genschaften sind unter seinen Anhängern sehr viele Streitigkeiten entstanden. Allein die Be- schuldigungen, daß sie Gott einen Körper bey- legten, von ihm behaupteten, er selbst müßte täglich beten, und die Venus verehren, -- sind falsch und ungegründet. Den Engeln schrieb Mohammed aus Feuer bestehende Körper zu, wieß ihnen sehr verschiedene Verrichtungen an, und vermengte seinen Lehrbegriff mit sehr vielen jüdischen Fabeln und Fratzen. -- Vier Engel hielt er für die vornehmsten. Den Gabriel gab er für den Engel der Offenbahrung und für die nächste Quelle des Korans aus, den Michael für den Beschützer der Juden, den Asrael für den Engel des Todes und Vollzieher der göttli- chen Rathschlüsse über den Tod der Menschen, und den Israfil für den Gerichtsengel, der nach dem Tode alle abgeschiedene Seelen untersuche, und an dem allgemeinen Gerichtstage die Po- saune blasen sollte. Jedem Menschen eignete er zwey mit einander abwechselnde Schutzengel zu. Azaziel, den er wegen seiner Verzweiflung auch Eblis nannte, war gefallen, und zur ewigen Strafe verurtheilt, weil er den Adam nicht habe anbeten wollen. Aus Rache, sich aus dem Himmel verstossen zu sehen, verführte er die er- sten Menschen.
Nächstdem nahm Mohammed noch eine Art von Mittelgeistern an, die er Dun nannte. Diese sollen Körper von einer feurigen, aber gröbern Materie, als die Engel, haben, vor
der
genſchaften ſind unter ſeinen Anhaͤngern ſehr viele Streitigkeiten entſtanden. Allein die Be- ſchuldigungen, daß ſie Gott einen Koͤrper bey- legten, von ihm behaupteten, er ſelbſt muͤßte taͤglich beten, und die Venus verehren, — ſind falſch und ungegruͤndet. Den Engeln ſchrieb Mohammed aus Feuer beſtehende Koͤrper zu, wieß ihnen ſehr verſchiedene Verrichtungen an, und vermengte ſeinen Lehrbegriff mit ſehr vielen juͤdiſchen Fabeln und Fratzen. — Vier Engel hielt er fuͤr die vornehmſten. Den Gabriel gab er fuͤr den Engel der Offenbahrung und fuͤr die naͤchſte Quelle des Korans aus, den Michael fuͤr den Beſchuͤtzer der Juden, den Aſrael fuͤr den Engel des Todes und Vollzieher der goͤttli- chen Rathſchluͤſſe uͤber den Tod der Menſchen, und den Iſrafil fuͤr den Gerichtsengel, der nach dem Tode alle abgeſchiedene Seelen unterſuche, und an dem allgemeinen Gerichtstage die Po- ſaune blaſen ſollte. Jedem Menſchen eignete er zwey mit einander abwechſelnde Schutzengel zu. Azaziel, den er wegen ſeiner Verzweiflung auch Eblis nannte, war gefallen, und zur ewigen Strafe verurtheilt, weil er den Adam nicht habe anbeten wollen. Aus Rache, ſich aus dem Himmel verſtoſſen zu ſehen, verfuͤhrte er die er- ſten Menſchen.
Naͤchſtdem nahm Mohammed noch eine Art von Mittelgeiſtern an, die er Důn nannte. Dieſe ſollen Koͤrper von einer feurigen, aber groͤbern Materie, als die Engel, haben, vor
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genſchaften ſind unter ſeinen Anhaͤngern ſehr
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ſchuldigungen, daß ſie Gott einen Koͤrper bey-
legten, von ihm behaupteten, er ſelbſt muͤßte
taͤglich beten, und die Venus verehren, — ſind
falſch und ungegruͤndet. Den Engeln ſchrieb
Mohammed aus Feuer beſtehende Koͤrper zu,
wieß ihnen ſehr verſchiedene Verrichtungen an,
und vermengte ſeinen Lehrbegriff mit ſehr vielen
juͤdiſchen Fabeln und Fratzen. — Vier Engel
hielt er fuͤr die vornehmſten. Den Gabriel
gab er fuͤr den Engel der Offenbahrung und fuͤr
die naͤchſte Quelle des Korans aus, den Michael
fuͤr den Beſchuͤtzer der Juden, den Aſrael fuͤr
den Engel des Todes und Vollzieher der goͤttli-
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und den Iſrafil fuͤr den Gerichtsengel, der nach
dem Tode alle abgeſchiedene Seelen unterſuche,
und an dem allgemeinen Gerichtstage die Po-
ſaune blaſen ſollte. Jedem Menſchen eignete er
zwey mit einander abwechſelnde Schutzengel zu.
Azaziel, den er wegen ſeiner Verzweiflung auch
Eblis nannte, war gefallen, und zur ewigen
Strafe verurtheilt, weil er den Adam nicht habe
anbeten wollen. Aus Rache, ſich aus dem
Himmel verſtoſſen zu ſehen, verfuͤhrte er die er-
ſten Menſchen.
Naͤchſtdem nahm Mohammed noch eine Art
von Mittelgeiſtern an, die er Důn nannte.
Dieſe ſollen Koͤrper von einer feurigen, aber
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/180>, abgerufen am 23.11.2024.
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