Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung ersten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch] "anderthalb bis zwey Linien dicke, und
"trefflich gut. Sie stillen die lang an-
"haltende rothe Ruhr/ dysenteriam
"inveteratam,
wenn auch schon der Mast-
"darm von der scharffen Materie exul-
"cerir
et und angangen wäre. Gemei-
"niglich machen sie Brechen. Jedoch
"habe ich auch etlichen damit geholffen,
"welche weil sie nicht so leicht zum vo-
"mir
en zu bewegen, überaus viel gar-
"stige Materie durch den Stuhlgang
"von sich gegeben, empfunden aber zu-
"vorher grossen Grauen und Eckel,
"gleich als ob sie sich brechen solten. Jch
"habe auch dabey in Acht genommen,
"daß diejenigen, bey denen dergleichen
"nicht zu spüren, nie aufgekommen sind.
"Welches mich zu glauben veranlasset,
"es müsse nicht nur der Magen, von sol-
"chen Sachen, die nicht drein gehören,
"a peregrinis, und die die Säure desselben
"verderben, sich entledigen, sondern
"auch selbst das Geblüte befreye sich,
"vermittelst der Glanduln oder Drüs-
"lein, welche diesen Theil, und alles, was
"primae viae heißt, inwendig bekleiden,
"von vielen serositatibus und Feuchtig-
"keiten, welche alsdenn die Salia hetero-
"genea,
der Kranckheit Ursache, mit sich
"abführen. Und auf solche Weise, in-
"dem die humores in den Gedärmen
"dererjenigen, welche schwerlich vomi-
"r
en, paecipitiren und niedergeschlagen
"werden, werden die Patienten dieser
"beschwerlichen Kranckheit los. Man
"kan auch versichert seyn, daß wir kein
"einig remedium haben, welches der-
"massen geschwinde und so gar sicher
"helffe. Die dosis ist ein halbes oder
"ein gantzes Quintlein, in Wein, Sup-
"pe oder einem andern liquor genom-
"men. Jst eine dosis nicht genug, muß
"man die andere, ja auch die dritte, da-
[Spaltenumbruch] "fern es die Noth erfordert, geben.
"Doch ist es gut, daß, wenn das Bre-
"chen überhin, nachfolgendes Tränck-
"lein oder ein anders zu trincken geord-
"net werde, damit der Magen und Ein-
"geweide wiederum gestärcket und in
"vorigen Stand gesetzet werde:

R. aq. scabios.
card. benedict.
aa. [ - 1 Zeichen fehlt]iij.
Scabiosen- und
Cordebenedic. Was-
ser iedes 3. Untzen.
Confection. de Hia-
cintho [ - 1 Zeichen fehlt]j.
Corn. Cerv. praep.
Corall. rubr. praep.
Sal. absinth. aa. Jj.
präparirt Hirschh.
u. rothe Corallen,
Wermuthsaltz, von
iedem 1. Scrupel.
Syrup. flor. tunic.
oder absinth. [ - 1 Zeichen fehlt]j.
Nelckensaft, oder
Wermuthsaft, 1 U.

"Bey gewissen Zufällen habe ich den
"Syrup papav. alb. wie auch das lauda-
"num
gut befunden.

"Die schwärtzlichte Jpecacuan-
"ha
wird mit der Flotte/ welche von
"Rio de Janeiro kommt, gebracht. Wir
"erhalten sie von Lissabon oder Porto
"in Portugall,
und ich halte sie für
"diejenige, davon Piso redet. Sie ist
"schwärtzlich, und geschmeidiger als die
"gelblichte, viel bitterer und stärcker.
"Es ist wohl wahr, daß man sie in ge-
"ringer dosi geben kan, allein sie hilfft
"auch nicht sowohl, gleichwie die erste.

