Dieß neue Paar zeugte vier Söhne, welche Brammon, Kutteri, Shudderi und Wise hießen. Der erste war von irrdischer Consti- tution, und daher zur Melancholie geneigt; und weil er sinnreich war, so bestimmte ihn Gott dazu, seine Gesetze dem Volke bekannt zu machen. Zu dieser Absicht übergab ihm Gott ein Buch, darinn die Grundsätze der Religion, und die Art, wie der Gottesdienst sollte gehal- ten werden, enthalten waren. Kutteri, der zweyte Sohn, hatte ein feuriges Temperament, und war kriegerisch gesinnt. Gott legte ihm also die Macht bey, Königreiche zu beherrschen, und die Völker in Ordnung zu halten. Da ferner Shudderi einer phlegmatischen Consti- tution, gütig und umgänglich war, so wurde für gut gefunden, ihn zum Kaufmann zu be- stimmen. Um ihn nun seines Geschäfts zu er- innern, wurden ihm zwey Waageschalen in die Hände gegeben, und ein Bündel Gewicht an seinen Gürtel gehängt. Wise endlich, ein lusti- ger Kopf, bekam die Erfindungskraft zur Bey- lage, und weil er voll Einfälle war, so konnte er verschiedenen Dingen ein Geschick geben. Um ihm nun in seiner Profeßion behülflich zu seyn, wurde ihm ein Beutel zugestellt, worinn er mancherley Instrumente fand, um mit seinen Händen das auszuarbeiten, was seine Einbil- dungskraft projectiren würde.
Pourous und Parkouti erzeugten in ihrer Ehe keine Töchter. Gott schuf also für die vier
Söhne
Dieß neue Paar zeugte vier Soͤhne, welche Brammon, Kutteri, Shudderi und Wiſe hießen. Der erſte war von irrdiſcher Conſti- tution, und daher zur Melancholie geneigt; und weil er ſinnreich war, ſo beſtimmte ihn Gott dazu, ſeine Geſetze dem Volke bekannt zu machen. Zu dieſer Abſicht uͤbergab ihm Gott ein Buch, darinn die Grundſaͤtze der Religion, und die Art, wie der Gottesdienſt ſollte gehal- ten werden, enthalten waren. Kutteri, der zweyte Sohn, hatte ein feuriges Temperament, und war kriegeriſch geſinnt. Gott legte ihm alſo die Macht bey, Koͤnigreiche zu beherrſchen, und die Voͤlker in Ordnung zu halten. Da ferner Shudderi einer phlegmatiſchen Conſti- tution, guͤtig und umgaͤnglich war, ſo wurde fuͤr gut gefunden, ihn zum Kaufmann zu be- ſtimmen. Um ihn nun ſeines Geſchaͤfts zu er- innern, wurden ihm zwey Waageſchalen in die Haͤnde gegeben, und ein Buͤndel Gewicht an ſeinen Guͤrtel gehaͤngt. Wiſe endlich, ein luſti- ger Kopf, bekam die Erfindungskraft zur Bey- lage, und weil er voll Einfaͤlle war, ſo konnte er verſchiedenen Dingen ein Geſchick geben. Um ihm nun in ſeiner Profeßion behuͤlflich zu ſeyn, wurde ihm ein Beutel zugeſtellt, worinn er mancherley Inſtrumente fand, um mit ſeinen Haͤnden das auszuarbeiten, was ſeine Einbil- dungskraft projectiren wuͤrde.
Pourous und Parkouti erzeugten in ihrer Ehe keine Toͤchter. Gott ſchuf alſo fuͤr die vier
Soͤhne
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Dieß neue Paar zeugte vier Soͤhne, welche
Brammon, Kutteri, Shudderi und Wiſe
hießen. Der erſte war von irrdiſcher Conſti-
tution, und daher zur Melancholie geneigt;
und weil er ſinnreich war, ſo beſtimmte ihn
Gott dazu, ſeine Geſetze dem Volke bekannt zu
machen. Zu dieſer Abſicht uͤbergab ihm Gott
ein Buch, darinn die Grundſaͤtze der Religion,
und die Art, wie der Gottesdienſt ſollte gehal-
ten werden, enthalten waren. Kutteri, der
zweyte Sohn, hatte ein feuriges Temperament,
und war kriegeriſch geſinnt. Gott legte ihm
alſo die Macht bey, Koͤnigreiche zu beherrſchen,
und die Voͤlker in Ordnung zu halten. Da
ferner Shudderi einer phlegmatiſchen Conſti-
tution, guͤtig und umgaͤnglich war, ſo wurde
fuͤr gut gefunden, ihn zum Kaufmann zu be-
ſtimmen. Um ihn nun ſeines Geſchaͤfts zu er-
innern, wurden ihm zwey Waageſchalen in die
Haͤnde gegeben, und ein Buͤndel Gewicht an
ſeinen Guͤrtel gehaͤngt. Wiſe endlich, ein luſti-
ger Kopf, bekam die Erfindungskraft zur Bey-
lage, und weil er voll Einfaͤlle war, ſo konnte
er verſchiedenen Dingen ein Geſchick geben. Um
ihm nun in ſeiner Profeßion behuͤlflich zu ſeyn,
wurde ihm ein Beutel zugeſtellt, worinn er
mancherley Inſtrumente fand, um mit ſeinen
Haͤnden das auszuarbeiten, was ſeine Einbil-
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Pourous und Parkouti erzeugten in ihrer
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/469>, abgerufen am 22.11.2024.
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