lassen.
Es ist aber schier kein Ort, als Polen
und Nieder Hungarn, allwo der Agt-
stein
besser verarbeitet und theurer ver-
kauffet wird, denn wenn diese Völcker
ein recht grosses Stücke Agtstein, ohne
Fehler und Mangel gefunden, halten
sie es so hoch als Gold, ja sie ziehen es
demselben vor, und wenn iemand ein
Stücke von einer rechten oder ausseror-
dentlichen Grösse hat, kan er es fast so
theuer, als er nur will, los werden,
denn diese Leute lieben den Agtstein
dergestalt, daß ihnen nichts schöners zu
seyn beduncket. Jn Franckreich aber
wird er schon so hoch nicht geachtet, wie-
[Spaltenumbruch] wohl es doch auch nicht so gar lange ist,
daß alle vornehme Personen derglei-
chen Halsbänder trugen: anietzo aber
ist er so gemeine, daß ihn niemand als
nur die Mägde tragen. Auch hat er,
ausser dem, daß Schmincke daraus be-
reitet wird, in der Artzney seinen Nu-
tzen, denn er wird nicht allein gerieben,
sondern es werden auch eine Tinctur,
Spiritus, flüchtiges Saltz und ein Oel
daraus gezogen, nicht weniger mit
Weinspiritus ein Verniß daraus ge-
macht.

Der Agtstein muß hell und klar
seyn, und Spreu an sich ziehen, denn
daher ist der Name Carabe entstanden,Carabe.
welches in Persischer Sprache soviel
heißt, als ziehe Spreu an dich: er muß
auch weiß seyn, wenn man etwas dar-
aus will arbeiten lassen, oder wenn
man ihn reiben will. Wenn er aber
durchs Feuer gehen soll, sodann liegt
nichts daran, was für Farbe er habe,
wenn es nur aufrechte Carabe ist, denn
es sind etliche, welche das Americani-
sche Gummi Copal,
davon oben, an
statt des Agtsteins verkauffen, welches
aber unschwer zu mercken, indem das
Gummi Copal in Stücken ist, die so dicke
sind und wie das Arabische Gummi ge-
staltet, dahingegen die Carabe insge-
mein dicke Stückgen sind, welche oft-
mahls mit einer besondern Haut über-
zogen sind, welche ihnen an statt der
Mutter dienet. Es stinckt überdiß der
Agtstein heftig, wenn er beym Lichte
angezündet wird, und ausser diesem zieht
er auch das Stroh an sich, welches das
Gummi Copal nicht thut. Mich ha-
ben etliche bereden wollen, man könte
den Agtstein mit Terpentin und Cot-Falsche Cara-
be.

ton, oder aber mit dem gelben von Ey-
ern und Arabischen Gummi nachma-
chen, allein ich glaube, daß die dafür
ausgegebene Carabe gar wenig gelten
dürffte, und ist derohalben nicht zu be-
fürchten, daß sie von dergleichen Sachen
nachgemachet werde.

Man reibt die Carabe auf einemTrochisei de
Carabe.

Steine, und macht kleine Küchlein
draus, welche in der Artzney ihren Nu-
tzen haben, und insonderheit gar dien-
lich sind den Durchlauff, das Blutaus-
werffen, und andere dergleichen Kranck-
heiten zu stillen. Es wird für einmahl

von
D d d 2

Hauptbeſchreibung dritter Theil.
[Spaltenumbruch] ſterben darinne. Der meiſte Agtſtein,
den wir zu ſehen bekommen, wird in ge-
wiſſen kleinen Fluͤſſen, am Baltiſchen
Meer, im Hertzoglichen Pommern/
an den Ufern gefunden: auch findet
man ihn in dein Sande, der von dem
Winde dahin gefuͤhret worden iſt, und
dieſe Waare traͤgt dem Churfuͤrſten
von Brandenburg nichts geringes ein;
denn von denenjenigen Orten, allwo
der Agtſtein gefunden wird, ziehet er
des Jahres mehr denn 20000. Thaler,
die Unkoſten, welche die Pachter auf die
Unterhaltung derjenigen Leute, welche
verwehren, daß ihn niemand wegneh-
me, aufwenden muͤſſen, ungerechnet:
daß demnach der Agtſtein mehr als
100000. Thaler traͤgt.

Dieſes, was ich anietzo vermeldet ha-
be, duͤrffte denenjenigen doch wohl frem-
de deuchten, welche nicht wiſſen, wie
ſehr gebraͤuchlich der Agtſtein in Chi-
na/
unter den Wilden, und ſelbſt in
Europa ſey: doch wird er mehrern-
theils in Oeſterreich, Teutſchland
und Polen, und um Venedig her-
um vertrieben, denn an dieſem letzten
Orte haben ihn die Venediger in
Schwang gebracht, ſo daß wenig Leu-
te in der Lombardey und langs dem
Po hin zu finden, welche nicht eine
Schnure Agtſteinkoͤrner um den Hals
tragen ſolten, denn ſie glauben, der Agt-
ſtein ſey vor die boͤſen Haͤlſe gut, wel-
chem Unfall ſie, wegen des boͤſen Waſ-
ſers, das ſie trincken, gar ſehr unter-
worffen ſind. So melden auch die Hi-
ſtorien, daß die Roͤmer dermaſſen viel
darauf gehalten, daß Nero eine groſſe
Menge deſſelbigen dahin bringen laſſen.
Es iſt aber ſchier kein Ort, als Polen
und Nieder Hungarn, allwo der Agt-
ſtein
beſſer verarbeitet und theurer ver-
kauffet wird, denn wenn dieſe Voͤlcker
ein recht groſſes Stuͤcke Agtſtein, ohne
Fehler und Mangel gefunden, halten
ſie es ſo hoch als Gold, ja ſie ziehen es
demſelben vor, und wenn iemand ein
Stuͤcke von einer rechten oder auſſeror-
dentlichen Groͤſſe hat, kan er es faſt ſo
theuer, als er nur will, los werden,
denn dieſe Leute lieben den Agtſtein
dergeſtalt, daß ihnen nichts ſchoͤners zu
ſeyn beduncket. Jn Franckreich aber
wird er ſchon ſo hoch nicht geachtet, wie-
[Spaltenumbruch] wohl es doch auch nicht ſo gar lange iſt,
daß alle vornehme Perſonen derglei-
chen Halsbaͤnder trugen: anietzo aber
iſt er ſo gemeine, daß ihn niemand als
nur die Maͤgde tragen. Auch hat er,
auſſer dem, daß Schmincke daraus be-
reitet wird, in der Artzney ſeinen Nu-
tzen, denn er wird nicht allein gerieben,
ſondern es werden auch eine Tinctur,
Spiritus, fluͤchtiges Saltz und ein Oel
daraus gezogen, nicht weniger mit
Weinſpiritus ein Verniß daraus ge-
macht.

Der Agtſtein muß hell und klar
ſeyn, und Spreu an ſich ziehen, denn
daher iſt der Name Carabe entſtanden,Carabe.
welches in Perſiſcher Sprache ſoviel
heißt, als ziehe Spreu an dich: er muß
auch weiß ſeyn, wenn man etwas dar-
aus will arbeiten laſſen, oder wenn
man ihn reiben will. Wenn er aber
durchs Feuer gehen ſoll, ſodann liegt
nichts daran, was fuͤr Farbe er habe,
wenn es nur aufrechte Carabe iſt, denn
es ſind etliche, welche das Americani-
ſche Gummi Copal,
davon oben, an
ſtatt des Agtſteins verkauffen, welches
aber unſchwer zu mercken, indem das
Gummi Copal in Stuͤcken iſt, die ſo dicke
ſind und wie das Arabiſche Gummi ge-
ſtaltet, dahingegen die Carabe insge-
mein dicke Stuͤckgen ſind, welche oft-
mahls mit einer beſondern Haut uͤber-
zogen ſind, welche ihnen an ſtatt der
Mutter dienet. Es ſtinckt uͤberdiß der
Agtſtein heftig, wenn er beym Lichte
angezuͤndet wird, und auſſer dieſem zieht
er auch das Stroh an ſich, welches das
Gummi Copal nicht thut. Mich ha-
ben etliche bereden wollen, man koͤnte
den Agtſtein mit Terpentin und Cot-Falſche Cara-
be.