"Die weisse ist weder so bitter, noch
"so runtzlicht, als wie die andern. Die
"allerdicksten Wurtzeln sind zwey oder
"drey Linien dicke, und die dünnesten
"eine. Sie purgiren noch ziemlich,
"und ohne sie habe ich noch keinmahl die
"rothe Ruhr curiret. Sie kömmt glei-
"chergestalt aus Brasilien. Piso ge-
"stehet, daß sie gelinder als die vorher-
"gehenden, auch ein herrlich Gegengift
"sey.

[Ende Spaltensatz]
Das andere Capitel.
Von der Contrayerva.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 38.

ES ist die Contrayerva die Wurtzel
eines Krautes, dessen Blätter auf der
Erde hinliegen, grüne, voller Adern
und Nerven sind, und wie ein Hertz
aussehen: in deren Mitten ein Stengel,
gantz ohne Blätter, empor steigt. Sie
wird aus Spanien gebracht.

Man soll aber solche Wurtzeln aus-
suchen, die fein frisch, völlig, voll lan-
ger Zasern, knoticht und schwer sind,
[Spaltenumbruch] von aussen Kastanienbraun, inwendig
weißgrau sehen, und einen lieblichen
aromatischen Geruch haben.

Sie ist ein mächtig alexiterium, das
allerley Gift aufs kräftigste widerste-
het; deswegen ist sie auch von den Spa-
niern Contrayerva/
welches in ihrer
Sprache, soviel als Widergift bedeu-
tet, geheissen worden.

Jn Peru wächst noch eine Wurtzel,

die
D 3

Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch] „anderthalb bis zwey Linien dicke, und
„trefflich gut. Sie ſtillen die lang an-
„haltende rothe Ruhr/ dyſenteriam
„inveteratam,
wenn auch ſchon der Maſt-
„darm von der ſcharffen Materie exul-
„cerir
et und angangen waͤre. Gemei-
„niglich machen ſie Brechen. Jedoch
„habe ich auch etlichen damit geholffen,
„welche weil ſie nicht ſo leicht zum vo-
„mir
en zu bewegen, uͤberaus viel gar-
„ſtige Materie durch den Stuhlgang
„von ſich gegeben, empfunden aber zu-
„vorher groſſen Grauen und Eckel,
„gleich als ob ſie ſich brechen ſolten. Jch
„habe auch dabey in Acht genommen,
„daß diejenigen, bey denen dergleichen
„nicht zu ſpuͤren, nie aufgekommen ſind.
„Welches mich zu glauben veranlaſſet,
„es muͤſſe nicht nur der Magen, von ſol-
„chen Sachen, die nicht drein gehoͤren,
à peregrinis, und die die Saͤure deſſelben
„verderben, ſich entledigen, ſondern
„auch ſelbſt das Gebluͤte befreye ſich,
„vermittelſt der Glanduln oder Druͤs-
„lein, welche dieſen Theil, und alles, was
primæ viæ heißt, inwendig bekleiden,
„von vielen ſeroſitatibus und Feuchtig-
„keiten, welche alsdenn die Salia hetero-
„genea,
der Kranckheit Urſache, mit ſich
„abfuͤhren. Und auf ſolche Weiſe, in-
„dem die humores in den Gedaͤrmen
„dererjenigen, welche ſchwerlich vomi-
„r
en, pæcipitiren und niedergeſchlagen
„werden, werden die Patienten dieſer
„beſchwerlichen Kranckheit los. Man
„kan auch verſichert ſeyn, daß wir kein
„einig remedium haben, welches der-
„maſſen geſchwinde und ſo gar ſicher
„helffe. Die doſis iſt ein halbes oder
„ein gantzes Quintlein, in Wein, Sup-
„pe oder einem andern liquor genom-
„men. Jſt eine doſis nicht genug, muß
„man die andere, ja auch die dritte, da-
[Spaltenumbruch] „fern es die Noth erfordert, geben.
„Doch iſt es gut, daß, wenn das Bre-
„chen uͤberhin, nachfolgendes Traͤnck-
„lein oder ein anders zu trincken geord-
„net werde, damit der Magen und Ein-
„geweide wiederum geſtaͤrcket und in
„vorigen Stand geſetzet werde:

