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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] muß man nichts böses reden; sie kön-
nen sich nicht mehr verantworten. Da-
gegen kan ich nicht umhin, sondern muß
derer Lebenden, wenn ihrer vorhanden,
die da können Red und Antwort geben,
ihre Unachtsamkeit an Tag legen, oder,
wenn ich anderst so reden darff, den Un-
verstand etlicher neuer Scribenten
offenbaren, welche dergleichen Unwahr-
heiten, die Materialien betreffend, hin-
geschrieben, welche doch nie gewesen,
noch iemahls seyn werden, da sie doch
viel besser gethan hätten, wenn sie gar
nichts davon gemeldet hätten, als daß
sie solche Dinge geschrieben, die sie we-
der gesehen noch verstanden, und da-
durch verursachet haben, daß jederman
in Unwissenheit lebet, selbst unterschied-
liche wackere Männer, die nach ihnen
geschrieben, als da ist der Herr Furetie-
re/
der sie für verständige Leute gehal-
ten, und in gleiche Jrthümer verfallen
sind.

Jch wäre nimmermehr so kühne ge-
wesen, dasjenige, was ich gemeldet, hie-
her zu setzen, wenn ich nicht den Beweiß
in Händen hätte, und was ich geschrie-
ben, einem ieden vor die Augen legen
könte. Wir kehren demnach wieder zu
unseren neuen Scribenten, welche sa-
gen, daß die Schwefelröhren, oder der
gemeine Schwefel, den sie Schwefel in
Magdaleonibus heissen, von lebendigen
Schwefel gemacht sey. Jst wohl ge-
geben: und würde eben soviel seyn, als
wenn ich Zinn zu Bley machen wolte,
denn der lebendige Schwefel ist viel
theurer als die Röhren, ob jener schon
natürlich, und diese mit Mühe bereitet
worden sind. Hätten nun diese Her-
ren ihn fein genau durchforschet, und
sich die Mühe genommen, ihn zu schmel-
tzen und zu läutern, so würden sie wohl
gesehen haben, ob sie ihn also zuzurich-
ten vermocht, wie sie doch sagen, daß
er würde, nachdem er geläutert wor-
den: so aber haben sie sehr wohl gethan,
denn sie sonst demjenigen gleich gewesen
wären, der einem Mohren den Kopf
wusch und ihn weiß machen wolte.
Dem aber ohnerachtet, sind wir ihnen
sowohl als den Verstorbenen, allen
Danck schuldig, denn es ist kein Buch
so schlecht, in welchem man nicht etwas
gutes finden solte: diß aber befinde ich
[Spaltenumbruch] unrecht, daß sie von Dingen geschrieben,
deren sie keine Kenntnüß gehabt. Die-
semnach darff man nicht ferner glau-
ben, daß der gelbe oder gemeine Schwe-
fel, oder die Schwefelröhren von leben-
digen Schwefel gemacht sey, sondern
er wird vom mineralischen Schwefel
bereitet, denn dieser ist von Natur gelb.
Wer es nicht glauben kan, demselben
will ich den natürlichen, zusamt dem-
jenigen, den ich gemacht habe, sehen
lassen, ihn auch in seiner Gegenwart
machen, denn es meine gröste Freude ist,
wenn ich iemand dergleichen Jrrthum
benehmen, hingegen die Wahrheit er-
weisen kan, und dieses weder um Geld
noch Gewinsts willen.

Es giebt noch mehr Sorten Schwe-
fel durch Kunst bereitet, wie ich auch
bereits erinnert habe; solches aber rüh-
ret blos von den unterschiedenen Län-
dern und Formen her, darinne er ge-
gossen worden, wie auch von der unter-
schiedlichen Bereitung: denn also ist
der grüne Schwefel von Marseille inGrünerer
Schwefel
von Mar-
seille.

kleinen dicken Röhren, welchen man
auch, der Sage nach, besser zum distil-
liren brauchen kan, gleichwie aus fol-
genden zu ersehen.

So giebt es auch ohne die zwey Ar-
ten des natürlichen Schwefels, dessen
wir uns insgemein bedienen, noch zwey
andere, allein sie sind bey uns nicht gar
zu gemeine, weil sie nicht nur von fer-
ne kommen, sondern auch nicht in der
Menge zu haben sind.

