Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

eben so beträchtlich. Man bewundert die
Schönheit ihrer Moskeen: und diejenige, die
man die große Moskee nennt weil Mohammeds
Grab darinn verwahrt wird, liegt mitten in der
Stadt auf einer Höhe. Der Eingang dazu
besteht aus einem Peristil, von marmornen Do-
rischen Säulen, die aber miserabel gearbeitet
und zu stark sind.

Das Grab des Propheten ist in einem Thur-
me, oder runden Gebäude verwahrt, das mit
einer Kuppel überbaut ist, welche Turba genennt
wird. Dieß runde Gebäude ist von der Hälfte
bis an die Kuppel offen, und mit einem Gange
umgeben, in dessen Mauer viel Fenster mit sil-
bernen Gittern, angebracht sind. Die Mauer
des Gebäudes hat keine Oefnung, sie ist aber
mit einer so großen Menge kostbarer Steine
und Diamanten bedeckt, besonders an dem Or-
te, der auf dem obersten Theil des Sarges trift,
daß vielleicht kein reicherer Ort zu finden ist.
Man bewundert unter andern zwey Diamanten,
davon der eine zwey Finger breit, und nach
Verhältniß lang ist; der andre, noch größere,
ist nur die Hälfte von einem, den Osmann,
Achmets Sohn, zerschneiden ließ, und die eine
Hälfte nach Medina schickte die andre aber für
sich behielt und seinen Turban damit schmückte.
Diesen haben die Großherrn seitdem beständig
getragen, und man hält ihn für den schönsten
im ganzen Reiche. In die Galerie, und in den
Turba geht man, nach dem Bericht einiger

Schrift-

eben ſo betraͤchtlich. Man bewundert die
Schoͤnheit ihrer Moſkeen: und diejenige, die
man die große Moſkee nennt weil Mohammeds
Grab darinn verwahrt wird, liegt mitten in der
Stadt auf einer Hoͤhe. Der Eingang dazu
beſteht aus einem Periſtil, von marmornen Do-
riſchen Saͤulen, die aber miſerabel gearbeitet
und zu ſtark ſind.

Das Grab des Propheten iſt in einem Thur-
me, oder runden Gebaͤude verwahrt, das mit
einer Kuppel uͤberbaut iſt, welche Turba genennt
wird. Dieß runde Gebaͤude iſt von der Haͤlfte
bis an die Kuppel offen, und mit einem Gange
umgeben, in deſſen Mauer viel Fenſter mit ſil-
bernen Gittern, angebracht ſind. Die Mauer
des Gebaͤudes hat keine Oefnung, ſie iſt aber
mit einer ſo großen Menge koſtbarer Steine
und Diamanten bedeckt, beſonders an dem Or-
te, der auf dem oberſten Theil des Sarges trift,
daß vielleicht kein reicherer Ort zu finden iſt.
Man bewundert unter andern zwey Diamanten,
davon der eine zwey Finger breit, und nach
Verhaͤltniß lang iſt; der andre, noch groͤßere,
iſt nur die Haͤlfte von einem, den Osmann,
Achmets Sohn, zerſchneiden ließ, und die eine
Haͤlfte nach Medina ſchickte die andre aber fuͤr
ſich behielt und ſeinen Turban damit ſchmuͤckte.
Dieſen haben die Großherrn ſeitdem beſtaͤndig
getragen, und man haͤlt ihn fuͤr den ſchoͤnſten
im ganzen Reiche. In die Galerie, und in den
Turba geht man, nach dem Bericht einiger