R. aq. ſcabioſ.
card. benedict.
aa. [ – 1 Zeichen fehlt]iij.
Scabioſen- und
Coꝛdebenedic. Waſ-
ſer iedes 3. Untzen.
Confection. de Hia-
cintho [ – 1 Zeichen fehlt]j.
Corn. Cerv. præp.
Corall. rubr. præp.
Sal. abſinth. aa. Jj.
praͤparirt Hirſchh.
u. rothe Corallen,
Wermuthſaltz, von
iedem 1. Scrupel.
Syrup. flor. tunic.
oder abſinth. [ – 1 Zeichen fehlt]j.
Nelckenſaft, oder
Wermuthſaft, 1 U.

„Bey gewiſſen Zufaͤllen habe ich den
Syrup papav. alb. wie auch das lauda-
„num
gut befunden.

„Die ſchwaͤrtzlichte Jpecacuan-
„ha
wird mit der Flotte/ welche von
Rio de Janeiro kommt, gebracht. Wir
„erhalten ſie von Liſſabon oder Porto
„in Portugall,
und ich halte ſie fuͤr
„diejenige, davon Piſo redet. Sie iſt
„ſchwaͤrtzlich, und geſchmeidiger als die
„gelblichte, viel bitterer und ſtaͤrcker.
„Es iſt wohl wahr, daß man ſie in ge-
„ringer doſi geben kan, allein ſie hilfft
„auch nicht ſowohl, gleichwie die erſte.

„Die weiſſe iſt weder ſo bitter, noch
„ſo runtzlicht, als wie die andern. Die
„allerdickſten Wurtzeln ſind zwey oder
„drey Linien dicke, und die duͤnneſten
„eine. Sie purgiren noch ziemlich,
„und ohne ſie habe ich noch keinmahl die
„rothe Ruhr curiret. Sie koͤmmt glei-
„chergeſtalt aus Braſilien. Piſo ge-
„ſtehet, daß ſie gelinder als die vorher-
„gehenden, auch ein herrlich Gegengift
„ſey.

[Ende Spaltensatz]
Das andere Capitel.
Von der Contrayerva.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 38.

ES iſt die Contrayerva die Wurtzel
eines Krautes, deſſen Blaͤtter auf der
Erde hinliegen, gruͤne, voller Adern
und Nerven ſind, und wie ein Hertz
auſſehen: in deren Mitten ein Stengel,
gantz ohne Blaͤtter, empor ſteigt. Sie
wird aus Spanien gebracht.

Man ſoll aber ſolche Wurtzeln aus-
ſuchen, die fein friſch, voͤllig, voll lan-
ger Zaſern, knoticht und ſchwer ſind,
[Spaltenumbruch] von auſſen Kaſtanienbraun, inwendig
weißgrau ſehen, und einen lieblichen
aromatiſchen Geruch haben.

Sie iſt ein maͤchtig alexiterium, das
allerley Gift aufs kraͤftigſte widerſte-
het; deswegen iſt ſie auch von den Spa-
niern Contrayerva/
welches in ihrer
Sprache, ſoviel als Widergift bedeu-
tet, geheiſſen worden.

