[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.henden Tage. In den trockenen Jahreszeiten Von Surat bis Agra *) und noch weiter men *) Surat, oder wie andere schreiben, Surate, ist
ein wüster Ort im Königreich Gutscherat. Herr Prof. Dohm giebt uns von ihr in seiner geo- graphischen Beschreibung von Hindostan, fol- genden Abriß: "Sie ist, sagt er, eine der wich- tigsten Handelsstädte in ganz Indien. Sie liegt vier Meilen vom Meere am Flusse Tapta, in welchem, während der Fluth mittelmäßige Schiffe einlaufen können. "-- Die Gegend, welche Surate umgiebt, besteht aus den frucht- barsten, mit Reis, Getreide und auch Zucker- rohr (welches hier sehr gut fortkommt) besetzten Feldern, oder aus angenehmen Gärten und Lustwäldern. Thevenot hält die Gegend von Surate für die schönste in ganz Hindistan. Die Häuser der gemeinen Indianer sind meist von Rohr, aber die Wohnungen der Vorneh- men und Kaufleute sehr prächtig, und einige Straßen sogar mit Porcellan bedeckt. Die Holländer und Engländer haben schöne öffent- liche Handlungsgebäude. Es ist auch eine Fe- stung hier, welche Tavernier schlecht, Man- delslo aber ein herrlich Schloß oder Festung nennt. Man glaubt, daß sie von den Türken erbaut sey; sie hat einen besondern Commen- danten, der von dem Gouverneur der Stadt unabhängig ist. Auch die Stadt selbst ist mit einer festen Mauer und Thürmen umgeben. -- Surate henden Tage. In den trockenen Jahreszeiten Von Surat bis Agra *) und noch weiter men *) Surat, oder wie andere ſchreiben, Surate, iſt
ein wuͤſter Ort im Koͤnigreich Gutſcherat. Herr Prof. Dohm giebt uns von ihr in ſeiner geo- graphiſchen Beſchreibung von Hindoſtan, fol- genden Abriß: „Sie iſt, ſagt er, eine der wich- tigſten Handelsſtaͤdte in ganz Indien. Sie liegt vier Meilen vom Meere am Fluſſe Tapta, in welchem, waͤhrend der Fluth mittelmaͤßige Schiffe einlaufen koͤnnen. „— Die Gegend, welche Surate umgiebt, beſteht aus den frucht- barſten, mit Reis, Getreide und auch Zucker- rohr (welches hier ſehr gut fortkommt) beſetzten Feldern, oder aus angenehmen Gaͤrten und Luſtwaͤldern. Thevenot haͤlt die Gegend von Surate fuͤr die ſchoͤnſte in ganz Hindiſtan. Die Haͤuſer der gemeinen Indianer ſind meiſt von Rohr, aber die Wohnungen der Vorneh- men und Kaufleute ſehr praͤchtig, und einige Straßen ſogar mit Porcellan bedeckt. Die Hollaͤnder und Englaͤnder haben ſchoͤne oͤffent- liche Handlungsgebaͤude. Es iſt auch eine Fe- ſtung hier, welche Tavernier ſchlecht, Man- delslo aber ein herrlich Schloß oder Feſtung nennt. Man glaubt, daß ſie von den Tuͤrken erbaut ſey; ſie hat einen beſondern Commen- danten, der von dem Gouverneur der Stadt unabhaͤngig iſt. Auch die Stadt ſelbſt iſt mit einer feſten Mauer und Thuͤrmen umgeben. — Surate <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0393" n="367"/> henden Tage. In den trockenen Jahreszeiten<lb/> wehr der Wind zuweilen ſo heftig, daß er eine<lb/> erſtaunliche Menge Sand und Staub mit ſich<lb/> in die Luſt fortfuͤhrt, welches ſehr fuͤrchterlich<lb/> ausſieht.</p><lb/> <p>Von <hi rendition="#fr">Surat</hi> bis <hi rendition="#fr">Agra</hi> <note xml:id="note-0393" next="note-0394" place="foot" n="*)">Surat, oder wie andere ſchreiben, Surate, iſt<lb/> ein wuͤſter Ort im Koͤnigreich Gutſcherat. Herr<lb/> Prof. <hi rendition="#fr">Dohm</hi> giebt uns von ihr in ſeiner geo-<lb/> graphiſchen Beſchreibung von Hindoſtan, fol-<lb/> genden Abriß: „Sie iſt, ſagt er, eine der wich-<lb/> tigſten Handelsſtaͤdte in ganz <hi rendition="#fr">Indien.