Kachemir, haben jede nicht mehr, als 4000 Pferde. In Dekom zählt man 8000, in Ba- rar 7000, in Brampur 6000, in Baglana 5000, in Nande 6000. Seit des Aureng- zebs Eroberung, haben die Königreiche, Ben- galen, Ugen, Visapur und Golkonde, viel stärkere Besatzungen. Bengalen, welches auf einer Seite, an Indien, jenseit des Ganges, und auf der andern, an das Königreich Ara- kan, und die Stadt Chatigam stößt, hat zu seinem Schutze mehr Soldaten nöthig. Man unterhält daselbst beständig 4000 Pferde. Ugen liegt zwar ziemlich tief in das Reich hin- ein, aber es ist mit den mächtigsten Rajahs um- geben, und hat nie unter 15000 Pferde; die Besatzung von Visapur ist nicht schwächer. Im Königreiche Golkonde, wo die Diamant- gruben sind, befinden sich 20000 Pferde, und in Carnade fast eben so viel, um viele kleine Könige im Zaum zu halten, die in ihrem eig- nem Staate, in der That nichts weiter, als des Großmogols Pachter und Einnehmer sind.
Wenn diese große Menge Soldaten und Befehlshaber, die nur vom Solde des Landes- herrn leben, die Ruhe des Staats versichert, so dient sie auch manchmal, sie zu stöhren. So lange der Landesherr Ansehen genug über seine Unterkönige und Mannschaft behält, daß er wegen ihrer Treue nichts fürchten darf, so sind keine Empörungen zu erwarten, sobald
sich
Kachemir, haben jede nicht mehr, als 4000 Pferde. In Dekom zaͤhlt man 8000, in Ba- rar 7000, in Brampur 6000, in Baglana 5000, in Nande 6000. Seit des Aureng- zebs Eroberung, haben die Koͤnigreiche, Ben- galen, Ugen, Viſapur und Golkonde, viel ſtaͤrkere Beſatzungen. Bengalen, welches auf einer Seite, an Indien, jenſeit des Ganges, und auf der andern, an das Koͤnigreich Ara- kan, und die Stadt Chatigam ſtoͤßt, hat zu ſeinem Schutze mehr Soldaten noͤthig. Man unterhaͤlt daſelbſt beſtaͤndig 4000 Pferde. Ugen liegt zwar ziemlich tief in das Reich hin- ein, aber es iſt mit den maͤchtigſten Rajahs um- geben, und hat nie unter 15000 Pferde; die Beſatzung von Viſapur iſt nicht ſchwaͤcher. Im Koͤnigreiche Golkonde, wo die Diamant- gruben ſind, befinden ſich 20000 Pferde, und in Carnade faſt eben ſo viel, um viele kleine Koͤnige im Zaum zu halten, die in ihrem eig- nem Staate, in der That nichts weiter, als des Großmogols Pachter und Einnehmer ſind.
Wenn dieſe große Menge Soldaten und Befehlshaber, die nur vom Solde des Landes- herrn leben, die Ruhe des Staats verſichert, ſo dient ſie auch manchmal, ſie zu ſtoͤhren. So lange der Landesherr Anſehen genug uͤber ſeine Unterkoͤnige und Mannſchaft behaͤlt, daß er wegen ihrer Treue nichts fuͤrchten darf, ſo ſind keine Empoͤrungen zu erwarten, ſobald
ſich
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Kachemir, haben jede nicht mehr, als 4000
Pferde. In Dekom zaͤhlt man 8000, in Ba-
rar 7000, in Brampur 6000, in Baglana
5000, in Nande 6000. Seit des Aureng-
zebs Eroberung, haben die Koͤnigreiche, Ben-
galen, Ugen, Viſapur und Golkonde, viel
ſtaͤrkere Beſatzungen. Bengalen, welches auf
einer Seite, an Indien, jenſeit des Ganges,
und auf der andern, an das Koͤnigreich Ara-
kan, und die Stadt Chatigam ſtoͤßt, hat zu
ſeinem Schutze mehr Soldaten noͤthig. Man
unterhaͤlt daſelbſt beſtaͤndig 4000 Pferde.
Ugen liegt zwar ziemlich tief in das Reich hin-
ein, aber es iſt mit den maͤchtigſten Rajahs um-
geben, und hat nie unter 15000 Pferde; die
Beſatzung von Viſapur iſt nicht ſchwaͤcher.
Im Koͤnigreiche Golkonde, wo die Diamant-
gruben ſind, befinden ſich 20000 Pferde, und
in Carnade faſt eben ſo viel, um viele kleine
Koͤnige im Zaum zu halten, die in ihrem eig-
nem Staate, in der That nichts weiter, als
des Großmogols Pachter und Einnehmer
ſind.
Wenn dieſe große Menge Soldaten und
Befehlshaber, die nur vom Solde des Landes-
herrn leben, die Ruhe des Staats verſichert,
ſo dient ſie auch manchmal, ſie zu ſtoͤhren.
So lange der Landesherr Anſehen genug uͤber
ſeine Unterkoͤnige und Mannſchaft behaͤlt, daß
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/446>, abgerufen am 22.11.2024.
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