Der erste und schönste ist der Schwe-Schwefel
von Quito.

fel von Quito, welcher goldfarbicht,
und wie die gelbe Carabe gestalt ist, und
wird häuffig um die Goldgruben gefun-
den.

Der zweyte kommt von Nicara-Schwefel von
Nicaragua.

gua/ und ist als eine gelblichte Massa,
demjenigen durchaus gleich, den man
vor einigen Jahren in einem Hauffen
Erde, welcher bey den S. Martins-Schwefel von
S. Martin
zu Paris.

thore umgegraben wurde, gefunden
ward, wie ein und andere Personen
bezeugen können, die ihn selbst aufgele-
sen.

Der dritte ist der Schweitzerische,Schweitzeri-
scher Schwe-
fel.

und dem von Ouito ziemlich ähnlich;
anderer mehr zu geschweigen, denn wir
nicht damit handeln.

Der Gebrauch der Schwefelröh-

ren

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] muß man nichts boͤſes reden; ſie koͤn-
nen ſich nicht mehr verantworten. Da-
gegen kan ich nicht umhin, ſondern muß
derer Lebenden, wenn ihrer vorhanden,
die da koͤnnen Red und Antwort geben,
ihre Unachtſamkeit an Tag legen, oder,
wenn ich anderſt ſo reden darff, den Un-
verſtand etlicher neuer Scribenten
offenbaren, welche dergleichen Unwahr-
heiten, die Materialien betreffend, hin-
geſchrieben, welche doch nie geweſen,
noch iemahls ſeyn werden, da ſie doch
viel beſſer gethan haͤtten, wenn ſie gar
nichts davon gemeldet haͤtten, als daß
ſie ſolche Dinge geſchrieben, die ſie we-
der geſehen noch verſtanden, und da-
durch verurſachet haben, daß jederman
in Unwiſſenheit lebet, ſelbſt unterſchied-
liche wackere Maͤnner, die nach ihnen
geſchrieben, als da iſt der Herr Furetie-
re/
der ſie fuͤr verſtaͤndige Leute gehal-
ten, und in gleiche Jrthuͤmer verfallen
ſind.

Jch waͤre nimmermehr ſo kuͤhne ge-
weſen, dasjenige, was ich gemeldet, hie-
her zu ſetzen, wenn ich nicht den Beweiß
in Haͤnden haͤtte, und was ich geſchrie-
ben, einem ieden vor die Augen legen
koͤnte. Wir kehren demnach wieder zu
unſeren neuen Scribenten, welche ſa-
gen, daß die Schwefelroͤhren, oder der
gemeine Schwefel, den ſie Schwefel in
Magdaleonibus heiſſen, von lebendigen
Schwefel gemacht ſey. Jſt wohl ge-
geben: und wuͤrde eben ſoviel ſeyn, als
wenn ich Zinn zu Bley machen wolte,
denn der lebendige Schwefel iſt viel
theurer als die Roͤhren, ob jener ſchon
natuͤrlich, und dieſe mit Muͤhe bereitet
worden ſind. Haͤtten nun dieſe Her-
ren ihn fein genau durchforſchet, und
ſich die Muͤhe genommen, ihn zu ſchmel-
tzen und zu laͤutern, ſo wuͤrden ſie wohl
geſehen haben, ob ſie ihn alſo zuzurich-
ten vermocht, wie ſie doch ſagen, daß
er wuͤrde, nachdem er gelaͤutert wor-
den: ſo aber haben ſie ſehr wohl gethan,
denn ſie ſonſt demjenigen gleich geweſen
waͤren, der einem Mohren den Kopf
wuſch und ihn weiß machen wolte.
Dem aber ohnerachtet, ſind wir ihnen
ſowohl als den Verſtorbenen, allen
Danck ſchuldig, denn es iſt kein Buch
ſo ſchlecht, in welchem man nicht etwas
gutes finden ſolte: diß aber befinde ich
[Spaltenumbruch] unrecht, daß ſie von Dingen geſchrieben,
deren ſie keine Kenntnuͤß gehabt. Die-
ſemnach darff man nicht ferner glau-
ben, daß der gelbe oder gemeine Schwe-
fel, oder die Schwefelroͤhren von leben-
digen Schwefel gemacht ſey, ſondern
er wird vom mineraliſchen Schwefel
bereitet, denn dieſer iſt von Natur gelb.
Wer es nicht glauben kan, demſelben
will ich den natuͤrlichen, zuſamt dem-
jenigen, den ich gemacht habe, ſehen
laſſen, ihn auch in ſeiner Gegenwart
machen, denn es meine groͤſte Freude iſt,
wenn ich iemand dergleichen Jrrthum
benehmen, hingegen die Wahrheit er-
weiſen kan, und dieſes weder um Geld
noch Gewinſts willen.