ton, oder aber mit dem gelben von Ey-
ern und Arabiſchen Gummi nachma-
chen, allein ich glaube, daß die dafuͤr
ausgegebene Carabe gar wenig gelten
duͤrffte, und iſt derohalben nicht zu be-
fuͤrchten, daß ſie von dergleichen Sachen
nachgemachet werde.

Man reibt die Carabe auf einemTrochiſei de
Carabe.

Steine, und macht kleine Kuͤchlein
draus, welche in der Artzney ihren Nu-
tzen haben, und inſonderheit gar dien-
lich ſind den Durchlauff, das Blutaus-
werffen, und andere dergleichen Kranck-
heiten zu ſtillen. Es wird fuͤr einmahl

von
D d d 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0545"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung dritter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="787"/>
&#x017F;terben darinne. Der mei&#x017F;te <hi rendition="#fr">Agt&#x017F;tein,</hi><lb/>
den wir zu &#x017F;ehen bekommen, wird in ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en kleinen Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, am Balti&#x017F;chen<lb/>
Meer, im Hertzoglichen <hi rendition="#fr">Pommern/</hi><lb/>
an den Ufern gefunden: auch findet<lb/>
man ihn in dein Sande, der von dem<lb/>
Winde dahin gefu&#x0364;hret worden i&#x017F;t, und<lb/>
die&#x017F;e Waare tra&#x0364;gt dem Churfu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
von Brandenburg nichts geringes ein;<lb/>
denn von denenjenigen Orten, allwo<lb/>
der Agt&#x017F;tein gefunden wird, ziehet er<lb/>
des Jahres mehr denn 20000. Thaler,<lb/>
die Unko&#x017F;ten, welche die Pachter auf die<lb/>
Unterhaltung derjenigen Leute, welche<lb/>
verwehren, daß ihn niemand wegneh-<lb/>
me, aufwenden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ungerechnet:<lb/>
daß demnach der Agt&#x017F;tein mehr als<lb/>
100000. Thaler tra&#x0364;gt.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es, was ich anietzo vermeldet ha-<lb/>
be, du&#x0364;rffte denenjenigen doch wohl frem-<lb/>
de deuchten, welche nicht wi&#x017F;&#x017F;en, wie<lb/>
&#x017F;ehr gebra&#x0364;uchlich der <hi rendition="#fr">Agt&#x017F;tein</hi> in <hi rendition="#fr">Chi-<lb/>
na/</hi> unter den Wilden, und &#x017F;elb&#x017F;t in<lb/><hi rendition="#fr">Europa</hi> &#x017F;ey: doch wird er mehrern-<lb/>
theils in <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;terreich, Teut&#x017F;chland</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Polen,</hi> und um <hi rendition="#fr">Venedig</hi> her-<lb/>
um vertrieben, denn an die&#x017F;em letzten<lb/>
Orte haben ihn die Venediger in<lb/>
Schwang gebracht, &#x017F;o daß wenig Leu-<lb/>
te in der <hi rendition="#fr">Lombardey</hi> und langs dem<lb/><hi rendition="#fr">Po</hi> hin zu finden, welche nicht eine<lb/>
Schnure Agt&#x017F;teinko&#x0364;rner um den Hals<lb/>
tragen &#x017F;olten, denn &#x017F;ie glauben, der Agt-<lb/>
&#x017F;tein &#x017F;ey vor die bo&#x0364;&#x017F;en Ha&#x0364;l&#x017F;e gut, wel-<lb/>
chem Unfall &#x017F;ie, wegen des bo&#x0364;&#x017F;en Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers, das &#x017F;ie trincken, gar &#x017F;ehr unter-<lb/>
