Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

über ein und andere Gewächse, Thiere etc.
[Spaltenumbruch] mel geschehen, auch noch anderer unbe-
kannten Materialien, die auf einen so
hohen Preiß gesetzet sind, daß zwey
Pfund dererselben nicht so viel kosten,
als sie eine eintzige Untze gesetzet haben:
z. E. Pottasche die Untze auf 15. Sols,
oder einen Orts Thaler, u. s. f. welchem
dennoch zu begegnen hoch von Nöthen,
indem das gemeine Wesen dabey zu viel
leidet, nicht weniger dererjenigen ihr
Gewissen, die dergleichen um solchen
Preiß verlassen. Allein wieder auf die
Kupferblumen zu kommen: Matthio-
lus
spricht in seinem Buche pag. 707. daß
es kleine Küglein wären, die von dem
Kupfer aufgetrieben würden, wann es
geschmeltzet würde, und zwar vermit-
telst drauf geschütteten kalten Wassers.
Jch meines Orts erachte, die Kosten
dürfften den schlechten Nutzen ziemlich
übersteigen, habe sie auch deshalben
niemahls nicht machen mögen, sondern
überlasse diese Arbeit lieber denenjeni-
gen, die ihrer nöthig haben. Will aber
einer mehr davon wissen, der kan sich
im Matthiolo auf obangezogenen Blat-
te darnach umsehen.

Was die Grünspanblumen seyn sol-
len, weiß ich nicht; habe mich wohl bey
solchen Personen deswegen befraget,
die darum wissen solten, alleine nichts
erfahren können, so wenig als vom
Oleo Cumini minoris, es müste dann das
Oel vom Sesel, Ammi oder andern der-
gleichen Samen seyn.

[Ende Spaltensatz]
Von den Scharlachkörnern.

Von diesem habe ich in meinem er-
sten Buche weitläufftig genug gehan-
delt, will dannenhero nichts nicht all-
hier vermelden, auf was für Art und
Weise dieselben zuzurichten, wann
man sie will aufheben, noch auch von
dem Pastel, oder dem darinn enthaltenen
Pulver, welches ohnedem in der Medi-
ein gar unbekannt. Die Portugiesen,
Spanier, ingleichen die Einwohner in
Languedoc, Provence und andern Or-
ten, welche diese Waare zu sammlen
pflegen, lassen sie mit sonderlichen Fleiß
durch Weineßig gehen, damit die un-
zehlbare Anzahl der gantz kleinen, fast
unbegreifflichen Würmlein davon ster-
ben, und legen sie hernachmahls an die
Sonne, bis daß sie wiederum recht tro-
[Spaltenumbruch] cken worden. Sonst, wann sie den
Weineißig nicht wohl empfunden, be-
vor daß sie getreuget werden, so kommt
eine gantz unglaubliche Menge kleiner
Würmer oder Mücken heraus. Daher
kommt es auch, daß die meisten Schar-
lachkörner, die wir zu verkauffen haben,
ledige und durchlöcherte Hülsen und
Schalen sind: welches auch geschiehet,
wann sie zu alt werden, indem der dar-
inne befindliche Pastel (so wie gedacht,
nichts anders ist, als eitel kleine Würm-
lein) sich selbst verzehret, und zu weissen
Staube, darauf aber gar zu nichts
nicht wird. Und das sind die beyden
Mängel, davon die Scharlachkörner
schadhaft werden und zum Verkauff
undienlich: einer, wann sie nicht gebüh-
rend und wohl zugerichtet sind, der an-
dere, wann sie gar zu sehr alt worden.
Hierbey ist auch zu mercken, wie daß ich
im Articul von diesem Pulver gemeldet,
daß man dasjenige auswerffen müsse,
welches feuchte und zu starck nach Eßig
riecht, und das ist auch recht, um erst an-
geführter Ursachen willen: doch muß
man ihm zugleich gesagt seyn lassen, daß
alles solches Pulver nothwendig müsse
mit Eßig bespritzet werden, damit die
Würmer davon sterben, dann sie sich
sonsten in Mücken verwandeln wür-
den. Dem aber unerachtet, muß es
recht trocken seyn und gar wenig nach
Eßig riechen, das ist alsdann ein Zei-
chen, daß es nicht zuviel Eßig hat be-
kommen, und über dem Feuer wohl ge-
trocknet worden ist, alldieweil sie dieses
Pulver weder mit Eßig anfeuchten,
noch an der Sonne trocknen, als wie
die Scharlachkörner, sondern sie ma-
chen es über einem Kohlfeuer trocken,
und rühren es beständig um, so hurtig,
als es immermehr seyn kan. Weil
ich dann bey dem Capitel von dem
Scharlach bin, so muß ich auch etwas
von dem Jrrthume melden, wann sie
diese kleinen Hülsen Körner nennen;
da es doch nur kleine Bläslein sind, wel-
che auf den Blättern und der Rinde ei-
nes in hiesigen Landen gar zu wohl be-
kannten Strauches zu entstehen pfle-
gen: zu desto besserer Bekräftigung
will ich allhier anführen, was mir der
Herr premier Medecin am 22. Decembr.
1694. davon hat zugeschrieben. Der

