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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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des zarteren Geschlechts, dem unser Conventikel ohne-
hin bereits so viel verdankt! .......

So weit war ich in der Lecture gekommen, als die kleine
Elisa mit meinem Frühstück erschien, und mir, nach dem
langen Schlafen, wie sie sagte, einen schalkhaft freundli-
chen, guten Morgen bot. Sie kam aus der Kirche -- war
sich einer hübschen Toilette bewußt -- und hatte es
mit einem Fremden zu thun -- alles Dinge, die Wei-
ber sehr weich stimmen. Sie schien daher fast betre-
ten, als ich ihr meine Abreise auf morgen früh an-
kündigte, tröstete sich jedoch, sobald ich ihr meine Bi-
bliothek zurückzulassen, und in einer Woche noch ein-
mal so viel Bücher selbst mitzubringen versprach.

Nachmittag besah ich, von ihr geführt, die Stadt-
promenaden, von denen die eine, sehr romantisch, auf
einem großen Felsen angelegt ist. Wir sahen von
hier aus den Snowdon in fast durchsichtiger Klar-
heit, ohne daß nur ein Wölkchen seine Reinheit ge-
trübt hätte, und ich konnte nicht umhin mich ein we-
nig zu ärgern, so ganz den rechten Tag bei ihm ver-
fehlt zu haben.

Nach diesen idyllischen Spaziergängen beschloß wie-
der "tender mutton" den Tag, von dem ich bedaure,
Dir nichts Interessanteres melden zu können. Doch
fällt mir eben noch eine ziemlich seltsame Anekdote
bei, die mir der Wirth heute erzählte. Am 5ten Au-
gust des Jahres 1820 verunglückte die hiesige Fähre
bei Nacht, und von 26 Personen ward nur ein Mann
gerettet. Grade 37 Jahre vorher hatte die Fähre

des zarteren Geſchlechts, dem unſer Conventikel ohne-
hin bereits ſo viel verdankt! .......

So weit war ich in der Lecture gekommen, als die kleine
Eliſa mit meinem Frühſtück erſchien, und mir, nach dem
langen Schlafen, wie ſie ſagte, einen ſchalkhaft freundli-
chen, guten Morgen bot. Sie kam aus der Kirche — war
ſich einer hübſchen Toilette bewußt — und hatte es
mit einem Fremden zu thun — alles Dinge, die Wei-
ber ſehr weich ſtimmen. Sie ſchien daher faſt betre-
ten, als ich ihr meine Abreiſe auf morgen früh an-
kündigte, tröſtete ſich jedoch, ſobald ich ihr meine Bi-
bliothek zurückzulaſſen, und in einer Woche noch ein-
mal ſo viel Bücher ſelbſt mitzubringen verſprach.

Nachmittag beſah ich, von ihr geführt, die Stadt-
promenaden, von denen die eine, ſehr romantiſch, auf
einem großen Felſen angelegt iſt. Wir ſahen von
hier aus den Snowdon in faſt durchſichtiger Klar-
heit, ohne daß nur ein Wölkchen ſeine Reinheit ge-
trübt hätte, und ich konnte nicht umhin mich ein we-
nig zu ärgern, ſo ganz den rechten Tag bei ihm ver-
fehlt zu haben.

Nach dieſen idylliſchen Spaziergängen beſchloß wie-
der „tender mutton“ den Tag, von dem ich bedaure,
Dir nichts Intereſſanteres melden zu können. Doch
fällt mir eben noch eine ziemlich ſeltſame Anekdote
bei, die mir der Wirth heute erzählte. Am 5ten Au-
guſt des Jahres 1820 verunglückte die hieſige Fähre
bei Nacht, und von 26 Perſonen ward nur ein Mann
gerettet. Grade 37 Jahre vorher hatte die Fähre

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[88/0112] des zarteren Geſchlechts, dem unſer Conventikel ohne- hin bereits ſo viel verdankt! ....... So weit war ich in der Lecture gekommen, als die kleine Eliſa mit meinem Frühſtück erſchien, und mir, nach dem langen Schlafen, wie ſie ſagte, einen ſchalkhaft freundli- chen, guten Morgen bot. Sie kam aus der Kirche — war ſich einer hübſchen Toilette bewußt — und hatte es mit einem Fremden zu thun — alles Dinge, die Wei- ber ſehr weich ſtimmen. Sie ſchien daher faſt betre- ten, als ich ihr meine Abreiſe auf morgen früh an- kündigte, tröſtete ſich jedoch, ſobald ich ihr meine Bi- bliothek zurückzulaſſen, und in einer Woche noch ein- mal ſo viel Bücher ſelbſt mitzubringen verſprach. Nachmittag beſah ich, von ihr geführt, die Stadt- promenaden, von denen die eine, ſehr romantiſch, auf einem großen Felſen angelegt iſt. Wir ſahen von hier aus den Snowdon in faſt durchſichtiger Klar- heit, ohne daß nur ein Wölkchen ſeine Reinheit ge- trübt hätte, und ich konnte nicht umhin mich ein we- nig zu ärgern, ſo ganz den rechten Tag bei ihm ver- fehlt zu haben. Nach dieſen idylliſchen Spaziergängen beſchloß wie- der „tender mutton“ den Tag, von dem ich bedaure, Dir nichts Intereſſanteres melden zu können. Doch fällt mir eben noch eine ziemlich ſeltſame Anekdote bei, die mir der Wirth heute erzählte. Am 5ten Au- guſt des Jahres 1820 verunglückte die hieſige Fähre bei Nacht, und von 26 Perſonen ward nur ein Mann gerettet. Grade 37 Jahre vorher hatte die Fähre

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/112>, abgerufen am 24.11.2024.