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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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gestiegen ist. Das dritte Gebet heissen sie Na-
maz cheb
oder Abendgebet, welches sie alsdenn
verrichten, wenn sie die Farben nicht mehr
von einander unterscheiden können. Das vier-
te Gebet, Namaz Coften oder Gebet beym
Schlafengehen. Das fünfte Gebet, welches
sie Namaz sabah nennen, wird des Morgens
verrichtet. -- Man sieht wohl, daß eine solche
Chaine bey Verrichtung des Gebets, wenn sie
gleich sehr kurz sind, ungemein lästig seyn müs-
se, zumal da sie sich darauf vorbereiten müssen.
Allein, man hat ihnen dieß beschwerliche Joch
auf dreyerley Art erleichtert. Erstlich erlaubt
man ihnen zwey Gebete in eins zu ziehen, so,
daß aus fünfen dreye werden. Das Morgenge-
bet wird allein verrichtet: das Mittags- und
Abendgebet wird zusammen gezogen, so, wie
auch das Abendgebet, mit dem, wenn sie zu
Bette gehen. Eben diese Erleichterung ma-
chen sie sich auch in Ansehung der Zeit. So
können sie z. E. das Morgengebet vier Stun-
den später verschieben, als sie es eigentlich ver-
richten sollten. Allein die Geistlichen und
Scheinheiligen bedienen sich dieser Erleichterung
selten, und nur im äußersten Nothfall.

VI. Das Allmosengeben. Die Perser
empfelen in ihren Reden und moralischen Bü-
chern das Allmosengeben auf das nachdrücklich-
ste. Und vielleicht findet man auch kein Volk,
das gegen Arme so mildthätig ist, als die Per-
ser. Kein Land ist aber auch mit mehrern Ar-

men

geſtiegen iſt. Das dritte Gebet heiſſen ſie Na-
maz cheb
oder Abendgebet, welches ſie alsdenn
verrichten, wenn ſie die Farben nicht mehr
von einander unterſcheiden koͤnnen. Das vier-
te Gebet, Namaz Coften oder Gebet beym
Schlafengehen. Das fuͤnfte Gebet, welches
ſie Namaz ſabah nennen, wird des Morgens
verrichtet. — Man ſieht wohl, daß eine ſolche
Chaine bey Verrichtung des Gebets, wenn ſie
gleich ſehr kurz ſind, ungemein laͤſtig ſeyn muͤſ-
ſe, zumal da ſie ſich darauf vorbereiten muͤſſen.
Allein, man hat ihnen dieß beſchwerliche Joch
auf dreyerley Art erleichtert. Erſtlich erlaubt
man ihnen zwey Gebete in eins zu ziehen, ſo,
daß aus fuͤnfen dreye werden. Das Morgenge-
bet wird allein verrichtet: das Mittags- und
Abendgebet wird zuſammen gezogen, ſo, wie
auch das Abendgebet, mit dem, wenn ſie zu
Bette gehen. Eben dieſe Erleichterung ma-
chen ſie ſich auch in Anſehung der Zeit. So
koͤnnen ſie z. E. das Morgengebet vier Stun-
den ſpaͤter verſchieben, als ſie es eigentlich ver-
richten ſollten. Allein die Geiſtlichen und
Scheinheiligen bedienen ſich dieſer Erleichterung
ſelten, und nur im aͤußerſten Nothfall.

VI. Das Allmoſengeben. Die Perſer
empfelen in ihren Reden und moraliſchen Buͤ-
chern das Allmoſengeben auf das nachdruͤcklich-
ſte. Und vielleicht findet man auch kein Volk,
das gegen Arme ſo mildthaͤtig iſt, als die Per-
ſer. Kein Land iſt aber auch mit mehrern Ar-

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[186/0206] geſtiegen iſt. Das dritte Gebet heiſſen ſie Na- maz cheb oder Abendgebet, welches ſie alsdenn verrichten, wenn ſie die Farben nicht mehr von einander unterſcheiden koͤnnen. Das vier- te Gebet, Namaz Coften oder Gebet beym Schlafengehen. Das fuͤnfte Gebet, welches ſie Namaz ſabah nennen, wird des Morgens verrichtet. — Man ſieht wohl, daß eine ſolche Chaine bey Verrichtung des Gebets, wenn ſie gleich ſehr kurz ſind, ungemein laͤſtig ſeyn muͤſ- ſe, zumal da ſie ſich darauf vorbereiten muͤſſen. Allein, man hat ihnen dieß beſchwerliche Joch auf dreyerley Art erleichtert. Erſtlich erlaubt man ihnen zwey Gebete in eins zu ziehen, ſo, daß aus fuͤnfen dreye werden. Das Morgenge- bet wird allein verrichtet: das Mittags- und Abendgebet wird zuſammen gezogen, ſo, wie auch das Abendgebet, mit dem, wenn ſie zu Bette gehen. Eben dieſe Erleichterung ma- chen ſie ſich auch in Anſehung der Zeit. So koͤnnen ſie z. E. das Morgengebet vier Stun- den ſpaͤter verſchieben, als ſie es eigentlich ver- richten ſollten. Allein die Geiſtlichen und Scheinheiligen bedienen ſich dieſer Erleichterung ſelten, und nur im aͤußerſten Nothfall. VI. Das Allmoſengeben. Die Perſer empfelen in ihren Reden und moraliſchen Buͤ- chern das Allmoſengeben auf das nachdruͤcklich- ſte. Und vielleicht findet man auch kein Volk, das gegen Arme ſo mildthaͤtig iſt, als die Per- ſer. Kein Land iſt aber auch mit mehrern Ar- men

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/206>, abgerufen am 22.11.2024.