Ker-
L l l

uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
[Spaltenumbruch] mel geſchehen, auch noch anderer unbe-
kannten Materialien, die auf einen ſo
hohen Preiß geſetzet ſind, daß zwey
Pfund dererſelben nicht ſo viel koſten,
als ſie eine eintzige Untze geſetzet haben:
z. E. Pottaſche die Untze auf 15. Sols,
oder einen Orts Thaler, u. ſ. f. welchem
dennoch zu begegnen hoch von Noͤthen,
indem das gemeine Weſen dabey zu viel
leidet, nicht weniger dererjenigen ihr
Gewiſſen, die dergleichen um ſolchen
Preiß verlaſſen. Allein wieder auf die
Kupferblumen zu kommen: Matthio-
lus
ſpricht in ſeinem Buche pag. 707. daß
es kleine Kuͤglein waͤren, die von dem
Kupfer aufgetrieben wuͤrden, wann es
geſchmeltzet wuͤrde, und zwar vermit-
telſt drauf geſchuͤtteten kalten Waſſers.
Jch meines Orts erachte, die Koſten
duͤrfften den ſchlechten Nutzen ziemlich
uͤberſteigen, habe ſie auch deshalben
niemahls nicht machen moͤgen, ſondern
uͤberlaſſe dieſe Arbeit lieber denenjeni-
gen, die ihrer noͤthig haben. Will aber
einer mehr davon wiſſen, der kan ſich
im Matthiolo auf obangezogenen Blat-
te darnach umſehen.

Was die Gruͤnſpanblumen ſeyn ſol-
len, weiß ich nicht; habe mich wohl bey
ſolchen Perſonen deswegen befraget,
die darum wiſſen ſolten, alleine nichts
erfahren koͤnnen, ſo wenig als vom
Oleo Cumini minoris, es muͤſte dann das
Oel vom Seſel, Ammi oder andern der-
gleichen Samen ſeyn.

[Ende Spaltensatz]
Von den Scharlachkoͤrnern.

