von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920."bedenke doch, es ist ja ein Glück, daß deine Freundin mich haben will, und ich werde Tunis sehen -- Tunis!" Auch durch ihre Augen zuckt ein Blitz wie ein großes Freudenfeuer. -- "Ich seh' dich nicht wieder!" schluchzt die Mutter. -- Der Zug setzt sich in Bewegung, die Mutter winkt, und Indra winkt noch in die Nacht, mit dem weißen Taschentuch, das vor den Augen der Mutter und der Tochter kleiner und kleiner wird -- wie ein Schmetterling, der sich hinaus in Nacht und Dunkel verflogen. -- Indra schließt die Augen und versucht zu schlafen. Aber wie ist dies möglich vor dem wasserfallartigen Rauschen des eintönigen Plauderbachs der "Damen". Ganze Familien-, Krankheitsgeschichten, Hochzeit, Tod -- alles erörtert sich zwischen ein paar Stationen! Hinter Brandenburg wird's etwas leerer, Indra will sich gerade ein wenig ausstrecken, da kommen drei neue Damen mit zahllosem Handgepäck. -- Aber wenigstens hat das junge Mädchen einen Eckplatz erobert und fühlt sich schon dadurch vom Geschick bevorzugt. -- "Alles Glück des Lebens ist wirklich nur relativ", denkt sie. "Aus der eingekeilten „bedenke doch, es ist ja ein Glück, daß deine Freundin mich haben will, und ich werde Tunis sehen — Tunis!“ Auch durch ihre Augen zuckt ein Blitz wie ein großes Freudenfeuer. — „Ich seh’ dich nicht wieder!“ schluchzt die Mutter. — Der Zug setzt sich in Bewegung, die Mutter winkt, und Indra winkt noch in die Nacht, mit dem weißen Taschentuch, das vor den Augen der Mutter und der Tochter kleiner und kleiner wird — wie ein Schmetterling, der sich hinaus in Nacht und Dunkel verflogen. — Indra schließt die Augen und versucht zu schlafen. Aber wie ist dies möglich vor dem wasserfallartigen Rauschen des eintönigen Plauderbachs der „Damen“. Ganze Familien-, Krankheitsgeschichten, Hochzeit, Tod — alles erörtert sich zwischen ein paar Stationen! Hinter Brandenburg wird’s etwas leerer, Indra will sich gerade ein wenig ausstrecken, da kommen drei neue Damen mit zahllosem Handgepäck. — Aber wenigstens hat das junge Mädchen einen Eckplatz erobert und fühlt sich schon dadurch vom Geschick bevorzugt. — „Alles Glück des Lebens ist wirklich nur relativ“, denkt sie. „Aus der eingekeilten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0017" n="18"/> „bedenke doch, es ist ja ein Glück, daß deine Freundin mich haben will, und ich werde Tunis sehen — Tunis!“ Auch durch ihre Augen zuckt ein Blitz wie ein großes Freudenfeuer. — „Ich seh’ dich nicht wieder!“ schluchzt die Mutter. — Der Zug setzt sich in Bewegung, die Mutter winkt, und Indra winkt noch in die Nacht, mit dem weißen Taschentuch, das vor den Augen der Mutter und der Tochter kleiner und kleiner wird — wie ein Schmetterling, der sich hinaus in Nacht und Dunkel verflogen. — Indra schließt die Augen und versucht zu schlafen. Aber wie ist dies möglich vor dem wasserfallartigen Rauschen des eintönigen Plauderbachs der „Damen“. Ganze Familien-, Krankheitsgeschichten, Hochzeit, Tod — alles erörtert sich zwischen ein paar Stationen! Hinter Brandenburg wird’s etwas leerer, Indra will sich gerade ein wenig ausstrecken, da kommen drei neue Damen mit zahllosem Handgepäck. — Aber wenigstens hat das junge Mädchen einen Eckplatz erobert und fühlt sich schon dadurch vom Geschick bevorzugt. — „Alles Glück des Lebens ist wirklich nur relativ“, denkt sie. „Aus der eingekeilten </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0017]
„bedenke doch, es ist ja ein Glück, daß deine Freundin mich haben will, und ich werde Tunis sehen — Tunis!“ Auch durch ihre Augen zuckt ein Blitz wie ein großes Freudenfeuer. — „Ich seh’ dich nicht wieder!“ schluchzt die Mutter. — Der Zug setzt sich in Bewegung, die Mutter winkt, und Indra winkt noch in die Nacht, mit dem weißen Taschentuch, das vor den Augen der Mutter und der Tochter kleiner und kleiner wird — wie ein Schmetterling, der sich hinaus in Nacht und Dunkel verflogen. — Indra schließt die Augen und versucht zu schlafen. Aber wie ist dies möglich vor dem wasserfallartigen Rauschen des eintönigen Plauderbachs der „Damen“. Ganze Familien-, Krankheitsgeschichten, Hochzeit, Tod — alles erörtert sich zwischen ein paar Stationen! Hinter Brandenburg wird’s etwas leerer, Indra will sich gerade ein wenig ausstrecken, da kommen drei neue Damen mit zahllosem Handgepäck. — Aber wenigstens hat das junge Mädchen einen Eckplatz erobert und fühlt sich schon dadurch vom Geschick bevorzugt. — „Alles Glück des Lebens ist wirklich nur relativ“, denkt sie. „Aus der eingekeilten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |