zu machen; alsdenn gehen sie zur Theologie über. Wenn sie hierinn glücklichen Fortgang gemacht haben; so lernen sie die Philoso- phie, Rechenkunst, Arzeneykunst, Poesie, Geographie, Historie und Astrologie. Die Arzeneykunst und Astrologie wird für- nehmlich stark getrieben, und wer diese recht versteht, kann in Persien sein Glück ma- chen. -- Die Sprachen, die sie in ihrer Jugend lernen, sind die Persische, Türkische und Arabische. Ohne diese drey Sprachen kann kein Gelehrter, und überhaupt kein Mann vom Stande, fertig werden. Die Arabische Spra- che muß ein ieder verstehen, weil der Koran in derselben geschrieben ist, und überhaupt der Vortrag der Lehrer in den Disciplinen mit ara- bischen Brocken -- wie bey uns das Lateini- sche -- durchwürzt wird. -- Die Perser haben in ihrer Sprache die alten Autoren eben sowohl übersetzt, als wir. Nur muß man doch dabey anmerken, daß wir sie nicht so sehr und so fleißig zu lesen pflegen, als die Perser. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sie mehr in dem Geiste der Alten denken, reden und schreiben, als wir, denn ihre Hauptbeschäfftigung und Hauptabsicht bey Lesung der Alten, geht bloß dahin, sich mit ihren Grundsätzen vertrauter, und sie gleichsam sich eigen zu machen.
Vielleicht dürfte es manchen Lesern ange- nehm seyn, einige der vorzüglichsten persischen Gelehrten zu kennen. Ich will deswegen hier
einige
zu machen; alsdenn gehen ſie zur Theologie uͤber. Wenn ſie hierinn gluͤcklichen Fortgang gemacht haben; ſo lernen ſie die Philoſo- phie, Rechenkunſt, Arzeneykunſt, Poeſie, Geographie, Hiſtorie und Aſtrologie. Die Arzeneykunſt und Aſtrologie wird fuͤr- nehmlich ſtark getrieben, und wer dieſe recht verſteht, kann in Perſien ſein Gluͤck ma- chen. — Die Sprachen, die ſie in ihrer Jugend lernen, ſind die Perſiſche, Tuͤrkiſche und Arabiſche. Ohne dieſe drey Sprachen kann kein Gelehrter, und uͤberhaupt kein Mann vom Stande, fertig werden. Die Arabiſche Spra- che muß ein ieder verſtehen, weil der Koran in derſelben geſchrieben iſt, und uͤberhaupt der Vortrag der Lehrer in den Diſciplinen mit ara- biſchen Brocken — wie bey uns das Lateini- ſche — durchwuͤrzt wird. — Die Perſer haben in ihrer Sprache die alten Autoren eben ſowohl uͤberſetzt, als wir. Nur muß man doch dabey anmerken, daß wir ſie nicht ſo ſehr und ſo fleißig zu leſen pflegen, als die Perſer. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß ſie mehr in dem Geiſte der Alten denken, reden und ſchreiben, als wir, denn ihre Hauptbeſchaͤfftigung und Hauptabſicht bey Leſung der Alten, geht bloß dahin, ſich mit ihren Grundſaͤtzen vertrauter, und ſie gleichſam ſich eigen zu machen.