worffen &#x017F;ind. So melden auch die Hi-<lb/>
&#x017F;torien, daß die <hi rendition="#fr">Ro&#x0364;mer</hi> derma&#x017F;&#x017F;en viel<lb/>
darauf gehalten, daß <hi rendition="#fr">Nero</hi> eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Menge de&#x017F;&#x017F;elbigen dahin bringen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Es i&#x017F;t aber &#x017F;chier kein Ort, als <hi rendition="#fr">Polen</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Nieder Hungarn,</hi> allwo der <hi rendition="#fr">Agt-<lb/>
&#x017F;tein</hi> be&#x017F;&#x017F;er verarbeitet und theurer ver-<lb/>
kauffet wird, denn wenn die&#x017F;e Vo&#x0364;lcker<lb/>
ein recht gro&#x017F;&#x017F;es Stu&#x0364;cke <hi rendition="#fr">Agt&#x017F;tein,</hi> ohne<lb/>
Fehler und Mangel gefunden, halten<lb/>
&#x017F;ie es &#x017F;o hoch als Gold, ja &#x017F;ie ziehen es<lb/>
dem&#x017F;elben vor, und wenn iemand ein<lb/>
Stu&#x0364;cke von einer rechten oder au&#x017F;&#x017F;eror-<lb/>
dentlichen Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e hat, kan er es fa&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
theuer, als er nur will, los werden,<lb/>
denn die&#x017F;e Leute lieben den <hi rendition="#fr">Agt&#x017F;tein</hi><lb/>
derge&#x017F;talt, daß ihnen nichts &#x017F;cho&#x0364;ners zu<lb/>
&#x017F;eyn beduncket. Jn <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> aber<lb/>
wird er &#x017F;chon &#x017F;o hoch nicht geachtet, wie-<lb/><cb n="788"/>
wohl es doch auch nicht &#x017F;o gar lange i&#x017F;t,<lb/>
daß alle vornehme Per&#x017F;onen derglei-<lb/>
chen Halsba&#x0364;nder trugen: anietzo aber<lb/>
i&#x017F;t er &#x017F;o gemeine, daß ihn niemand als<lb/>
nur die Ma&#x0364;gde tragen. Auch hat er,<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er dem, daß Schmincke daraus be-<lb/>
reitet wird, in der Artzney &#x017F;einen Nu-<lb/>
tzen, denn er wird nicht allein gerieben,<lb/>
&#x017F;ondern es werden auch eine Tinctur,<lb/>
Spiritus, flu&#x0364;chtiges Saltz und ein Oel<lb/>
daraus gezogen, nicht weniger mit<lb/>
Wein&#x017F;piritus ein Verniß daraus ge-<lb/>
macht.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#fr">Agt&#x017F;tein</hi> muß hell und klar<lb/>
&#x017F;eyn, und Spreu an &#x017F;ich ziehen, denn<lb/>
daher i&#x017F;t der Name <hi rendition="#fr">Carabe</hi> ent&#x017F;tanden,<note place="right">Carabe.</note><lb/>
welches in Per&#x017F;i&#x017F;cher Sprache &#x017F;oviel<lb/>
heißt, als ziehe Spreu an dich: er muß<lb/>
auch weiß &#x017F;eyn, wenn man etwas dar-<lb/>
aus will arbeiten la&#x017F;&#x017F;en, oder wenn<lb/>
man ihn reiben will. Wenn er aber<lb/>
durchs Feuer gehen &#x017F;oll, &#x017F;odann liegt<lb/>
nichts daran, was fu&#x0364;r Farbe er habe,<lb/>
wenn es nur aufrechte Carabe i&#x017F;t, denn<lb/>
es &#x017F;ind etliche, welche das <hi rendition="#fr">Americani-<lb/>
&#x017F;che Gummi Copal,</hi> davon oben, an<lb/>
&#x017F;tatt des Agt&#x017F;teins verkauffen, welches<lb/>
aber un&#x017F;chwer zu mercken, indem das<lb/>
