Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung ersten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch] ver oder Mehl, daraus bereiten. Nach-
dem aber wegen Mangel der frischen
Wurtzel unmöglich fällt es zuzurichten,
als wird auch unnöthig seyn, daß man
sich viel darum bekümmere.

[Ende Spaltensatz]
Von der Stickwurtz.

Die Stickwurtz, Bryonia, welcher
auch der Namen Coulevree und Vitis alba
beygeleget worden, ist ein gantz bekann-
tes Gewächse, und also nicht nöthig, viel
davon zu melden, zumahl da desselben
bereits alle Scribenten gedacht haben,
auch schier alle Gärten und Hecken des-
sen voll sind. Die frische Wurtzel die-
ses Krautes ist dermassen starck und hef-
tig, daß derjenige, der sie genossen, als-
bald, als wie rasend wird, ja wohl gar
in Gefahr des Lebens geräth: und des-
halben nennen sie die Bauern die tolle
Steckrübe.
Wenn sie aber getrocknet
worden, hat sie noch einigen Nutzen in
der Artzney, und wird zu etlichen com-
position
en gebrauchet.

Der Herr Mathurin Sebille, ein berühm-
ter Herborist, dessen gleichen wir in viel
hundert Jahren zu Paris nicht gehabt,
hat mich versichert, daß die Bryonia die
Wilde Steck-
rübe.
rechte wilde Steckrübe sey, und man
müsse nur allein das Korn, das in den
trocknen Beeren stickt, zur Bereitung
des Theriacs gebrauchen. Auch geben
etliche für, die Bryonia sey ein treffli-
[Spaltenumbruch] ches Mittel wider die Schlangenbisse,
darum habe sie auch den Namen Colu-
brina
bekommen, gleich wie sie deshal-
ben Vitis alba & nigra genennet worden
sey, weil ihre Blätter dem Weinlaube
gleichen.

[Ende Spaltensatz]
Fecula Bryoniae.

Aus der Bryonia kan man eine Fe-
cula,
das ist ein zartes Pulver und Mehl
machen, welches, nachdem es trucken wor-
den, wie Kraftmehl anzusehen ist: dieweil
man aber befunden, daß es ein Mittel
von schlechten Kräften, derohalben wird
es anietzo gar selten zugerichtet.

Von der schwartzen Stickwurtz.

Es giebt noch eine Gattung der
Stickwurtz, Vitis nigra, oder, wie ande-
re wollen, Unsrer lieben Frauen Sie-
gel
genennet: zu Paris heissen wir sie
Racine Vierge. Weil wir aber diese bey-
den Wurtzeln nicht zu verkauffen pfle-
gen, die Scribenten auch genug davon
vermelden, deshalben habe ich auch nicht
weitläufftig davon handeln wollen.

Dieses aber wolte ich noch gedencken,
wenn man die frische Zaunrübe auf die
Contusiones, wann einer gestossen oder
geschlagen worden, leget, so wird sie ver-
hindern, daß das Geblüte nicht gerinne,
und der Ort braun und blau werde; und
daher hat sie den Namen radix ad contu-
siones
bekommen.

[Ende Spaltensatz]
Das siebende Capitel.
Vom Turbit.
[Beginn Spaltensatz]

DEr Turbit, Lateinisch Turpethum,
ist die Wurtzel von einem Kraute,
welches die Bäume hinan läufft, und
Siehe Fig. 45.fast wie der Eibisch, Blätter und Blu-
men trägt; wie solches die Scribenten
vermelden. Unter andern sagt Garzias
ab Horto
im II. Theil seines Buches pag.
232. also: Turbit ein Kraut, dessen
Wurtzel mittelmäßig dicke und lang ist,
auch wie der Epheu auf der Erde hin
und her kreucht, hat Blätter und Blu-
men, als wie der Eibisch; der beste Theil
daran ist, was er den Strunck heißt. Er
sagt auch, das gantze Gewächs habe
nicht den allergeringsten Geschmack,
und werde an den Seeküsten in Cam-
baya, Suratte
und andern Gegen-
den in Jndien gefunden. Ferner er-
zehlet er, daß es auch zu Goa wachse,
doch werde es von dasiges Ortes Medi-
[Spaltenumbruch] cis
nicht geachtet. Allein ich will mich
bey dem, was Garzias davon gedacht,
nicht aufhalten, habe vielmehr für gut
befunden, allhier anzuführen, was Pau-
lus Hermannus, Medicinae Doctor
und
Demonstrator in horto Medico-Lugdu-
"nensi,
in seinem Buch pag. 78. davon ge-
"dencket, und daselbst vermeldet, daß er
"das wahre Turbit an vielen Orten in
"Jndien/ sonderlich aber in der Jnsel
"Ceylon gesehen. Selbiges sey ein krie-
"chendes Gewächs, das sich entweder in
"einander verwirre, oder um die naheste-
"henden Bäume schlinge. Die in der
"Erde steckende Wurtzel triebe fünff bis
"sechs Schuh lange Rancken hervor, da
"denn die Blätter an mittelmäßig dicken
"Stielen, mitten aus denenselben her-
"aus wüchsen. Diese Blätter seyen den
"Eibischblättern gantz gleich, ausser daß