Es giebt noch mehr Sorten Schwe-
fel durch Kunſt bereitet, wie ich auch
bereits erinnert habe; ſolches aber ruͤh-
ret blos von den unterſchiedenen Laͤn-
dern und Formen her, darinne er ge-
goſſen worden, wie auch von der unter-
ſchiedlichen Bereitung: denn alſo iſt
der gruͤne Schwefel von Marſeille inGruͤnerer
Schwefel
von Mar-
ſeille.

kleinen dicken Roͤhren, welchen man
auch, der Sage nach, beſſer zum diſtil-
liren brauchen kan, gleichwie aus fol-
genden zu erſehen.

So giebt es auch ohne die zwey Ar-
ten des natuͤrlichen Schwefels, deſſen
wir uns insgemein bedienen, noch zwey
andere, allein ſie ſind bey uns nicht gar
zu gemeine, weil ſie nicht nur von fer-
ne kommen, ſondern auch nicht in der
Menge zu haben ſind.

Der erſte und ſchoͤnſte iſt der Schwe-Schwefel
von Quito.

fel von Quito, welcher goldfarbicht,
und wie die gelbe Carabe geſtalt iſt, und
wird haͤuffig um die Goldgruben gefun-
den.

Der zweyte kommt von Nicara-Schwefel von
Nicaragua.

gua/ und iſt als eine gelblichte Maſſa,
demjenigen durchaus gleich, den man
vor einigen Jahren in einem Hauffen
Erde, welcher bey den S. Martins-Schwefel von
S. Martin
zu Paris.

thore umgegraben wurde, gefunden
ward, wie ein und andere Perſonen
bezeugen koͤnnen, die ihn ſelbſt aufgele-
ſen.

Der dritte iſt der Schweitzeriſche,Schweitzeri-
ſcher Schwe-
fel.

und dem von Ouito ziemlich aͤhnlich;
anderer mehr zu geſchweigen, denn wir
nicht damit handeln.

