Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Preuß, Hugo: Franz Lieber, ein Bürger zweier Welten. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite

im Jahre 1832 und 23 000 im Jahre 1837 zu heben. Von ungeheurem Einflusse aber war vor allem die Bewegung des Jahres 1848. Die Zahl der deutschen Einwanderer in dem Jahrzehnt von 1845 bis 1854 beträgt 1 226 392, also im Durchschnitt über 120 000 jährlich. Die Masseneinwanderung der 48 er bildet einen wesentlichen Abschnitt in der Geschichte der deutsch-amerikanischen Emigration. Die schon früher Eingewanderten nannte man im Gegensatz zu diesen massenhaften neu angekommenen "Grünen", die "grauen Deutschen".

Jene Hunderttausende waren freilich auch nur zum kleineren Theil politische Flüchtlinge im eigentlichen Sinne, Leute höherer Bildung, welche ein entwickeltes politisches Auffassungs- und Denkvermögen mitbrachten, und deren Thätigkeit nicht lediglich im wirthschaftlichen und Erwerbsleben aufging. Männer dieser Art haben denn auch wirksam auf einen geistigen Austausch zwischen Deutschland und Amerika hingearbeitet. Theils haben sie, dauernd in Amerika seßhaft geworden, thätig in das politische Leben des großen transatlantischen Gemeinwesens eingegriffen; theils kehrten sie, nachdem sie in langjährigem Aufenthalt die dortigen Zustände gründlich kennen gelernt, bei dem großartigen Aufschwünge der deutschen Politik von 1866 und 1870 zu uns zurück, im hiesigen staatlichen und socialen Leben für ein besseres Verständniß der neuen Welt wirkend. Repräsentirt werden diese beiden Kategorien von Vermittlern deutschen und amerikanischen Geistes durch die diesseits wie jenseits des Oceans hochverehrten Namen von Karl Schurz und Friedrich Kapp.

Kein so glückliches Loos war einem Manne beschieden, der doch durch die hohe Begabung seines Geistes wie durch die reiche Erfahrung seines wechselvollen Lebens so recht zu einem geistigen Vermittler zwischen beiden Welten berufen war. Und

im Jahre 1832 und 23 000 im Jahre 1837 zu heben. Von ungeheurem Einflusse aber war vor allem die Bewegung des Jahres 1848. Die Zahl der deutschen Einwanderer in dem Jahrzehnt von 1845 bis 1854 beträgt 1 226 392, also im Durchschnitt über 120 000 jährlich. Die Masseneinwanderung der 48 er bildet einen wesentlichen Abschnitt in der Geschichte der deutsch-amerikanischen Emigration. Die schon früher Eingewanderten nannte man im Gegensatz zu diesen massenhaften neu angekommenen „Grünen“, die „grauen Deutschen“.

Jene Hunderttausende waren freilich auch nur zum kleineren Theil politische Flüchtlinge im eigentlichen Sinne, Leute höherer Bildung, welche ein entwickeltes politisches Auffassungs- und Denkvermögen mitbrachten, und deren Thätigkeit nicht lediglich im wirthschaftlichen und Erwerbsleben aufging. Männer dieser Art haben denn auch wirksam auf einen geistigen Austausch zwischen Deutschland und Amerika hingearbeitet. Theils haben sie, dauernd in Amerika seßhaft geworden, thätig in das politische Leben des großen transatlantischen Gemeinwesens eingegriffen; theils kehrten sie, nachdem sie in langjährigem Aufenthalt die dortigen Zustände gründlich kennen gelernt, bei dem großartigen Aufschwünge der deutschen Politik von 1866 und 1870 zu uns zurück, im hiesigen staatlichen und socialen Leben für ein besseres Verständniß der neuen Welt wirkend. Repräsentirt werden diese beiden Kategorien von Vermittlern deutschen und amerikanischen Geistes durch die diesseits wie jenseits des Oceans hochverehrten Namen von Karl Schurz und Friedrich Kapp.