sie
E 2

Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch] ver oder Mehl, daraus bereiten. Nach-
dem aber wegen Mangel der friſchen
Wurtzel unmoͤglich faͤllt es zuzurichten,
als wird auch unnoͤthig ſeyn, daß man
ſich viel darum bekuͤmmere.

[Ende Spaltensatz]
Von der Stickwurtz.

Die Stickwurtz, Bryonia, welcher
auch der Namen Coulevrée und Vitis alba
beygeleget worden, iſt ein gantz bekann-
tes Gewaͤchſe, und alſo nicht noͤthig, viel
davon zu melden, zumahl da deſſelben
bereits alle Scribenten gedacht haben,
auch ſchier alle Gaͤrten und Hecken deſ-
ſen voll ſind. Die friſche Wurtzel die-
ſes Krautes iſt dermaſſen ſtarck und hef-
tig, daß derjenige, der ſie genoſſen, als-
bald, als wie raſend wird, ja wohl gar
in Gefahr des Lebens geraͤth: und des-
halben nennen ſie die Bauern die tolle
Steckruͤbe.
Wenn ſie aber getrocknet
worden, hat ſie noch einigen Nutzen in
der Artzney, und wird zu etlichen com-
poſition
en gebrauchet.

Der Herꝛ Mathurin Sebille, ein beruͤhm-
ter Herboriſt, deſſen gleichen wir in viel
hundert Jahren zu Paris nicht gehabt,
hat mich verſichert, daß die Bryonia die
Wilde Steck-
ruͤbe.
rechte wilde Steckruͤbe ſey, und man
muͤſſe nur allein das Korn, das in den
trocknen Beeren ſtickt, zur Bereitung
des Theriacs gebrauchen. Auch geben
etliche fuͤr, die Bryonia ſey ein treffli-
[Spaltenumbruch] ches Mittel wider die Schlangenbiſſe,
darum habe ſie auch den Namen Colu-
brina
bekommen, gleich wie ſie deshal-
ben Vitis alba & nigra genennet worden
ſey, weil ihre Blaͤtter dem Weinlaube
gleichen.

[Ende Spaltensatz]
Fecula Bryoniæ.

Aus der Bryonia kan man eine Fe-
cula,
das iſt ein zartes Pulver und Mehl
machẽ, welches, nachdem es trucken wor-
den, wie Kraftmehl anzuſehen iſt: dieweil
man aber befunden, daß es ein Mittel
von ſchlechten Kraͤften, derohalben wird
es anietzo gar ſelten zugerichtet.

Von der ſchwartzen Stickwurtz.

Es giebt noch eine Gattung der
Stickwurtz, Vitis nigra, oder, wie ande-
re wollen, Unſrer lieben Frauen Sie-
gel
genennet: zu Paris heiſſen wir ſie
Racine Vierge. Weil wir aber dieſe bey-
den Wurtzeln nicht zu verkauffen pfle-
gen, die Scribenten auch genug davon
vermelden, deshalben habe ich auch nicht
weitlaͤufftig davon handeln wollen.

Dieſes aber wolte ich noch gedencken,
wenn man die friſche Zaunruͤbe auf die
Contuſiones, wann einer geſtoſſen oder
geſchlagen worden, leget, ſo wird ſie ver-
hindern, daß das Gebluͤte nicht gerinne,
und der Ort braun und blau werde; und
daher hat ſie den Namen radix ad contu-
ſiones
bekommen.

[Ende Spaltensatz]
Das ſiebende Capitel.
Vom Turbit.
[Beginn Spaltensatz]

DEr Turbit, Lateiniſch Turpethum,
iſt die Wurtzel von einem Kraute,
welches die Baͤume hinan laͤufft, und
Siehe Fig. 45.faſt wie der Eibiſch, Blaͤtter und Blu-
men traͤgt; wie ſolches die Scribenten
vermelden. Unter andern ſagt Garzias
ab Horto
im II. Theil ſeines Buches pag.
232. alſo: Turbit ein Kraut, deſſen
Wurtzel mittelmaͤßig dicke und lang iſt,
auch wie der Epheu auf der Erde hin
und her kreucht, hat Blaͤtter und Blu-
men, als wie der Eibiſch; der beſte Theil
daran iſt, was er den Strunck heißt. Er
ſagt auch, das gantze Gewaͤchs habe
nicht den allergeringſten Geſchmack,
und werde an den Seekuͤſten in Cam-
baya, Suratte
und andern Gegen-
den in Jndien gefunden. Ferner er-
zehlet er, daß es auch zu Goa wachſe,
doch werde es von daſiges Ortes Medi-
[Spaltenumbruch] cis
nicht geachtet. Allein ich will mich
bey dem, was Garzias davon gedacht,
nicht aufhalten, habe vielmehr fuͤr gut
befunden, allhier anzufuͤhren, was Pau-
lus Hermannus, Medicinæ Doctor
und
Demonſtrator in horto Medico-Lugdu-
„nenſi,
in ſeinem Buch pag. 78. davon ge-
„dencket, und daſelbſt vermeldet, daß er
„das wahre Turbit an vielen Orten in
Jndien/ ſonderlich aber in der Jnſel
Ceylon geſehen. Selbiges ſey ein krie-
„chendes Gewaͤchs, das ſich entweder in
„einander verwirre, oder um die naheſte-
„henden Baͤume ſchlinge. Die in der
„Erde ſteckende Wurtzel triebe fuͤnff bis
„ſechs Schuh lange Rancken hervor, da
„denn die Blaͤtter an mittelmaͤßig dicken
„Stielen, mitten aus denenſelben her-
„aus wuͤchſen. Dieſe Blaͤtter ſeyen den
„Eibiſchblaͤttern gantz gleich, auſſer daß