Jn Peru waͤchſt noch eine Wurtzel,

die
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0065"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils zweytes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="57"/>
&#x201E;anderthalb bis zwey Linien dicke, und<lb/>
&#x201E;trefflich gut. Sie &#x017F;tillen die lang an-<lb/>
&#x201E;haltende <hi rendition="#fr">rothe Ruhr/</hi> <hi rendition="#aq">dy&#x017F;enteriam<lb/>
&#x201E;inveteratam,</hi> wenn auch &#x017F;chon der Ma&#x017F;t-<lb/>
&#x201E;darm von der &#x017F;charffen Materie <hi rendition="#aq">exul-<lb/>
&#x201E;cerir</hi>et und angangen wa&#x0364;re. Gemei-<lb/>
&#x201E;niglich machen &#x017F;ie Brechen. Jedoch<lb/>
&#x201E;habe ich auch etlichen damit geholffen,<lb/>
&#x201E;welche weil &#x017F;ie nicht &#x017F;o leicht zum <hi rendition="#aq">vo-<lb/>
&#x201E;mir</hi>en zu bewegen, u&#x0364;beraus viel gar-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tige Materie durch den Stuhlgang<lb/>
&#x201E;von &#x017F;ich gegeben, empfunden aber zu-<lb/>
&#x201E;vorher gro&#x017F;&#x017F;en Grauen und Eckel,<lb/>
&#x201E;gleich als ob &#x017F;ie &#x017F;ich brechen &#x017F;olten. Jch<lb/>
&#x201E;habe auch dabey in Acht genommen,<lb/>
&#x201E;daß diejenigen, bey denen dergleichen<lb/>
&#x201E;nicht zu &#x017F;pu&#x0364;ren, nie aufgekommen &#x017F;ind.<lb/>
&#x201E;Welches mich zu glauben veranla&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
&#x201E;es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht nur der Magen, von &#x017F;ol-<lb/>
&#x201E;chen Sachen, die nicht drein geho&#x0364;ren,<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">à peregrinis,</hi> und die die Sa&#x0364;ure de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
&#x201E;verderben, &#x017F;ich entledigen, &#x017F;ondern<lb/>
&#x201E;auch &#x017F;elb&#x017F;t das Geblu&#x0364;te befreye &#x017F;ich,<lb/>
&#x201E;vermittel&#x017F;t der Glanduln oder Dru&#x0364;s-<lb/>
&#x201E;lein, welche die&#x017F;en Theil, und alles, was<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">primæ viæ</hi> heißt, inwendig bekleiden,<lb/>
&#x201E;von vielen <hi rendition="#aq">&#x017F;ero&#x017F;itatibus</hi> und Feuchtig-<lb/>
&#x201E;keiten, welche alsdenn die <hi rendition="#aq">Salia hetero-<lb/>
&#x201E;genea,</hi> der Kranckheit Ur&#x017F;ache, mit &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;abfu&#x0364;hren. Und auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e, in-<lb/>
&#x201E;dem die <hi rendition="#aq">humores</hi> in den Geda&#x0364;rmen<lb/>
&#x201E;dererjenigen, welche &#x017F;chwerlich <hi rendition="#aq">vomi-<lb/>
&#x201E;r</hi>en, <hi rendition="#aq">pæcipitir</hi>en und niederge&#x017F;chlagen<lb/>
&#x201E;werden, werden die Patienten die&#x017F;er<lb/>
&#x201E;be&#x017F;chwerlichen Kranckheit los. Man<lb/>
&#x201E;kan auch ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn, daß wir kein<lb/>
&#x201E;einig <hi rendition="#aq">remedium</hi> haben, welches der-<lb/>
&#x201E;ma&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;chwinde und &#x017F;o gar &#x017F;icher<lb/>
&#x201E;helffe. Die <hi rendition="#aq">do&#x017F;is</hi> i&#x017F;t ein halbes oder<lb/>