Von dieſem habe ich in meinem er-
ſten Buche weitlaͤufftig genug gehan-
delt, will dannenhero nichts nicht all-
hier vermelden, auf was fuͤr Art und
Weiſe dieſelben zuzurichten, wann
man ſie will aufheben, noch auch von
dem Paſtel, oder dem darinn enthaltenen
Pulver, welches ohnedem in der Medi-
ein gar unbekannt. Die Portugieſen,
Spanier, ingleichen die Einwohner in
Languedoc, Provence und andern Or-
ten, welche dieſe Waare zu ſammlen
pflegen, laſſen ſie mit ſonderlichen Fleiß
durch Weineßig gehen, damit die un-
zehlbare Anzahl der gantz kleinen, faſt
unbegreifflichen Wuͤrmlein davon ſter-
ben, und legen ſie hernachmahls an die
Sonne, bis daß ſie wiederum recht tro-
[Spaltenumbruch] cken worden. Sonſt, wann ſie den
Weineißig nicht wohl empfunden, be-
vor daß ſie getreuget werden, ſo kommt
eine gantz unglaubliche Menge kleiner
Wuͤrmer oder Muͤcken heraus. Daher
kommt es auch, daß die meiſten Schar-
lachkoͤrner, die wir zu veꝛkauffen haben,
ledige und durchloͤcherte Huͤlſen und
Schalen ſind: welches auch geſchiehet,
wann ſie zu alt werden, indem der dar-
inne befindliche Paſtel (ſo wie gedacht,
nichts anders iſt, als eitel kleine Wuͤrm-
lein) ſich ſelbſt verzehret, und zu weiſſen
Staube, darauf aber gar zu nichts
nicht wird. Und das ſind die beyden
Maͤngel, davon die Scharlachkoͤrner
ſchadhaft werden und zum Verkauff
undienlich: einer, wann ſie nicht gebuͤh-
rend und wohl zugerichtet ſind, der an-
dere, wann ſie gar zu ſehr alt worden.
Hierbey iſt auch zu mercken, wie daß ich
im Articul von dieſem Pulver gemeldet,
daß man dasjenige auswerffen muͤſſe,
welches feuchte und zu ſtarck nach Eßig
riecht, und das iſt auch recht, um erſt an-
gefuͤhrter Urſachen willen: doch muß
man ihm zugleich geſagt ſeyn laſſen, daß
alles ſolches Pulver nothwendig muͤſſe
mit Eßig beſpritzet werden, damit die
Wuͤrmer davon ſterben, dann ſie ſich
ſonſten in Muͤcken verwandeln wuͤr-
den. Dem aber unerachtet, muß es
recht trocken ſeyn und gar wenig nach
Eßig riechen, das iſt alsdann ein Zei-
chen, daß es nicht zuviel Eßig hat be-
kommen, und uͤber dem Feuer wohl ge-
trocknet worden iſt, alldieweil ſie dieſes
Pulver weder mit Eßig anfeuchten,
noch an der Sonne trocknen, als wie
die Scharlachkoͤrner, ſondern ſie ma-
chen es uͤber einem Kohlfeuer trocken,
und ruͤhren es beſtaͤndig um, ſo hurtig,
als es immermehr ſeyn kan. Weil
ich dann bey dem Capitel von dem
Scharlach bin, ſo muß ich auch etwas
von dem Jrrthume melden, wann ſie
dieſe kleinen Huͤlſen Koͤrner nennen;
da es doch nur kleine Blaͤslein ſind, wel-
che auf den Blaͤttern und der Rinde ei-
nes in hieſigen Landen gar zu wohl be-
kannten Strauches zu entſtehen pfle-
gen: zu deſto beſſerer Bekraͤftigung
will ich allhier anfuͤhren, was mir der
Herr premier Medecin am 22. Decembr.
1694. davon hat zugeſchrieben. Der

