Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

Bild:
<< vorherige Seite

nur fünf Fräulein (zehn waren im Hause), teils aufgeputzt, um der "Neuen" Eindruck zu machen, teils mit Lockenwickeln und schlampigen Negligees.

Sie waren gut dressiert und taten den Mund nicht auf. Aber Indra konstatierte: bis auf eine, ein sanftes, blondes, feines Mädchen mit tadellosem Benehmen, aßen sie eine jede mit dem Messer. Es fehlte ihnen eben allen die Kinderstube!

Boris, der gleichfalls anwesend war, kam ihr etwas gedrückt vor. Doch als sie beide draußen wieder ihre Rickshaws bestiegen, heiterte sich sein Wesen bald auf. Und auch von ihr begannen die Schatten der Pension zu weichen. Es war zu schön, was er ihr zeigte. Erst waren sie in dem hübschen Rafflesmuseum, das Indra eine Fülle von Anregung und Belehrung bot. Später fuhren sie nach dem berühmten botanischen Garten. Der Weg dahin entzückte Indra, mit den Ausblicken aufs Meer, durch das köstlichste Palmen- und Bananendickicht. Aber dort erst, in dem Wunderpark mit seiner Tropenfülle von farbig blühenden Bäumen, kannte ihr Schönheitsrausch keine

nur fünf Fräulein (zehn waren im Hause), teils aufgeputzt, um der „Neuen“ Eindruck zu machen, teils mit Lockenwickeln und schlampigen Negligées.

Sie waren gut dressiert und taten den Mund nicht auf. Aber Indra konstatierte: bis auf eine, ein sanftes, blondes, feines Mädchen mit tadellosem Benehmen, aßen sie eine jede mit dem Messer. Es fehlte ihnen eben allen die Kinderstube!

Boris, der gleichfalls anwesend war, kam ihr etwas gedrückt vor. Doch als sie beide draußen wieder ihre Rickshaws bestiegen, heiterte sich sein Wesen bald auf. Und auch von ihr begannen die Schatten der Pension zu weichen. Es war zu schön, was er ihr zeigte. Erst waren sie in dem hübschen Rafflesmuseum, das Indra eine Fülle von Anregung und Belehrung bot. Später fuhren sie nach dem berühmten botanischen Garten. Der Weg dahin entzückte Indra, mit den Ausblicken aufs Meer, durch das köstlichste Palmen- und Bananendickicht. Aber dort erst, in dem Wunderpark mit seiner Tropenfülle von farbig blühenden Bäumen, kannte ihr Schönheitsrausch keine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0050" n="51"/>
nur fünf Fräulein (zehn waren im Hause), teils aufgeputzt, um der &#x201E;Neuen&#x201C; Eindruck zu machen, teils mit Lockenwickeln und schlampigen Negligées.</p>
        <p>Sie waren gut dressiert und taten den Mund nicht auf. Aber Indra konstatierte: bis auf eine, ein sanftes, blondes, feines Mädchen mit tadellosem Benehmen, aßen sie eine jede mit dem Messer. Es fehlte ihnen eben allen die Kinderstube!</p>
        <p>Boris, der gleichfalls anwesend war, kam ihr etwas gedrückt vor. Doch als sie beide draußen wieder ihre Rickshaws bestiegen, heiterte sich sein Wesen bald auf. Und auch von ihr begannen die Schatten der Pension zu weichen. Es war zu schön, was er ihr zeigte. Erst waren sie in dem hübschen Rafflesmuseum, das Indra eine Fülle von Anregung und Belehrung bot. Später fuhren sie nach dem berühmten botanischen Garten. Der Weg dahin entzückte Indra, mit den Ausblicken aufs Meer, durch das köstlichste Palmen- und Bananendickicht. Aber dort erst, in dem Wunderpark mit seiner Tropenfülle von farbig blühenden Bäumen, kannte ihr Schönheitsrausch keine
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0050] nur fünf Fräulein (zehn waren im Hause), teils aufgeputzt, um der „Neuen“ Eindruck zu machen, teils mit Lockenwickeln und schlampigen Negligées. Sie waren gut dressiert und taten den Mund nicht auf. Aber Indra konstatierte: bis auf eine, ein sanftes, blondes, feines Mädchen mit tadellosem Benehmen, aßen sie eine jede mit dem Messer. Es fehlte ihnen eben allen die Kinderstube! Boris, der gleichfalls anwesend war, kam ihr etwas gedrückt vor. Doch als sie beide draußen wieder ihre Rickshaws bestiegen, heiterte sich sein Wesen bald auf. Und auch von ihr begannen die Schatten der Pension zu weichen. Es war zu schön, was er ihr zeigte. Erst waren sie in dem hübschen Rafflesmuseum, das Indra eine Fülle von Anregung und Belehrung bot. Später fuhren sie nach dem berühmten botanischen Garten. Der Weg dahin entzückte Indra, mit den Ausblicken aufs Meer, durch das köstlichste Palmen- und Bananendickicht. Aber dort erst, in dem Wunderpark mit seiner Tropenfülle von farbig blühenden Bäumen, kannte ihr Schönheitsrausch keine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/50
Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/50>, abgerufen am 21.11.2024.