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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
Das sechste Capitel.
Vom Rubin.
[Spaltenumbruch]

DJe Rubinen sind gleichergestalt
kleine röthlichte Steinlein, welche
uns aus Jndien gesendet werden, und
in der Artzney sehr wenig gebräuchlich
sind: dahero will ich auch sowohl von
diesen, als von vielen andern, die wir
ebenmäßig verkauffen könten, wenn sie
nur abgiengen, nichts gedencken; ihre
Namen findet man besser unten. So
habe ich auch diesen Theil nur allein mit
den fünff Sorten der Edelsteine oder de-
ren Stücken, welche in der Artzney eini-
gen Nutzen haben, vergrössern wollen, den
Leser aber in dasjenige Buch verweisen,
der vollkommene Juwelirer, oder Be-
schreibung der Edelsteine genannt, wel-
ches Anselmus Boetius Boot, Käy-
ser Rudolphs II. Leib-Medicus, verfer-
tiget, ingleichen zu dem Jndianischen
Mercurius des Herrn Rosnel, wo-
selbst der Länge nach davon gehandelt
wird.

Die Edelsteine, die wir ausser obbe-
schriebene haben, sind Diamanten
[Spaltenumbruch] von Alenson, Amethisten aus Au-
vergne
und von Carthagena, Gira-
sol, Peridot, Agat/ Berill, Sardo-
nich/ Corallin/ Granat,
Malachites,
ingleichen allerhand Arten Marmor/
Florentiner Stein,
und so fort an.
Weil ich nun einen gar grossen Unter-
schied zwischen den Steinen, die wir
verkauffen, und zwischen den feinen
Steinen, die die Edelsteinschneider ge-
brauchen, befinde, als wolte ich rathen,
daß diejenigen, welche die Confectionem
de Hyacintho
bereiten wollen, viel ehe
die Abgänge von den feinen Steinen
erkauffen möchten, als sich an die Stei-
ne halten, die wir zu verkauffen pflegen,
denn ich glaube gäntzlich, daß sie gar
schlechte Kräfte haben dürfften, und
daß sie nichts als ein purer Felsen seyn;
welches mir doch niemand übel deuten
wird. Jch bin derjenigen Meinung,
welche sagen, daß alle geriebene Edel-
steine keine andere Kraft haben, als die
Säure zu absorbiren und zu verschlucken.

[Ende Spaltensatz]
Das siebende Capitel.
Vom Lasurstein.
[Beginn Spaltensatz]

DEr Lasurstein/ insgemein Lapis
lazuli,
von andern aber cyaneus und
stellatus genannt, ist ein schwerer, him-
melblauer Stein, voller Felsen, und
noch öfter mit Kupferadern, welche alte
und neue Scribenten für Gold anse-
hen, versetzet. Die gröste Menge die-
ses Steines, die wir haben, kommt aus
Persien und Jndien, und wird, nach
einiger Berichte, in den Goldgruben,
dessen Marcasit er ist, gefunden.

Dem sey nun wie ihm sey, gewiß ists,
daß dieser Stein, gerade als wie bey uns
die Steine aus den Steinbrüchen, ge-
brochen und gezogen werde; welches
auch die Ursach ist, daß wir diesen Stein
in so unterschiedener Grösse und Dicke
bekommen. Wenn der Lapis Lazuli
vollkommen, und zum Ultramarin/
dazu er am meisten verbrauchet wird,
oder auch zu andern Sachen dienlich
seyn soll, so muß er schwer seyn, dun-
ckelblau, gleichwie schöner Jndich, und,
so viel immer möglich, ohne Schwefel-
[Spaltenumbruch] und Kupferadern. Desgleichen muß
man zusehen, daß er nicht mit Baumöl
gerieben worden, damit er fein dunckel-
blau, und als ein Türckis erscheine.
Doch diesen Betrug kan man gar leicht-
lich mercken, dieweil der rechte Lasur-
stein
inwendig mehr als auswendig,
blau, als wie ein Türckis siehet. So soll
man auch denselbigen verwerffen, der
voller Gestein und so genannte Gold-
ädergen ist, denn wenn man ihn brennt,
und das Ultramarin davon bereiten
will, stinckt er über die massen sehr, wie
Schwefel, welches dann ein Zeichen ist,
daß er kein Gold, sondern Kupfer hal-
te: oder wenn man ihn durch eine Pa-
sta oder Teig treibet, den Stein davon
zu bringen, findet sich ein grosser Ab-
gang, welches in Wahrheit nichts ge-
ringes, indem diese Waare gar zu
theuer ist. Es ist ingleichen ein grosser
Fehler, wenn man glaubet, was etliche
aufgezeichnet, daß nämlich der gute
Stein im Feuer am Gewichte zunähme.

