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von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

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geflattert zu einem Lebewohl für die Mutter. Ach, dieser Schmetterling war lang verflogen, übers Meer, in Nacht und Schande, dachte wohl die Mutter in ihrem engen Sinn. Und hatte sie nicht vielleicht dennoch recht? War alles, was sich Indra immer wieder sagte, nur ein Mäntelchen für ihre eigene böse Lust, die schlechten Instinkte, die der mehr wie dreimonatige Aufenthalt bei solcher Pensionsmutter in ihr geweckt? Wie eine offene Wunde trug Indra das Verstummen ihrer Mutter, da sie doch wieder und wieder zu ihr gefleht hatte in ihrer tiefsten Not.

Auf dem Dampfer gab Brostoczicz Indra für seine Frau aus, und sie ruhte allnächtlich an seinem Herzen. Es war ja alles gleich, sagte sie sich, und Boris war besser als ein anderer. Sie fühlte auch, daß ihre Sinne jählings erwacht waren und nach Sättigung schrien.

Und der große Verführer tat sein Werk, er weihte sie ein in den Astartenkult -- und sie wurde seine gelehrige Schülerin.

Nun würde sie ein würdiges Mitglied der berühmten Number nine werden. Boris war im

geflattert zu einem Lebewohl für die Mutter. Ach, dieser Schmetterling war lang verflogen, übers Meer, in Nacht und Schande, dachte wohl die Mutter in ihrem engen Sinn. Und hatte sie nicht vielleicht dennoch recht? War alles, was sich Indra immer wieder sagte, nur ein Mäntelchen für ihre eigene böse Lust, die schlechten Instinkte, die der mehr wie dreimonatige Aufenthalt bei solcher Pensionsmutter in ihr geweckt? Wie eine offene Wunde trug Indra das Verstummen ihrer Mutter, da sie doch wieder und wieder zu ihr gefleht hatte in ihrer tiefsten Not.

Auf dem Dampfer gab Brostoczicz Indra für seine Frau aus, und sie ruhte allnächtlich an seinem Herzen. Es war ja alles gleich, sagte sie sich, und Boris war besser als ein anderer. Sie fühlte auch, daß ihre Sinne jählings erwacht waren und nach Sättigung schrien.

Und der große Verführer tat sein Werk, er weihte sie ein in den Astartenkult — und sie wurde seine gelehrige Schülerin.

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[96/0095] geflattert zu einem Lebewohl für die Mutter. Ach, dieser Schmetterling war lang verflogen, übers Meer, in Nacht und Schande, dachte wohl die Mutter in ihrem engen Sinn. Und hatte sie nicht vielleicht dennoch recht? War alles, was sich Indra immer wieder sagte, nur ein Mäntelchen für ihre eigene böse Lust, die schlechten Instinkte, die der mehr wie dreimonatige Aufenthalt bei solcher Pensionsmutter in ihr geweckt? Wie eine offene Wunde trug Indra das Verstummen ihrer Mutter, da sie doch wieder und wieder zu ihr gefleht hatte in ihrer tiefsten Not. Auf dem Dampfer gab Brostoczicz Indra für seine Frau aus, und sie ruhte allnächtlich an seinem Herzen. Es war ja alles gleich, sagte sie sich, und Boris war besser als ein anderer. Sie fühlte auch, daß ihre Sinne jählings erwacht waren und nach Sättigung schrien. Und der große Verführer tat sein Werk, er weihte sie ein in den Astartenkult — und sie wurde seine gelehrige Schülerin. Nun würde sie ein würdiges Mitglied der berühmten Number nine werden. Boris war im

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Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/95>, abgerufen am 19.05.2024.