bar angesehen. Ja seine Macht erstreckt sich so gar bis in jenes Leben. Er verkürzt die Zeit, welche man im Fegefeuer zubringen soll, und dergleichen Dinge mehr *).
Die Mönche oder Bonzen der Budsoischen Religion sind in verschiedene Gesellschaften ge- theilt, wovon die eine die andere nicht leiden kann, und deßwegen auch in verschiedenen Puncten der Religion uneins sind. Ueberhaupt aber beobachten sie alle eine große Regelmäßig- keit. Sie scheeren sich insgesammt die Haare und den Bart, gehen immer mit entblößtem Haupte, enthalten sich des Fleisches, ja so gar auch der Fische, wenn sie nicht gesalzen sind. Einen großen Theil des Tages bringen sie mit Gebet und Singen zu. Daher kommt es auch, daß sie von dem Volke so sehr verehrt und ge- schätzt werden, wenn man gleich zu Zeiten von ihnen die schändlichsten Dinge hören mag. Die Mönche pflegen dem Pöbel weis zu machen, daß sie, sonderlich bey den Göttern in großem Anse- hen stehen. Dieß ist für sie eine Quelle des Reichthums, die nie austrocknet. Sie ergeben
sich
*) Der Pater Charlevoix, und wir stimmen ihm bey, macht hierbey die Anmerkung: daß alles dieses eine Hierarchie ausmache, die wenig von der Catholischen Kirche ihrer unter- schieden sey. -- Uebrigens darf sich der Catho- lische Leser darüber nicht ärgern, daß der heil. Vater mit dem Siaka verglichen wird.
bar angeſehen. Ja ſeine Macht erſtreckt ſich ſo gar bis in jenes Leben. Er verkuͤrzt die Zeit, welche man im Fegefeuer zubringen ſoll, und dergleichen Dinge mehr *).
Die Moͤnche oder Bonzen der Budſoiſchen Religion ſind in verſchiedene Geſellſchaften ge- theilt, wovon die eine die andere nicht leiden kann, und deßwegen auch in verſchiedenen Puncten der Religion uneins ſind. Ueberhaupt aber beobachten ſie alle eine große Regelmaͤßig- keit. Sie ſcheeren ſich insgeſammt die Haare und den Bart, gehen immer mit entbloͤßtem Haupte, enthalten ſich des Fleiſches, ja ſo gar auch der Fiſche, wenn ſie nicht geſalzen ſind. Einen großen Theil des Tages bringen ſie mit Gebet und Singen zu. Daher kommt es auch, daß ſie von dem Volke ſo ſehr verehrt und ge- ſchaͤtzt werden, wenn man gleich zu Zeiten von ihnen die ſchaͤndlichſten Dinge hoͤren mag. Die Moͤnche pflegen dem Poͤbel weis zu machen, daß ſie, ſonderlich bey den Goͤttern in großem Anſe- hen ſtehen. Dieß iſt fuͤr ſie eine Quelle des Reichthums, die nie austrocknet. Sie ergeben
ſich
*) Der Pater Charlevoix, und wir ſtimmen ihm bey, macht hierbey die Anmerkung: daß alles dieſes eine Hierarchie ausmache, die wenig von der Catholiſchen Kirche ihrer unter- ſchieden ſey. — Uebrigens darf ſich der Catho- liſche Leſer daruͤber nicht aͤrgern, daß der heil. Vater mit dem Siaka verglichen wird.
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bar angeſehen. Ja ſeine Macht erſtreckt ſich
ſo gar bis in jenes Leben. Er verkuͤrzt die Zeit,
welche man im Fegefeuer zubringen ſoll, und
dergleichen Dinge mehr *).
Die Moͤnche oder Bonzen der Budſoiſchen
Religion ſind in verſchiedene Geſellſchaften ge-
theilt, wovon die eine die andere nicht leiden
kann, und deßwegen auch in verſchiedenen
Puncten der Religion uneins ſind. Ueberhaupt
aber beobachten ſie alle eine große Regelmaͤßig-
keit. Sie ſcheeren ſich insgeſammt die Haare
und den Bart, gehen immer mit entbloͤßtem
Haupte, enthalten ſich des Fleiſches, ja ſo gar
auch der Fiſche, wenn ſie nicht geſalzen ſind.
Einen großen Theil des Tages bringen ſie mit
Gebet und Singen zu. Daher kommt es auch,
daß ſie von dem Volke ſo ſehr verehrt und ge-
ſchaͤtzt werden, wenn man gleich zu Zeiten von
ihnen die ſchaͤndlichſten Dinge hoͤren mag. Die
Moͤnche pflegen dem Poͤbel weis zu machen, daß
ſie, ſonderlich bey den Goͤttern in großem Anſe-
hen ſtehen. Dieß iſt fuͤr ſie eine Quelle des
Reichthums, die nie austrocknet. Sie ergeben
ſich
*) Der Pater Charlevoix, und wir ſtimmen ihm
bey, macht hierbey die Anmerkung: daß alles
dieſes eine Hierarchie ausmache, die wenig
von der Catholiſchen Kirche ihrer unter-
ſchieden ſey. — Uebrigens darf ſich der Catho-
liſche Leſer daruͤber nicht aͤrgern, daß der heil.
Vater mit dem Siaka verglichen wird.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/55>, abgerufen am 21.11.2024.
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