Das
Der Spezereyen und Materialien
Das ſechſte Capitel.
Vom Rubin.
[Spaltenumbruch]

DJe Rubinen ſind gleichergeſtalt
kleine roͤthlichte Steinlein, welche
uns aus Jndien geſendet werden, und
in der Artzney ſehr wenig gebraͤuchlich
ſind: dahero will ich auch ſowohl von
dieſen, als von vielen andern, die wir
ebenmaͤßig verkauffen koͤnten, wenn ſie
nur abgiengen, nichts gedencken; ihre
Namen findet man beſſer unten. So
habe ich auch dieſen Theil nur allein mit
den fuͤnff Sorten der Edelſteine oder de-
ren Stuͤcken, welche in der Artzney eini-
gen Nutzen haben, vergroͤſſeꝛn wollẽ, den
Leſer aber in dasjenige Buch verweiſen,
der vollkommene Juwelirer, oder Be-
ſchreibung der Edelſteine genannt, wel-
ches Anſelmus Boetius Boot, Kaͤy-
ſer Rudolphs II. Leib-Medicus, verfer-
tiget, ingleichen zu dem Jndianiſchen
Mercurius des Herrn Roſnel, wo-
ſelbſt der Laͤnge nach davon gehandelt
wird.

Die Edelſteine, die wir auſſer obbe-
ſchriebene haben, ſind Diamanten
[Spaltenumbruch] von Alenſon, Amethiſten aus Au-
vergne
und von Carthagena, Gira-
ſol, Peridot, Agat/ Berill, Sardo-
nich/ Corallin/ Granat,
Malachites,
ingleichen allerhand Arten Marmor/
Florentiner Stein,
und ſo fort an.
Weil ich nun einen gar groſſen Unter-
ſchied zwiſchen den Steinen, die wir
verkauffen, und zwiſchen den feinen
Steinen, die die Edelſteinſchneider ge-
brauchen, befinde, als wolte ich rathen,
daß diejenigen, welche die Confectionem
de Hyacintho
bereiten wollen, viel ehe
die Abgaͤnge von den feinen Steinen
erkauffen moͤchten, als ſich an die Stei-
ne halten, die wir zu verkauffen pflegen,
denn ich glaube gaͤntzlich, daß ſie gar
ſchlechte Kraͤfte haben duͤrfften, und
daß ſie nichts als ein purer Felſen ſeyn;
welches mir doch niemand uͤbel deuten
wird. Jch bin derjenigen Meinung,
welche ſagen, daß alle geriebene Edel-
ſteine keine andere Kraft haben, als die
Saͤure zu abſorbiren uñ zu verſchlucken.

[Ende Spaltensatz]
Das ſiebende Capitel.
Vom Laſurſtein.
[Beginn Spaltensatz]

DEr Laſurſtein/ insgemein Lapis
lazuli,
von andern aber cyaneus und
ſtellatus genannt, iſt ein ſchwerer, him-
melblauer Stein, voller Felſen, und
noch oͤfter mit Kupferadern, welche alte
und neue Scribenten fuͤr Gold anſe-
hen, verſetzet. Die groͤſte Menge die-
ſes Steines, die wir haben, kommt aus
Perſien und Jndien, und wird, nach
einiger Berichte, in den Goldgruben,
deſſen Marcaſit er iſt, gefunden.

Dem ſey nun wie ihm ſey, gewiß iſts,
daß dieſer Stein, gerade als wie bey uns
die Steine aus den Steinbruͤchen, ge-
brochen und gezogen werde; welches
auch die Urſach iſt, daß wir dieſen Stein
in ſo unterſchiedener Groͤſſe und Dicke
bekommen. Wenn der Lapis Lazuli
vollkommen, und zum Ultramarin/
dazu er am meiſten verbrauchet wird,
oder auch zu andern Sachen dienlich
ſeyn ſoll, ſo muß er ſchwer ſeyn, dun-
ckelblau, gleichwie ſchoͤner Jndich, und,
ſo viel immer moͤglich, ohne Schwefel-
[Spaltenumbruch] und Kupferadern. Desgleichen muß
man zuſehen, daß er nicht mit Baumoͤl
gerieben worden, damit er fein dunckel-
blau, und als ein Tuͤrckis erſcheine.
Doch dieſen Betrug kan man gar leicht-
lich mercken, dieweil der rechte Laſur-
ſtein
inwendig mehr als auswendig,
blau, als wie ein Tuͤrckis ſiehet. So ſoll
man auch denſelbigen verwerffen, der
voller Geſtein und ſo genannte Gold-
aͤdergen iſt, denn wenn man ihn brennt,
und das Ultramarin davon bereiten
will, ſtinckt er uͤber die maſſen ſehr, wie
Schwefel, welches dann ein Zeichen iſt,
daß er kein Gold, ſondern Kupfer hal-
te: oder wenn man ihn durch eine Pa-
ſta oder Teig treibet, den Stein davon
zu bringen, findet ſich ein groſſer Ab-
gang, welches in Wahrheit nichts ge-
ringes, indem dieſe Waare gar zu
theuer iſt. Es iſt ingleichen ein groſſer
Fehler, wenn man glaubet, was etliche
aufgezeichnet, daß naͤmlich der gute
Stein im Feuer am Gewichte zunaͤhme.

