ihren Vorstellungen) aller Krankheiten; das andre wider die Blähungen, als welche die hef- tigsten Schmerzen verursachen. Hauptsächlich bedienen sie sich der Nadel, als eines ganz un- trüglichen Mittels wider eine Colik, womit die Japaner sehr beschwert sind, und welche durch den unmäßigen Gebrauch des Sacki, einer Art von Wein aus Reiß gemacht, verursacht wird; insonderheit, wenn man dieses Getränk kalt trinkt. Außer den gefährlichen Zufällen, die sich bey dieser Colik einfinden, wird sie auch eine Ursache, daß das Haar an den heimlichen Thei- len ausfällt.
Die Nadeln, damit die Operation verrichtet wird, sind entweder von dem feinsten Golde oder Silber, ohne die geringsten Schlacken und Zusatz. Sie müssen überaus dünne, fein poliert und scharf zugespitzt seyn, auch eine gewisse Stufe der Härte haben, die derselben von dem Nadler durch die Bearbeitung, nicht aber durch eine Vermischung gegeben werden muß, um dadurch ihren Eingang und Eindringen in die Haut zu erleichtern. Ohngeachtet nun im Lande eine Menge Künstler sind, die diese Nadeln in schönster Vollkommenheit verfertigen können; so darf doch niemand dieselben verkaufen, als der vom Kayser ein Privilegium dazu hat. -- Ihre Form ist willkührlich; allein meistentheils gleicht sie den Griffeln, womit die Indianer schreiben. Die Art und Weise sich dieser Na- deln zu bedienen besteht darinn, daß man mit
einem
ihren Vorſtellungen) aller Krankheiten; das andre wider die Blaͤhungen, als welche die hef- tigſten Schmerzen verurſachen. Hauptſaͤchlich bedienen ſie ſich der Nadel, als eines ganz un- truͤglichen Mittels wider eine Colik, womit die Japaner ſehr beſchwert ſind, und welche durch den unmaͤßigen Gebrauch des Sacki, einer Art von Wein aus Reiß gemacht, verurſacht wird; inſonderheit, wenn man dieſes Getraͤnk kalt trinkt. Außer den gefaͤhrlichen Zufaͤllen, die ſich bey dieſer Colik einfinden, wird ſie auch eine Urſache, daß das Haar an den heimlichen Thei- len ausfaͤllt.
Die Nadeln, damit die Operation verrichtet wird, ſind entweder von dem feinſten Golde oder Silber, ohne die geringſten Schlacken und Zuſatz. Sie muͤſſen uͤberaus duͤnne, fein poliert und ſcharf zugeſpitzt ſeyn, auch eine gewiſſe Stufe der Haͤrte haben, die derſelben von dem Nadler durch die Bearbeitung, nicht aber durch eine Vermiſchung gegeben werden muß, um dadurch ihren Eingang und Eindringen in die Haut zu erleichtern. Ohngeachtet nun im Lande eine Menge Kuͤnſtler ſind, die dieſe Nadeln in ſchoͤnſter Vollkommenheit verfertigen koͤnnen; ſo darf doch niemand dieſelben verkaufen, als der vom Kayſer ein Privilegium dazu hat. — Ihre Form iſt willkuͤhrlich; allein meiſtentheils gleicht ſie den Griffeln, womit die Indianer ſchreiben. Die Art und Weiſe ſich dieſer Na- deln zu bedienen beſteht darinn, daß man mit
einem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0088"n="62"/>
ihren Vorſtellungen) aller Krankheiten; das<lb/>
andre wider die Blaͤhungen, als welche die hef-<lb/>
tigſten Schmerzen verurſachen. Hauptſaͤchlich<lb/>
bedienen ſie ſich der <hirendition="#fr">Nadel,</hi> als eines ganz un-<lb/>