Ker-
L l l
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0601"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber ein und andere Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, Thiere &#xA75B;c.</hi></fw><lb/><cb n="895"/>
mel ge&#x017F;chehen, auch noch anderer unbe-<lb/>
kannten Materialien, die auf einen &#x017F;o<lb/>
hohen Preiß ge&#x017F;etzet &#x017F;ind, daß zwey<lb/>
Pfund derer&#x017F;elben nicht &#x017F;o viel ko&#x017F;ten,<lb/>
als &#x017F;ie eine eintzige Untze ge&#x017F;etzet haben:<lb/>
z. E. Potta&#x017F;che die Untze auf 15. Sols,<lb/>
oder einen Orts Thaler, u. &#x017F;. f. welchem<lb/>
dennoch zu begegnen hoch von No&#x0364;then,<lb/>
indem das gemeine We&#x017F;en dabey zu viel<lb/>
leidet, nicht weniger dererjenigen ihr<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;en, die dergleichen um &#x017F;olchen<lb/>
Preiß verla&#x017F;&#x017F;en. Allein wieder auf die<lb/>
Kupferblumen zu kommen: <hi rendition="#aq">Matthio-<lb/>
lus</hi> &#x017F;pricht in &#x017F;einem Buche <hi rendition="#aq">pag.</hi> 707. daß<lb/>
es kleine Ku&#x0364;glein wa&#x0364;ren, die von dem<lb/>
Kupfer aufgetrieben wu&#x0364;rden, wann es<lb/>
ge&#x017F;chmeltzet wu&#x0364;rde, und zwar vermit-<lb/>
tel&#x017F;t drauf ge&#x017F;chu&#x0364;tteten kalten Wa&#x017F;&#x017F;ers.<lb/>
Jch meines Orts erachte, die Ko&#x017F;ten<lb/>
du&#x0364;rfften den &#x017F;chlechten Nutzen ziemlich<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;teigen, habe &#x017F;ie auch deshalben<lb/>
niemahls nicht machen mo&#x0364;gen, &#x017F;ondern<lb/>
u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;e Arbeit lieber denenjeni-<lb/>
gen, die ihrer no&#x0364;thig haben. Will aber<lb/>
einer mehr davon wi&#x017F;&#x017F;en, der kan &#x017F;ich<lb/>
im <hi rendition="#aq">Matthiolo</hi> auf obangezogenen Blat-<lb/>
te darnach um&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Was die Gru&#x0364;n&#x017F;panblumen &#x017F;eyn &#x017F;ol-<lb/>
len, weiß ich nicht; habe mich wohl bey<lb/>
&#x017F;olchen Per&#x017F;onen deswegen befraget,<lb/>
die darum wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten, alleine nichts<lb/>
erfahren ko&#x0364;nnen, &#x017F;o wenig als vom<lb/><hi rendition="#aq">Oleo Cumini minoris,</hi> es mu&#x0364;&#x017F;te dann das<lb/>
Oel vom Se&#x017F;el, Ammi oder andern der-<lb/>
gleichen Samen &#x017F;eyn.</p>
          <cb type="end"/>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von den Scharlachko&#x0364;rnern.</hi> </head><lb/>
          <p>Von die&#x017F;em habe ich in meinem er-<lb/>
&#x017F;ten Buche weitla&#x0364;ufftig genug gehan-<lb/>
delt, will dannenhero nichts nicht all-<lb/>
hier vermelden, auf was fu&#x0364;r Art und<lb/>
Wei&#x017F;e die&#x017F;elben zuzurichten, wann<lb/>
man &#x017F;ie will aufheben, noch auch von<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;tel,</hi> oder dem darinn enthaltenen<lb/>
Pulver, welches ohnedem in der Medi-<lb/>
ein gar unbekannt. Die Portugie&#x017F;en,<lb/>
Spanier, ingleichen die Einwohner in<lb/>
Languedoc, Provence und andern Or-<lb/>
ten, welche die&#x017F;e Waare zu &#x017F;ammlen<lb/>
pflegen, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mit &#x017F;onderlichen Fleiß<lb/>
durch Weineßig gehen, damit die un-<lb/>
zehlbare Anzahl der gantz kleinen, fa&#x017F;t<lb/>
unbegreifflichen Wu&#x0364;rmlein davon &#x017F;ter-<lb/>
ben, und legen &#x017F;ie hernachmahls an die<lb/>
Sonne, bis daß &#x017F;ie wiederum recht tro-<lb/><cb n="896"/>
cken worden. Son&#x017F;t, wann &#x017F;ie den<lb/>
Weineißig nicht wohl empfunden, be-<lb/>
vor daß &#x017F;ie getreuget werden, &#x017F;o kommt<lb/>
eine gantz unglaubliche Menge kleiner<lb/>
Wu&#x0364;rmer oder Mu&#x0364;cken heraus. Daher<lb/>
