wie man sie nur irgend wünschen kann; den mittäglichen hingegen, sieht man es ohne Mü- he an, was die Sonnenhitze auf ihren Körper vermag: sie sind braun und beynah schwarz. Doch aber kann man dieses nur von solchen verstehen, welche der Sonnenhitze, vermöge ih- rer Geschäffte, ausgesetzt sind. Denn die Vor- nehmen und sonderlich das Frauenzimmer, (welches sich selten sehen läßt) haben eine schö- ne und weisse Haut, so daß man sie kaum von ei- nem mitternächtlichen Bewohner Chinas un- terscheiden kann. Schlanke, junge, rasche Ker- le stehen bey dem Chinesischen nicht in dem An- sehen, wie bey unserm europäischen Frauenzim- mer. Sie sehen es gerne, wenn sie einen di- cken, festen und untersetzten Körper haben. Sie haben fast durchgängig kurze und platte Nasen, schwarze Augen und Haare. Ein Mann von mittler Taille, großer Stirne, klei- nen Augen und Munde, platter Nase und langen Ohren, starken Gliedern, dickem Bauche und starker Stimme, -- ist ein Muster eines vollkommnen Mannes, und ist zu allen Aemtern fähig. Mit den Weibern hat es in den mei- sten Stücken eben diese Bewandniß. Sie sind fast durchgängig schön, haben kurze Nasen, schwarze Augen, und überhaupt eine gute natürliche Farbe des Gesichts. Sie würden unstreitig überaus schön aussehen, wenn sie nicht die üble Gewohnheit hätten ihre Gesich- ter, aus allzugroßer und übertriebener Sorge,
für
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wie man ſie nur irgend wuͤnſchen kann; den mittaͤglichen hingegen, ſieht man es ohne Muͤ- he an, was die Sonnenhitze auf ihren Koͤrper vermag: ſie ſind braun und beynah ſchwarz. Doch aber kann man dieſes nur von ſolchen verſtehen, welche der Sonnenhitze, vermoͤge ih- rer Geſchaͤffte, ausgeſetzt ſind. Denn die Vor- nehmen und ſonderlich das Frauenzimmer, (welches ſich ſelten ſehen laͤßt) haben eine ſchoͤ- ne und weiſſe Haut, ſo daß man ſie kaum von ei- nem mitternaͤchtlichen Bewohner Chinas un- terſcheiden kann. Schlanke, junge, raſche Ker- le ſtehen bey dem Chineſiſchen nicht in dem An- ſehen, wie bey unſerm europaͤiſchen Frauenzim- mer. Sie ſehen es gerne, wenn ſie einen di- cken, feſten und unterſetzten Koͤrper haben. Sie haben faſt durchgaͤngig kurze und platte Naſen, ſchwarze Augen und Haare. Ein Mann von mittler Taille, großer Stirne, klei- nen Augen und Munde, platter Naſe und langen Ohren, ſtarken Gliedern, dickem Bauche und ſtarker Stimme, — iſt ein Muſter eines vollkommnen Mannes, und iſt zu allen Aemtern faͤhig. Mit den Weibern hat es in den mei- ſten Stuͤcken eben dieſe Bewandniß. Sie ſind faſt durchgaͤngig ſchoͤn, haben kurze Naſen, ſchwarze Augen, und uͤberhaupt eine gute natuͤrliche Farbe des Geſichts. Sie wuͤrden unſtreitig uͤberaus ſchoͤn ausſehen, wenn ſie nicht die uͤble Gewohnheit haͤtten ihre Geſich- ter, aus allzugroßer und uͤbertriebener Sorge,
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wie man ſie nur irgend wuͤnſchen kann; den
mittaͤglichen hingegen, ſieht man es ohne Muͤ-
he an, was die Sonnenhitze auf ihren Koͤrper
vermag: ſie ſind braun und beynah ſchwarz.
Doch aber kann man dieſes nur von ſolchen
verſtehen, welche der Sonnenhitze, vermoͤge ih-
rer Geſchaͤffte, ausgeſetzt ſind. Denn die Vor-
nehmen und ſonderlich das Frauenzimmer,
(welches ſich ſelten ſehen laͤßt) haben eine ſchoͤ-
ne und weiſſe Haut, ſo daß man ſie kaum von ei-
nem mitternaͤchtlichen Bewohner Chinas un-
terſcheiden kann. Schlanke, junge, raſche Ker-
le ſtehen bey dem Chineſiſchen nicht in dem An-
ſehen, wie bey unſerm europaͤiſchen Frauenzim-
mer. Sie ſehen es gerne, wenn ſie einen di-
cken, feſten und unterſetzten Koͤrper haben.
Sie haben faſt durchgaͤngig kurze und platte
Naſen, ſchwarze Augen und Haare. Ein
Mann von mittler Taille, großer Stirne, klei-
nen Augen und Munde, platter Naſe und
langen Ohren, ſtarken Gliedern, dickem Bauche
und ſtarker Stimme, — iſt ein Muſter eines
vollkommnen Mannes, und iſt zu allen Aemtern
faͤhig. Mit den Weibern hat es in den mei-
ſten Stuͤcken eben dieſe Bewandniß. Sie ſind
faſt durchgaͤngig ſchoͤn, haben kurze Naſen,
ſchwarze Augen, und uͤberhaupt eine gute
natuͤrliche Farbe des Geſichts. Sie wuͤrden
unſtreitig uͤberaus ſchoͤn ausſehen, wenn ſie
nicht die uͤble Gewohnheit haͤtten ihre Geſich-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/221>, abgerufen am 22.11.2024.
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