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[0560] Der Spezereyen und Materialien Das ſechſte Capitel. Vom Rubin. DJe Rubinen ſind gleichergeſtalt kleine roͤthlichte Steinlein, welche uns aus Jndien geſendet werden, und in der Artzney ſehr wenig gebraͤuchlich ſind: dahero will ich auch ſowohl von dieſen, als von vielen andern, die wir ebenmaͤßig verkauffen koͤnten, wenn ſie nur abgiengen, nichts gedencken; ihre Namen findet man beſſer unten. So habe ich auch dieſen Theil nur allein mit den fuͤnff Sorten der Edelſteine oder de- ren Stuͤcken, welche in der Artzney eini- gen Nutzen haben, vergroͤſſeꝛn wollẽ, den Leſer aber in dasjenige Buch verweiſen, der vollkommene Juwelirer, oder Be- ſchreibung der Edelſteine genannt, wel- ches Anſelmus Boetius Boot, Kaͤy- ſer Rudolphs II. Leib-Medicus, verfer- tiget, ingleichen zu dem Jndianiſchen Mercurius des Herrn Roſnel, wo- ſelbſt der Laͤnge nach davon gehandelt wird. Die Edelſteine, die wir auſſer obbe- ſchriebene haben, ſind Diamanten von Alenſon, Amethiſten aus Au- vergne und von Carthagena, Gira- ſol, Peridot, Agat/ Berill, Sardo- nich/ Corallin/ Granat, Malachites, ingleichen allerhand Arten Marmor/ Florentiner Stein, und ſo fort an. Weil ich nun einen gar groſſen Unter- ſchied zwiſchen den Steinen, die wir verkauffen, und zwiſchen den feinen Steinen, die die Edelſteinſchneider ge- brauchen, befinde, als wolte ich rathen, daß diejenigen, welche die Confectionem de Hyacintho bereiten wollen, viel ehe die Abgaͤnge von den feinen Steinen erkauffen moͤchten, als ſich an die Stei- ne halten, die wir zu verkauffen pflegen, denn ich glaube gaͤntzlich, daß ſie gar ſchlechte Kraͤfte haben duͤrfften, und daß ſie nichts als ein purer Felſen ſeyn; welches mir doch niemand uͤbel deuten wird. Jch bin derjenigen Meinung, welche ſagen, daß alle geriebene Edel- ſteine keine andere Kraft haben, als die Saͤure zu abſorbiren uñ zu verſchlucken. Das ſiebende Capitel. Vom Laſurſtein. DEr Laſurſtein/ insgemein Lapis lazuli, von andern aber cyaneus und ſtellatus genannt, iſt ein ſchwerer, him- melblauer Stein, voller Felſen, und noch oͤfter mit Kupferadern, welche alte und neue Scribenten fuͤr Gold anſe- hen, verſetzet. Die groͤſte Menge die- ſes Steines, die wir haben, kommt aus Perſien und Jndien, und wird, nach einiger Berichte, in den Goldgruben, deſſen Marcaſit er iſt, gefunden. Dem ſey nun wie ihm ſey, gewiß iſts, daß dieſer Stein, gerade als wie bey uns die Steine aus den Steinbruͤchen, ge- brochen und gezogen werde; welches auch die Urſach iſt, daß wir dieſen Stein in ſo unterſchiedener Groͤſſe und Dicke bekommen. Wenn der Lapis Lazuli vollkommen, und zum Ultramarin/ dazu er am meiſten verbrauchet wird, oder auch zu andern Sachen dienlich ſeyn ſoll, ſo muß er ſchwer ſeyn, dun- ckelblau, gleichwie ſchoͤner Jndich, und, ſo viel immer moͤglich, ohne Schwefel- und Kupferadern. Desgleichen muß man zuſehen, daß er nicht mit Baumoͤl gerieben worden, damit er fein dunckel- blau, und als ein Tuͤrckis erſcheine. Doch dieſen Betrug kan man gar leicht- lich mercken, dieweil der rechte Laſur- ſtein inwendig mehr als auswendig, blau, als wie ein Tuͤrckis ſiehet. So ſoll man auch denſelbigen verwerffen, der voller Geſtein und ſo genannte Gold- aͤdergen iſt, denn wenn man ihn brennt, und das Ultramarin davon bereiten will, ſtinckt er uͤber die maſſen ſehr, wie Schwefel, welches dann ein Zeichen iſt, daß er kein Gold, ſondern Kupfer hal- te: oder wenn man ihn durch eine Pa- ſta oder Teig treibet, den Stein davon zu bringen, findet ſich ein groſſer Ab- gang, welches in Wahrheit nichts ge- ringes, indem dieſe Waare gar zu theuer iſt. Es iſt ingleichen ein groſſer Fehler, wenn man glaubet, was etliche aufgezeichnet, daß naͤmlich der gute Stein im Feuer am Gewichte zunaͤhme. Das

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/560>, abgerufen am 22.11.2024.