[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.wenn man in der Türkey sieht, daß sich biswei- Der gewöhnliche Gruß der Araber besteht in Herr Niebuhr hielt es lange für einen über- wie viele Komplimente bey seinem Wirthe zu ma-
chen, steigt mit seinen Leuten zu Pferde, und es wird ihm von allen zu seinen Verrichtungen Glück gewünscht. Will man bey der Abreise aus Erkenntlichkeit den Domestiken etwas ge- ben; so wird es angenommen. Sonst aber pflegen die Araber nicht zu fodern. Sie üben die Gastfreyheit ohne Eigennutz aus, bloß als eine Tugend. wenn man in der Tuͤrkey ſieht, daß ſich biswei- Der gewoͤhnliche Gruß der Araber beſteht in Herr Niebuhr hielt es lange fuͤr einen uͤber- wie viele Komplimente bey ſeinem Wirthe zu ma-
chen, ſteigt mit ſeinen Leuten zu Pferde, und es wird ihm von allen zu ſeinen Verrichtungen Gluͤck gewuͤnſcht. Will man bey der Abreiſe aus Erkenntlichkeit den Domeſtiken etwas ge- ben; ſo wird es angenommen. Sonſt aber pflegen die Araber nicht zu fodern. Sie uͤben die Gaſtfreyheit ohne Eigennutz aus, bloß als eine Tugend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0160" n="134"/> wenn man in der Tuͤrkey ſieht, daß ſich biswei-<lb/> len reiche Tuͤrken in einen Winkel ſetzen, um<lb/> nicht noͤthig zu haben, denen, die ſie etwa haͤt-<lb/> ten bey Tiſche antreffen koͤnnen, etwas von ih-<lb/> ren Eſſen anzubieten.</p><lb/> <p>Der gewoͤhnliche Gruß der Araber beſteht in<lb/> den Worten: <hi rendition="#fr">Sal</hi><hi rendition="#aq">â</hi><hi rendition="#fr">m Aleikum</hi>, d. i. Friede<lb/> ſey mit euch. Sie legen dabey die Hand auf<lb/> die linke Bruſt. Die Antwort darauf iſt:<lb/><hi rendition="#fr">Aleikum eſſal</hi><hi rendition="#aq">â</hi><hi rendition="#fr">m</hi>, d. i. mit euch ſey Friede.<lb/> Alte Leute ſetzen oft noch hinzu: Und die Barm-<lb/> herzigkeit und der Segen Gottes. Die Mo-<lb/> hammedaner in Egypten und Syrien gruͤßen<lb/> einen Chriſten niemals ſo, ſondern ſagen nur:<lb/><hi rendition="#fr">Sebachh elchair</hi>, guten Morgen, oder <hi rendition="#fr">Sah-<lb/> heb ſalamat</hi>, Freund, wie befindeſt du dich?<lb/> Die Araber in Jemen, welche nur ſelten Chri-<lb/> ſten ſehen, ſind aber nicht ſo eifrig, daß ſie nicht<lb/> auch zuweilen zu den Chriſten <hi rendition="#fr">Sal</hi><hi rendition="#aq">â</hi><hi rendition="#fr">m aleikum</hi><lb/> ſagen ſollten.</p><lb/> <p>Herr Niebuhr hielt es lange fuͤr einen uͤber-<lb/> triebenen Stolz und Religionseifer der Mo-<lb/> hammedaner, daß ſie die Chriſten nicht eben ſo,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/><note xml:id="note-0160" prev="note-0159" place="foot" n="*)">viele Komplimente bey ſeinem Wirthe zu ma-<lb/> chen, ſteigt mit ſeinen Leuten zu Pferde, und<lb/> es wird ihm von allen zu ſeinen Verrichtungen<lb/> Gluͤck gewuͤnſcht. Will man bey der Abreiſe<lb/> aus Erkenntlichkeit den Domeſtiken etwas ge-<lb/> ben; ſo wird es angenommen. Sonſt aber<lb/> pflegen die Araber nicht zu fodern. Sie uͤben<lb/> die Gaſtfreyheit ohne Eigennutz aus, bloß als<lb/> eine Tugend.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0160]
wenn man in der Tuͤrkey ſieht, daß ſich biswei-
len reiche Tuͤrken in einen Winkel ſetzen, um
nicht noͤthig zu haben, denen, die ſie etwa haͤt-
ten bey Tiſche antreffen koͤnnen, etwas von ih-
ren Eſſen anzubieten.
Der gewoͤhnliche Gruß der Araber beſteht in
den Worten: Salâm Aleikum, d. i. Friede
ſey mit euch. Sie legen dabey die Hand auf
die linke Bruſt. Die Antwort darauf iſt:
Aleikum eſſalâm, d. i. mit euch ſey Friede.
Alte Leute ſetzen oft noch hinzu: Und die Barm-
herzigkeit und der Segen Gottes. Die Mo-
hammedaner in Egypten und Syrien gruͤßen
einen Chriſten niemals ſo, ſondern ſagen nur:
Sebachh elchair, guten Morgen, oder Sah-
heb ſalamat, Freund, wie befindeſt du dich?
Die Araber in Jemen, welche nur ſelten Chri-
ſten ſehen, ſind aber nicht ſo eifrig, daß ſie nicht
auch zuweilen zu den Chriſten Salâm aleikum
ſagen ſollten.
Herr Niebuhr hielt es lange fuͤr einen uͤber-
triebenen Stolz und Religionseifer der Mo-
hammedaner, daß ſie die Chriſten nicht eben ſo,
wie
*)
*) viele Komplimente bey ſeinem Wirthe zu ma-
chen, ſteigt mit ſeinen Leuten zu Pferde, und
es wird ihm von allen zu ſeinen Verrichtungen
Gluͤck gewuͤnſcht. Will man bey der Abreiſe
aus Erkenntlichkeit den Domeſtiken etwas ge-
ben; ſo wird es angenommen. Sonſt aber
pflegen die Araber nicht zu fodern. Sie uͤben
die Gaſtfreyheit ohne Eigennutz aus, bloß als
eine Tugend.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |