Ducaten belegen, um nur die Facon nicht be- zahlen zu dürfen. Die Sattel sind hinten und vorne mit massivem Golde garnirt. Die Schabracken, welche von den unsrigen weit verschieden, sind gleichfalls mit den theuersten und kostbarsten Sachen bordirt.
Nirgends aber ist die Verschwendung grös- ser und unglaublicher, als in den Serrails. Mit der Unterhaltung einer ungeheuren Menge von Weibern sind unsägliche Kosten verbunden. Al- le Tage werden neue Kleider, kostbare Par- füms angeschafft; und die im höchsten Grade wollüstigen Weibsbilder, wissen durch ihre un- verschämte Schmeicheley ihre Männer so zu fesseln und dahin zu bringen, daß sie sich zu unsäglichen Ausgaben leicht bewegen lassen.
Wenn eine vornehme Person Visite ablegt: so werden ein oder zwey Handpferde voraufge- führt. Vorne oder neben diesem Pferde ge- hen, nach Beschaffenheit, zwey, drey oder vier Domestiken zu Fuße. Hinter dieser vor- nehmern Person folgt einer zu Pferde, welcher die Tabacks-Bouteille trägt: ein anderer trägt ihm die Toilette mit einem Rocke und einer Mütze nach, und noch ein dritter, der ihm nur bloß zur Begleitung dient. Wenn er einmal auf eine Promenade oder sonst nach einem Garten oder öffentlichen Ort gehet; so nimmt er einen Knecht mit einem Yactan mit, der hinter ihm hergehen muß: dieser Yactan besteht aus zwey kleinen viereckigten Koffern,
welche
Ducaten belegen, um nur die Façon nicht be- zahlen zu duͤrfen. Die Sattel ſind hinten und vorne mit maſſivem Golde garnirt. Die Schabracken, welche von den unſrigen weit verſchieden, ſind gleichfalls mit den theuerſten und koſtbarſten Sachen bordirt.
Nirgends aber iſt die Verſchwendung groͤſ- ſer und unglaublicher, als in den Serrails. Mit der Unterhaltung einer ungeheuren Menge von Weibern ſind unſaͤgliche Koſten verbunden. Al- le Tage werden neue Kleider, koſtbare Par- fuͤms angeſchafft; und die im hoͤchſten Grade wolluͤſtigen Weibsbilder, wiſſen durch ihre un- verſchaͤmte Schmeicheley ihre Maͤnner ſo zu feſſeln und dahin zu bringen, daß ſie ſich zu unſaͤglichen Ausgaben leicht bewegen laſſen.
Wenn eine vornehme Perſon Viſite ablegt: ſo werden ein oder zwey Handpferde voraufge- fuͤhrt. Vorne oder neben dieſem Pferde ge- hen, nach Beſchaffenheit, zwey, drey oder vier Domeſtiken zu Fuße. Hinter dieſer vor- nehmern Perſon folgt einer zu Pferde, welcher die Tabacks-Bouteille traͤgt: ein anderer traͤgt ihm die Toilette mit einem Rocke und einer Muͤtze nach, und noch ein dritter, der ihm nur bloß zur Begleitung dient. Wenn er einmal auf eine Promenade oder ſonſt nach einem Garten oder oͤffentlichen Ort gehet; ſo nimmt er einen Knecht mit einem Yactan mit, der hinter ihm hergehen muß: dieſer Yactan beſteht aus zwey kleinen viereckigten Koffern,
welche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0074"n="54"/>
Ducaten belegen, um nur die Fa<hirendition="#aq">ç</hi>on nicht be-<lb/>
zahlen zu duͤrfen. Die Sattel ſind hinten und<lb/>
vorne mit maſſivem Golde garnirt. Die<lb/>
Schabracken, welche von den unſrigen weit<lb/>