ſie
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0073"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils zweytes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="69"/>
ver oder Mehl, daraus bereiten. Nach-<lb/>
dem aber wegen Mangel der fri&#x017F;chen<lb/>
Wurtzel unmo&#x0364;glich fa&#x0364;llt es zuzurichten,<lb/>
als wird auch unno&#x0364;thig &#x017F;eyn, daß man<lb/>
&#x017F;ich viel darum beku&#x0364;mmere.</p>
                <cb type="end"/>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Von der Stickwurtz.</hi> </head><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#fr">Stickwurtz,</hi> <hi rendition="#aq">Bryonia,</hi> welcher<lb/>
auch der Namen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Coulevrée</hi></hi> und <hi rendition="#aq">Vitis alba</hi><lb/>
beygeleget worden, i&#x017F;t ein gantz bekann-<lb/>
tes Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, und al&#x017F;o nicht no&#x0364;thig, viel<lb/>
davon zu melden, zumahl da de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
bereits alle Scribenten gedacht haben,<lb/>
auch &#x017F;chier alle Ga&#x0364;rten und Hecken de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en voll &#x017F;ind. Die fri&#x017F;che Wurtzel die-<lb/>
&#x017F;es Krautes i&#x017F;t derma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tarck und hef-<lb/>
tig, daß derjenige, der &#x017F;ie geno&#x017F;&#x017F;en, als-<lb/>
bald, als wie ra&#x017F;end wird, ja wohl gar<lb/>
in Gefahr des Lebens gera&#x0364;th: und des-<lb/>
halben nennen &#x017F;ie die Bauern die <hi rendition="#fr">tolle<lb/>
Steckru&#x0364;be.</hi> Wenn &#x017F;ie aber getrocknet<lb/>
worden, hat &#x017F;ie noch einigen Nutzen in<lb/>
der Artzney, und wird zu etlichen <hi rendition="#aq">com-<lb/>
po&#x017F;ition</hi>en gebrauchet.</p><lb/>
                <p>Der Her&#xA75B; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mathurin Sebille,</hi></hi> ein beru&#x0364;hm-<lb/>
ter Herbori&#x017F;t, de&#x017F;&#x017F;en gleichen wir in viel<lb/>
hundert Jahren zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> nicht gehabt,<lb/>
hat mich ver&#x017F;ichert, daß die <hi rendition="#aq">Bryonia</hi> die<lb/><note place="left">Wilde Steck-<lb/>
ru&#x0364;be.</note>rechte <hi rendition="#fr">wilde Steckru&#x0364;be</hi> &#x017F;ey, und man<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nur allein das Korn, das in den<lb/>
trocknen Beeren &#x017F;tickt, zur Bereitung<lb/>
des Theriacs gebrauchen. Auch geben<lb/>
etliche fu&#x0364;r, die <hi rendition="#fr">Bryonia</hi> &#x017F;ey ein treffli-<lb/><cb n="70"/>
ches Mittel wider die Schlangenbi&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
darum habe &#x017F;ie auch den Namen <hi rendition="#aq">Colu-<lb/>
brina</hi> bekommen, gleich wie &#x017F;ie deshal-<lb/>
ben <hi rendition="#aq">Vitis alba &amp; nigra</hi> genennet worden<lb/>
&#x017F;ey, weil ihre Bla&#x0364;tter dem Weinlaube<lb/>
gleichen.</p>
                <cb type="end"/>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#aq">Fecula Bryoniæ.</hi> </head><lb/>
                <p>Aus der <hi rendition="#fr">Bryonia</hi> kan man eine <hi rendition="#aq">Fe-<lb/>
cula,</hi> das i&#x017F;t ein zartes Pulver und Mehl<lb/>
mache&#x0303;, welches, nachdem es trucken wor-<lb/>
den, wie Kraftmehl anzu&#x017F;ehen i&#x017F;t: dieweil<lb/>
man aber befunden, daß es ein Mittel<lb/>
von &#x017F;chlechten Kra&#x0364;ften, derohalben wird<lb/>
es anietzo gar &#x017F;elten zugerichtet.</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von der &#x017F;chwartzen Stickwurtz.</hi> </hi> </p><lb/>
                <p>Es giebt noch eine Gattung der<lb/>
Stickwurtz, <hi rendition="#aq">Vitis nigra,</hi> oder, wie ande-<lb/>
re wollen, <hi rendition="#fr">Un&#x017F;rer lieben Frauen Sie-<lb/>
gel</hi> genennet: zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> hei&#x017F;&#x017F;en wir &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Racine Vierge.</hi></hi> Weil wir aber die&#x017F;e bey-<lb/>