Der Gebrauch der Schwefelroͤh-

ren
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[0550] Der Spezereyen und Materialien muß man nichts boͤſes reden; ſie koͤn- nen ſich nicht mehr verantworten. Da- gegen kan ich nicht umhin, ſondern muß derer Lebenden, wenn ihrer vorhanden, die da koͤnnen Red und Antwort geben, ihre Unachtſamkeit an Tag legen, oder, wenn ich anderſt ſo reden darff, den Un- verſtand etlicher neuer Scribenten offenbaren, welche dergleichen Unwahr- heiten, die Materialien betreffend, hin- geſchrieben, welche doch nie geweſen, noch iemahls ſeyn werden, da ſie doch viel beſſer gethan haͤtten, wenn ſie gar nichts davon gemeldet haͤtten, als daß ſie ſolche Dinge geſchrieben, die ſie we- der geſehen noch verſtanden, und da- durch verurſachet haben, daß jederman in Unwiſſenheit lebet, ſelbſt unterſchied- liche wackere Maͤnner, die nach ihnen geſchrieben, als da iſt der Herr Furetie- re/ der ſie fuͤr verſtaͤndige Leute gehal- ten, und in gleiche Jrthuͤmer verfallen ſind. Jch waͤre nimmermehr ſo kuͤhne ge- weſen, dasjenige, was ich gemeldet, hie- her zu ſetzen, wenn ich nicht den Beweiß in Haͤnden haͤtte, und was ich geſchrie- ben, einem ieden vor die Augen legen koͤnte. Wir kehren demnach wieder zu unſeren neuen Scribenten, welche ſa- gen, daß die Schwefelroͤhren, oder der gemeine Schwefel, den ſie Schwefel in Magdaleonibus heiſſen, von lebendigen Schwefel gemacht ſey. Jſt wohl ge- geben: und wuͤrde eben ſoviel ſeyn, als wenn ich Zinn zu Bley machen wolte, denn der lebendige Schwefel iſt viel theurer als die Roͤhren, ob jener ſchon natuͤrlich, und dieſe mit Muͤhe bereitet worden ſind. Haͤtten nun dieſe Her- ren ihn fein genau durchforſchet, und ſich die Muͤhe genommen, ihn zu ſchmel- tzen und zu laͤutern, ſo wuͤrden ſie wohl geſehen haben, ob ſie ihn alſo zuzurich- ten vermocht, wie ſie doch ſagen, daß er wuͤrde, nachdem er gelaͤutert wor- den: ſo aber haben ſie ſehr wohl gethan, denn ſie ſonſt demjenigen gleich geweſen waͤren, der einem Mohren den Kopf wuſch und ihn weiß machen wolte. Dem aber ohnerachtet, ſind wir ihnen ſowohl als den Verſtorbenen, allen Danck ſchuldig, denn es iſt kein Buch ſo ſchlecht, in welchem man nicht etwas gutes finden ſolte: diß aber befinde ich unrecht, daß ſie von Dingen geſchrieben, deren ſie keine Kenntnuͤß gehabt. Die- ſemnach darff man nicht ferner glau- ben, daß der gelbe oder gemeine Schwe- fel, oder die Schwefelroͤhren von leben- digen Schwefel gemacht ſey, ſondern er wird vom mineraliſchen Schwefel bereitet, denn dieſer iſt von Natur gelb. Wer es nicht glauben kan, demſelben will ich den natuͤrlichen, zuſamt dem- jenigen, den ich gemacht habe, ſehen laſſen, ihn auch in ſeiner Gegenwart machen, denn es meine groͤſte Freude iſt, wenn ich iemand dergleichen Jrrthum benehmen, hingegen die Wahrheit er- weiſen kan, und dieſes weder um Geld noch Gewinſts willen. Es giebt noch mehr Sorten Schwe- fel durch Kunſt bereitet, wie ich auch bereits erinnert habe; ſolches aber ruͤh- ret blos von den unterſchiedenen Laͤn- dern und Formen her, darinne er ge- goſſen worden, wie auch von der unter- ſchiedlichen Bereitung: denn alſo iſt der gruͤne Schwefel von Marſeille in kleinen dicken Roͤhren, welchen man auch, der Sage nach, beſſer zum diſtil- liren brauchen kan, gleichwie aus fol- genden zu erſehen. Gruͤnerer Schwefel von Mar- ſeille. So giebt es auch ohne die zwey Ar- ten des natuͤrlichen Schwefels, deſſen wir uns insgemein bedienen, noch zwey andere, allein ſie ſind bey uns nicht gar zu gemeine, weil ſie nicht nur von fer- ne kommen, ſondern auch nicht in der Menge zu haben ſind. Der erſte und ſchoͤnſte iſt der Schwe- fel von Quito, welcher goldfarbicht, und wie die gelbe Carabe geſtalt iſt, und wird haͤuffig um die Goldgruben gefun- den. Schwefel von Quito. Der zweyte kommt von Nicara- gua/ und iſt als eine gelblichte Maſſa, demjenigen durchaus gleich, den man vor einigen Jahren in einem Hauffen Erde, welcher bey den S. Martins- thore umgegraben wurde, gefunden ward, wie ein und andere Perſonen bezeugen koͤnnen, die ihn ſelbſt aufgele- ſen. Schwefel von Nicaragua. Schwefel von S. Martin zu Paris. Der dritte iſt der Schweitzeriſche, und dem von Ouito ziemlich aͤhnlich; anderer mehr zu geſchweigen, denn wir nicht damit handeln. Schweitzeri- ſcher Schwe- fel. Der Gebrauch der Schwefelroͤh- ren

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/550>, abgerufen am 21.11.2024.