Schrift-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0210" n="184"/>
eben &#x017F;o betra&#x0364;chtlich. Man bewundert die<lb/>
Scho&#x0364;nheit ihrer Mo&#x017F;keen: und diejenige, die<lb/>
man die große Mo&#x017F;kee nennt weil Mohammeds<lb/>
Grab darinn verwahrt wird, liegt mitten in der<lb/>
Stadt auf einer Ho&#x0364;he. Der Eingang dazu<lb/>
be&#x017F;teht aus einem Peri&#x017F;til, von marmornen Do-<lb/>
ri&#x017F;chen Sa&#x0364;ulen, die aber mi&#x017F;erabel gearbeitet<lb/>
und zu &#x017F;tark &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Das Grab des Propheten i&#x017F;t in einem Thur-<lb/>
me, oder runden Geba&#x0364;ude verwahrt, das mit<lb/>
einer Kuppel u&#x0364;berbaut i&#x017F;t, welche Turba genennt<lb/>
wird. Dieß runde Geba&#x0364;ude i&#x017F;t von der Ha&#x0364;lfte<lb/>
bis an die Kuppel offen, und mit einem Gange<lb/>
umgeben, in de&#x017F;&#x017F;en Mauer viel Fen&#x017F;ter mit &#x017F;il-<lb/>
bernen Gittern, angebracht &#x017F;ind. Die Mauer<lb/>
des Geba&#x0364;udes hat keine Oefnung, &#x017F;ie i&#x017F;t aber<lb/>
mit einer &#x017F;o großen Menge ko&#x017F;tbarer Steine<lb/>
und Diamanten bedeckt, be&#x017F;onders an dem Or-<lb/>
te, der auf dem ober&#x017F;ten Theil des Sarges trift,<lb/>
daß vielleicht kein reicherer Ort zu finden i&#x017F;t.<lb/>
Man bewundert unter andern zwey Diamanten,<lb/>
davon der eine zwey Finger breit, und nach<lb/>
Verha&#x0364;ltniß lang i&#x017F;t; der andre, noch gro&#x0364;ßere,<lb/>
i&#x017F;t nur die Ha&#x0364;lfte von einem, den Osmann,<lb/>
Achmets Sohn, zer&#x017F;chneiden ließ, und die eine<lb/>
Ha&#x0364;lfte nach Medina &#x017F;chickte die andre aber fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich behielt und &#x017F;einen Turban damit &#x017F;chmu&#x0364;ckte.<lb/>
Die&#x017F;en haben die Großherrn &#x017F;eitdem be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
getragen, und man ha&#x0364;lt ihn fu&#x0364;r den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten<lb/>
im ganzen Reiche. In die Galerie, und in den<lb/>
Turba geht man, nach dem Bericht einiger<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schrift-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0210] eben ſo betraͤchtlich. Man bewundert die Schoͤnheit ihrer Moſkeen: und diejenige, die man die große Moſkee nennt weil Mohammeds Grab darinn verwahrt wird, liegt mitten in der Stadt auf einer Hoͤhe. Der Eingang dazu beſteht aus einem Periſtil, von marmornen Do- riſchen Saͤulen, die aber miſerabel gearbeitet und zu ſtark ſind. Das Grab des Propheten iſt in einem Thur- me, oder runden Gebaͤude verwahrt, das mit einer Kuppel uͤberbaut iſt, welche Turba genennt wird. Dieß runde Gebaͤude iſt von der Haͤlfte bis an die Kuppel offen, und mit einem Gange umgeben, in deſſen Mauer viel Fenſter mit ſil- bernen Gittern, angebracht ſind. Die Mauer des Gebaͤudes hat keine Oefnung, ſie iſt aber mit einer ſo großen Menge koſtbarer Steine und Diamanten bedeckt, beſonders an dem Or- te, der auf dem oberſten Theil des Sarges trift, daß vielleicht kein reicherer Ort zu finden iſt. Man bewundert unter andern zwey Diamanten, davon der eine zwey Finger breit, und nach Verhaͤltniß lang iſt; der andre, noch groͤßere, iſt nur die Haͤlfte von einem, den Osmann, Achmets Sohn, zerſchneiden ließ, und die eine Haͤlfte nach Medina ſchickte die andre aber fuͤr ſich behielt und ſeinen Turban damit ſchmuͤckte. Dieſen haben die Großherrn ſeitdem beſtaͤndig getragen, und man haͤlt ihn fuͤr den ſchoͤnſten im ganzen Reiche. In die Galerie, und in den Turba geht man, nach dem Bericht einiger Schrift-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/210
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/210>, abgerufen am 21.11.2024.