kommt es auch, daß die mei&#x017F;ten Schar-<lb/>
lachko&#x0364;rner, die wir zu ve&#xA75B;kauffen haben,<lb/>
ledige und durchlo&#x0364;cherte Hu&#x0364;l&#x017F;en und<lb/>
Schalen &#x017F;ind: welches auch ge&#x017F;chiehet,<lb/>
wann &#x017F;ie zu alt werden, indem der dar-<lb/>
inne befindliche <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;tel</hi> (&#x017F;o wie gedacht,<lb/>
nichts anders i&#x017F;t, als eitel kleine Wu&#x0364;rm-<lb/>
lein) &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t verzehret, und zu wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Staube, darauf aber gar zu nichts<lb/>
nicht wird. Und das &#x017F;ind die beyden<lb/>
Ma&#x0364;ngel, davon die Scharlachko&#x0364;rner<lb/>
&#x017F;chadhaft werden und zum Verkauff<lb/>
undienlich: einer, wann &#x017F;ie nicht gebu&#x0364;h-<lb/>
rend und wohl zugerichtet &#x017F;ind, der an-<lb/>
dere, wann &#x017F;ie gar zu &#x017F;ehr alt worden.<lb/>
Hierbey i&#x017F;t auch zu mercken, wie daß ich<lb/>
im Articul von die&#x017F;em Pulver gemeldet,<lb/>
daß man dasjenige auswerffen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
welches feuchte und zu &#x017F;tarck nach Eßig<lb/>
riecht, und das i&#x017F;t auch recht, um er&#x017F;t an-<lb/>
gefu&#x0364;hrter Ur&#x017F;achen willen: doch muß<lb/>
man ihm zugleich ge&#x017F;agt &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en, daß<lb/>
alles &#x017F;olches Pulver nothwendig mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
mit Eßig be&#x017F;pritzet werden, damit die<lb/>
Wu&#x0364;rmer davon &#x017F;terben, dann &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten in Mu&#x0364;cken verwandeln wu&#x0364;r-<lb/>
den. Dem aber unerachtet, muß es<lb/>
recht trocken &#x017F;eyn und gar wenig nach<lb/>
Eßig riechen, das i&#x017F;t alsdann ein Zei-<lb/>
chen, daß es nicht zuviel Eßig hat be-<lb/>
kommen, und u&#x0364;ber dem Feuer wohl ge-<lb/>
trocknet worden i&#x017F;t, alldieweil &#x017F;ie die&#x017F;es<lb/>
Pulver weder mit Eßig anfeuchten,<lb/>
noch an der Sonne trocknen, als wie<lb/>
die Scharlachko&#x0364;rner, &#x017F;ondern &#x017F;ie ma-<lb/>
chen es u&#x0364;ber einem Kohlfeuer trocken,<lb/>
und ru&#x0364;hren es be&#x017F;ta&#x0364;ndig um, &#x017F;o hurtig,<lb/>
als es immermehr &#x017F;eyn kan. Weil<lb/>
ich dann bey dem Capitel von dem<lb/>
Scharlach bin, &#x017F;o muß ich auch etwas<lb/>
von dem Jrrthume melden, wann &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;e kleinen Hu&#x0364;l&#x017F;en Ko&#x0364;rner nennen;<lb/>
da es doch nur kleine Bla&#x0364;slein &#x017F;ind, wel-<lb/>
che auf den Bla&#x0364;ttern und der Rinde ei-<lb/>
nes in hie&#x017F;igen Landen gar zu wohl be-<lb/>
kannten Strauches zu ent&#x017F;tehen pfle-<lb/>
gen: zu de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;erer Bekra&#x0364;ftigung<lb/>
will ich allhier anfu&#x0364;hren, was mir der<lb/>
Herr <hi rendition="#aq">premier Medecin</hi> am 22. <hi rendition="#aq">Decembr.</hi><lb/>
1694. davon hat zuge&#x017F;chrieben. Der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l l</fw><fw place="bottom" type="catch">Ker-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[0601] uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc. mel geſchehen, auch noch anderer unbe- kannten Materialien, die auf einen ſo hohen Preiß geſetzet ſind, daß zwey Pfund dererſelben nicht ſo viel koſten, als ſie eine eintzige Untze geſetzet haben: z. E. Pottaſche die Untze auf 15. Sols, oder einen Orts Thaler, u. ſ. f. welchem dennoch zu begegnen hoch von Noͤthen, indem das gemeine Weſen dabey zu viel leidet, nicht weniger dererjenigen ihr Gewiſſen, die dergleichen um ſolchen Preiß verlaſſen. Allein wieder auf die Kupferblumen zu kommen: Matthio- lus