Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.über ein und andere Gewächse, Thiere etc. [Spaltenumbruch]
es der Schaum von Meerkälbern sey:und noch andere geben mit Serapione vor, es sey ein Balsam, der in gewissen Felsen und Klippen erzielet würde, und von da herab in die See fiele. Einige aber versichern mit Ferdinando Lopez, daß es zusammen gesammleter Mist sey von etlichen Vögeln, welche lauter wohlriechende Kräuter zu fressen pfleg- ten, die in den Maldivischen Jnseln wüchsen: und endlich wollen ein und andere haben, es sey eine Fettigkeit der Erde, die rinne aus gewissen Adern in die See, und werde unvermerckter Weise hart. Allein diese Meinungen insgesamt Auf daß nun nichts nicht unter ein- Keine bessere und vernünftigere Mei- So sind überdiß iezuweilen gar grosse Und endlich wann der Ambragris Vom schwartz und weissen Peruvi- anischen Balsam. Die drey Sorten des Balsams aus sehr H h h 3
uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc. [Spaltenumbruch]
es der Schaum von Meerkaͤlbern ſey:und noch andere geben mit Serapione vor, es ſey ein Balſam, der in gewiſſen Felſen und Klippen erzielet wuͤrde, und von da herab in die See fiele. Einige aber verſichern mit Ferdinando Lopez, daß es zuſammen geſammleter Miſt ſey von etlichen Voͤgeln, welche lauter wohlriechende Kraͤuter zu freſſen pfleg- ten, die in den Maldiviſchen Jnſeln wuͤchſen: und endlich wollen ein und andere haben, es ſey eine Fettigkeit der Erde, die rinne aus gewiſſen Adern in die See, und werde unvermerckter Weiſe hart. Allein dieſe Meinungen insgeſamt Auf daß nun nichts nicht unter ein- Keine beſſere und vernuͤnftigere Mei- So ſind uͤberdiß iezuweilen gar groſſe Und endlich wann der Ambragris Vom ſchwartz und weiſſen Peruvi- aniſchen Balſam. Die drey Sorten des Balſams aus ſehr H h h 3
<TEI> <text> <back> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0581"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.</hi></fw><lb/><cb n="855"/> es der Schaum von Meerkaͤlbern ſey:<lb/> und noch andere geben mit <hi rendition="#aq">Serapione</hi><lb/> vor, es ſey ein Balſam, der in gewiſſen<lb/> Felſen und Klippen erzielet wuͤrde, und<lb/> von da herab in die See fiele. Einige<lb/> aber verſichern mit <hi rendition="#aq">Ferdinando Lopez,</hi><lb/> daß es zuſammen geſammleter Miſt ſey<lb/> von etlichen Voͤgeln, welche lauter<lb/> wohlriechende Kraͤuter zu freſſen pfleg-<lb/> ten, die in den Maldiviſchen Jnſeln<lb/> wuͤchſen: und endlich wollen ein und<lb/> andere haben, es ſey eine Fettigkeit der<lb/> Erde, die rinne aus gewiſſen Adern in<lb/> die See, und werde unvermerckter<lb/> Weiſe hart.</p><lb/> <p>Allein dieſe Meinungen insgeſamt<lb/> ſind auf gar ſchlechte Muthmaſſungen<lb/> gegruͤndet, dadurch aber ſolche Dinge<lb/> mit einander verwirret werden, welche<lb/> eine gantz unterſchiedene Natur und<lb/> unterſchiedene Beſchaffenheiten haben.<lb/> Dann ob ſchon alle Arten Amber ſich in<lb/> der See befinden, und von deſſen Flut<lb/> und Wellen in die Fluͤſſe getrieben wer-<lb/> den duͤrfften, ſo erkennen iedoch Kuͤnſt-<lb/> ler mehr als zu bald, wann ſie dieſelben<lb/> unter ihre Haͤnde nehmen, daß ihre<lb/> Materie durchaus nicht die angegebene<lb/> ſey, und die <hi rendition="#aq">Medici</hi> gebrauchen ſie in<lb/> ſolchen Faͤllen, daraus gantz leichtlich<lb/> zu urtheilen, daß ſie aus gantz unter-<lb/> ſchiedenen Dingen beſtehen muͤſſen.