&#x201E;ein gantzes Quintlein, in Wein, Sup-<lb/>
&#x201E;pe oder einem andern <hi rendition="#aq">liquor</hi> genom-<lb/>
&#x201E;men. J&#x017F;t eine <hi rendition="#aq">do&#x017F;is</hi> nicht genug, muß<lb/>
&#x201E;man die andere, ja auch die dritte, da-<lb/><cb n="58"/>
&#x201E;fern es die Noth erfordert, geben.<lb/>
&#x201E;Doch i&#x017F;t es gut, daß, wenn das Bre-<lb/>
&#x201E;chen u&#x0364;berhin, nachfolgendes Tra&#x0364;nck-<lb/>
&#x201E;lein oder ein anders zu trincken geord-<lb/>
&#x201E;net werde, damit der Magen und Ein-<lb/>
&#x201E;geweide wiederum ge&#x017F;ta&#x0364;rcket und in<lb/>
&#x201E;vorigen Stand ge&#x017F;etzet werde:</p><lb/>
                <table><lb/>
                  <row>
                    <cell> <hi rendition="#aq">R. aq. &#x017F;cabio&#x017F;.<lb/>
card. benedict.<lb/>
aa. <gap unit="chars" quantity="1"/>iij.</hi> </cell>
                    <cell>Scabio&#x017F;en- und<lb/>
Co&#xA75B;debenedic. Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er iedes 3. Untzen.</cell>
                  </row><lb/>
                  <row>
                    <cell> <hi rendition="#aq">Confection. de Hia-<lb/>
cintho <gap unit="chars" quantity="1"/>j.</hi> </cell>
                  </row><lb/>
                  <row>
                    <cell> <hi rendition="#aq">Corn. Cerv. præp.<lb/>
Corall. rubr. præp.<lb/>
Sal. ab&#x017F;inth. aa. Jj.</hi> </cell>
                    <cell>pra&#x0364;parirt Hir&#x017F;chh.<lb/>
u. rothe Corallen,<lb/>
Wermuth&#x017F;altz, von<lb/>
iedem 1. Scrupel.</cell>
                  </row><lb/>
                  <row>
                    <cell><hi rendition="#aq">Syrup. flor. tunic.</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">ab&#x017F;inth. <gap unit="chars" quantity="1"/>j.</hi></cell>
                    <cell>Nelcken&#x017F;aft, oder<lb/>
Wermuth&#x017F;aft, 1 U.</cell>
                  </row><lb/>
                </table>
                <p>&#x201E;Bey gewi&#x017F;&#x017F;en Zufa&#x0364;llen habe ich den<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Syrup papav. alb.</hi> wie auch das <hi rendition="#aq">lauda-<lb/>
&#x201E;num</hi> gut befunden.</p><lb/>
                <p>&#x201E;Die <hi rendition="#fr">&#x017F;chwa&#x0364;rtzlichte Jpecacuan-<lb/>
&#x201E;ha</hi> wird mit der Flotte/ welche von<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Rio de Janeiro</hi> kommt, gebracht. Wir<lb/>
&#x201E;erhalten &#x017F;ie von <hi rendition="#fr">Li&#x017F;&#x017F;abon</hi> oder <hi rendition="#fr">Porto<lb/>
&#x201E;in Portugall,</hi> und ich halte &#x017F;ie fu&#x0364;r<lb/>
&#x201E;diejenige, davon <hi rendition="#fr">Pi&#x017F;o</hi> redet. Sie i&#x017F;t<lb/>
&#x201E;&#x017F;chwa&#x0364;rtzlich, und ge&#x017F;chmeidiger als die<lb/>
&#x201E;gelblichte, viel bitterer und &#x017F;ta&#x0364;rcker.<lb/>
&#x201E;Es i&#x017F;t wohl wahr, daß man &#x017F;ie in ge-<lb/>
&#x201E;ringer <hi rendition="#aq">do&#x017F;i</hi> geben kan, allein &#x017F;ie hilfft<lb/>
&#x201E;auch nicht &#x017F;owohl, gleichwie die er&#x017F;te.</p><lb/>
                <p>&#x201E;Die <hi rendition="#fr">wei&#x017F;&#x017F;e</hi> i&#x017F;t weder &#x017F;o bitter, noch<lb/>
