den Titel eines Oberaufsehers der Armeen führt. Ohne dessen Rath darf der Präsident (der ohngefähr mit einem Generalfeldmarschall einerley ist) nicht das Geringste vornehmen.
Man zählt ordentlicherweise achtzehn tau- send Kriegsmandarinen, welche mehr denn sie- benmal hunderttausend Mann Fußvolk, und zweymal hunderttausend Mann Reuterey, un- ter ihren Befehl haben. Diese Völker dienen größestentheils blos zur Bedeckung der großen Mandarins, der Statthalter und anderer obrigkeitlichen Personen. -- Man hat sie in Legionen eingetheilt, und jede Legion besteht aus zehntausend Soldaten. -- Die Tatarn führen gelbe Fahnen, und die Chineser grüne. Die Anführer oder Officiere müssen die Soldaten zu gewissen Zeiten mustern und exerciren, wenn gleich ihr Exerciren fast nur allein in geschwin- der Regierung ihrer Säbel, Bogen, Flinten, Helme und dergleichen bestehet. Wenn aber die Soldaten hierinn nicht geübt sind, oder ih- re Sachen nicht im guten Stande haben; so werden sie ihrer Nachläßigkeit wegen empfind- lich bestraft. Der Sold eines Infanteristen beläuft sich ohngefähr täglich auf achtzehn gute Pfennige, und ein Maas Reis. Die Löhnung eines Kavaleristen trägt etwa noch einmal so viel aus. Sie sind wohl gekleidet, bewafnet: und der Sold wird ihnen alle drey Monathe rich- tig ausgezahlt. Ueberhaupt ist zu Friedenszei- ten der Soldatenstand eben so wenig beschwer-
lich
den Titel eines Oberaufſehers der Armeen fuͤhrt. Ohne deſſen Rath darf der Praͤſident (der ohngefaͤhr mit einem Generalfeldmarſchall einerley iſt) nicht das Geringſte vornehmen.
Man zaͤhlt ordentlicherweiſe achtzehn tau- ſend Kriegsmandarinen, welche mehr denn ſie- benmal hunderttauſend Mann Fußvolk, und zweymal hunderttauſend Mann Reuterey, un- ter ihren Befehl haben. Dieſe Voͤlker dienen groͤßeſtentheils blos zur Bedeckung der großen Mandarins, der Statthalter und anderer obrigkeitlichen Perſonen. — Man hat ſie in Legionen eingetheilt, und jede Legion beſteht aus zehntauſend Soldaten. — Die Tatarn fuͤhren gelbe Fahnen, und die Chineſer gruͤne. Die Anfuͤhrer oder Officiere muͤſſen die Soldaten zu gewiſſen Zeiten muſtern und exerciren, wenn gleich ihr Exerciren faſt nur allein in geſchwin- der Regierung ihrer Saͤbel, Bogen, Flinten, Helme und dergleichen beſtehet. Wenn aber die Soldaten hierinn nicht geuͤbt ſind, oder ih- re Sachen nicht im guten Stande haben; ſo werden ſie ihrer Nachlaͤßigkeit wegen empfind- lich beſtraft. Der Sold eines Infanteriſten belaͤuft ſich ohngefaͤhr taͤglich auf achtzehn gute Pfennige, und ein Maas Reis. Die Loͤhnung eines Kavaleriſten traͤgt etwa noch einmal ſo viel aus. Sie ſind wohl gekleidet, bewafnet: und der Sold wird ihnen alle drey Monathe rich- tig ausgezahlt. Ueberhaupt iſt zu Friedenszei- ten der Soldatenſtand eben ſo wenig beſchwer-
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den Titel eines Oberaufſehers der Armeen
fuͤhrt. Ohne deſſen Rath darf der Praͤſident
(der ohngefaͤhr mit einem Generalfeldmarſchall
einerley iſt) nicht das Geringſte vornehmen.
Man zaͤhlt ordentlicherweiſe achtzehn tau-
ſend Kriegsmandarinen, welche mehr denn ſie-
benmal hunderttauſend Mann Fußvolk, und
zweymal hunderttauſend Mann Reuterey, un-
ter ihren Befehl haben. Dieſe Voͤlker dienen
groͤßeſtentheils blos zur Bedeckung der großen
Mandarins, der Statthalter und anderer
obrigkeitlichen Perſonen. — Man hat ſie in
Legionen eingetheilt, und jede Legion beſteht aus
zehntauſend Soldaten. — Die Tatarn fuͤhren
gelbe Fahnen, und die Chineſer gruͤne. Die
Anfuͤhrer oder Officiere muͤſſen die Soldaten
zu gewiſſen Zeiten muſtern und exerciren, wenn
gleich ihr Exerciren faſt nur allein in geſchwin-
der Regierung ihrer Saͤbel, Bogen, Flinten,
Helme und dergleichen beſtehet. Wenn aber
die Soldaten hierinn nicht geuͤbt ſind, oder ih-
re Sachen nicht im guten Stande haben; ſo
werden ſie ihrer Nachlaͤßigkeit wegen empfind-
lich beſtraft. Der Sold eines Infanteriſten
belaͤuft ſich ohngefaͤhr taͤglich auf achtzehn gute
Pfennige, und ein Maas Reis. Die Loͤhnung
eines Kavaleriſten traͤgt etwa noch einmal ſo
viel aus. Sie ſind wohl gekleidet, bewafnet:
und der Sold wird ihnen alle drey Monathe rich-
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ten der Soldatenſtand eben ſo wenig beſchwer-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/273>, abgerufen am 25.11.2024.
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