den Wurtzeln nicht zu verkauffen pfle-<lb/>
gen, die Scribenten auch genug davon<lb/>
vermelden, deshalben habe ich auch nicht<lb/>
weitla&#x0364;ufftig davon handeln wollen.</p><lb/>
                <p>Die&#x017F;es aber wolte ich noch gedencken,<lb/>
wenn man die fri&#x017F;che <hi rendition="#fr">Zaunru&#x0364;be</hi> auf die<lb/><hi rendition="#aq">Contu&#x017F;iones,</hi> wann einer ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en oder<lb/>
ge&#x017F;chlagen worden, leget, &#x017F;o wird &#x017F;ie ver-<lb/>
hindern, daß das Geblu&#x0364;te nicht gerinne,<lb/>
und der Ort braun und blau werde; und<lb/>
daher hat &#x017F;ie den Namen <hi rendition="#aq">radix ad contu-<lb/>
&#x017F;iones</hi> bekommen.</p>
              </div>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;iebende Capitel.<lb/>
Vom Turbit.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">Turbit,</hi> Lateini&#x017F;ch <hi rendition="#aq">Turpethum,</hi><lb/>
i&#x017F;t die Wurtzel von einem Kraute,<lb/>
welches die Ba&#x0364;ume hinan la&#x0364;ufft, und<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 45.</note>fa&#x017F;t wie der Eibi&#x017F;ch, Bla&#x0364;tter und Blu-<lb/>
men tra&#x0364;gt; wie &#x017F;olches die Scribenten<lb/>
vermelden. Unter andern &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Garzias<lb/>
ab Horto</hi> im <hi rendition="#aq">II.</hi> Theil &#x017F;eines Buches <hi rendition="#aq">pag.</hi><lb/>
232. al&#x017F;o: <hi rendition="#fr">Turbit</hi> ein Kraut, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Wurtzel mittelma&#x0364;ßig dicke und lang i&#x017F;t,<lb/>
auch wie der Epheu auf der Erde hin<lb/>
und her kreucht, hat Bla&#x0364;tter und Blu-<lb/>
men, als wie der Eibi&#x017F;ch; der be&#x017F;te Theil<lb/>
daran i&#x017F;t, was er den Strunck heißt. Er<lb/>
&#x017F;agt auch, das gantze Gewa&#x0364;chs habe<lb/>
nicht den allergering&#x017F;ten Ge&#x017F;chmack,<lb/>
und werde an den Seeku&#x0364;&#x017F;ten in <hi rendition="#fr">Cam-<lb/>
baya, Suratte</hi> und andern Gegen-<lb/>
den in <hi rendition="#fr">Jndien</hi> gefunden. Ferner er-<lb/>
zehlet er, daß es auch zu <hi rendition="#fr">Goa</hi> wach&#x017F;e,<lb/>
doch werde es von da&#x017F;iges Ortes <hi rendition="#aq">Medi-<lb/><cb/>
cis</hi> nicht geachtet. Allein ich will mich<lb/>
bey dem, was <hi rendition="#fr">Garzias</hi> davon gedacht,<lb/>
nicht aufhalten, habe vielmehr fu&#x0364;r gut<lb/>
befunden, allhier anzufu&#x0364;hren, was <hi rendition="#aq">Pau-<lb/>
lus Hermannus, Medicinæ Doctor</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Demon&#x017F;trator in horto Medico-Lugdu-<lb/>
&#x201E;nen&#x017F;i,</hi> in &#x017F;einem Buch <hi rendition="#aq">pag.</hi> 78. davon ge-<lb/>
&#x201E;dencket, und da&#x017F;elb&#x017F;t vermeldet, daß er<lb/>
&#x201E;das wahre <hi rendition="#fr">Turbit</hi> an vielen Orten in<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Jndien/</hi> &#x017F;onderlich aber in der Jn&#x017F;el<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Ceylon</hi> ge&#x017F;ehen. Selbiges &#x017F;ey ein krie-<lb/>
&#x201E;chendes Gewa&#x0364;chs, das &#x017F;ich entweder in<lb/>
&#x201E;einander verwirre, oder um die nahe&#x017F;te-<lb/>
&#x201E;henden Ba&#x0364;ume &#x017F;chlinge. Die in der<lb/>
&#x201E;Erde &#x017F;teckende Wurtzel triebe fu&#x0364;nff bis<lb/>
&#x201E;&#x017F;echs Schuh lange Rancken hervor, da<lb/>
&#x201E;denn die Bla&#x0364;tter an mittelma&#x0364;ßig dicken<lb/>
&#x201E;Stielen, mitten aus denen&#x017F;elben her-<lb/>
&#x201E;aus wu&#x0364;ch&#x017F;en. Die&#x017F;e Bla&#x0364;tter &#x017F;eyen den<lb/>
