[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.drey Füßen stehe, und den rechten Vorderfuß beständig in der Höhe trage. Man sagt fer- ner, daß mit dem Anbruch dieser Verwandlung alle gottselig leben, und nach und nach in alle Arten von Gottlosigkeiten gerathen würden. Alsdann würde das geflügelte Pferd auf den Erdboden mit dem aufgehobenen Fuße, mit so außerordentlicher Macht stampfen, daß die Schlange Signaga, weil sie die Welt nicht länger zu halten vermögend sey, unter dersel- ben sinken, die Schildkröte aber, der nun die ganze Last auf dem Halse liege, sich in das Meer und unter die Erde verkriechen werde. Und damit soll diesem letzten Periodo der Zeit ein Ende gemacht, und der erste wieder ange- fangen werden! Wunderlich genug! Dem Gotte Ishuren oder Ruddiren Silber- G g 4
drey Fuͤßen ſtehe, und den rechten Vorderfuß beſtaͤndig in der Hoͤhe trage. Man ſagt fer- ner, daß mit dem Anbruch dieſer Verwandlung alle gottſelig leben, und nach und nach in alle Arten von Gottloſigkeiten gerathen wuͤrden. Alsdann wuͤrde das gefluͤgelte Pferd auf den Erdboden mit dem aufgehobenen Fuße, mit ſo außerordentlicher Macht ſtampfen, daß die Schlange Signaga, weil ſie die Welt nicht laͤnger zu halten vermoͤgend ſey, unter derſel- ben ſinken, die Schildkroͤte aber, der nun die ganze Laſt auf dem Halſe liege, ſich in das Meer und unter die Erde verkriechen werde. Und damit ſoll dieſem letzten Periodo der Zeit ein Ende gemacht, und der erſte wieder ange- fangen werden! Wunderlich genug! Dem Gotte Iſhuren oder Ruddiren Silber- G g 4
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drey Fuͤßen ſtehe, und den rechten Vorderfuß
beſtaͤndig in der Hoͤhe trage. Man ſagt fer-
ner, daß mit dem Anbruch dieſer Verwandlung
alle gottſelig leben, und nach und nach in alle
Arten von Gottloſigkeiten gerathen wuͤrden.
Alsdann wuͤrde das gefluͤgelte Pferd auf den
Erdboden mit dem aufgehobenen Fuße, mit ſo
außerordentlicher Macht ſtampfen, daß die
Schlange Signaga, weil ſie die Welt nicht
laͤnger zu halten vermoͤgend ſey, unter derſel-
ben ſinken, die Schildkroͤte aber, der nun die
ganze Laſt auf dem Halſe liege, ſich in das
Meer und unter die Erde verkriechen werde.
Und damit ſoll dieſem letzten Periodo der Zeit
ein Ende gemacht, und der erſte wieder ange-
fangen werden! Wunderlich genug!
Dem Gotte Iſhuren oder Ruddiren
hat man nicht mehr als tauſend und acht Na-
men beygelegt. Wir wollen uns aber hier mit
den mancherley Benennungen nicht aufhalten,
und nur anfuͤhren, daß er im Vedam und
Shaſter unter dem Namen Ruddiren bekannt
iſt. Sein gewoͤhnlichſter Name iſt aber Iſhu-
ren. — Die Verehrer dieſes Gottes, ſchrei-
ben ihm die Unſterblichkeit zu, welche er, wie
ſie ſagen, durch die Aſche erhalten, die in der
Schaale geblieben, nachdem Chiva Linga
verbrannt worden. — Ueber den Ort ſeiner
Reſidenz iſt man nicht einig. Nach der Mala-
baren Berichte, wohnt er in Kala-ja, einem
Silber-
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