</p><lb/> <p>Auf daß nun nichts nicht unter ein-<lb/> ander geworffen werde, ſo muß man<lb/> die zwey Sorten Ambra, den grauen<lb/> naͤmlich, und den weiſſen, wohl von ein-<lb/> ander unterſcheiden. Der erſtere fin-<lb/> det ſich an unterſchiedlichen Orten in<lb/> dem groſſen Weltmeere, z. E. an den<lb/> Kuͤſten von Moſcau und Rußland,<lb/> hauptſaͤchlich aber in den Fluͤſſen des<lb/> Jndianiſchen Meeres. Dieſer graue<lb/> Ambra iſt dunckel, von lieblich und ſuͤß-<lb/> lichten Geruch, und zerſchmiltzet leicht-<lb/> lich auch von geringer Waͤrme: er hat,<lb/> ohne einige ſonderliche Zurichtung, ſo<lb/> wie er aus der See genommen, ſo herr-<lb/> liche Kraft und Wirckung, daß er das<lb/> Hertze ſtaͤrcket, desgleichen Kopf und<lb/> Magen, nicht weniger die Lebensgei-<lb/> ſter erfriſchet, und ſelbſt den Samen<lb/> kraͤftiger und fruchtbar macht.</p><lb/> <p>Keine beſſere und vernuͤnftigere Mei-<lb/> nung finde ich nicht, als diejenige, welche<lb/> gewiß beſtaͤtiget, der Ambergris ſey<lb/><cb n="856"/> nichts anders, als ein zuſammengeſetz-<lb/> tes Weſen aus Wachs und Honig, ſo<lb/> von den Bienen auf den Baͤumen zu-<lb/> ſammen getragen wird, deren die Moſ-<lb/> cowitiſchen Kuͤſten voll ſind, oder aber<lb/> in den Felsloͤchern am Ufer des indiani-<lb/> ſchen Meers, und dieſe Materie werde<lb/> von der Sonne gekocht, nicht aber voͤllig<lb/> ausgearbeitet, und ſodann entweder<lb/> durch ſtarcke Winde, oder vom hohen<lb/> Waſſer, oder wegen eigenen ſtarcken<lb/> Gewichtes abgeloͤſet, und falle in das<lb/> Meer, allwo ſie endlich ihre gaͤntzliche<lb/> Vollkommenheit erhalte, zum Theil<lb/> durch die Wellen des Meers, zum Theil<lb/> durch den darinne befindlichen Saltzſpi-<lb/> ritum. Und die Erfahrung giebets,<lb/> wann man Wachs und den beſten Ho-<lb/> nig nimmt, ſtellet ſie zuſammen eine<lb/> Zeitlang <hi rendition="#aq">in digeſtionem</hi> und beſtaͤndige<lb/> gelinde Waͤrme, daß man daraus ein<lb/> Elixir und Eſſentz bereiten und ziehen<lb/> koͤnne, die nicht alleine einen trefflich an-<lb/> genehmen Geruch, ſondern auch ſolche<lb/> Kraft und Tugend haben, welche der<lb/> Kraft und Wirckung des Ambergris<lb/> bey nahe gantz gleich kommen. Jch<lb/> zweiffle auch gar nicht, daß dergleichen<lb/> Elixir weit koͤſtlicher werden ſolte, koͤnte<lb/> man des Jndianiſchen Honigs darzu<lb/> habhaftig werden, oder doch des Moſ-<lb/> cowitiſchen, dieweil die Bienen allda<lb/> viel beſſere, wohlriechendere und aroma-<lb/> tiſche Blumen finden.</p><lb/> <p>So ſind uͤberdiß iezuweilen gar groſſe<lb/> Stuͤcken Ambergris gefunden worden,<lb/> die noch nicht ihre gaͤntzliche Vollkom-<lb/> menheit erhalten hatten: dann, wann<lb/> man ſie zerbrochen, hat man noch mit-<lb/> ten drinne Honigwaben, Wachs und<lb/> Honig, angetroffen.</p><lb/> <p>Und endlich wann der Ambragris<lb/> mit <hi rendition="#aq">ſpiritu vini tartariſato</hi> aufgeloͤſet wird,<lb/> ſo hinterbleibet allezeit eine dicke, dem<lb/> Honig gleichende Materie.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Vom ſchwartz und weiſſen Peruvi-</hi><lb/> aniſchen Balſam.</head><lb/> <p>Die drey Sorten des Balſams aus<lb/> Peru will ich allhier nicht wiederum an-<lb/> fuͤhren, als davon in meinem Buche<lb/><hi rendition="#aq">p. 411. ſeqq.</hi> weitlaͤuftig genug iſt abgehan-<lb/> delt worden, da mag man nachſehen.<lb/> Jedennoch will ich noch erinnern, wie<lb/> daß von allen dreyen ſchier keiner nicht ſo<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H h h 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ſehr</fw><lb/></p> </div> </div> </back> </text> </TEI> [0581]
uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
es der Schaum von Meerkaͤlbern ſey:
und noch andere geben mit Serapione
vor, es ſey ein Balſam, der in gewiſſen
Felſen und Klippen erzielet wuͤrde, und
von da herab in die See fiele. Einige
aber verſichern mit Ferdinando Lopez,
daß es zuſammen geſammleter Miſt ſey
von etlichen Voͤgeln, welche lauter
wohlriechende Kraͤuter zu freſſen pfleg-
ten, die in den Maldiviſchen Jnſeln
wuͤchſen: und endlich wollen ein und
andere haben, es ſey eine Fettigkeit der
Erde, die rinne aus gewiſſen Adern in
die See, und werde unvermerckter
Weiſe hart.
