Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap. reyen, und also werden die meisten Gottesdiensteoder Glaubens-Erkänntnisse durch Vorurtheile oder aus Interesse beurtheilet. Die Welt ist bey dem Gottesdienst in Parthi- Denn es halten alle Nationen ihren Gottes- Man findet an allen Orten Menschen, die an bey
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. reyen, und alſo werden die meiſten Gottesdienſteoder Glaubens-Erkaͤnntniſſe durch Vorurtheile oder aus Intereſſe beurtheilet. Die Welt iſt bey dem Gottesdienſt in Parthi- Denn es halten alle Nationen ihren Gottes- Man findet an allen Orten Menſchen, die an bey
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0120" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieuſe</hi> Reiſe-Beſchreibung. <hi rendition="#aq">V. Cap.</hi></hi></fw><lb/> reyen, und alſo werden die meiſten Gottesdienſte<lb/> oder Glaubens-Erkaͤnntniſſe durch Vorurtheile<lb/> oder aus <hi rendition="#aq">Intereſſe</hi> beurtheilet.</p><lb/> <p>Die Welt iſt bey dem Gottesdienſt in Parthi-<lb/> en getheilet, daraus kommen Laͤſterungen, Ver-<lb/> folgungen, Mord ꝛc. weil ſie in der Meinung<lb/> nicht uͤberein kommen, ſo verſpottet ein Gottes-<lb/> dienſt den andern, als eine laͤcherliche und wahre<lb/> Sache. Es berufft ſich ein ieder auf ſein Geſetz-<lb/> Buch, davon doch ein andrer meint, daß es voll<lb/> Jrrthuͤmer ſtecke, ſo ſind die <hi rendition="#aq">Concept</hi>e und Be-<lb/> urtheilungen der Menſchen, welche ſie ſich durch<lb/> die Auferziehung zu wege gebracht, unterſchie-<lb/> den.</p><lb/> <p>Denn es halten alle <hi rendition="#aq">Nation</hi>en ihren Gottes-<lb/> dienſt mit groſſem Eyfer, ſie loben denſelben<lb/> gegen andre, und verſchmaͤhen anderer ihren ne-<lb/> ben den ihrigen.</p><lb/> <p>Man findet an allen Orten Menſchen, die an<lb/> einen oder andern Gottesdienſt ihren Gefallen<lb/> haben, und einem oder mehr goͤttlichen Weſen<lb/> goͤttliche Ehre anthun, wornach ſie auferzogen<lb/> und unterwieſen worden. Daher iſt der Gottes-<lb/> dienſt ein <hi rendition="#aq">Effect</hi> der Auferziehung und Unterwei-<lb/> ſung, dadurch ſind ſo viel Neben-Sachen unter<lb/> die goͤttlichen Wahrheiten vermiſcht. Denn<lb/> die <hi rendition="#aq">Politic</hi> hat ſo viel Arten von Gottesdienſten<lb/> erſonnen, da ein iedes Volck ein <hi rendition="#aq">Modell</hi> vor-<lb/> ſchreibt, welches am beſten mit ihrer Neigung<lb/> (damit ſie die geſuchte Abſicht errichten) uͤberein<lb/> kam, daher haben faſt alle <hi rendition="#aq">Nation</hi>en auf Erden<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0120]
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
reyen, und alſo werden die meiſten Gottesdienſte
oder Glaubens-Erkaͤnntniſſe durch Vorurtheile
oder aus Intereſſe beurtheilet.
Die Welt iſt bey dem Gottesdienſt in Parthi-
en getheilet, daraus kommen Laͤſterungen, Ver-
folgungen, Mord ꝛc. weil ſie in der Meinung
nicht uͤberein kommen, ſo verſpottet ein Gottes-
dienſt den andern, als eine laͤcherliche und wahre
Sache. Es berufft ſich ein ieder auf ſein Geſetz-
Buch, davon doch ein andrer meint, daß es voll
Jrrthuͤmer ſtecke, ſo ſind die Concepte und Be-
urtheilungen der Menſchen, welche ſie ſich durch
die Auferziehung zu wege gebracht, unterſchie-
den.
Denn es halten alle Nationen ihren Gottes-
dienſt mit groſſem Eyfer, ſie loben denſelben
gegen andre, und verſchmaͤhen anderer ihren ne-
ben den ihrigen.
Man findet an allen Orten Menſchen, die an
einen oder andern Gottesdienſt ihren Gefallen
haben, und einem oder mehr goͤttlichen Weſen
goͤttliche Ehre anthun, wornach ſie auferzogen
und unterwieſen worden. Daher iſt der Gottes-
dienſt ein Effect der Auferziehung und Unterwei-
ſung, dadurch ſind ſo viel Neben-Sachen unter
die goͤttlichen Wahrheiten vermiſcht. Denn
die Politic hat ſo viel Arten von Gottesdienſten
erſonnen, da ein iedes Volck ein Modell vor-
ſchreibt, welches am beſten mit ihrer Neigung
(damit ſie die geſuchte Abſicht errichten) uͤberein
kam, daher haben faſt alle Nationen auf Erden
bey
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |