Kornscheffeln viel Aehnlichkeit haben. Man sieht oft Pauken von drey Fuß im Durch- schnitt, die so schwer sind, daß sie nicht einmal ein Kameel tragen kann, sondern daß sie mit Karren müssen fortgebracht werden. Sie ha- ben kupferne Trompeten; von sieben bis acht Fuß lang, die oben enge und unten breit sind, und einen gedämpften Ton von sich geben, so daß man sie weit hören kann. Wenn dieß In- strument allein, ohne Begleitung anderer, ge- blasen wird; so giebt es eben keinen sonderlich angenehmen Schall; in Begleitung anderer aber nimmt es sich gut aus. Ferner trifft man bey ihnen auch Waldhörner, Clarinen, Haut- bois, Flöten, Flageoletten und Querpfeifen, imgleichen einige Saiten-Instrumente, als Har- fen, Spinette, Zittern, Baßgeigen, Violinen, Lauten und andere an. Die Saiten auf ihren Instrumenten sind von den unsrigen sehr ver- schieden. Anstatt daß wir Darmsaiten gebrau- chen, bedienen sie sich solcher von Seide oder metallenem Drath, weil sie es für unrein hal- ten, die Theile verstorbener Thiere zu berüh- ren. Bey dem Tanze pflegen sie sich gewöhn- lich der Zimbeln zu bedienen. Diese bestehen aus zwey messingenen Becken, fast wie Klo- cken, die sie zusammenschlagen, über den Kopf halten und auf allerley Arten bewegen. Weit angenehmer ist noch ein anderes Instrument, welches eine Art von Klockenspiel ist, und aus kleinen Klocken von Porcellain oder Erzt von
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Kornſcheffeln viel Aehnlichkeit haben. Man ſieht oft Pauken von drey Fuß im Durch- ſchnitt, die ſo ſchwer ſind, daß ſie nicht einmal ein Kameel tragen kann, ſondern daß ſie mit Karren muͤſſen fortgebracht werden. Sie ha- ben kupferne Trompeten; von ſieben bis acht Fuß lang, die oben enge und unten breit ſind, und einen gedaͤmpften Ton von ſich geben, ſo daß man ſie weit hoͤren kann. Wenn dieß In- ſtrument allein, ohne Begleitung anderer, ge- blaſen wird; ſo giebt es eben keinen ſonderlich angenehmen Schall; in Begleitung anderer aber nimmt es ſich gut aus. Ferner trifft man bey ihnen auch Waldhoͤrner, Clarinen, Haut- bois, Floͤten, Flageoletten und Querpfeifen, imgleichen einige Saiten-Inſtrumente, als Har- fen, Spinette, Zittern, Baßgeigen, Violinen, Lauten und andere an. Die Saiten auf ihren Inſtrumenten ſind von den unſrigen ſehr ver- ſchieden. Anſtatt daß wir Darmſaiten gebrau- chen, bedienen ſie ſich ſolcher von Seide oder metallenem Drath, weil ſie es fuͤr unrein hal- ten, die Theile verſtorbener Thiere zu beruͤh- ren. Bey dem Tanze pflegen ſie ſich gewoͤhn- lich der Zimbeln zu bedienen. Dieſe beſtehen aus zwey meſſingenen Becken, faſt wie Klo- cken, die ſie zuſammenſchlagen, uͤber den Kopf halten und auf allerley Arten bewegen. Weit angenehmer iſt noch ein anderes Inſtrument, welches eine Art von Klockenſpiel iſt, und aus kleinen Klocken von Porcellain oder Erzt von
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Kornſcheffeln viel Aehnlichkeit haben. Man
ſieht oft Pauken von drey Fuß im Durch-
ſchnitt, die ſo ſchwer ſind, daß ſie nicht einmal
ein Kameel tragen kann, ſondern daß ſie mit
Karren muͤſſen fortgebracht werden. Sie ha-
ben kupferne Trompeten; von ſieben bis acht
Fuß lang, die oben enge und unten breit ſind,
und einen gedaͤmpften Ton von ſich geben, ſo
daß man ſie weit hoͤren kann. Wenn dieß In-
ſtrument allein, ohne Begleitung anderer, ge-
blaſen wird; ſo giebt es eben keinen ſonderlich
angenehmen Schall; in Begleitung anderer
aber nimmt es ſich gut aus. Ferner trifft man
bey ihnen auch Waldhoͤrner, Clarinen, Haut-
bois, Floͤten, Flageoletten und Querpfeifen,
imgleichen einige Saiten-Inſtrumente, als Har-
fen, Spinette, Zittern, Baßgeigen, Violinen,
Lauten und andere an. Die Saiten auf ihren
Inſtrumenten ſind von den unſrigen ſehr ver-
ſchieden. Anſtatt daß wir Darmſaiten gebrau-
chen, bedienen ſie ſich ſolcher von Seide oder
metallenem Drath, weil ſie es fuͤr unrein hal-
ten, die Theile verſtorbener Thiere zu beruͤh-
ren. Bey dem Tanze pflegen ſie ſich gewoͤhn-
lich der Zimbeln zu bedienen. Dieſe beſtehen
aus zwey meſſingenen Becken, faſt wie Klo-
cken, die ſie zuſammenſchlagen, uͤber den Kopf
halten und auf allerley Arten bewegen. Weit
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/135>, abgerufen am 16.02.2025.
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