In dieser Provinz dürfen sie keinen Sasch tra- gen, und haben deswegen nichts weiter auf dem Kopfe, als eine ganz kleine Mütze. Ob sie gleich blos dadurch von andern Nationen unter- schieden werden können; so lassen sie doch an beyden Seiten einen großen Zopf Haare über die Ohren herunter hängen. Man erlaubt ih- nen hier keine andre Kleider, als von blauer Farbe zu tragen. Ihre Beinkleider, ihr Hem- de, ihr Gürtel und ihr Oberrock, ist deswegen alles von blauer Leinewand.
Den Bonianen in Jemen, ward vor eini- gen Jahren, da sie sich noch, wie in Indien, ganz weiß trugen, anbefohlen, sich roth zu klei- den. Weil sie aber eine große Summe an den Iman bezahlten; so wurde der Befehl zwar zu der Zeit zurück genommen, aber sie erhielten doch bald darauf einen neuen Befehl, daß ihr Turban künftig roth seyn sollte. Nun hatten sie nicht Lust mehr Geschenke zu machen, und gehorchten. Sie gehen also jetzt weiß, mit ei- nem rothen Turban. Die Bonianen und Ju- den dürfen in Jemen kein Gewehr, und also auch nicht das große arabische Messer tragen.
Den Europäern, welche nach Arabien kom- men, ist es erlaubt, Gewehr zu tragen. Sie können sich auch nach eignen Gefallen kleiden. Es ist aber des neugierigen und bisweilen un- nützen Pöbels wegen am besten, wenn sie sich nach Landesmanier kleiden, und also nur wenig bemerkt werden.
Die
N
In dieſer Provinz duͤrfen ſie keinen Saſch tra- gen, und haben deswegen nichts weiter auf dem Kopfe, als eine ganz kleine Muͤtze. Ob ſie gleich blos dadurch von andern Nationen unter- ſchieden werden koͤnnen; ſo laſſen ſie doch an beyden Seiten einen großen Zopf Haare uͤber die Ohren herunter haͤngen. Man erlaubt ih- nen hier keine andre Kleider, als von blauer Farbe zu tragen. Ihre Beinkleider, ihr Hem- de, ihr Guͤrtel und ihr Oberrock, iſt deswegen alles von blauer Leinewand.
Den Bonianen in Jemen, ward vor eini- gen Jahren, da ſie ſich noch, wie in Indien, ganz weiß trugen, anbefohlen, ſich roth zu klei- den. Weil ſie aber eine große Summe an den Iman bezahlten; ſo wurde der Befehl zwar zu der Zeit zuruͤck genommen, aber ſie erhielten doch bald darauf einen neuen Befehl, daß ihr Turban kuͤnftig roth ſeyn ſollte. Nun hatten ſie nicht Luſt mehr Geſchenke zu machen, und gehorchten. Sie gehen alſo jetzt weiß, mit ei- nem rothen Turban. Die Bonianen und Ju- den duͤrfen in Jemen kein Gewehr, und alſo auch nicht das große arabiſche Meſſer tragen.
Den Europaͤern, welche nach Arabien kom- men, iſt es erlaubt, Gewehr zu tragen. Sie koͤnnen ſich auch nach eignen Gefallen kleiden. Es iſt aber des neugierigen und bisweilen un- nuͤtzen Poͤbels wegen am beſten, wenn ſie ſich nach Landesmanier kleiden, und alſo nur wenig bemerkt werden.
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In dieſer Provinz duͤrfen ſie keinen Saſch tra-
gen, und haben deswegen nichts weiter auf dem
Kopfe, als eine ganz kleine Muͤtze. Ob ſie
gleich blos dadurch von andern Nationen unter-
ſchieden werden koͤnnen; ſo laſſen ſie doch an
beyden Seiten einen großen Zopf Haare uͤber
die Ohren herunter haͤngen. Man erlaubt ih-
nen hier keine andre Kleider, als von blauer
Farbe zu tragen. Ihre Beinkleider, ihr Hem-
de, ihr Guͤrtel und ihr Oberrock, iſt deswegen
alles von blauer Leinewand.
Den Bonianen in Jemen, ward vor eini-
gen Jahren, da ſie ſich noch, wie in Indien,
ganz weiß trugen, anbefohlen, ſich roth zu klei-
den. Weil ſie aber eine große Summe an den
Iman bezahlten; ſo wurde der Befehl zwar zu
der Zeit zuruͤck genommen, aber ſie erhielten
doch bald darauf einen neuen Befehl, daß ihr
Turban kuͤnftig roth ſeyn ſollte. Nun hatten
ſie nicht Luſt mehr Geſchenke zu machen, und
gehorchten. Sie gehen alſo jetzt weiß, mit ei-
nem rothen Turban. Die Bonianen und Ju-
den duͤrfen in Jemen kein Gewehr, und alſo
auch nicht das große arabiſche Meſſer tragen.
Den Europaͤern, welche nach Arabien kom-
men, iſt es erlaubt, Gewehr zu tragen. Sie
koͤnnen ſich auch nach eignen Gefallen kleiden.
Es iſt aber des neugierigen und bisweilen un-
nuͤtzen Poͤbels wegen am beſten, wenn ſie ſich
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/219>, abgerufen am 21.11.2024.
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