Kein so glückliches Loos war einem Manne beschieden, der doch durch die hohe Begabung seines Geistes wie durch die reiche Erfahrung seines wechselvollen Lebens so recht zu einem geistigen Vermittler zwischen beiden Welten berufen war. Und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0006" n="6"/>
im Jahre 1832 und 23 000 im Jahre 1837 zu heben. Von ungeheurem Einflusse aber war vor allem die Bewegung des Jahres 1848. Die Zahl der deutschen Einwanderer in dem Jahrzehnt von 1845 bis 1854 beträgt 1 226 392, also im Durchschnitt über 120 000 jährlich. Die Masseneinwanderung der 48 er bildet einen wesentlichen Abschnitt in der Geschichte der deutsch-amerikanischen Emigration. Die schon früher Eingewanderten nannte man im Gegensatz zu diesen massenhaften neu angekommenen &#x201E;Grünen&#x201C;, die &#x201E;grauen Deutschen&#x201C;.</p>
        <p>Jene Hunderttausende waren freilich auch nur zum kleineren Theil politische Flüchtlinge im eigentlichen Sinne, Leute höherer Bildung, welche ein entwickeltes politisches Auffassungs- und Denkvermögen mitbrachten, und deren Thätigkeit nicht lediglich im wirthschaftlichen und Erwerbsleben aufging. Männer dieser Art haben denn auch wirksam auf einen geistigen Austausch zwischen Deutschland und Amerika hingearbeitet. Theils haben sie, dauernd in Amerika seßhaft geworden, thätig in das politische Leben des großen transatlantischen Gemeinwesens eingegriffen; theils kehrten sie, nachdem sie in langjährigem Aufenthalt die dortigen Zustände gründlich kennen gelernt, bei dem großartigen Aufschwünge der deutschen Politik von 1866 und 1870 zu uns zurück, im hiesigen staatlichen und socialen Leben für ein besseres Verständniß der neuen Welt wirkend. Repräsentirt werden diese beiden Kategorien von Vermittlern deutschen und amerikanischen Geistes durch die diesseits wie jenseits des Oceans hochverehrten Namen von Karl <hi rendition="#g">Schurz</hi> und Friedrich <hi rendition="#g">Kapp</hi>.</p>
        <p>Kein so glückliches Loos war einem Manne beschieden, der doch durch die hohe Begabung seines Geistes wie durch die reiche Erfahrung seines wechselvollen Lebens so recht zu einem geistigen Vermittler zwischen beiden Welten berufen war. Und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0006] im Jahre 1832 und 23 000 im Jahre 1837 zu heben. Von ungeheurem Einflusse aber war vor allem die Bewegung des Jahres 1848. Die Zahl der deutschen Einwanderer in dem Jahrzehnt von 1845 bis 1854 beträgt 1 226 392, also im Durchschnitt über 120 000 jährlich. Die Masseneinwanderung der 48 er bildet einen wesentlichen Abschnitt in der Geschichte der deutsch-amerikanischen Emigration. Die schon früher Eingewanderten nannte man im Gegensatz zu diesen massenhaften neu angekommenen „Grünen“, die „grauen Deutschen“. Jene Hunderttausende waren freilich auch nur zum kleineren Theil politische Flüchtlinge im eigentlichen Sinne, Leute höherer Bildung, welche ein entwickeltes politisches Auffassungs- und Denkvermögen mitbrachten, und deren Thätigkeit nicht lediglich im wirthschaftlichen und Erwerbsleben aufging. Männer dieser Art haben denn auch wirksam auf einen geistigen Austausch zwischen Deutschland und Amerika hingearbeitet. Theils haben sie, dauernd in Amerika seßhaft geworden, thätig in das politische Leben des großen transatlantischen Gemeinwesens eingegriffen; theils kehrten sie, nachdem sie in langjährigem Aufenthalt die dortigen Zustände gründlich kennen gelernt, bei dem großartigen Aufschwünge der deutschen Politik von 1866 und 1870 zu uns zurück, im hiesigen staatlichen und socialen Leben für ein besseres Verständniß der neuen Welt wirkend. Repräsentirt werden diese beiden Kategorien von Vermittlern deutschen und amerikanischen Geistes durch die diesseits wie jenseits des Oceans hochverehrten Namen von Karl Schurz und Friedrich Kapp. Kein so glückliches Loos war einem Manne beschieden, der doch durch die hohe Begabung seines Geistes wie durch die reiche Erfahrung seines wechselvollen Lebens so recht zu einem geistigen Vermittler zwischen beiden Welten berufen war. Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-23T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-23T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/preuss_franz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/preuss_franz_1886/6
Zitationshilfe: Preuß, Hugo: Franz Lieber, ein Bürger zweier Welten. Berlin, 1886, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuss_franz_1886/6>, abgerufen am 22.12.2024.