truͤglichen Mittels wider eine <hirendition="#fr">Colik,</hi> womit die<lb/>
Japaner ſehr beſchwert ſind, und welche durch<lb/>
den unmaͤßigen Gebrauch des <hirendition="#fr">Sacki,</hi> einer Art<lb/>
von Wein aus Reiß gemacht, verurſacht wird;<lb/>
inſonderheit, wenn man dieſes Getraͤnk kalt<lb/>
trinkt. Außer den gefaͤhrlichen Zufaͤllen, die<lb/>ſich bey dieſer Colik einfinden, wird ſie auch eine<lb/>
Urſache, daß das Haar an den heimlichen Thei-<lb/>
len ausfaͤllt.</p><lb/><p>Die Nadeln, damit die Operation verrichtet<lb/>
wird, ſind entweder von dem feinſten Golde<lb/>
oder Silber, ohne die geringſten Schlacken und<lb/>
Zuſatz. Sie muͤſſen uͤberaus duͤnne, fein poliert<lb/>
und ſcharf zugeſpitzt ſeyn, auch eine gewiſſe<lb/>
Stufe der Haͤrte haben, die derſelben von dem<lb/>
Nadler durch die Bearbeitung, nicht aber durch<lb/>
eine Vermiſchung gegeben werden muß, um<lb/>
dadurch ihren Eingang und Eindringen in die<lb/>
Haut zu erleichtern. Ohngeachtet nun im Lande<lb/>
eine Menge Kuͤnſtler ſind, die dieſe Nadeln in<lb/>ſchoͤnſter Vollkommenheit verfertigen koͤnnen;<lb/>ſo darf doch niemand dieſelben verkaufen, als<lb/>
der vom Kayſer ein Privilegium dazu hat. —<lb/>
Ihre Form iſt willkuͤhrlich; allein meiſtentheils<lb/>
gleicht ſie den Griffeln, womit die Indianer<lb/>ſchreiben. Die Art und Weiſe ſich dieſer Na-<lb/>
deln zu bedienen beſteht darinn, daß man mit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">einem</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[62/0088]
ihren Vorſtellungen) aller Krankheiten; das
andre wider die Blaͤhungen, als welche die hef-
tigſten Schmerzen verurſachen. Hauptſaͤchlich
bedienen ſie ſich der Nadel, als eines ganz un-
truͤglichen Mittels wider eine Colik, womit die
Japaner ſehr beſchwert ſind, und welche durch
den unmaͤßigen Gebrauch des Sacki, einer Art
von Wein aus Reiß gemacht, verurſacht wird;
inſonderheit, wenn man dieſes Getraͤnk kalt
trinkt. Außer den gefaͤhrlichen Zufaͤllen, die
ſich bey dieſer Colik einfinden, wird ſie auch eine
Urſache, daß das Haar an den heimlichen Thei-
len ausfaͤllt.
Die Nadeln, damit die Operation verrichtet
wird, ſind entweder von dem feinſten Golde
oder Silber, ohne die geringſten Schlacken und
Zuſatz. Sie muͤſſen uͤberaus duͤnne, fein poliert
und ſcharf zugeſpitzt ſeyn, auch eine gewiſſe
Stufe der Haͤrte haben, die derſelben von dem
Nadler durch die Bearbeitung, nicht aber durch
eine Vermiſchung gegeben werden muß, um
dadurch ihren Eingang und Eindringen in die
Haut zu erleichtern. Ohngeachtet nun im Lande
eine Menge Kuͤnſtler ſind, die dieſe Nadeln in
ſchoͤnſter Vollkommenheit verfertigen koͤnnen;
ſo darf doch niemand dieſelben verkaufen, als
der vom Kayſer ein Privilegium dazu hat. —
Ihre Form iſt willkuͤhrlich; allein meiſtentheils
gleicht ſie den Griffeln, womit die Indianer
ſchreiben. Die Art und Weiſe ſich dieſer Na-
deln zu bedienen beſteht darinn, daß man mit
einem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/88>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.