Gummi Copal in Stu&#x0364;cken i&#x017F;t, die &#x017F;o dicke<lb/>
&#x017F;ind und wie das Arabi&#x017F;che Gummi ge-<lb/>
&#x017F;taltet, dahingegen die Carabe insge-<lb/>
mein dicke Stu&#x0364;ckgen &#x017F;ind, welche oft-<lb/>
mahls mit einer be&#x017F;ondern Haut u&#x0364;ber-<lb/>
zogen &#x017F;ind, welche ihnen an &#x017F;tatt der<lb/>
Mutter dienet. Es &#x017F;tinckt u&#x0364;berdiß der<lb/><hi rendition="#fr">Agt&#x017F;tein</hi> heftig, wenn er beym Lichte<lb/>
angezu&#x0364;ndet wird, und au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;em zieht<lb/>
er auch das Stroh an &#x017F;ich, welches das<lb/>
Gummi Copal nicht thut. Mich ha-<lb/>
ben etliche bereden wollen, man ko&#x0364;nte<lb/>
den <hi rendition="#fr">Agt&#x017F;tein</hi> mit Terpentin und Cot-<note place="right">Fal&#x017F;che Cara-<lb/>
be.</note><lb/>
ton, oder aber mit dem gelben von Ey-<lb/>
ern und Arabi&#x017F;chen Gummi nachma-<lb/>
chen, allein ich glaube, daß die dafu&#x0364;r<lb/>
ausgegebene Carabe gar wenig gelten<lb/>
du&#x0364;rffte, und i&#x017F;t derohalben nicht zu be-<lb/>
fu&#x0364;rchten, daß &#x017F;ie von dergleichen Sachen<lb/>
nachgemachet werde.</p><lb/>
              <p>Man reibt die <hi rendition="#fr">Carabe</hi> auf einem<note place="right"><hi rendition="#aq">Trochi&#x017F;ei de<lb/>
Carabe.</hi></note><lb/>
Steine, und macht kleine Ku&#x0364;chlein<lb/>
draus, welche in der Artzney ihren Nu-<lb/>
tzen haben, und in&#x017F;onderheit gar dien-<lb/>
lich &#x017F;ind den Durchlauff, das Blutaus-<lb/>
werffen, und andere dergleichen Kranck-<lb/>
heiten zu &#x017F;tillen. Es wird fu&#x0364;r einmahl<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d 2</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0545] Hauptbeſchreibung dritter Theil. ſterben darinne. Der meiſte Agtſtein, den wir zu ſehen bekommen, wird in ge- wiſſen kleinen Fluͤſſen, am Baltiſchen Meer, im Hertzoglichen Pommern/ an den Ufern gefunden: auch findet man ihn in dein Sande, der von dem Winde dahin gefuͤhret worden iſt, und dieſe Waare traͤgt dem Churfuͤrſten von Brandenburg nichts geringes ein; denn von denenjenigen Orten, allwo der Agtſtein gefunden wird, ziehet er des Jahres mehr denn 20000. Thaler, die Unkoſten, welche die Pachter auf die Unterhaltung derjenigen Leute, welche verwehren, daß ihn niemand wegneh- me, aufwenden muͤſſen, ungerechnet: daß demnach der Agtſtein mehr als 100000. Thaler traͤgt. Dieſes, was ich anietzo vermeldet ha- be, duͤrffte denenjenigen doch wohl frem- de deuchten, welche nicht wiſſen, wie ſehr gebraͤuchlich der Agtſtein in Chi- na/ unter den Wilden, und ſelbſt in Europa ſey: doch wird er mehrern- theils in Oeſterreich, Teutſchland und Polen, und um Venedig her- um vertrieben, denn an dieſem letzten Orte haben ihn die Venediger in Schwang gebracht, ſo daß wenig Leu- te in der Lombardey und langs dem Po hin zu finden, welche nicht eine Schnure Agtſteinkoͤrner um den Hals tragen ſolten, denn ſie glauben, der Agt- ſtein ſey vor die boͤſen Haͤlſe gut, wel- chem