Allein dieſe Meinungen insgeſamt
ſind auf gar ſchlechte Muthmaſſungen
gegruͤndet, dadurch aber ſolche Dinge
mit einander verwirret werden, welche
eine gantz unterſchiedene Natur und
unterſchiedene Beſchaffenheiten haben.
Dann ob ſchon alle Arten Amber ſich in
der See befinden, und von deſſen Flut
und Wellen in die Fluͤſſe getrieben wer-
den duͤrfften, ſo erkennen iedoch Kuͤnſt-
ler mehr als zu bald, wann ſie dieſelben
unter ihre Haͤnde nehmen, daß ihre
Materie durchaus nicht die angegebene
ſey, und die Medici gebrauchen ſie in
ſolchen Faͤllen, daraus gantz leichtlich
zu urtheilen, daß ſie aus gantz unter-
ſchiedenen Dingen beſtehen muͤſſen.
Auf daß nun nichts nicht unter ein-
ander geworffen werde, ſo muß man
die zwey Sorten Ambra, den grauen
naͤmlich, und den weiſſen, wohl von ein-
ander unterſcheiden. Der erſtere fin-
det ſich an unterſchiedlichen Orten in
dem groſſen Weltmeere, z. E. an den
Kuͤſten von Moſcau und Rußland,
hauptſaͤchlich aber in den Fluͤſſen des
Jndianiſchen Meeres. Dieſer graue
Ambra iſt dunckel, von lieblich und ſuͤß-
lichten Geruch, und zerſchmiltzet leicht-
lich auch von geringer Waͤrme: er hat,
ohne einige ſonderliche Zurichtung, ſo
wie er aus der See genommen, ſo herr-
liche Kraft und Wirckung, daß er das
Hertze ſtaͤrcket, desgleichen Kopf und
Magen, nicht weniger die Lebensgei-
ſter erfriſchet, und ſelbſt den Samen
kraͤftiger und fruchtbar macht.
Keine beſſere und vernuͤnftigere Mei-
nung finde ich nicht, als diejenige, welche
gewiß beſtaͤtiget, der Ambergris ſey
nichts anders, als ein zuſammengeſetz-
tes Weſen aus Wachs und Honig, ſo
von den Bienen auf den Baͤumen zu-
ſammen getragen wird, deren die Moſ-
cowitiſchen Kuͤſten voll ſind, oder aber
in den Felsloͤchern am Ufer des indiani-
ſchen Meers, und dieſe Materie werde
von der Sonne gekocht, nicht aber voͤllig
ausgearbeitet, und ſodann entweder
durch ſtarcke Winde, oder vom hohen
Waſſer, oder wegen eigenen ſtarcken
Gewichtes abgeloͤſet, und falle in das
Meer, allwo ſie endlich ihre gaͤntzliche
Vollkommenheit erhalte, zum Theil
durch die Wellen des Meers, zum Theil
durch den darinne befindlichen Saltzſpi-
ritum. Und die Erfahrung giebets,
wann man Wachs und den beſten Ho-
nig nimmt, ſtellet ſie zuſammen eine
Zeitlang in digeſtionem und beſtaͤndige
gelinde Waͤrme, daß man daraus ein
Elixir und Eſſentz bereiten und ziehen
koͤnne, die nicht alleine einen trefflich an-
genehmen Geruch, ſondern auch ſolche
Kraft und Tugend haben, welche der
Kraft und Wirckung des Ambergris
bey nahe gantz gleich kommen. Jch
zweiffle auch gar nicht, daß dergleichen
Elixir weit koͤſtlicher werden ſolte, koͤnte
man des Jndianiſchen Honigs darzu
habhaftig werden, oder doch des Moſ-
cowitiſchen, dieweil die Bienen allda
viel beſſere, wohlriechendere und aroma-
tiſche Blumen finden.
So ſind uͤberdiß iezuweilen gar groſſe
Stuͤcken Ambergris gefunden worden,
die noch nicht ihre gaͤntzliche Vollkom-
menheit erhalten hatten: dann, wann
man ſie zerbrochen, hat man noch mit-
ten drinne Honigwaben, Wachs und
Honig, angetroffen.
Und endlich wann der Ambragris
mit ſpiritu vini tartariſato aufgeloͤſet wird,
ſo hinterbleibet allezeit eine dicke, dem
Honig gleichende Materie.
Vom ſchwartz und weiſſen Peruvi-
aniſchen Balſam.
Die drey Sorten des Balſams aus
Peru will ich allhier nicht wiederum an-
fuͤhren, als davon in meinem Buche
p. 411. ſeqq. weitlaͤuftig genug iſt abgehan-
delt worden, da mag man nachſehen.
Jedennoch will ich noch erinnern, wie
daß von allen dreyen ſchier keiner nicht ſo
ſehr
H h h 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |