Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.2. T. C. 6. § 10. Ob sich die Hex. in Thier verw. aber die Menschen selber zuverletzen ist ihnennicht vergönnet noch verstattet. Kommen sie an das Wasser/ so schläget ihr Führer mit sei- ner Ruthen oder Geissel ins Wasser/ und thei- let es von einander/ daß sie truckenes Fusses ü- ber gehen können. Nach Verfliessung aber zwölf Tag/ kommen sie wiederum zu ihrer vorigen Ge- stalt/ und werden wieder zu Menschen. Bißhie- her Peucerus. Aber so wir betrachten die Natur und derselben Kräffte und Vermögen/ können wir solche Verwandlung gar nicht gut heissen. Dann da kan die Seele eines Menschen nicht verwandelt werden in die Seele eines Wolfs/ noch der Menschliche Leib in einen Wolffs Leib. Es ist unsere Seele viel edeler/ und unser Leib viel herrlicher/ als daß er also solte können ver- wandelt werden. Ja es kan die Menschliche Seel sich nit von ihrem Leib scheiden/ daß sie fah- re in einen Wolffs-Leib/ denselben zu bewegen und lebend zu machen. Forma alia aliam po- stulat materiam; praestantissima praestantissi- mam. Ja es kan solches der Teuffel selber nicht ins Werck richten/ vielweniger die Hexen. Daß es der Teuffel nit könne/ ist daher offenbar/ weil er es weder auff natürliche Weiß/ noch überna- türlich verrichtet. Nicht übernatürlich/ weil es alleine GOtt zukomt/ über die Natur thun. Nicht natürlich/ weil die Natur Katzen/ Wölf/ Hund etc. nicht zeuget/ ohne nur durch den Saamen dieser Thier. Jst solches demnach nur
2. T. C. 6. § 10. Ob ſich die Hex. in Thier verw. aber die Menſchen ſelber zuverletzen iſt ihnennicht vergoͤnnet noch verſtattet. Kommen ſie an das Waſſer/ ſo ſchlaͤget ihr Fuͤhrer mit ſei- ner Ruthen oder Geiſſel ins Waſſer/ und thei- let es von einander/ daß ſie truckenes Fuſſes uͤ- ber gehen koͤnnẽ. Nach Verflieſſung aber zwoͤlf Tag/ kom̃en ſie wiederum zu ihrer vorigen Ge- ſtalt/ und werden wieder zu Menſchen. Bißhie- her Peucerus. Aber ſo wir betrachten die Natur und derſelben Kraͤffte und Vermoͤgen/ koͤñen wir ſolche Verwandlung gar nicht gut heiſſen. Dann da kan die Seele eines Menſchen nicht verwandelt werden in die Seele eines Wolfs/ noch der Menſchliche Leib in einen Wolffs Leib. Es iſt unſere Seele viel edeler/ und unſer Leib viel herꝛlicher/ als daß er alſo ſolte koͤnnen ver- wandelt werden. Ja es kan die Menſchliche Seel ſich nit von ihrem Leib ſcheidẽ/ daß ſie fah- re in einen Wolffs-Leib/ denſelben zu bewegen und lebend zu machen. Forma alia aliam po- ſtulat materiam; præſtantiſſima præſtantiſſi- mam. Ja es kan ſolches der Teuffel ſelber nicht ins Werck richten/ vielweniger die Hexen. Daß es der Teuffel nit koͤnne/ iſt daher offenbar/ weil er es weder auff natuͤrliche Weiß/ noch uͤberna- tuͤrlich verrichtet. Nicht uͤbernatuͤrlich/ weil es alleine GOtt zukomt/ uͤber die Natur thun. Nicht natuͤrlich/ weil die Natur Katzen/ Woͤlf/ Hund ꝛc. nicht zeuget/ ohne nur durch den Saamen dieſer Thier. Jſt ſolches demnach nur
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2. T. C. 6. § 10. Ob ſich die Hex. in Thier verw.
aber die Menſchen ſelber zuverletzen iſt ihnen
nicht vergoͤnnet noch verſtattet. Kommen ſie
an das Waſſer/ ſo ſchlaͤget ihr Fuͤhrer mit ſei-
ner Ruthen oder Geiſſel ins Waſſer/ und thei-
let es von einander/ daß ſie truckenes Fuſſes uͤ-
ber gehen koͤnnẽ. Nach Verflieſſung aber zwoͤlf
Tag/ kom̃en ſie wiederum zu ihrer vorigen Ge-
ſtalt/ und werden wieder zu Menſchen. Bißhie-
her Peucerus. Aber ſo wir betrachten die Natur
und derſelben Kraͤffte und Vermoͤgen/ koͤñen
wir ſolche Verwandlung gar nicht gut heiſſen.
Dann da kan die Seele eines Menſchen nicht
verwandelt werden in die Seele eines Wolfs/
noch der Menſchliche Leib in einen Wolffs Leib.
Es iſt unſere Seele viel edeler/ und unſer Leib
viel herꝛlicher/ als daß er alſo ſolte koͤnnen ver-
wandelt werden. Ja es kan die Menſchliche
Seel ſich nit von ihrem Leib ſcheidẽ/ daß ſie fah-
re in einen Wolffs-Leib/ denſelben zu bewegen
und lebend zu machen. Forma alia aliam po-
ſtulat materiam; præſtantiſſima præſtantiſſi-
mam. Ja es kan ſolches der Teuffel ſelber nicht
ins Werck richten/ vielweniger die Hexen. Daß
es der Teuffel nit koͤnne/ iſt daher offenbar/ weil
er es weder auff natuͤrliche Weiß/ noch uͤberna-
tuͤrlich verrichtet. Nicht uͤbernatuͤrlich/ weil es
alleine GOtt zukomt/ uͤber die Natur thun.
Nicht natuͤrlich/ weil die Natur Katzen/ Woͤlf/
Hund ꝛc. nicht zeuget/ ohne nur durch den
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