&#x201E;Eibi&#x017F;chbla&#x0364;ttern gantz gleich, au&#x017F;&#x017F;er daß<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0073] Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. ver oder Mehl, daraus bereiten. Nach- dem aber wegen Mangel der friſchen Wurtzel unmoͤglich faͤllt es zuzurichten, als wird auch unnoͤthig ſeyn, daß man ſich viel darum bekuͤmmere. Von der Stickwurtz. Die Stickwurtz, Bryonia, welcher auch der Namen Coulevrée und Vitis alba beygeleget worden, iſt ein gantz bekann- tes Gewaͤchſe, und alſo nicht noͤthig, viel davon zu melden, zumahl da deſſelben bereits alle Scribenten gedacht haben, auch ſchier alle Gaͤrten und Hecken deſ- ſen voll ſind. Die friſche Wurtzel die- ſes Krautes iſt dermaſſen ſtarck und hef- tig, daß derjenige, der ſie genoſſen, als- bald, als wie raſend wird, ja wohl gar in Gefahr des Lebens geraͤth: und des- halben nennen ſie die Bauern die tolle Steckruͤbe. Wenn ſie aber getrocknet worden, hat ſie noch einigen Nutzen in der Artzney, und wird zu etlichen com- poſitionen gebrauchet. Der Herꝛ Mathurin Sebille, ein beruͤhm- ter Herboriſt, deſſen gleichen wir in viel hundert Jahren zu Paris nicht gehabt, hat mich verſichert, daß die Bryonia die rechte wilde Steckruͤbe ſey, und man muͤſſe nur allein das Korn, das in den trocknen Beeren ſtickt, zur Bereitung des Theriacs gebrauchen. Auch geben etliche fuͤr, die Bryonia ſey ein treffli- ches Mittel wider die Schlangenbiſſe, darum habe ſie auch den Namen Colu- brina bekommen, gleich wie ſie deshal- ben Vitis alba & nigra genennet worden ſey, weil ihre Blaͤtter dem Weinlaube gleichen. Wilde Steck- ruͤbe. Fecula Bryoniæ. Aus der Bryonia kan man eine Fe- cula, das iſt ein zartes Pulver und Mehl machẽ, welches, nachdem es trucken wor- den, wie Kraftmehl anzuſehen iſt: dieweil man aber befunden, daß es ein Mittel von ſchlechten Kraͤften, derohalben wird es anietzo gar ſelten zugerichtet. Von der ſchwartzen Stickwurtz. Es giebt noch eine Gattung der Stickwurtz, Vitis nigra, oder, wie ande- re wollen, Unſrer lieben Frauen Sie- gel genennet: zu Paris heiſſen wir ſie Racine Vierge. Weil wir aber dieſe bey- den Wurtzeln nicht zu verkauffen pfle- gen, die Scribenten auch genug davon vermelden, deshalben habe ich auch nicht weitlaͤufftig davon handeln wollen. Dieſes aber wolte ich noch gedencken, wenn man die friſche Zaunruͤbe auf die Contuſiones, wann einer geſtoſſen oder geſchlagen worden, leget, ſo wird ſie ver- hindern, daß das Gebluͤte nicht gerinne, und der Ort braun und blau werde; und daher hat ſie den Namen radix ad contu- ſiones bekommen. Das ſiebende Capitel. Vom Turbit. DEr Turbit, Lateiniſch Turpethum, iſt die Wurtzel von einem Kraute, welches die Baͤume hinan laͤufft, und faſt wie der Eibiſch, Blaͤtter und Blu- men traͤgt; wie ſolches die Scribenten vermelden. Unter andern ſagt Garzias ab Horto im II. Theil ſeines Buches pag. 232. alſo: Turbit ein Kraut, deſſen Wurtzel mittelmaͤßig dicke und lang iſt, auch wie der Epheu auf der Erde hin und her kreucht, hat Blaͤtter und Blu- men, als wie der Eibiſch; der beſte Theil daran iſt, was er den Strunck heißt. Er ſagt auch, das gantze Gewaͤchs habe nicht den allergeringſten Geſchmack, und werde an den Seekuͤſten in Cam- baya, Suratte und andern Gegen- den in Jndien gefunden. Ferner er- zehlet er, daß es auch zu Goa wachſe, doch werde es von daſiges Ortes Medi- cis nicht geachtet. Allein ich will mich bey dem, was Garzias davon gedacht, nicht aufhalten, habe vielmehr fuͤr gut befunden, allhier anzufuͤhren, was Pau- lus Hermannus, Medicinæ Doctor und Demonſtrator in horto Medico-Lugdu- „nenſi, in ſeinem Buch pag. 78. davon ge- „dencket, und daſelbſt vermeldet, daß er „das wahre Turbit an vielen Orten in „Jndien/ ſonderlich aber in der Jnſel „Ceylon geſehen. Selbiges ſey ein krie- „chendes Gewaͤchs, das ſich entweder in „einander verwirre, oder um die naheſte- „henden Baͤume ſchlinge. Die in der „Erde ſteckende Wurtzel triebe fuͤnff bis „ſechs Schuh lange Rancken hervor, da „denn die Blaͤtter an mittelmaͤßig dicken „Stielen, mitten aus denenſelben her- „aus wuͤchſen. Dieſe Blaͤtter ſeyen den „Eibiſchblaͤttern gantz gleich, auſſer daß ſie Siehe Fig. 45. E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/73
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/73>, abgerufen am 26.11.2024.