die Streitigkeiten haben in der That der Fortpflanzung des Christenthums am mei- sten geschadet. Ein Arbeiter am Evange- lio beklagte sich über den andern, so daß sie alle über alle klagten. Ihre unnützen Zänkereyen, die vielleicht durch den Neid entstanden, brachen bey Gelegenheit gewisser Cerimonien, und bey der Verehrung aus, die man nach dem Tode gewissen großen und verdienten Männern erwies. Einige von diesen Gebräuchen waren allerdings aber- gläubisch, und konnten von Christen schlech- terdings nicht geduldet werden; die meisten aber konnten als politische und unbedeuten- de Anordnungen sehr wohl gelitten werden. Die Jesuiten dachten in diesem Puncte billig genug, worüber aber die Dominica- ner und Franciscaner bey dem heiligen Stuhl in Rom die größesten Klagen führ- ten. Die Jesuiten, welche am Hofe zu Peking ihren großen Anhang hatten, brach- ten es so weit, daß sie einen umständlichen Bericht der chinesischen Cerimonien auf Be- fehl des Kaysers durch zwey geschickte Mandarinen aufsetzen ließen, und ihn an den Pabst, um sich zu purgiren, schick- ten. Der Bericht lautet von Wort zu Wort folgender Weise: *) "Wenn die
Chine-
*) Wir haben diesen Bericht aus den jesui-
tischen
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die Streitigkeiten haben in der That der Fortpflanzung des Chriſtenthums am mei- ſten geſchadet. Ein Arbeiter am Evange- lio beklagte ſich uͤber den andern, ſo daß ſie alle uͤber alle klagten. Ihre unnuͤtzen Zaͤnkereyen, die vielleicht durch den Neid entſtanden, brachen bey Gelegenheit gewiſſer Cerimonien, und bey der Verehrung aus, die man nach dem Tode gewiſſen großen und verdienten Maͤnnern erwies. Einige von dieſen Gebraͤuchen waren allerdings aber- glaͤubiſch, und konnten von Chriſten ſchlech- terdings nicht geduldet werden; die meiſten aber konnten als politiſche und unbedeuten- de Anordnungen ſehr wohl gelitten werden. Die Jeſuiten dachten in dieſem Puncte billig genug, woruͤber aber die Dominica- ner und Franciſcaner bey dem heiligen Stuhl in Rom die groͤßeſten Klagen fuͤhr- ten. Die Jeſuiten, welche am Hofe zu Peking ihren großen Anhang hatten, brach- ten es ſo weit, daß ſie einen umſtaͤndlichen Bericht der chineſiſchen Cerimonien auf Be- fehl des Kayſers durch zwey geſchickte Mandarinen aufſetzen ließen, und ihn an den Pabſt, um ſich zu purgiren, ſchick- ten. Der Bericht lautet von Wort zu Wort folgender Weiſe: *) „Wenn die
Chine-
*) Wir haben dieſen Bericht aus den jeſui-
tiſchen
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die Streitigkeiten haben in der That der
Fortpflanzung des Chriſtenthums am mei-
ſten geſchadet. Ein Arbeiter am Evange-
lio beklagte ſich uͤber den andern, ſo daß
ſie alle uͤber alle klagten. Ihre unnuͤtzen
Zaͤnkereyen, die vielleicht durch den Neid
entſtanden, brachen bey Gelegenheit gewiſſer
Cerimonien, und bey der Verehrung aus,
die man nach dem Tode gewiſſen großen
und verdienten Maͤnnern erwies. Einige
von dieſen Gebraͤuchen waren allerdings aber-
glaͤubiſch, und konnten von Chriſten ſchlech-
terdings nicht geduldet werden; die meiſten
aber konnten als politiſche und unbedeuten-
de Anordnungen ſehr wohl gelitten werden.
Die Jeſuiten dachten in dieſem Puncte
billig genug, woruͤber aber die Dominica-
ner und Franciſcaner bey dem heiligen
Stuhl in Rom die groͤßeſten Klagen fuͤhr-
ten. Die Jeſuiten, welche am Hofe zu
Peking ihren großen Anhang hatten, brach-
ten es ſo weit, daß ſie einen umſtaͤndlichen
Bericht der chineſiſchen Cerimonien auf Be-
fehl des Kayſers durch zwey geſchickte
Mandarinen aufſetzen ließen, und ihn an
den Pabſt, um ſich zu purgiren, ſchick-
ten. Der Bericht lautet von Wort zu
Wort folgender Weiſe: *) „Wenn die
Chine-
*) Wir haben dieſen Bericht aus den jeſui-
tiſchen
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/327>, abgerufen am 21.11.2024.
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