Unfall ſie, wegen des boͤſen Waſ- ſers, das ſie trincken, gar ſehr unter- worffen ſind. So melden auch die Hi- ſtorien, daß die Roͤmer dermaſſen viel darauf gehalten, daß Nero eine groſſe Menge deſſelbigen dahin bringen laſſen. Es iſt aber ſchier kein Ort, als Polen und Nieder Hungarn, allwo der Agt- ſtein beſſer verarbeitet und theurer ver- kauffet wird, denn wenn dieſe Voͤlcker ein recht groſſes Stuͤcke Agtſtein, ohne Fehler und Mangel gefunden, halten ſie es ſo hoch als Gold, ja ſie ziehen es demſelben vor, und wenn iemand ein Stuͤcke von einer rechten oder auſſeror- dentlichen Groͤſſe hat, kan er es faſt ſo theuer, als er nur will, los werden, denn dieſe Leute lieben den Agtſtein dergeſtalt, daß ihnen nichts ſchoͤners zu ſeyn beduncket. Jn Franckreich aber wird er ſchon ſo hoch nicht geachtet, wie- wohl es doch auch nicht ſo gar lange iſt, daß alle vornehme Perſonen derglei- chen Halsbaͤnder trugen: anietzo aber iſt er ſo gemeine, daß ihn niemand als nur die Maͤgde tragen. Auch hat er, auſſer dem, daß Schmincke daraus be- reitet wird, in der Artzney ſeinen Nu- tzen, denn er wird nicht allein gerieben, ſondern es werden auch eine Tinctur, Spiritus, fluͤchtiges Saltz und ein Oel daraus gezogen, nicht weniger mit Weinſpiritus ein Verniß daraus ge- macht. Der Agtſtein muß hell und klar ſeyn, und Spreu an ſich ziehen, denn daher iſt der Name Carabe entſtanden, welches in Perſiſcher Sprache ſoviel heißt, als ziehe Spreu an dich: er muß auch weiß ſeyn, wenn man etwas dar- aus will arbeiten laſſen, oder wenn man ihn reiben will. Wenn er aber durchs Feuer gehen ſoll, ſodann liegt nichts daran, was fuͤr Farbe er habe, wenn es nur aufrechte Carabe iſt, denn es ſind etliche, welche das Americani- ſche Gummi Copal, davon oben, an ſtatt des Agtſteins verkauffen, welches aber unſchwer zu mercken, indem das Gummi Copal in Stuͤcken iſt, die ſo dicke ſind und wie das Arabiſche Gummi ge- ſtaltet, dahingegen die Carabe insge- mein dicke Stuͤckgen ſind, welche oft- mahls mit einer beſondern Haut uͤber- zogen ſind, welche ihnen an ſtatt der Mutter dienet. Es ſtinckt uͤberdiß der Agtſtein heftig, wenn er beym Lichte angezuͤndet wird, und auſſer dieſem zieht er auch das Stroh an ſich, welches das Gummi Copal nicht thut. Mich ha- ben etliche bereden wollen, man koͤnte den Agtſtein mit Terpentin und Cot- ton, oder aber mit dem gelben von Ey- ern und Arabiſchen Gummi nachma- chen, allein ich glaube, daß die dafuͤr ausgegebene Carabe gar wenig gelten duͤrffte, und iſt derohalben nicht zu be- fuͤrchten, daß ſie von dergleichen Sachen nachgemachet werde. Carabe. Falſche Cara- be. Man reibt die Carabe auf einem Steine, und macht kleine Kuͤchlein draus, welche in der Artzney ihren Nu- tzen haben, und inſonderheit gar dien- lich ſind den Durchlauff, das Blutaus- werffen, und andere dergleichen Kranck- heiten zu ſtillen. Es wird fuͤr einmahl von Trochiſei de Carabe. D d d 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/545
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/545>, abgerufen am 22.11.2024.