Vielleicht duͤrfte es manchen Leſern ange- nehm ſeyn, einige der vorzuͤglichſten perſiſchen Gelehrten zu kennen. Ich will deswegen hier
einige
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0097"n="77"/>
zu machen; alsdenn gehen ſie zur Theologie<lb/>
uͤber. Wenn ſie hierinn gluͤcklichen Fortgang<lb/>
gemacht haben; ſo lernen ſie die <hirendition="#fr">Philoſo-<lb/>
phie, Rechenkunſt, Arzeneykunſt, Poeſie,<lb/>
Geographie, Hiſtorie</hi> und <hirendition="#fr">Aſtrologie.</hi><lb/>
Die Arzeneykunſt und Aſtrologie wird fuͤr-<lb/>
nehmlich ſtark getrieben, und wer dieſe recht<lb/>
verſteht, kann in Perſien ſein Gluͤck ma-<lb/>
chen. — Die Sprachen, die ſie in ihrer Jugend<lb/>
lernen, ſind die <hirendition="#fr">Perſiſche, Tuͤrkiſche</hi> und<lb/><hirendition="#fr">Arabiſche.</hi> Ohne dieſe drey Sprachen kann<lb/>
kein Gelehrter, und uͤberhaupt kein Mann vom<lb/>
Stande, fertig werden. Die Arabiſche Spra-<lb/>
che muß ein ieder verſtehen, weil der Koran<lb/>
in derſelben geſchrieben iſt, und uͤberhaupt der<lb/>
Vortrag der Lehrer in den Diſciplinen mit ara-<lb/>
biſchen Brocken — wie bey uns das Lateini-<lb/>ſche — durchwuͤrzt wird. — Die Perſer<lb/>
haben in ihrer Sprache die alten Autoren eben<lb/>ſowohl uͤberſetzt, als wir. Nur muß man<lb/>
doch dabey anmerken, daß wir ſie nicht ſo ſehr<lb/>
und ſo fleißig zu leſen pflegen, als die Perſer.<lb/>
Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß ſie mehr in dem<lb/>
Geiſte der Alten denken, reden und ſchreiben,<lb/>
als wir, denn ihre Hauptbeſchaͤfftigung und<lb/>
Hauptabſicht bey Leſung der Alten, geht bloß<lb/>
dahin, ſich mit ihren Grundſaͤtzen vertrauter,<lb/>
und ſie gleichſam ſich eigen zu machen.</p><lb/><p>Vielleicht duͤrfte es manchen Leſern ange-<lb/>
nehm ſeyn, einige der vorzuͤglichſten perſiſchen<lb/>
Gelehrten zu kennen. Ich will deswegen hier<lb/><fwplace="bottom"type="catch">einige</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[77/0097]
zu machen; alsdenn gehen ſie zur Theologie
uͤber. Wenn ſie hierinn gluͤcklichen Fortgang
gemacht haben; ſo lernen ſie die Philoſo-
phie, Rechenkunſt, Arzeneykunſt, Poeſie,
Geographie, Hiſtorie und Aſtrologie.
Die Arzeneykunſt und Aſtrologie wird fuͤr-
nehmlich ſtark getrieben, und wer dieſe recht
verſteht, kann in Perſien ſein Gluͤck ma-
chen. — Die Sprachen, die ſie in ihrer Jugend
lernen, ſind die Perſiſche, Tuͤrkiſche und
Arabiſche. Ohne dieſe drey Sprachen kann
kein Gelehrter, und uͤberhaupt kein Mann vom
Stande, fertig werden. Die Arabiſche Spra-
che muß ein ieder verſtehen, weil der Koran
in derſelben geſchrieben iſt, und uͤberhaupt der
Vortrag der Lehrer in den Diſciplinen mit ara-
biſchen Brocken — wie bey uns das Lateini-
ſche — durchwuͤrzt wird. — Die Perſer
haben in ihrer Sprache die alten Autoren eben
ſowohl uͤberſetzt, als wir. Nur muß man
doch dabey anmerken, daß wir ſie nicht ſo ſehr
und ſo fleißig zu leſen pflegen, als die Perſer.
Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß ſie mehr in dem
Geiſte der Alten denken, reden und ſchreiben,
als wir, denn ihre Hauptbeſchaͤfftigung und
Hauptabſicht bey Leſung der Alten, geht bloß
dahin, ſich mit ihren Grundſaͤtzen vertrauter,
und ſie gleichſam ſich eigen zu machen.
Vielleicht duͤrfte es manchen Leſern ange-
nehm ſeyn, einige der vorzuͤglichſten perſiſchen
Gelehrten zu kennen. Ich will deswegen hier
einige
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/97>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.