verſchieden, ſind gleichfalls mit den theuerſten<lb/>
und koſtbarſten Sachen bordirt.</p><lb/><p>Nirgends aber iſt die Verſchwendung groͤſ-<lb/>ſer und unglaublicher, als in den Serrails. Mit<lb/>
der Unterhaltung einer ungeheuren Menge von<lb/>
Weibern ſind unſaͤgliche Koſten verbunden. Al-<lb/>
le Tage werden neue Kleider, koſtbare Par-<lb/>
fuͤms angeſchafft; und die im hoͤchſten Grade<lb/>
wolluͤſtigen Weibsbilder, wiſſen durch ihre un-<lb/>
verſchaͤmte Schmeicheley ihre Maͤnner ſo zu<lb/>
feſſeln und dahin zu bringen, daß ſie ſich zu<lb/>
unſaͤglichen Ausgaben leicht bewegen laſſen.</p><lb/><p>Wenn eine vornehme Perſon Viſite ablegt:<lb/>ſo werden ein oder zwey Handpferde voraufge-<lb/><choice><sic>gefuͤhrt</sic><corr>fuͤhrt</corr></choice>. Vorne oder neben dieſem Pferde ge-<lb/>
hen, nach Beſchaffenheit, zwey, drey oder<lb/>
vier Domeſtiken zu Fuße. Hinter dieſer vor-<lb/>
nehmern Perſon folgt einer zu Pferde, welcher<lb/>
die Tabacks-Bouteille traͤgt: ein anderer traͤgt<lb/>
ihm die Toilette mit einem Rocke und einer<lb/>
Muͤtze nach, und noch ein dritter, der ihm<lb/>
nur bloß zur Begleitung dient. Wenn er<lb/>
einmal auf eine Promenade oder ſonſt nach<lb/>
einem Garten oder oͤffentlichen Ort gehet; ſo<lb/>
nimmt er einen Knecht mit einem <hirendition="#fr">Yactan</hi> mit,<lb/>
der hinter ihm hergehen muß: dieſer Yactan<lb/>
beſteht aus zwey kleinen viereckigten Koffern,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">welche</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[54/0074]
Ducaten belegen, um nur die Façon nicht be-
zahlen zu duͤrfen. Die Sattel ſind hinten und
vorne mit maſſivem Golde garnirt. Die
Schabracken, welche von den unſrigen weit
verſchieden, ſind gleichfalls mit den theuerſten
und koſtbarſten Sachen bordirt.
Nirgends aber iſt die Verſchwendung groͤſ-
ſer und unglaublicher, als in den Serrails. Mit
der Unterhaltung einer ungeheuren Menge von
Weibern ſind unſaͤgliche Koſten verbunden. Al-
le Tage werden neue Kleider, koſtbare Par-
fuͤms angeſchafft; und die im hoͤchſten Grade
wolluͤſtigen Weibsbilder, wiſſen durch ihre un-
verſchaͤmte Schmeicheley ihre Maͤnner ſo zu
feſſeln und dahin zu bringen, daß ſie ſich zu
unſaͤglichen Ausgaben leicht bewegen laſſen.
Wenn eine vornehme Perſon Viſite ablegt:
ſo werden ein oder zwey Handpferde voraufge-
fuͤhrt. Vorne oder neben dieſem Pferde ge-
hen, nach Beſchaffenheit, zwey, drey oder
vier Domeſtiken zu Fuße. Hinter dieſer vor-
nehmern Perſon folgt einer zu Pferde, welcher
die Tabacks-Bouteille traͤgt: ein anderer traͤgt
ihm die Toilette mit einem Rocke und einer
Muͤtze nach, und noch ein dritter, der ihm
nur bloß zur Begleitung dient. Wenn er
einmal auf eine Promenade oder ſonſt nach
einem Garten oder oͤffentlichen Ort gehet; ſo
nimmt er einen Knecht mit einem Yactan mit,
der hinter ihm hergehen muß: dieſer Yactan
beſteht aus zwey kleinen viereckigten Koffern,
welche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/74>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.