&#x201E;&#x017F;o runtzlicht, als wie die andern. Die<lb/>
&#x201E;allerdick&#x017F;ten Wurtzeln &#x017F;ind zwey oder<lb/>
&#x201E;drey Linien dicke, und die du&#x0364;nne&#x017F;ten<lb/>
&#x201E;eine. Sie purgiren noch ziemlich,<lb/>
&#x201E;und ohne &#x017F;ie habe ich noch keinmahl die<lb/>
&#x201E;rothe Ruhr <hi rendition="#aq">curir</hi>et. Sie ko&#x0364;mmt glei-<lb/>
&#x201E;cherge&#x017F;talt aus <hi rendition="#fr">Bra&#x017F;ilien. Pi&#x017F;o</hi> ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tehet, daß &#x017F;ie gelinder als die vorher-<lb/>
&#x201E;gehenden, auch ein herrlich Gegengift<lb/>
&#x201E;&#x017F;ey.</p>
              </div>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das andere Capitel.<lb/>
Von der Contrayerva.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 38.</note>
              <p><hi rendition="#in">E</hi>S i&#x017F;t die <hi rendition="#fr">Contrayerva</hi> die Wurtzel<lb/>
eines Krautes, de&#x017F;&#x017F;en Bla&#x0364;tter auf der<lb/>
Erde hinliegen, gru&#x0364;ne, voller Adern<lb/>
und Nerven &#x017F;ind, und wie ein Hertz<lb/>
au&#x017F;&#x017F;ehen: in deren Mitten ein Stengel,<lb/>
gantz ohne Bla&#x0364;tter, empor &#x017F;teigt. Sie<lb/>
wird aus <hi rendition="#fr">Spanien</hi> gebracht.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;oll aber &#x017F;olche Wurtzeln aus-<lb/>
&#x017F;uchen, die fein fri&#x017F;ch, vo&#x0364;llig, voll lan-<lb/>
ger Za&#x017F;ern, knoticht und &#x017F;chwer &#x017F;ind,<lb/><cb/>
von au&#x017F;&#x017F;en Ka&#x017F;tanienbraun, inwendig<lb/>
weißgrau &#x017F;ehen, und einen lieblichen<lb/>
aromati&#x017F;chen Geruch haben.</p><lb/>
              <p>Sie i&#x017F;t ein ma&#x0364;chtig <hi rendition="#aq">alexiterium,</hi> das<lb/>
allerley Gift aufs kra&#x0364;ftig&#x017F;te wider&#x017F;te-<lb/>
het; deswegen i&#x017F;t &#x017F;ie auch von den <hi rendition="#fr">Spa-<lb/>
niern Contrayerva/</hi> welches in ihrer<lb/>
Sprache, &#x017F;oviel als Widergift bedeu-<lb/>
tet, gehei&#x017F;&#x017F;en worden.</p><lb/>
              <p>Jn <hi rendition="#fr">Peru</hi> wa&#x0364;ch&#x017F;t noch eine Wurtzel,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0065] Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. „anderthalb bis zwey Linien dicke, und „trefflich gut. Sie ſtillen die lang an- „haltende rothe Ruhr/ dyſenteriam „inveteratam, wenn auch ſchon der Maſt- „darm von der ſcharffen Materie exul- „ceriret und angangen waͤre. Gemei- „niglich machen ſie Brechen. Jedoch „habe ich auch etlichen damit geholffen, „welche weil ſie nicht ſo leicht zum vo- „miren zu bewegen, uͤberaus viel gar- „ſtige Materie durch den Stuhlgang „von ſich gegeben, empfunden aber zu- „vorher groſſen Grauen und Eckel, „gleich als ob ſie ſich brechen ſolten. Jch „habe auch dabey in Acht genommen, „daß diejenigen, bey denen dergleichen „nicht zu ſpuͤren, nie aufgekommen ſind. „Welches mich zu glauben veranlaſſet, „es muͤſſe nicht nur der Magen, von ſol- „chen Sachen, die nicht drein gehoͤren, „à peregrinis, und die die Saͤure deſſelben „verderben, ſich entledigen, ſondern „auch ſelbſt das Gebluͤte befreye ſich, „vermittelſt der Glanduln oder Druͤs- „lein, welche dieſen Theil, und alles, was „primæ viæ heißt, inwendig bekleiden, „von vielen ſeroſitatibus und Feuchtig- „keiten, welche alsdenn die Salia hetero- „genea, der Kranckheit Urſache, mit ſich „abfuͤhren. Und auf ſolche Weiſe, in- „dem die humores in den Gedaͤrmen „dererjenigen, welche ſchwerlich vomi- „ren, pæcipitiren und niedergeſchlagen „werden, werden die Patienten dieſer „beſchwerlichen Kranckheit los. Man „kan auch verſichert ſeyn, daß wir kein „einig remedium haben, welches der- „maſſen geſchwinde und ſo gar ſicher „helffe. Die doſis iſt ein halbes oder „ein gantzes Quintlein, in Wein, Sup- „pe oder einem andern liquor genom- „men. Jſt eine doſis nicht genug, muß „man die andere, ja auch die dritte, da- „fern es die Noth erfordert, geben. „Doch iſt es gut, daß, wenn das Bre- „chen uͤberhin, nachfolgendes Traͤnck- „lein oder ein anders zu trincken geord- „net werde, damit der Magen und Ein- „geweide wiederum geſtaͤrcket und in „vorigen Stand geſetzet werde: R. aq. ſcabioſ. card. benedict. aa. _iij. Scabioſen- und Coꝛdebenedic. Waſ- ſer iedes 3. Untzen. Confection. de Hia- cintho _j. Corn. Cerv. præp. Corall. rubr. præp. Sal. abſinth. aa. Jj. praͤparirt Hirſchh. u. rothe Corallen, Wermuthſaltz, von iedem 1. Scrupel. Syrup. flor. tunic. oder abſinth. _j. Nelckenſaft, oder Wermuthſaft, 1 U. „Bey gewiſſen Zufaͤllen habe ich den „Syrup papav. alb. wie auch das lauda- „num gut befunden. „Die ſchwaͤrtzlichte Jpecacuan- „ha wird mit der Flotte/ welche von „Rio de Janeiro kommt, gebracht. Wir „erhalten ſie von Liſſabon oder Porto „in Portugall, und ich halte ſie fuͤr „diejenige, davon Piſo redet. Sie iſt „ſchwaͤrtzlich, und geſchmeidiger als die „gelblichte, viel bitterer und ſtaͤrcker. „Es iſt wohl wahr, daß man ſie in ge- „ringer doſi geben kan, allein ſie hilfft „auch nicht ſowohl, gleichwie die erſte. „Die weiſſe iſt weder ſo bitter, noch „ſo runtzlicht, als wie die andern. Die „allerdickſten Wurtzeln ſind zwey oder „drey Linien dicke, und die duͤnneſten „eine. Sie purgiren noch ziemlich, „und ohne ſie habe ich noch keinmahl die „rothe Ruhr curiret. Sie koͤmmt glei- „chergeſtalt aus Braſilien. Piſo ge- „ſtehet, daß ſie gelinder als die vorher- „gehenden, auch ein herrlich Gegengift „ſey. Das andere Capitel. Von der Contrayerva. ES iſt die Contrayerva die Wurtzel eines Krautes, deſſen Blaͤtter auf der Erde hinliegen, gruͤne, voller Adern und Nerven ſind, und wie ein Hertz auſſehen: in deren Mitten ein Stengel, gantz ohne Blaͤtter, empor ſteigt. Sie wird aus Spanien gebracht. Man ſoll aber ſolche Wurtzeln aus- ſuchen, die fein friſch, voͤllig, voll lan- ger Zaſern, knoticht und ſchwer ſind, von auſſen Kaſtanienbraun, inwendig weißgrau ſehen, und einen lieblichen aromatiſchen Geruch haben. Sie iſt ein maͤchtig alexiterium, das allerley Gift aufs kraͤftigſte widerſte- het; deswegen iſt ſie auch von den Spa- niern Contrayerva/ welches in ihrer Sprache, ſoviel als Widergift bedeu- tet, geheiſſen worden. Jn Peru waͤchſt noch eine Wurtzel, die D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/65
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/65>, abgerufen am 25.11.2024.