nach dem Berichten glaubwürdiger Reisenden, sechs bis zwölf Fuß hoch. Seine Stärke beträgt zehn, zwölf und funfzehn Zoll im Um- fange. Weil er sich in die Runde ausbreitet, und die untersten Zweige sich gemeiniglich krüm- men; so hat er, wenigstens in gewissen Jahren, die Gestalt eines Sonnenschirms. Die Rinde ist weißlich, und etwas rauh. Sein dunkel- grünes Blatt gleicht dem Citronenblatte, und die weiße Blüte hat fünf kleine Blätter, wie der Jesmin. Der Geruch davon ist angenehm, und hat etwas balsamisches, der Geschmack aber ist bitter.
Der Kaffee kommt aus dem Saamen, und wird nicht durch Steckreiser fortgepflanzt. Es ist ein immer grünender Baum, der seine Blät- ter nie auf einmal verliert. Er liebt den feuch- ten Boden, daher er unten an den Bergen und längst den Bächen häufig wächst, welches in der Landschaft eine überaus angenehme Aussicht veranlaßt.
So bald die Blüte des Kaffeebaums ab- fällt, sieht man eine kleine, anfänglich ganz grüne Frucht, die aber, wenn sie reifet, ganz roth wird, und beynahe wie eine große Kirsche aussieht: sie ist von gutem Geschmacke, nahr- haft und kühlet sehr. Unter dem Fleische der Kirsche findet man anstatt des Kerns, die Boh- ne, die man Kaffee nennt. Diese Bohne ist mit einer sehr feinen Haut umgeben, welche an- fänglich weich ist, und angenehm schmeckt, nach
und
nach dem Berichten glaubwuͤrdiger Reiſenden, ſechs bis zwoͤlf Fuß hoch. Seine Staͤrke betraͤgt zehn, zwoͤlf und funfzehn Zoll im Um- fange. Weil er ſich in die Runde ausbreitet, und die unterſten Zweige ſich gemeiniglich kruͤm- men; ſo hat er, wenigſtens in gewiſſen Jahren, die Geſtalt eines Sonnenſchirms. Die Rinde iſt weißlich, und etwas rauh. Sein dunkel- gruͤnes Blatt gleicht dem Citronenblatte, und die weiße Bluͤte hat fuͤnf kleine Blaͤtter, wie der Jeſmin. Der Geruch davon iſt angenehm, und hat etwas balſamiſches, der Geſchmack aber iſt bitter.
Der Kaffee kommt aus dem Saamen, und wird nicht durch Steckreiſer fortgepflanzt. Es iſt ein immer gruͤnender Baum, der ſeine Blaͤt- ter nie auf einmal verliert. Er liebt den feuch- ten Boden, daher er unten an den Bergen und laͤngſt den Baͤchen haͤufig waͤchſt, welches in der Landſchaft eine uͤberaus angenehme Ausſicht veranlaßt.
So bald die Bluͤte des Kaffeebaums ab- faͤllt, ſieht man eine kleine, anfaͤnglich ganz gruͤne Frucht, die aber, wenn ſie reifet, ganz roth wird, und beynahe wie eine große Kirſche ausſieht: ſie iſt von gutem Geſchmacke, nahr- haft und kuͤhlet ſehr. Unter dem Fleiſche der Kirſche findet man anſtatt des Kerns, die Boh- ne, die man Kaffee nennt. Dieſe Bohne iſt mit einer ſehr feinen Haut umgeben, welche an- faͤnglich weich iſt, und angenehm ſchmeckt, nach
und
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nach dem Berichten glaubwuͤrdiger Reiſenden,
ſechs bis zwoͤlf Fuß hoch. Seine Staͤrke
betraͤgt zehn, zwoͤlf und funfzehn Zoll im Um-
fange. Weil er ſich in die Runde ausbreitet,
und die unterſten Zweige ſich gemeiniglich kruͤm-
men; ſo hat er, wenigſtens in gewiſſen Jahren,
die Geſtalt eines Sonnenſchirms. Die Rinde
iſt weißlich, und etwas rauh. Sein dunkel-
gruͤnes Blatt gleicht dem Citronenblatte, und
die weiße Bluͤte hat fuͤnf kleine Blaͤtter, wie
der Jeſmin. Der Geruch davon iſt angenehm,
und hat etwas balſamiſches, der Geſchmack aber
iſt bitter.
Der Kaffee kommt aus dem Saamen, und
wird nicht durch Steckreiſer fortgepflanzt. Es
iſt ein immer gruͤnender Baum, der ſeine Blaͤt-
ter nie auf einmal verliert. Er liebt den feuch-
ten Boden, daher er unten an den Bergen und
laͤngſt den Baͤchen haͤufig waͤchſt, welches in
der Landſchaft eine uͤberaus angenehme Ausſicht
veranlaßt.
So bald die Bluͤte des Kaffeebaums ab-
faͤllt, ſieht man eine kleine, anfaͤnglich ganz
gruͤne Frucht, die aber, wenn ſie reifet, ganz
roth wird, und beynahe wie eine große Kirſche
ausſieht: ſie iſt von gutem Geſchmacke, nahr-
haft und kuͤhlet ſehr. Unter dem Fleiſche der
Kirſche findet man anſtatt des Kerns, die Boh-
ne, die man Kaffee nennt. Dieſe Bohne iſt
mit einer ſehr feinen Haut umgeben, welche an-
faͤnglich weich iſt, und angenehm ſchmeckt, nach
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/226>, abgerufen am 21.11.2024.
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