ſpricht in ſeinem Buche pag. 707. daß es kleine Kuͤglein waͤren, die von dem Kupfer aufgetrieben wuͤrden, wann es geſchmeltzet wuͤrde, und zwar vermit- telſt drauf geſchuͤtteten kalten Waſſers. Jch meines Orts erachte, die Koſten duͤrfften den ſchlechten Nutzen ziemlich uͤberſteigen, habe ſie auch deshalben niemahls nicht machen moͤgen, ſondern uͤberlaſſe dieſe Arbeit lieber denenjeni- gen, die ihrer noͤthig haben. Will aber einer mehr davon wiſſen, der kan ſich im Matthiolo auf obangezogenen Blat- te darnach umſehen. Was die Gruͤnſpanblumen ſeyn ſol- len, weiß ich nicht; habe mich wohl bey ſolchen Perſonen deswegen befraget, die darum wiſſen ſolten, alleine nichts erfahren koͤnnen, ſo wenig als vom Oleo Cumini minoris, es muͤſte dann das Oel vom Seſel, Ammi oder andern der- gleichen Samen ſeyn. Von den Scharlachkoͤrnern. Von dieſem habe ich in meinem er- ſten Buche weitlaͤufftig genug gehan- delt, will dannenhero nichts nicht all- hier vermelden, auf was fuͤr Art und Weiſe dieſelben zuzurichten, wann man ſie will aufheben, noch auch von dem Paſtel, oder dem darinn enthaltenen Pulver, welches ohnedem in der Medi- ein gar unbekannt. Die Portugieſen, Spanier, ingleichen die Einwohner in Languedoc, Provence und andern Or- ten, welche dieſe Waare zu ſammlen pflegen, laſſen ſie mit ſonderlichen Fleiß durch Weineßig gehen, damit die un- zehlbare Anzahl der gantz kleinen, faſt unbegreifflichen Wuͤrmlein davon ſter- ben, und legen ſie hernachmahls an die Sonne, bis daß ſie wiederum recht tro- cken worden. Sonſt, wann ſie den Weineißig nicht wohl empfunden, be- vor daß ſie getreuget werden, ſo kommt eine gantz unglaubliche Menge kleiner Wuͤrmer oder Muͤcken heraus. Daher kommt es auch, daß die meiſten Schar- lachkoͤrner, die wir zu veꝛkauffen haben, ledige und durchloͤcherte Huͤlſen und Schalen ſind: welches auch geſchiehet, wann ſie zu alt werden, indem der dar- inne befindliche Paſtel (ſo wie gedacht, nichts anders iſt, als eitel kleine Wuͤrm- lein) ſich ſelbſt verzehret, und zu weiſſen Staube, darauf aber gar zu nichts nicht wird. Und das ſind die beyden Maͤngel, davon die Scharlachkoͤrner ſchadhaft werden und zum Verkauff undienlich: einer, wann ſie nicht gebuͤh- rend und wohl zugerichtet ſind, der an- dere, wann ſie gar zu ſehr alt worden. Hierbey iſt auch zu mercken, wie daß ich im Articul von dieſem Pulver gemeldet, daß man dasjenige auswerffen muͤſſe, welches feuchte und zu ſtarck nach Eßig riecht, und das iſt auch recht, um erſt an- gefuͤhrter Urſachen willen: doch muß man ihm zugleich geſagt ſeyn laſſen, daß alles ſolches Pulver nothwendig muͤſſe mit Eßig beſpritzet werden, damit die Wuͤrmer davon ſterben, dann ſie ſich ſonſten in Muͤcken verwandeln wuͤr- den. Dem aber unerachtet, muß es recht trocken ſeyn und gar wenig nach Eßig riechen, das iſt alsdann ein Zei- chen, daß es nicht zuviel Eßig hat be- kommen, und uͤber dem Feuer wohl ge- trocknet worden iſt, alldieweil ſie dieſes Pulver weder mit Eßig anfeuchten, noch an der Sonne trocknen, als wie die Scharlachkoͤrner, ſondern ſie ma- chen es uͤber einem Kohlfeuer trocken, und ruͤhren es beſtaͤndig um, ſo hurtig, als es immermehr ſeyn kan. Weil ich dann bey dem Capitel von dem Scharlach bin, ſo muß ich auch etwas von dem Jrrthume melden, wann ſie dieſe kleinen Huͤlſen Koͤrner nennen; da es doch nur kleine Blaͤslein ſind, wel- che auf den Blaͤttern und der Rinde ei- nes in hieſigen Landen gar zu wohl be- kannten Strauches zu entſtehen pfle- gen: zu deſto beſſerer Bekraͤftigung will ich allhier anfuͤhren, was mir der Herr premier Medecin am 22. Decembr. 1694. davon hat zugeſchrieben. Der Ker- L l l

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/601
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/601>, abgerufen am 21.11.2024.