gestorben, daß man nur sehr wenige Copten fin- det, die ihre Kirchenbücher verstehen, ja die sie nur recht lesen können. -- Dieß wird begreif- lich, wenn man bedenket, daß sie schon seit mehr als zwey tausend Jahren beständig von fremden Nationen sind regiert worden. Nach der Meynung der Copten zu Kahira haben die Griechen, welche ihre egyptische Unterthanen als Ketzer ansahen, und alle Mittel anwendeten, sie mit ihrer Kirche zu vereinigen, bey Lebens- strafe verboten, die alte coptische Sprache zu reden, und ihnen so gar anbefohlen, sich des griechischen Alphabets zu bedienen. Indessen soll man ihnen erlaubt haben, sieben Buchsta- ben aus ihrem alten Alphabet zu gebrauchen, weil das Griechische nicht alle die Buchstaben hatte, die sie brauchten, um sich deutlich in ihrer alten Sprache auszudrücken. Dieß grie- chischcoptische Alphabet ist in den neuern Zeiten das Coptische genannt worden. -- Nachher soll unter der Regierung der Mohammedaner ein König von Egypten bey Strafe des Todes verboten haben, die vermischt griechischcoptische Sprache zu reden, und seitdem ist die arabische Sprache in Egypten gemein. Doch werden die Evangelia und einige Gebete in den Kirchen, noch itzt in der coptischen, aber gleich darauf auch in der arabischen Sprache gelesen.
Die übrigen Araber, welche in Afrika, nem- lich an der Südseite des mittelländischen Meers von Egypten bis an die Meerenge von Gibral-
tar,
geſtorben, daß man nur ſehr wenige Copten fin- det, die ihre Kirchenbuͤcher verſtehen, ja die ſie nur recht leſen koͤnnen. — Dieß wird begreif- lich, wenn man bedenket, daß ſie ſchon ſeit mehr als zwey tauſend Jahren beſtaͤndig von fremden Nationen ſind regiert worden. Nach der Meynung der Copten zu Kahira haben die Griechen, welche ihre egyptiſche Unterthanen als Ketzer anſahen, und alle Mittel anwendeten, ſie mit ihrer Kirche zu vereinigen, bey Lebens- ſtrafe verboten, die alte coptiſche Sprache zu reden, und ihnen ſo gar anbefohlen, ſich des griechiſchen Alphabets zu bedienen. Indeſſen ſoll man ihnen erlaubt haben, ſieben Buchſta- ben aus ihrem alten Alphabet zu gebrauchen, weil das Griechiſche nicht alle die Buchſtaben hatte, die ſie brauchten, um ſich deutlich in ihrer alten Sprache auszudruͤcken. Dieß grie- chiſchcoptiſche Alphabet iſt in den neuern Zeiten das Coptiſche genannt worden. — Nachher ſoll unter der Regierung der Mohammedaner ein Koͤnig von Egypten bey Strafe des Todes verboten haben, die vermiſcht griechiſchcoptiſche Sprache zu reden, und ſeitdem iſt die arabiſche Sprache in Egypten gemein. Doch werden die Evangelia und einige Gebete in den Kirchen, noch itzt in der coptiſchen, aber gleich darauf auch in der arabiſchen Sprache geleſen.
Die uͤbrigen Araber, welche in Afrika, nem- lich an der Suͤdſeite des mittellaͤndiſchen Meers von Egypten bis an die Meerenge von Gibral-
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geſtorben, daß man nur ſehr wenige Copten fin-
det, die ihre Kirchenbuͤcher verſtehen, ja die ſie
nur recht leſen koͤnnen. — Dieß wird begreif-
lich, wenn man bedenket, daß ſie ſchon ſeit
mehr als zwey tauſend Jahren beſtaͤndig von
fremden Nationen ſind regiert worden. Nach
der Meynung der Copten zu Kahira haben die
Griechen, welche ihre egyptiſche Unterthanen als
Ketzer anſahen, und alle Mittel anwendeten,
ſie mit ihrer Kirche zu vereinigen, bey Lebens-
ſtrafe verboten, die alte coptiſche Sprache zu
reden, und ihnen ſo gar anbefohlen, ſich des
griechiſchen Alphabets zu bedienen. Indeſſen
ſoll man ihnen erlaubt haben, ſieben Buchſta-
ben aus ihrem alten Alphabet zu gebrauchen,
weil das Griechiſche nicht alle die Buchſtaben
hatte, die ſie brauchten, um ſich deutlich in
ihrer alten Sprache auszudruͤcken. Dieß grie-
chiſchcoptiſche Alphabet iſt in den neuern Zeiten
das Coptiſche genannt worden. — Nachher
ſoll unter der Regierung der Mohammedaner
ein Koͤnig von Egypten bey Strafe des Todes
verboten haben, die vermiſcht griechiſchcoptiſche
Sprache zu reden, und ſeitdem iſt die arabiſche
Sprache in Egypten gemein. Doch werden
die Evangelia und einige Gebete in den Kirchen,
noch itzt in der coptiſchen, aber gleich darauf
auch in der arabiſchen Sprache geleſen.
Die uͤbrigen Araber, welche in Afrika, nem-
lich an der Suͤdſeite des mittellaͤndiſchen Meers
von Egypten bis an die Meerenge von Gibral-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/250>, abgerufen am 21.11.2024.
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