sind ohne Kadenzen und Triller. Die franzö- sischen Arien, welche La Loubere und seine Com- pagnons spielten, gefielen dem Könige nicht, weil sie ihm nicht ernsthaft genug waren. In- zwischen haben die Siamer in ihren eignen Arien nichts ernsthaftes, und in dem Marsche des Königes selbst, geht die Symphonie sehr ge- schwinde. Auch verstehen sie die Kunst zu ac- compagniren nicht, und ihre Concerte haben nur eine Stimme, sowohl für die Instrumente, als für die Sänger.
Ihre vornehmsten Instrumente sind: Gei- gen mit drey Saiten, die sie Tro nennen, und gewisse schreyende Hautbois, welche sie Vi nen- nen. Hierzu spielen sie auf küpfernen Becken; sie schlagen nämlich zu gewisser Zeit in jedem Tacte darauf. Die Becken hängen vermittelst einer Schnure, an einer Stange, welche nach der Quere auf zwo Gabeln liegt, und man schlägt sie mit einem kurzen hölzernen Kleppel. Zu diesem Getöne kommen noch zweyerley Arten von Trommeln, die man Tlunpunpan und Tapon nennt. Der Kasten von der ersten ist nicht größer als unsre Castagnetten, aber unten und oben mit Pergament überzogen, wie un- sre Trommeln. An jeder Seite des Kastens hängt eine Bleykugel an einer Schnur. Durch den Kasten ist ebenfalls ein Stäbchen gesteckt, woran man ihn hält wie an einem Handgriffe. Den Handgriff querlet man zwischen den Hän- den herum, wie einen Schokoladen-Querl, und
so
ſind ohne Kadenzen und Triller. Die franzoͤ- ſiſchen Arien, welche La Loubere und ſeine Com- pagnons ſpielten, gefielen dem Koͤnige nicht, weil ſie ihm nicht ernſthaft genug waren. In- zwiſchen haben die Siamer in ihren eignen Arien nichts ernſthaftes, und in dem Marſche des Koͤniges ſelbſt, geht die Symphonie ſehr ge- ſchwinde. Auch verſtehen ſie die Kunſt zu ac- compagniren nicht, und ihre Concerte haben nur eine Stimme, ſowohl fuͤr die Inſtrumente, als fuͤr die Saͤnger.
Ihre vornehmſten Inſtrumente ſind: Gei- gen mit drey Saiten, die ſie Tro nennen, und gewiſſe ſchreyende Hautbois, welche ſie Vi nen- nen. Hierzu ſpielen ſie auf kuͤpfernen Becken; ſie ſchlagen naͤmlich zu gewiſſer Zeit in jedem Tacte darauf. Die Becken haͤngen vermittelſt einer Schnure, an einer Stange, welche nach der Quere auf zwo Gabeln liegt, und man ſchlaͤgt ſie mit einem kurzen hoͤlzernen Kleppel. Zu dieſem Getoͤne kommen noch zweyerley Arten von Trommeln, die man Tlunpunpan und Tapon nennt. Der Kaſten von der erſten iſt nicht groͤßer als unſre Caſtagnetten, aber unten und oben mit Pergament uͤberzogen, wie un- ſre Trommeln. An jeder Seite des Kaſtens haͤngt eine Bleykugel an einer Schnur. Durch den Kaſten iſt ebenfalls ein Staͤbchen geſteckt, woran man ihn haͤlt wie an einem Handgriffe. Den Handgriff querlet man zwiſchen den Haͤn- den herum, wie einen Schokoladen-Querl, und
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ſind ohne Kadenzen und Triller. Die franzoͤ-
ſiſchen Arien, welche La Loubere und ſeine Com-
pagnons ſpielten, gefielen dem Koͤnige nicht,
weil ſie ihm nicht ernſthaft genug waren. In-
zwiſchen haben die Siamer in ihren eignen Arien
nichts ernſthaftes, und in dem Marſche des
Koͤniges ſelbſt, geht die Symphonie ſehr ge-
ſchwinde. Auch verſtehen ſie die Kunſt zu ac-
compagniren nicht, und ihre Concerte haben
nur eine Stimme, ſowohl fuͤr die Inſtrumente,
als fuͤr die Saͤnger.
Ihre vornehmſten Inſtrumente ſind: Gei-
gen mit drey Saiten, die ſie Tro nennen, und
gewiſſe ſchreyende Hautbois, welche ſie Vi nen-
nen. Hierzu ſpielen ſie auf kuͤpfernen Becken;
ſie ſchlagen naͤmlich zu gewiſſer Zeit in jedem
Tacte darauf. Die Becken haͤngen vermittelſt
einer Schnure, an einer Stange, welche nach
der Quere auf zwo Gabeln liegt, und man
ſchlaͤgt ſie mit einem kurzen hoͤlzernen Kleppel.
Zu dieſem Getoͤne kommen noch zweyerley Arten
von Trommeln, die man Tlunpunpan und
Tapon nennt. Der Kaſten von der erſten iſt
nicht groͤßer als unſre Caſtagnetten, aber unten
und oben mit Pergament uͤberzogen, wie un-
ſre Trommeln. An jeder Seite des Kaſtens
haͤngt eine Bleykugel an einer Schnur. Durch
den Kaſten iſt ebenfalls ein Staͤbchen geſteckt,
woran man ihn haͤlt wie an einem Handgriffe.
Den Handgriff querlet man zwiſchen den Haͤn-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/341>, abgerufen am 22.11.2024.
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