Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.2. T. C. 5. §. 6. Hexen buhlen mit dem Teuffel. Jungfrau und sie begehreten: Vnd dachte nitdarauff/ daß er dieser Jungfrauen jemand von Weibs Personen hette lassen zugeben/ oder daß er diese Nacht nebenst dem Wirth und seinen Knechten in der Kamm er hette zugebracht/ Ach- tung auff sie zu geben/ weil sie so gar kläglich und erbärmlich thäte/ als wolte sie verzagen/ und sich immerdar verenderte. Also worden zwey absonderliche Betten zugerichtet/ und der gute Juncker so sich übel vorgesehen/ leget sich in das Bette/ so man ihm zubereitet/ die Jung- fer aber/ etwann eine halbe Stund darnach/ legete sich ab bey dem andern Bette/ stelte sich/ als wann sie meinete der Edelmann schlieffe/ fing an sich zu entblössen und an unterschiede- nen Orten zu betrachten. Der gute Juncker ward verwundet von schandlicher Lust/ welche entzündet ward/ durch das unbilliche Anschau- en dieser Person/ welche ihm viel schöner vor- kam/ als ihm jemals vor Augen kommen. Er ließ sich durch die schändliche Begierde seines Hertzens/ welches von den gefährlichen Anrei- tzungen deß allerlistigen Feindes gezogen ward/ einnemen/ setzte bey seits die Ehre GOttes/ ver- gaß seiner Seelen-Seligkeit/ stund auff von seinem Bette/ ging hin zu der Damoisellen umb bey ihr zu schlaffen/ welche ihn auf und an nam/ und blieben die Nacht über beysammen. Als der Morgen kommen/ ging der elende Mensch wieder in sein Bette/ und schlieff da- selbst
2. T. C. 5. §. 6. Hexen buhlen mit dem Teuffel. Jungfrau und ſie begehreten: Vnd dachte nitdarauff/ daß er dieſer Jungfrauen jemand von Weibs Perſonen hette laſſen zugeben/ oder daß er dieſe Nacht nebenſt dem Wirth und ſeinen Knechten in der Kam̃ er hette zugebracht/ Ach- tung auff ſie zu geben/ weil ſie ſo gar klaͤglich und erbaͤrmlich thaͤte/ als wolte ſie verzagen/ und ſich immerdar verenderte. Alſo worden zwey abſonderliche Betten zugerichtet/ und der gute Juncker ſo ſich uͤbel vorgeſehen/ leget ſich in das Bette/ ſo man ihm zubereitet/ die Jung- fer aber/ etwann eine halbe Stund darnach/ legete ſich ab bey dem andern Bette/ ſtelte ſich/ als wann ſie meinete der Edelmann ſchlieffe/ fing an ſich zu entbloͤſſen und an unterſchiede- nen Orten zu betrachten. Der gute Juncker ward verwundet von ſchandlicher Luſt/ welche entzuͤndet ward/ durch das unbilliche Anſchau- en dieſer Perſon/ welche ihm viel ſchoͤner vor- kam/ als ihm jemals vor Augen kommen. Er ließ ſich durch die ſchaͤndliche Begierde ſeines Hertzens/ welches von den gefaͤhrlichen Anrei- tzungen deß allerliſtigen Feindes gezogen ward/ einnemen/ ſetzte bey ſeits die Ehre GOttes/ ver- gaß ſeiner Seelen-Seligkeit/ ſtund auff von ſeinem Bette/ ging hin zu der Damoiſellen umb bey ihr zu ſchlaffen/ welche ihn auf und an nam/ und blieben die Nacht uͤber beyſammen. Als der Morgen kommen/ ging der elende Menſch wieder in ſein Bette/ und ſchlieff da- ſelbſt
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2. T. C. 5. §. 6. Hexen buhlen mit dem Teuffel.
Jungfrau und ſie begehreten: Vnd dachte nit
darauff/ daß er dieſer Jungfrauen jemand von
Weibs Perſonen hette laſſen zugeben/ oder daß
er dieſe Nacht nebenſt dem Wirth und ſeinen
Knechten in der Kam̃ er hette zugebracht/ Ach-
tung auff ſie zu geben/ weil ſie ſo gar klaͤglich
und erbaͤrmlich thaͤte/ als wolte ſie verzagen/
und ſich immerdar verenderte. Alſo worden
zwey abſonderliche Betten zugerichtet/ und der
gute Juncker ſo ſich uͤbel vorgeſehen/ leget ſich
in das Bette/ ſo man ihm zubereitet/ die Jung-
fer aber/ etwann eine halbe Stund darnach/
legete ſich ab bey dem andern Bette/ ſtelte ſich/
als wann ſie meinete der Edelmann ſchlieffe/
fing an ſich zu entbloͤſſen und an unterſchiede-
nen Orten zu betrachten. Der gute Juncker
ward verwundet von ſchandlicher Luſt/ welche
entzuͤndet ward/ durch das unbilliche Anſchau-
en dieſer Perſon/ welche ihm viel ſchoͤner vor-
kam/ als ihm jemals vor Augen kommen. Er
ließ ſich durch die ſchaͤndliche Begierde ſeines
Hertzens/ welches von den gefaͤhrlichen Anrei-
tzungen deß allerliſtigen Feindes gezogen ward/
einnemen/ ſetzte bey ſeits die Ehre GOttes/ ver-
gaß ſeiner Seelen-Seligkeit/ ſtund auff von
ſeinem Bette/ ging hin zu der Damoiſellen
umb bey ihr zu ſchlaffen/ welche ihn auf und an
nam/ und blieben die Nacht uͤber beyſammen.
Als der Morgen kommen/ ging der elende
Menſch wieder in ſein Bette/ und ſchlieff da-
ſelbſt
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