</hi> Sie<lb/> liegt vier Meilen vom Meere am Fluſſe <hi rendition="#fr">Tapta,</hi><lb/> in welchem, waͤhrend der Fluth mittelmaͤßige<lb/> Schiffe einlaufen koͤnnen. „— Die Gegend,<lb/> welche Surate umgiebt, beſteht aus den frucht-<lb/> barſten, mit Reis, Getreide und auch Zucker-<lb/> rohr (welches hier ſehr gut fortkommt) beſetzten<lb/> Feldern, oder aus angenehmen Gaͤrten und<lb/> Luſtwaͤldern. <hi rendition="#fr">Thevenot</hi> haͤlt die Gegend von<lb/> Surate fuͤr die ſchoͤnſte in ganz <hi rendition="#fr">Hindiſtan.</hi><lb/> Die Haͤuſer der gemeinen Indianer ſind meiſt<lb/> von Rohr, aber die Wohnungen der Vorneh-<lb/> men und Kaufleute ſehr praͤchtig, und einige<lb/> Straßen ſogar mit Porcellan bedeckt. Die<lb/> Hollaͤnder und Englaͤnder haben ſchoͤne oͤffent-<lb/> liche Handlungsgebaͤude. Es iſt auch eine Fe-<lb/> ſtung hier, welche Tavernier <hi rendition="#fr">ſchlecht</hi>, Man-<lb/> delslo aber ein <hi rendition="#fr">herrlich Schloß</hi> oder <hi rendition="#fr">Feſtung</hi><lb/> nennt. Man glaubt, daß ſie von den Tuͤrken<lb/> erbaut ſey; ſie hat einen beſondern Commen-<lb/> danten, der von dem Gouverneur der Stadt<lb/> unabhaͤngig iſt. Auch die Stadt ſelbſt iſt mit<lb/> einer feſten Mauer und Thuͤrmen umgeben. —<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Surate</fw></note> und noch weiter<lb/> hin regnet es ſelten oder gar nicht, ausgenom-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [367/0393]
henden Tage. In den trockenen Jahreszeiten
wehr der Wind zuweilen ſo heftig, daß er eine
erſtaunliche Menge Sand und Staub mit ſich
in die Luſt fortfuͤhrt, welches ſehr fuͤrchterlich
ausſieht.
Von Surat bis Agra *) und noch weiter
hin regnet es ſelten oder gar nicht, ausgenom-
men
*) Surat, oder wie andere ſchreiben, Surate, iſt
ein wuͤſter Ort im Koͤnigreich Gutſcherat. Herr
Prof. Dohm giebt uns von ihr in ſeiner geo-
graphiſchen Beſchreibung von Hindoſtan, fol-
genden Abriß: „Sie iſt, ſagt er, eine der wich-
tigſten Handelsſtaͤdte in ganz Indien. Sie
liegt vier Meilen vom Meere am Fluſſe Tapta,
in welchem, waͤhrend der Fluth mittelmaͤßige
Schiffe einlaufen koͤnnen. „— Die Gegend,
welche Surate umgiebt, beſteht aus den frucht-
barſten, mit Reis, Getreide und auch Zucker-
rohr (welches hier ſehr gut fortkommt) beſetzten
Feldern, oder aus angenehmen Gaͤrten und
Luſtwaͤldern. Thevenot haͤlt die Gegend von
Surate fuͤr die ſchoͤnſte in ganz Hindiſtan.
Die Haͤuſer der gemeinen Indianer ſind meiſt
von Rohr, aber die Wohnungen der Vorneh-
men und Kaufleute ſehr praͤchtig, und einige
Straßen ſogar mit Porcellan bedeckt. Die
Hollaͤnder und Englaͤnder haben ſchoͤne oͤffent-
liche Handlungsgebaͤude. Es iſt auch eine Fe-
ſtung hier, welche Tavernier ſchlecht, Man-
delslo aber ein herrlich Schloß oder Feſtung
nennt. Man glaubt, daß ſie von den Tuͤrken
erbaut ſey; ſie hat einen beſondern Commen-
danten, der von dem Gouverneur der Stadt
unabhaͤngig iſt. Auch die Stadt ſelbſt iſt mit
einer feſten Mauer und Thuͤrmen umgeben. —
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