La Primaudaye, Pierre de: Christliche Gebett Einer andächtigen Seelen. Übers. v. Caspar Dornau. Frankfurt (Main), 1624.einer andächtigen Seelen. zaume/ nach deinem Worte zu halten/ vndden außgang deinem Göttlichen willen vnnd wolgefallen heimzustellen. Der Mensch wird vom Fleisch gebohren/ was sein sichtbares Wesen anlanget/ vnd grü- net herfür als eine Blume/ welche von vie- len Winden hin vnd wieder getrieben/ bald verdorret vnd abfelt: das verderben wird seiner mächtig ehe ers fühlet/ vnnd ist ein vnbestendig ding vmb sein Leben. Er feh- ret dahin/ wie eines schlaffenden kurtzer Traum/ vnnd die beste zeit seiner Jahre sind doch nicht ohne betrübnuß des Ge- müts oder Leibes schmertzen. Er fehret da- hin wie ein Wasserfluth/ vnnd sein Leben verlieret sich vnd verschwindet durch vn- zehlich viel außgenge vnd schliplöcher in dem alle augenbick seines Lebens die nähe- ste vnnd geringste gefahr in der Er schwe- bet/ scheinet der Todt selbst seyn/ welcher jhm nicht anders als sein eigner Schatten auff der Fersen nachfolget vnd verlachet seine grosse anschläge/ die Er geschwinde in die Lufft versteubet/ jhn aber selbst zur Aschen J iij
einer andächtigen Seelen. zaume/ nach deinem Worte zu halten/ vndden außgang deinem Göttlichen willen vnnd wolgefallen heimzuſtellen. Der Menſch wird vom Fleiſch gebohren/ was ſein ſichtbares Weſen anlanget/ vnd grü- net herfür als eine Blume/ welche von vie- len Winden hin vnd wieder getrieben/ bald verdoꝛret vnd abfelt: das verderben wird ſeiner mächtig ehe ers fühlet/ vnnd iſt ein vnbeſtendig ding vmb ſein Leben. Er feh- ret dahin/ wie eines ſchlaffenden kurtzer Traum/ vnnd die beſte zeit ſeiner Jahre ſind doch nicht ohne betrübnuß des Ge- müts oder Leibes ſchmertzen. Er fehꝛet da- hin wie ein Waſſerfluth/ vnnd ſein Leben verlieret ſich vnd verſchwindet durch vn- zehlich viel außgenge vnd ſchliplöcher in dem alle augenbick ſeines Lebens die nähe- ſte vnnd geringſte gefahr in der Er ſchwe- bet/ ſcheinet der Todt ſelbſt ſeyn/ welcher jhm nicht anders als ſein eigner Schatten auff der Ferſen nachfolget vnd verlachet ſeine groſſe anſchläge/ die Er geſchwinde in die Lufft verſteubet/ jhn aber ſelbſt zur Aſchen J iij
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einer andächtigen Seelen.
zaume/ nach deinem Worte zu halten/ vnd
den außgang deinem Göttlichen willen
vnnd wolgefallen heimzuſtellen. Der
Menſch wird vom Fleiſch gebohren/ was
ſein ſichtbares Weſen anlanget/ vnd grü-
net herfür als eine Blume/ welche von vie-
len Winden hin vnd wieder getrieben/ bald
verdoꝛret vnd abfelt: das verderben wird
ſeiner mächtig ehe ers fühlet/ vnnd iſt ein
vnbeſtendig ding vmb ſein Leben. Er feh-
ret dahin/ wie eines ſchlaffenden kurtzer
Traum/ vnnd die beſte zeit ſeiner Jahre
ſind doch nicht ohne betrübnuß des Ge-
müts oder Leibes ſchmertzen. Er fehꝛet da-
hin wie ein Waſſerfluth/ vnnd ſein Leben
verlieret ſich vnd verſchwindet durch vn-
zehlich viel außgenge vnd ſchliplöcher in
dem alle augenbick ſeines Lebens die nähe-
ſte vnnd geringſte gefahr in der Er ſchwe-
bet/ ſcheinet der Todt ſelbſt ſeyn/ welcher
jhm nicht anders als ſein eigner Schatten
auff der Ferſen nachfolget vnd verlachet
ſeine groſſe anſchläge/ die Er geſchwinde
in die Lufft verſteubet/ jhn aber ſelbſt zur
Aſchen
J iij
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